Skoutz-Autoreninterview Mathias Dambacher

Zu Besuch bei Mathias Dambacher

Heute sind der Skoutz und  ich unterwegs um einen Autor zu besuchen, den wir bisher noch nicht persönlich kennengelernt haben. Mathias Dambacher hat einen Termin mit uns und wir freuen uns schon auf unser Zusammentreffen. Sein Buchtitel  „Der weiße Planet 1“  steht auf der Midlist Science Fiction von Janna Ruth. Die Geschichte ist der Auftakt eines neuen Science Fiction Epos und verspricht so einiges. Auch der Skoutz-Kauz freut sich schon auf unser Gespräch und mahnt mich mal wieder zur Eile an. Aber wir waren recht zügig unterwegs und sind angekommen.

Zu Besuch bei Mathias Dambacher, der sich hohe Ziele steckt

Hallo lieber Mathias, wir freuen uns sehr, dass du dir heute für uns Zeit genommen hast und uns unsere Fragen beantworten möchtest. Für uns ist es immer schön persönlich mit den Autoren zu reden und haben uns heute richtig gefreut zu dir zu kommen. Achtung, unser Skoutz-Kauz ist schon durch die Tür geflattert …

Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?

Schön, dass ich euch heute bei mir begrüßen darf! Ich habe ein schnuckliges Haus auf einem kleinen Grundstück. Die Wege sind also nie weit. Von meinem Gartentor bis zu meiner Haustür sind es vielleicht 20 Schritte? Aber bei gutem Wetter setzen wir uns am besten unter mein Pavillon – da können wir es uns dann aussuchen, ob wir die Sonne genießen möchten oder es doch lieber etwas schattiger haben.

Schön ist es hier! Ein kleines Paradies. Wegen mir können wir gerne unter deinem Pavillon Platz nehmen. 

Und an Platz für Getränke oder was wir sonst so brauchen können, fehlt es uns hier auch nicht. Hier kommt es schonmal vor, dass ich an meinen Ideen für meine Geschichten feile. Das hilft uns sicherlich auch für unser Interview.

Ganz bestimmt, es soll ja ganz locker sein und soweit es uns betrifft, wir sind total entspannt und genießen gerade den Ausblick, den wir haben. Ihr Autoren verwöhnt uns aber auch immer! 

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Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?

Es ist zwar kein Lebensmotto, was ich mir jeden Morgen beim Aufstehen sage, aber letztlich lässt es sich sicher auf folgendes zusammenfassen:
„Stecke dir deine Ziele so hoch, wie du es dir nur vorstellen kannst! Denn selbst wenn du sie letztlich nicht erreichen solltest, bist du auf dem Weg dorthin immer noch viel weiter gekommen, als wenn du dir zu wenig vorgenommen hast.“

Klingt plausibel, aber etwas kompliziert. Ich könnte mir das nach dem Aufstehen nicht vorsagen. 🙂 Und wirkt dieses Mantra?

Dieses Motto hat sich bereits auf vieles, was ich in meinem Leben erreicht habe, ausgewirkt.

Auch auf dein Autorenleben?

Das Schreiben bildet dabei keine Ausnahme. Wenn ich zurückdenke, kann ich mich noch sehr gut erinnern, wie ich die Wände voller Bücher in den Bücherläden gesehen habe und mir dachte: „Wie kann ein Mensch es nur schaffen, sich eine ganze Welt, die ganzen Charaktere und den ganzen Handlungsverlauf auszudenken?“

OK, das habe ich mich in meinem „Leserleben“ auch schon oft gefragt. Ich finde es fantastisch, wie kreativ und fantasievoll Bücher sein können. Wie kamst du dann langgestreckt nach deinen Zielen hangelnd, weiter?

Ich hatte lange Zeit den Wunsch, eine eigene Geschichte zu schreiben, aber so ein Projekt kam mir unerreichbar vor. Im Jahr 2018 habe ich mir das erste Mal fest das Ziel gesetzt, eine eigene Geschichte zu schreiben – mehr noch, ich wollte am liebsten eine Science-Fiction Welt erschaffen, die an die Welten von „Star Wars“ oder „Dune“ heranreicht.

Klasse, ich liebe diese Welten und war schon immer sehr begeistert davon. Mir fehlt einfach das Talent, alles in Worte zu fassen, deshalb bin ich beim Lesen geblieben.  Mit diesen beiden Universen hast du dich aber dann auch – ganz konsequent schon auch brutal gestreckt. So verschieden diese beiden Welten sind, haben sie für dich dann was gemeinsam? 

Es sind Welten, in denen man sich verlieren und endlos begeistern kann. An George Lucas oder Frank Herbert bin ich wohl sicher noch nicht herangekommen, aber ich habe es durch dieses Ziel geschafft, mein erstes Buch zu schreiben.

Ja, das kennt man auch vom Klettern. Wenn man an einen Griff nicht herankommt, hilft es – so doof es klingt – sich auf den darüber zu konzentrieren, also darüber zu zielen. Sehr oft erreicht man das eigentlich Gewollte. So wie du mit deinem Buch. 

Genau dieses Buch, das es nun auf der Midlist für den Skoutz-Award 2023 im Genre: Science Fiction geschafft hat. Sogar der zweite Teil zu meiner Geschichte ist bereits veröffentlicht und weitere Bände werden folgen. Ich hätte wohl nie so viel erreicht, wenn ich mir nur vorgenommen hätte – ich will EIN Buch schreiben.

Tja, der alternative Kausalverlauf bleibt ein ewiges Rätsel, aber unbestritten hast du unglaublich viel schon mal geschafft. Dinge, die viele andere nicht oder jedenfalls so nicht erreicht hätten. 

Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?

Wenn ich meiner Frau meine neuesten Entwürfe meiner Geschichten gebe und diese, nachdem sie sie gelesen hat, ohne wilde Korrekturanmerkungen zurückbekomme.

Äh? Du bist sauer, wenn sie nicht meckert?

Dafür muss ich etwas weiter ausholen. Meine Frau ist meine Lektorin. Sie hat die ersten Fassungen meiner ersten Geschichte gelesene, als das wirklich noch nichts lesbares dargestellt hatte. Sie kennt den Plot, meine Charaktere und alles was mit meinen Büchern zu tun hat, sicherlich besser als ich selbst, weil sie es viel öfter gelesen hat, als ich selbst!

Ja. Aber warum stört dich, wenn sie keine Korrekturvorschläge hat?

Wenn ich also nach ihrer Korrektur ein „sauberes“ Kapitel zurückbekomme, bedeutet das für mich nur eines – ich werde alles neu schreiben dürfen. Nicht – da gibt es was zu verbessern oder so – nein – dieser Text war so derartiger Müll, du darfst alles nochmal machen.

Oh, krass! Ich hätte jetzt angenommen, dass sie es einfach so wie es ist, gut fand. Wie geht es dann weiter?

In der Regel kommen wir dann aber doch noch drauf, wo das große Problem in meinem Entwurf lag.

Das ist ja die Hauptsache. Am Ende ist dann alles gut. Nachdem wir jetzt schon mal ein so ungewöhnliches Lektorat kennengelernt haben, traue ich mich fast nicht nach Gewöhnlichem zu fragen:

Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?

Die Welt besteht aus Klischees.

Stimmt, sie begegnen einem überall. Das sagt aber nichts darüber aus, wie du mit ihnen umgehst. 

Ich sage nicht, dass das etwas gutes ist, sondern einfach nur, dass es so ist. Wir Menschen brauchen Klischees, um unsere Welt einteilen zu können. Ansonsten würde wohl unser Kopf explodieren, bei all den anderen Dingen, um die wir uns tagein, tagaus den Kopf zerbrechen müssen.

Klischees sind, wenn man so will, halt eine Sortierhilfe. Würde man ohne Voreinschätzung alles erst mal zu Ende analysieren, wären unsere Vorfahren beim ersten Säbelzahntiger nicht losgelaufen, sondern grübelnd gefressen worden. Solange man nicht diesen ersten Eindruck als unabänderlich ansieht, ist alles gut. Odine Raven hat sehr schön gesagt, man müsse die Klischees eben beaufsichtigen, damit sie nicht die Kontrolle übernehmen. 

Ich ertappe mich nicht selten selbst dabei, wie ich selber in das Klischeedenken verfalle. Einfach, weil es dem Verstand vieles so viel einfacher macht. Und genau das kann man sich beim Schreiben meiner Ansicht nach zunutze machen.

Inwiefern?

Mir macht es als Autor Spaß mit den Lesern zu spielen. Ich baue über Klischees Erwartungshaltungen auf – manchmal werden sie erfüllt, manchmal bekommt der Leser etwas ganz anderes geliefert. Dadurch kann er sich nie sicher sein, ob er seinem Instinkt beim Lesen vertrauen kann oder er eben an der Nase herumgeführt wird.

Das macht mir auch sehr viel Spaß beim Lesen. Man sucht förmlich nach kleinsten Hinweisen, die zeigen, wohin die Reise geht.

Mein Ziel ist es, Leser mit meiner Geschichte so sehr zum Nachdenken zu bringen, dass sie wirklich in meine Geschichte eintauchen. So bleibt es spannend.

Gerade diese Ungewissheit hält einen ja auch aufmerksam. Du hast jetzt mit Science Fiction angefangen, aber …

Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?

Bisher schreibe ich ausschließlich Science-Fiction. Ich habe mich auf jeden Fall bewusst dafür entschieden, obwohl ich wusste, dass es viele andere Genres gibt, in denen sich sicherlich besser oder einfacher Geld verdienen lassen würde. Aber nur wegen Geld habe ich das Schreiben nicht angefangen.

Ich denke, dass Genres überbewertet werden. Um mit deinem Beispiel Star Wars zu sprechen – da ist SF doch nur das Set, der Rahmen. Die Geschichten handeln von Liebe, Enttäuschung, Entwicklung und letztlich auch Verbrechen. Da sind, würde ich sagen, so ziemlich alle thematischen Genres enthalten. Auch beim Award sind z.B. SF-Romane auch in anderen Genres nominiert, letztes Jahr hat bei Crime ein Cyberpunk-Krimi gewonnen. Warum aber war es bei dir dann Science Fiction? 

Ich habe früher viel Fantasy-Bücher gelesen, irgendwann hatte ich mich an dem Genre „satt“ gelesen und ich bin auf Science-Fiction umgestiegen. Die beiden Genres sind sich im Grunde genommen gar nicht so unähnlich – sie stehen bei vielen Buchhandlungen ja auch direkt nebeneinander oder sogar im gleichen Regal.

In ihren pulpigen Anfängen wurden sie sogar zusammengefasst 🙂 Aber das beantwortet noch nicht, warum du jetzt schreibst, was du schreibst.

Ich wollte eine Geschichte schreiben, die ich selber als Leser gerne lesen würde. Ich wollte eine Welt
und Charaktere erschaffen, wie ich sie mir gewünscht hatte und wie ich mir gewünscht hätte, dass die Geschichte verläuft. Letztlich bin ich der festen Überzeugung, dass genau das die richtige Entscheidung war. Ich musste meine eigene Geschichte auch lesen – oft – sehr oft. Wenn es kein Genre gewesen wäre, mit dem ich mich identifiziere oder das mich gar nicht interessiert hätte, hätte ich das Buch wohl niemals zu Ende gebracht.

Tja, ich glaube fest, dass man beim Lesen spüren würde, wenn sich der Autor, die Autorin nicht mit ihrer Geschichte identifiziert, die Figuren nicht als „ihre“ ansieht. 

Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?

Ich weiß, das kommt jetzt wenig überraschend, aber meine strengste Kritikerin ist meine Frau.

Ich dachte es mir. Davon hast du ja schon erzählt. Lass uns in die Details gehen, sowas ist auch richtig spannend für mich. Dein spezielles Verhältnis zu deiner Kritikerin ist sicher vorteilhaft. Ohne Vertrauen wird das ja nichts. 

Und das ist nicht nur wichtig, sondern für mich sogar unverzichtbar! Kritik an der eigenen Arbeit ist nichts schlechtes. Es ist nichts wovor man als Autor Angst haben darf – genau genommen auch nicht sonst im Leben. Nichts ist einfach so perfekt. Wir müssen daran arbeiten, dass das, was wir erreichen wollen auch unseren Vorstellungen entspricht.

Genau, ich finde Kritik grundsätzlich wichtig und richtig, wenn sie helfen kann (bleiben wir bei den Büchern) das Buch besser zu machen. 

Ohne die Kritik meiner Frau wäre ich niemals beim Schreiben besser geworden. Ich hätte niemals meine Geschichte in dieser Form erschaffen können. Die Charaktere hätten sich niemals so umfassend entwickelt. Kurz gesagt, ohne Kritik ist der Weg, um besser zu werden, endlos lang.

Stimmt. Darum ist es auch so wichtig, auch wenn es schwer ist, Kritik anzunehmen. 

Viel schwieriger ist es, die richtige Kritik zu bekommen. Wenn ich ihr meine Geschichte zum Lesen gegeben und nur die Antwort bekommen hätte: „Ja, das ist doch gut.“ oder „Ne, das gefällt mir jetzt nicht.“ dann hätte ich damit nichts anfangen können.

Stimmt, die Kritik muss ja so gegeben werden, dass du mit ihr etwas anfangen bzw. arbeiten kannst. Wobei es auch auf die Fragen ankommt, die man an Kritiker richtet. „Hat es dir gefallen?“ bringt andere Fragen, als „Was würdest du anders, was könnte man besser machen?“.

Mit konstruktiver Kritik – also wenn einem auch gesagt wird: „Ich verstehe nicht, warum der Charakter gerade so handelt?“ oder auch einfacher „Warum sieht diese Kryokapsel überhaupt so aus, wie du es geschrieben hast?“ Dann war ich gezwungen diese Fragen zu beantworten.

Wenn es für die Geschichte wichtig ist … 

Ich musste mir überlegen, ob meine Geschichte stimmig ist oder ob ich vielleicht sogar einfach Dinge, die für mich „selbstverständlich“ waren, irgendwo kopiert habe.

Ja, da sprichst du was an. Es gibt ja Dinge, die ich beispielsweise als völlig normal ansehe, aber jemand anderes kann das gar nicht einordnen. Da hilft es auch sehr, wenn man gezielt mal Werke anderer Kulturen mit anderen Erzähltraditionen, Symbolen und Werten liest. 

Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?

Im ersten Moment bin ich eher über den Vergleich gestolpert. Darüber, inwieweit man einen Garten mit einem Buch vergleichen kann, habe ich mir bisher noch nie Gedanken gemacht.

Siehst Du, auf was für Gedanken wir dich alles bringen können. 

Aber je länger ich darüber nachdenke, umso schöner finde ich ihn. Ein schöner Garten kann einen Rückzugsort darstellen. Ein Platz, an dem man zur Ruhe kommt, seine Probleme vergessen und seine Zeit einfach nur genießen kann.

Genau daran haben wir auch gedacht bei dem Vergleich. Einfach ein Wohlfühlort, wo man sich gut fühlt. 

Mir gefällt der Gedanke, diese Eigenschaften auf ein Buch in der Tasche zu übertragen. Jemand – der Autor – hat sich viel Mühe gegeben einen Ort zu schaffen, an den wir uns zurückziehen können. Sobald wir ein gutes Buch hervorholen, können wir die Probleme und den Stress des Alltags hinter uns lassen. Wir können gute Freunde treffen, ihre Abenteuer mitverfolgen, mitlachen, mitfiebern. Und das alles an einem Platz, der nur uns gehört. Unser eigener, kleiner Fantasiegarten.

Das hast du jetzt richtig schön ausgedrückt! Und wo wir jetzt hier schon in buchiger Stimmung beisammen sitzen, lass uns nochmal über dein Leseverhalten lesen …

Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?

Als ich noch ein Kind war, habe ich sehr viele Mangas gelesen. Aber mit richtigen Bücher hat es bei mir relativ spät angefangen.

Bei mir war es umgekehrt, zu den Mangas habe ich später erst gefunden. Wenn wir die mal außen vor lassen, welches Buch hat dich gefangen?

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich von meiner Mutter zu meinem 13. Geburtstag „Harry Potter und der Stein der Weisen“ geschenkt bekommen habe. Da hat alles angefangen. Ich habe dieses Buch geschluckt. Es war toll, in diese Welt einzutauchen und das Schloss Hogwarts durch die Augen von Harry, Ron und Hermine zu erleben!

Oh ja, ich habe das damals meinen Kindern vorgelesen und war danach ein absoluter Fan der Geschichte. Ist auch wieder eine Geschichte, die mit einer komplexen Welt aufwartet. Ich glaube, ich erkenne bei dir ein Muster … 🙂 Wie ging es weiter?

Seitdem bin ich von Büchern nicht mehr losgekommen. Ich habe die komplette Buchreihe „Das Schwert der Wahrheit“ von Terry Goodkind gelesen. Damals habe ich mir eins dieser Bücher im Laden gekauft, weil durch Harry Potter meine Liebe zum Fantasy-Genre geweckt war – nur um festzustellen, dass ich mir den 16. Band von dieser Buchreihe geholt hatte.

Ach wie ärgerlich, oder auch nicht 😀

Also musste ich bei Band 1 anfangen, bis ich lange Zeit später dieses „erste“ gekaufte Buch wieder in die Hände nehmen konnte.

Terry Goodkind hat seine Reihe auch wirklich ausgereizt. Wobei es im Englischen gar nicht so viele Bücher waren. Nur im Deutschen wurden da aus einem Buch zwei oder auch drei gemacht. Wie ging es weiter?

Es folgte die Trilogie „Die Gilde scharzen Magier“ von Trudi Canavan Seither bin ich immer am Lesen. Früher im Fantasy-Genre, jetzt eben Science-Fiction.

Einmal ein Leseinfizierter, immer lesebegeistert. Meine Liebe zu Büchern hat schon im Kindesalter angefangen. Aber es ist schön, wenn man verwandte Seelen trifft. Ralph Alex hat kürzlich gesagt, für ihn ist Lesen wie Atmen. Ich verstehe ihn. Jetzt haben wir ja schon über viele, viele Bücher gesprochen, da zwingt ich die nächste Frage auf …

Wie sortierst du deine Buch-Regale?

Ich sortiere mein Bücherregal nach Genre und Autoren. Fantasy Bücher gehören in ein Regal / Bereich, Science-Fiction in ein anderes. Wenn ich damit nicht mehr weiterkomme, dann orientiere ich mich an der Größe der Buchrücken, damit die Buchreihen wenigstens halbwegs gleich hoch sind.

Klingt nach einem guten System, um seine Schätze ins Licht zu rücken. 

Damit fällt das Dekorieren auch viel einfacher – auch wenn ich darin wirklich nicht sehr gut bin.

Ich schaffe das bei meinen Regalen auch nicht wirklich, im Moment habe ich wieder ein totales Chaos weil ich nicht mit der Sortierung fertig werde. Es ist aber auch eine Platzfrage. 

Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?

Über aktuelle Diskussionen bin ich sicherlich nicht auf dem neusten Stand. Allerdings bin ich der Meinung, dass es in der Kunst nichts geben sollte, was nicht erlaubt ist.

Ja, da hast du Recht. Aber wirklich grenzenlose Freiheit? 

Wieso sollte ich auch irgendetwas verbieten? Wenn ich strikte Regeln vorgeben würde, welche Themen erlaubt sind und welche nicht, würden am Ende alle Geschichten gleich klingen. Dann bräuchte ich auch keine Bücher mehr lesen, weil ohnehin nur immer wieder die gleiche Geschichte erzählt wird.

Das wird teilweise durchaus in Kauf genommen, weil so sichergestellt wäre, dass sie auch auf keinem Fall irgendwem weh tun, verstören oder auch nur berühren. Wobei das mit den Geschichten ist eine Frage des Detailierungsgrads. Letztlich erzählte der erste Star Wars Film dieselbe Geschichte wie Pocahontas, Avatar oder Harry Potter. Die klassische Heldenreise. Aber was die Autoren und Autorinnen daraus dann mit ihrer Fantasie gemacht haben, das Fleisch, das auf die selben Rippen gekommen ist, ist doch sehr verschieden. Auch, weil sie aus völlig verschiedenen Intentionen heraus erzählt werden.

Im Gegenteil sollte jeder Autor frei entscheiden können, mit welchen Themen er sich befassen möchte. Möchte ich im Science-Fiction schreiben oder lieber ein Krimi? Will ich zur Unterhaltung schreiben oder um Probleme zu thematisieren, vielleicht sogar provozieren? Möchte ich heikle Themen ansprechen, die normalerweise tabuisiert werden? Das sollten keine Fragen sein, die für einen im vornherein beantwortet werden.

Aber dagegen wird angeführt, dass es nicht erlaubt sein darf, zu provozieren, wenn sich dadurch andere Menschen, Minderheiten womöglich schlecht fühlen. Ist die Forderung nach Rücksicht schlecht?

Es steht mir als Leser ja auch frei, zu entscheiden, ob ich einem Buch und dem Autor meine Zeit, Geld und Aufmerksamkeit schenken möchte oder nicht. Wenn mir ein Thema nicht gefällt, dann lasse ich das Buch einfach links liegen. Wenn es mich interessiert, lese ich es. Anstatt mich darüber aufzuregen, dass ein Autor dies oder jenes geschrieben hat, kann ich ihn genauso gut mit Ignoranz strafen. Dann werden die Autoren, die sich Themen widmen, welche die Gesellschaft nicht möchte, ohnehin irgendwann in der Versenkung verschwinden.

Naja, ihr Werk überdauert sie. Also die Hoffnung stirbt hier wirklich zuletzt. Es ist ja kaum zu glauben, dass etwa Edgar Alan Poe zu Lebzeiten völlig unbeachtet blieb und so ging es ja vielen anderen auch. Wer seiner Zeit voraus ist, braucht halt Geduld. 

Jetzt kommt eine Frage, die ich speziell Science Fiction Autoren total gerne stelle:

Chat GPT und andere KI-Apps. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?

Vorweg muss ich sagen, dass ich ein ganz großer Befürworter von dieser neuen Technologie bin. Das hat sicherlich damit zu tun, dass ich ein Science-Fiction Autor bin und mich diese Themen ohnehin unfassbar interessieren.

Darauf habe ich spekuliert. Ich persönlich bin – wie viele andere auch – eher skeptisch, und da hoffe ich jetzt auf etwas Aufklärung. 

Ich stehe dieser Frage ganz offen und locker gegenüber. Wenn es KI’s gibt, die eigene Geschichten oder Bücher schreiben können, finde ich das schön. Warum sollte man auch Angst davor haben.

Weil die Technik, mit der sie erzählt werden, übergriffig ist. KI greift auf einen riesigen, ihr hierfür nicht zur Verfügung gestellten Textpool zu, zerstückelt ihn und setzt ihn dann so zusammen, wie er wahrscheinlich gefällig den Vorgaben desjenigen entspricht, der den Text anfordert. Damit tritt KI in Konkurrenz zur Autorenschaft, und zwar nicht mit eigenen, sondern deren Werken. Wie ist es aber aus Lesersicht?

So gibt es einfach noch mehr Geschichten, die unsere Welt bereichern und aus denen wir etwas lernen können. Ob diese Geschichte dabei von einem Menschen oder einer KI geschrieben wurde macht dabei für mich keinen Unterschied.

Wirklich nicht? KI weiß halt auch nicht, was stimmt und was nur logisch klingt. Sie unterscheidet auch nicht zwischen Elementen, wo man frei erfinden darf und wo man – wenn ein Lerneffekt eintreten soll oder nur keine Fehler provoziert werden – sauber recherchieren muss. Ich war da vom Wirsing-Experiment sehr beeindruckt, wo man mal mit solchen „Markerworten“ versucht hat, die Arbeitsweise von KI transparent zu machen. 

Unser Gehirn und unser Verstand ist ohnehin nichts anderes als biologische Hardware und Software, wie bei einem Computer. Warum sollte ich damit einer künstlichen Intelligenz die Fähigkeit absprechen, ebenso interessante, spannende oder mitreißende Geschichten schreiben zu können, wie ich selbst?

Also, ich habe auch meine Zweifel, dass Emotionen von einem Computer verstanden werden. Aber nur dann kann sie aus sich heraus, eine Geschichte empathisch erzählen. Alles andere ist nur das kopieren, der Gefühle die andere in den Quellentexte hinterlegt haben. Oder dass sie, was ja für viele Sprachbilder nötig ist, bewusst unlogisch sein können. Wenn, müsste man vermutlich mit KI ganz anders umgehen?

Ob die Geschichten, die bisher von KI’s geschrieben werden könne, auch tatsächlich genauso gut sind, wie es bisher von menschlichen Autoren der Fall ist, ist natürlich eine ganz andere Frage. Aber für mich ist eine Geschichte oder ein Buch immer genau das – eine Geschichte. Am Ende entscheiden wir nur darüber, was wir mit damit anfangen möchten oder ob die Geschichte uns etwas gebracht hat.

Da hast du natürlich Recht. Diesen marktregulatorischen Gedanken habe ich auch schon öfter gehört.

Warum sollte ich mich in der heutigen Zeit überhaupt mit einer KI messen, wenn ich genauso gut mit einer zusammenarbeiten kann?

OK, von dem Standpunkt aus, dass KI ein Helfer für den Menschen ist, mag das funktionieren. Aber andererseits haben auch da haben ja viele Genre-Kollegen vor dir schon ganz gut aufgezeigt, dass eine logische Gesellschaft eine sehr, sehr kalte ist. Oder eben eine ohne Menschen. Global gesehen kein Verlust, auch wenn ich das individuell doch bedauern würde. Skynet lässt grüßen.

Was uns aber zumindest eine sehr interessante Zeit bescheren würde. 🙂 Und die spannende Frage, was ich am Terminator-Universum ändert, wenn die Kenntnis davon als Teil der Popkultur schon fast Allgemeinbildung ist. Aber das heben wir uns fürs nächste Mal aus! 

Und jetzt, so kurz vor dem Ende des Interviews haben wir noch eine klitzekleine Frage an dich:

Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?

Als Ideen für zukünftige Fragen kämen mir folgende Vorschläge in den Sinn:

  • Welchen Rat würden Sie angehenden Autoren geben, die davon träumen, ihre eigenen Geschichten zu schreiben und zu veröffentlichen?
  • Welche Elemente dürfen deiner Ansicht nach in keiner Geschichte fehlen, damit es eine richtig gute Geschichte wird?
  • Wie lange würdest du sagen, dauert der Schreibprozess von der ersten Idee bis zum fertigen Buch?
  • Wie stehst du zu der Aussage „Jeder Charakter in dem eigenen Buch ist ein Teil von einem selbst“?
  • Wie wichtig ist Ihnen das Feedback der Leser? Beeinflusst es Ihre zukünftige Arbeit?
  • Wie stehst du als Autor zu deiner eigenen Geschichte – gibt es Charaktere oder Szene, die du selber besonders gerne / nicht gerne mochtest?
  • Wenn du die Zeit zurückdrehen könntest und dein Buch nochmal von vorne Schreiben könntest, würdest du etwas anders machen?

WOW, Dankeschön für die vielen Anregungen welche Fragen wir stellen könnten. Auf jeden Fall freuen wir uns auf einen Folgebesuch. Wir würden gern mit dir über KI im Schreibprozess reden, ist ein spannendes Thema!

Da hast du uns ja einige mitgegeben, mal sehen, welche im nächsten Jahr auf unseren Fragebogen passt. Lieber Mathias, leider ist unser Interview schon zu Ende. Wir haben uns bei dir sehr wohl gefühlt und möchten uns ganz herzlich bei dir bedanken. Für deine Zeit und die nette Atmosphäre, die wir hier vorgefunden haben. Für den weiteren Wettbewerb wünschen wir dir viel Erfolg. Und grüß uns deine Frau! 

Hier gibt es mehr über Mathias Dambacher:

 

Skoutz Lesetipp:

Der weiße Planet 2 (Das Erbe der Aedifizier) – SF Epos von Mathias Dambacher 

Geheimnisse der neuen Welt…
Es ist das eine sich gegen seine Feinde zu stellen, doch etwas ganz anderes, sich über seine eigenen Fehler hinwegzusetzen. Mehdia hat es gewagt, sich gegen die Tyrannei des Commanders zu stellen – zum Wohle einer fremden Spezies – zum Wohle der Aedifizier. Zusammen mit ihren Freunden steht sie nun vor der Herausforderung, das, was von der einstigen Zivilisation noch übrig ist, zu finden und zu retten.
Doch was war der Grund für den Untergang der Aedifizier? Was, wenn der Feind sein wahres Gesicht noch gar nicht gezeigt hat?

Auf der Erde überschlagen sich die Ereignisse. Die Warnung, welche Vélia von dem Anarchistenanführer Hail erhalten hatte, hat sich bewahrheitet und es ihr ermöglicht, das Leben des Rates und damit die Säulen der Neuen Welt vor einem Umsturz zu retten. Doch der Preis dafür war hoch. Vielleicht zu hoch.
Vélia taucht ein in die dunkelsten Geheimnisse des Rates und wird gezwungen alles zu hinterfragen, was sie ausmacht. Und wird vor eine Entscheidung gestellt, die nicht nur ihr Leben für immer verändern soll.

Die Fortsetzung knüpft unmittelbar an die Ereignisse aus „Der weiße Planet“ an und birgt unerwartete Entwicklungen in der Geschichte. Geballte Science-Fiction für alle, die nach Teil 1 wissen wollen, wie es weitergeht – das Epos nimmt seinen Lauf.

Skoutz meint: Spannend und logisch wird fortgesetzt, was uns im Auftakt gepackt hat. In diesem Band erfährt man mehr über die Welten und die Beweggründe der Protagonisten, die mich – wie echte Menschen auch – mal mehr, mal weniger mitreißen konnten. Dabei ist die Taktung zwischen Information und Action sehr gelungen, man liest immer weiter und merkt gar nicht, wie die Zeit vergeht. Der Entwurf verspricht, dass noch einiges auf uns wartet, wenn dann Band 3 erscheint. Wir werden den weißen Planeten weiterhin im Auge behalten (jtf).

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Hinweis: 
Mathias Dambacher steht mit seinem Titel „Der weiße Planet 1“ auf der  Midlist Science Fiction des Skoutz-Awards von Vorjahres-Siegerin Janna Ruth.
Die Geschichte ist der Auftakt eines neuen Science Fiction Epos und verspricht so einiges an Spannung und toller Unterhaltung.
Damit hat er natürlich allerbeste Chancen auf den Sciene-Fiction-Award.
Das Buch haben wir hier schon vorgestellt.
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