zu Besuch bei: May B. Aweley

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Aweley - PuppenbrautAuf meinen Besuch bei May B. Aweley in Berlin habe ich mich lange gefreut. Nicht nur, weil ich gerne in Berlin bin, sondern auch weil ich sehr gespannt bin, die Frau zu treffen, die ich mir nach Lektüre ihres Thrillers „Puppenbraut“ wie eine Mischung aus Nicci French und Stephen King vorstelle. Im Taxi überlege ich, wo ein Autor, der Spannung mit einer detailreichen Betrachtung der Abgründe der menschlichen Seele erzeugt, wohl wohnt. Ich würde ein altes Gemäuer mit Spreeblick in einem verwunschenen Garten mit knorrigem Baumbestand erwarten, Modell „haunted Castle“. Oder vielleicht ein extravagantes Loft, in einer alten Fabrikhalle. Backstein mit großen Bleiglasfensterfronten. Eine ganz normale Wohnung für Frau Aweley und ihre Familie bleibt irgendwie hinter meinen Erwartungen zurück. Andererseits … aus meiner Zeit als Strafverteidiger weiß ich, dass das Grauen gerade hinter einer ganz bürgerlichen Fassade besonders gut gedeiht.

Als ich kurz darauf mit May bei einer Tasse Kaffee beisammen sitze, finde ich meine Gedanken schon wieder albern. May ist so nett, so erfrischend geradlinig und freundlich, dass ich mir gar nicht vorstellen kann, dass sie mit ihren Geschichten den grässlichsten Psychopathen förmlich in den Kopf kriecht.

 

Zu Besuch bei May B. Aweley, die eigentlich sehr gemütlich ist

Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Die Ideen sind überall – man muss sie nur greifen. Sie begleiten mich beim Sport (meist auch, wenn ich keinen Notizblock dabei habe), beim Einkaufen, beim Autofahren. Die einzige Voraussetzungen sind: offene Augen und Bereitschaft, sich auf Neues einzulassen. Dann sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Ich verstehe … bei mir fördert auch nichts mehr die Kreativität als meine Wehrlosigkeit, wenn ich weder Notizblock noch Diktiergerät bei mir habe.

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Vermutlich wieder zeichnen und lesen, lesen, lesen …

Haha… Klar, Lesen ist immer gut. Wir sind alle unsere besten Kunden. Aber halt… was heißt „wieder“ zeicnen…. Dürfen wir einmal einen echten Aweley bewundern? Den könnten wir zu diesem Interview packen?   *gaaaaaaanzliebschau*

 

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Ich habe die Frage nicht verstanden. AUFZUHÖREN? Undenkbar.
Aber Spaß beiseite. Das Bedürfnis, zu schreiben, ist mindestens genauso stark, wie das Bedürfnis, zu lesen. Man kann es vielleicht einige Zeit erfolgreich unterdrücken, doch wirklich damit aufhören? Das halte ich für unmöglich.

Das sehen viele … emotional anfälligere … Kollegen anders, die beim Schreiben auch so manches tiefe Tal der Tränen durchwandern und mit ihrer Kunst hadern. Aber vielleicht kompensierst du das durch die düsteren Szenen über die du schreibst? Was mich gleich zur nächsten Frage bringt:

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Wenn ich eine emotionsbeladene Stelle beschreibe, leide ich, liebe ich, hasse ich gemeinsam mit meinem Protagonisten.

Ha! Da sind wir wohl alle gleich. Das höre ich bei ganz vielen Gesprächen. Man muss irgendwie erleben, was man schreibt, nicht wahr?

Ja. Wir sind eins, daher fühlen wir wie eins. So gesehen ist jedes Buch, was die Gefühlsebene betrifft, sehr emotional und kann zu Tränen rühren. Ein ganz besonderer Moment ist, wenn das Buch endlich hochgeladen und gelesen wird. Ich glaube, die Zeit vom Lektorat zur Rezension ist insgesamt eine Achterbahn der Gefühle. Wie in einem Looping durchläuft der Autor mehrfach stark euphorische Momente und ebenfalls die Momente der Selbstzweifel.

Aha! Also doch. Selbstzweifel ja, aber nicht bis zur Aufgabe.

Man gewöhnt sich dran, es wird schwächer, doch es wird nie verschwinden, fürchte ich.

Nein. Aber wenn du sagst, du würdest so intensiv miterleben was du schreibst…

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

In meinen Thrillern sollte eigentlich wenig Autobiographie stecken, sonst wäre es langweilig; die Bücher würden sich kaum unterscheiden. Eigentlich.

Und uneigentlich? Man muss ja nicht gleich Massenmörder sein, um über einen solchen zu schreiben, aber die meisten Kollegen verraten sich in Details.

Dennoch kann man mich in jedem Buch finden… In ihren Werken verarbeiten Autoren ihr Leben, ihre Lebenseinstellung, ihren Alltag, den Umgang mit ihren Mitmenschen, gute und schlechte Erlebnisse & Begegnungen etc. Das resultiert aus der Vergangenheit jedes Autors. So gesehen steckt in jedem Buch doch ganz viel Autor drin.

Meine Rede! Man findet Seelensplitter des Autors zwischen den Zeilen. Immer. Davon bin ich überzeugt.

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Das größte Kompliment? „Dein Buch hat mich gefesselt.“

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Ein idealer Leser setzt sich auf die Couch, macht es sich gemütlich, nimmt im übertragenen Sinne meine Hand, vertraut mir und lässt sich auf ein Abenteuer mit mir ein.

Dafür schreibst du aber ganz schön harten Tobak. *lach*

Und wenn er sich mit Fragen an mich wendet, möchte ich für ihn da sein.

Das bist du. Ich bewundere, wie engagiert du dich in den sozialen Netzwerken mit deinen Lesern austauscht.

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Im Moment ist in meinem neuen Skript eine Estrella Fernández aufgetaucht und wirbelt die Beziehung meiner Protas mächtig auf. Ich glaube, sie muss ihre Position im Team erst definieren.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Vielleicht auf diese… »Möchtest du mit einem Stift und einen Zettel begraben werden – falls dir unterwegs noch etwas einfällt?«

Zombieautoren? Das hatten wir noch nie! Liebe May, ich bedanke mich für dieses wunderbare Gespräch und freue mich sehr, dich auf der Leserparty in Leipzig wieder zu treffen.

Für die spannenden Fragen möchte ich mich umgekehrt auch bei Euch ganz herzlich bedanken.

So erreicht ihr May B. Aweley

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Aweley - ExistenzlosUnser Lesetipp: Existenzlos – Psychothriller von May B. Aweley

Du öffnest die Augen.
Du weißt nicht, wer du bist. Eine Frau ohne Namen, ohne Vergangenheit.
Kann das, was sie dir erzählen, deine Geschichte sein?
Vielleicht ist die simple Wahrheit,
dass sie dich deiner wahren EXISTENZ beraubt haben!

Die Polizistin Alicia Juárez wird im Central Park bewusstlos aufgefunden. Wie im nahegelegenen Krankenhaus später festgestellt wird, leidet sie an retrograder Amnesie. Während sie versucht, ihrer Vergangenheit auf die Spur zu kommen, findet sie dunkle Geheimnisse. Sie öffnet dabei Türen, die besser verschlossen geblieben wären …

Skoutz meint: May B. Aweley versteht es, den Leser schon mit der Eingangsszene einzufangen, zu fesseln und dann durch ihre abgründige Geschichten zu jagen, bis sie tief in der Nacht atemlos und mit brennenden Augen das ausgelesene Buch zuklappen. Existenzlos spielt mit einer unserer Urängste, der Frage, was bleibt, wenn uns der äußere Rahmen,unsere Erinnerungen genommen werden. Auf mehreren Ebenen baut sich Spannung auf, Psychologisch ebenso wie anhand der äußeren Ereignisse. 

 

Der AngstheilerHinweis:

Mit der „Der Angstheiler“ konnte May B. Aweley unseren Juror Andreas Adlon so beeindrucken, dass er das Buch aus mehreren vorgeschlagenen hundert Titeln (Longlist) in die Midlist Crime des Skoutz-Awards 2016 gewählt hat.

Grund genug für uns, alle Ängste zu überwinden und den ungewöhnlichen Horrorthriller selbst zu lesen. Und deshalb können wir euch das Buch ausführlicher vorstellen (weiterlesen).

 

 

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