Interview Fred Ink

zu Besuch bei Fred Ink

Heute bin ich mit dem Skoutz-Kauz unterwegs zu einem Autor, den ich – obwohl er nicht in meinem Beutegenre schreibt – sehr gerne besuche und noch viel lieber lese. Weil ich seine trockene Art mag und seine sehr zielstrebige Art zu schreiben.

Umso mehr freue ich mich über den Grund meines Besuchs bei Fred Ink, nämlich dessen Nominierung auf der Midlist Horror des Skoutz Awards 2021 durch unseren Dungeon-Master André Wegmann und hat sich über die Shortlist 2021 bis ins Finale vorgekämpft. Mal sehen, was er mir und dem Skoutz dieses Mal so erzählen mag.

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Kay zu Besuch bei Fred Ink, der sehr beharrlich sein kann …

Fred Ink AutorenfotoLieber Fred, ich finde es ganz wunderbar, dass du mit einem deiner Bücher wieder die Midlist unseres Awards beehrst und natürlich auch, dass wir in diesen verrückten Zeiten Zeit für ein Interview gefunden haben. Autoren sind ja eine vielbeschäftigte Zunft, da ist das nicht selbstverständlich.

Lass uns also nicht trödeln, sondern gleich anfangen …

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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?

Meiner Erfahrung nach verwandelt sich jedes Schreibprojekt irgendwann in harte Arbeit.

Oh ja, das sehe ich genauso. Ich gehöre ja eh zu den Autoren, die den Schreibprozess als eher quälend empfinden, auch wenn ich das Ergebnis mag. Es ist ein bisschen wie Kinderkriegen, die Geburt ist unlustig, aber das Kind liebt man trotzdem. Was ist denn bei dir die Challenge?

Die große Herausforderung besteht darin, dann nicht den zahlreichen neuen Ideen hinterherzujagen, die sich nach und nach im Hirn einnisten, sondern die Ärmel hochzukrempeln und die Sache anständig zu Ende zu bringen. Sonst bekäme ich nie etwas fertig …

Wenn wir schon über das fertige Buch sprechen …

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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?

Auch wenn ich noch so sehr darauf achte, schleicht sich bei mir immer irgendwo ein (klein geschriebenes) „sie“ anstelle des förmlichen „Sie“ ein – oder umgekehrt. Ich weiß genau, was an der jeweiligen Stelle richtig wäre, bin aber anscheinend unfähig, beim Lesen einen entsprechenden Fehler zu bemerken.

Hihi! Das ist so ein typischer Fehler, mir geht es mit dem/den so. Wissen und schreiben ist scheinbar ein Riiiiesenunterschied. Und wie gehst du mit dieser Unfähigkeit um?

Inzwischen lache ich nur noch darüber, aber früher hat es mich echt gefuchst.

Und sonst so?

Meine Frau meint außerdem, ich würde ziemlich häufig altmodische Wörter wie „freilich“ verwenden.

Was fürwahr im rechten Zusammenhang kein Mangel sein muss.

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Was ist deine präferierte Erzählform?

Am liebsten schreibe ich in der dritten Person. Nicht komplett allwissend, sondern aus der Sicht verschiedener Protagonisten, unter Verwendung ihres jeweiligen Kenntnisstands.

Das ist vermutlich die komplizierteste Art, eine Geschichte aufzuziehen, allerdings auch die (aus meiner Sicht) spannendste und interessanteste.

Es ist meiner Meinung nach, die vielseitigste. Der auf den Protagonisten fokussierte Beobachter. Mir ist das auch beim Schreiben, mehr noch aber beim Lesen am liebsten.

Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?

Definitiv schnörkellos. Das geht so weit, dass die Leser sich wundern, wie es mir gelingt, auf verhältnismäßig wenigen Seiten Figuren gut zu charakterisieren.

Ich wundere mich da nicht. Ich bewundere als Labertante, die ich bin.

Früher war das freilich (^^) anders, aber eine Reihe hervorragender Lektoren haben mir den „Laber-Zahn“ nachhaltig gezogen. Inzwischen achte ich sehr darauf, mich auf das Wesentliche zu beschränken und verzichte auf allzu ausschweifende Beschreibungen.

Ich finde grundsätzlich so ein bisschen Deko auch bei einer Geschichte nicht schädlich. Aus zwei Gründen, einmal, weil Bonusmaterial Spaß macht und andererseits der Lesespaß länger dauert. Jetzt lass uns aber auch noch über Adjektive sprechen. Die magst du dann vermutlich auch nicht.

Nicht wirklich. Und bei jedem Korrekturdurchlauf fliegen noch mal ein paar Adjektive raus.

Wie erwartet. Aber wenn du jetzt der Meister der Kürze bist, wie hältst du es mit den Figuren?

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Hast du einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?

Ich gebe ihnen gerne Eigenheiten, vor allem in ihrer Art, zu sprechen oder sich sonst wie auszudrücken.

Wie darf ich das verstehen?

Zum Beispiel spezielles Vokabular oder einprägsame Angewohnheiten.

Hihi, dann weiß ich jetzt, was du mit Karl May gemeinsam hast, der hat Sam Hawkins ja auch so charakterisiert, wenn ich mich nicht irre…

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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?

Man sollte sich nicht in zu vielen „Abzweigungen“ verlieren und zumindest einem groben roten Faden folgen. Sonst hat man am Ende irgendwann ein tausend Seiten starkes Epos voller überflüssiger Figuren und Subplots, das weit davon entfernt ist, jemals fertig zu werden.

Das passt ja gut zu dem, was du vorhin schon gesagt hast, und ich gebe dir da auch recht. Speziell bei den High Fantasy-Autoren ist das ja durchaus symptomatisch. Weder Jordan noch Martin waren ab irgendeinem Zeitpunkt noch Herr ihrer Epen. Doch auch wenn da natürlich immer noch Knoten möglich sind, ist das mit dem roten Faden absolut ratsam. Das wusste ja schon Theseus im Labyrinth (lach). 

Aber lass uns da gleich noch über deine Lektüre sprechen …

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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Da liegen zwei: Der dritte Band der „Shadowmarch“-Saga von Tad Williams sowie der dritte „Hellboy“-Omnibus (sofern Graphic Novels hier als Bücher durchgehen).

Natürlich! Bei Skoutz zählt nur die Geschichte. Ich würde sogar echte Comics gelten lassen. Bei mir liegt tatsächlich gerade ein Clever&Smart Heft auf dem Nachttisch. Aber über Shadowmarch mag ich jetzt nicht mit dir reden, da stecke ich noch in Band 2 und will mich nicht spoilern lassen.

Daher ein kleiner Themenwechsel …

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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?

Gesundheit, Spaß und dass ich mich kreativ austoben kann (was in den meisten Fällen Punkt zwei zugerechnet werden kann).

Das hoffe ich doch sehr!

Ganz andere Frage …

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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?

Intelligent.

Okay. Das kam ja wie aus der Pistole geschossen. Warum?

Das böte mir die Möglichkeit, zu erlernen, wie ich trotz fehlendem Talent gut mit anderen Menschen umgehen kann. Wäre ich hingegen doof und könnte „nur“ gut mit Menschen, hätte ich keine Chance, irgendwann intelligent zu sein. 😉

Hahaha! Das ist ein bisschen wie das „Ich bin fett und du bist blöd, aber ich kann abnehmen“? So hab ich das noch gar nicht gesehen (und die anderen Autoren, die ich gefragt habe, auch nicht).

Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?

Familie, gute Freunde, ein spannender Brettspiel- oder Miniaturen-Kickstarter, ein gutes Rockkonzert.

Das klingt, als seist du ohnehin eher nachtaktiv. Sehr sympathisch.

Was ist deine größte Stärke?

In Anlehnung an Frage eins würde ich sagen, dass meine größte Stärke darin besteht, dass ich einmal begonnene Projekte auch zu Ende bringe, selbst wenn die Straße einmal holprig werden sollte. Das gilt nicht nur für Buchprojekte, sondern z.B. auch für mein Studium oder sonstige kraftraubende Projekte.

Das finde ich in einer Zeit, in der wir alle mit multiplen Ablenkungen zu kämpfen haben, tatsächlich sehr bewundernswert.

Wenn wir schon bei Selbstbetrachtung sind …

 

Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das dein fünf-jähriges Selbst tun würde?

Vermutlich würde es sich umsehen, die Wand voller Spieleregale hinter sich erblicken, schlucken, um Atem ringen und mich schließlich beglückwünschen, weil ich aus seiner Sicht alles richtig gemacht habe. 😀

Was wieder anschaulich beweist, dass Fred Ink sehr beharrlich ist. Bleiben wir mal noch kurz im Fandom …

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Welcher fiktionale Charakter ist unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?

Das Krümelmonster.

Bitte?

Wenn jemand an meine Kekse geht, hört der Spaß auf!

Oh ja. Das verstehe ich. Dieser Gefahr war ich mir bis dato freilich gar nicht gewahr.

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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn nennen und was wäre eure Mission?

Violet Vengeance.

Das klingt schon mal sehr dramatisch. Und wofür würdet ihr stehen?

Wir würden es uns zur Aufgabe machen, sämtliche Auberginen der Welt zu vernichten. Etwas mit solch einer Konsistenz und einem dermaßen widerlichen Geschmack kann man doch nicht essen!

Weise Worte, gerade weil ich Auberginen schon immer geschmacklos fand.

Zum Geheimbund gehören ja auch Superkräfte, nicht nur bei der Nachttisch-Lektüre …

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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?

(Synchron-)Stimmen erkennen. Das ist manchmal fast schon unheimlich. Selbst wenn ein Film von denselben Sprechern nachsynchronisiert wurde und ich ihn zuvor jahrelang nicht gesehen habe, fällt mir das auf. Ich habe mir schon öfter gedacht, dass man mit dieser Fähigkeit doch sicher irgendwie Kohle machen kann, mir will aber ums Verrecken keine profitable Anwendungsmöglichkeit einfallen.

Ich finde das sehr faszinierend, mir fällt sowas immer erst so gegen Mitte des Films auf. Aber leider weiß ich auch nicht, wie man das monetarisieren kann. Ich denke mal nach.

Wir sind eh schon bei der letzten Frage, leider …

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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Tut mir leid, wie die Menschheit mir dir umgeht. Ich hoffe, wir bekommen unseren Kram noch auf die Kette, aber wenn nicht, dann ist es aus meiner Sicht schon okay, wenn du ohne uns weitermachst.

Ich hoffe nicht, denn ich will dieses Gespräch wirklich fortsetzen …

 

Lieber Fred, es war mir auch dieses Mal wieder ein Vergnügen, mit dir zu plaudern. Ich wünsche dir viel Erfolg für den weiteren Wettbewerb.

 

Hier könnt ihr Fred Ink treffen:

  • Fred Inks Homepage*
  • Fred Ink auf Facebook*
    (HINWEIS: Derzeit inaktiv, Fred arbeitet aber daran)
  • und natürlich gibt es Fred Ink auch bei Amazon*

Es gibt auch ein früheres Interview mit Fred Ink, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet (hier), da haben wir über kranken Scheiß, die Lebenserwartung schwieriger Protagonisten und Piraten geplaudert. Außerdem  beweist das, dass Fred sozusagen schon im ersten Skoutz-Jahr skoutzifiziert wurde.

 

Skoutz-Lesetipp

Crossover: Es wird dich verändern – abgefeimter Genremix von Fred Ink

Crossover - Fred Ink

Sechs Menschen erwachen in einem heruntergekommenen Laborkomplex. Sie erinnern sich an nichts, haben teilweise sogar ihren Namen vergessen. Wie sind sie an diesen Ort gelangt? Wer ist Freund, wer Feind? Was hat es mit den grässlichen Affenkreaturen auf sich, die schon bald hinter ihnen her sind? Und weshalb sieht die Welt, die sich jenseits der verdreckten Fenster erstreckt, so verstörend aus?

Das Puzzle setzt sich nur langsam zusammen, während nach und nach die Erinnerungen zurückkehren. Bald wird ihnen klar, dass die Antworten auf sämtliche Fragen noch schrecklicher sind, als sie befürchtet hatten. Der grausame Überlebenskampf hat längst begonnen, und er wird sie alle verändern.

Skoutz meint: Auch für einen Vielleser wie mich war Crossover ein Erlebnis. Mir hat gut gefallen, dass die Figuren tatsächlich von der ersten Seite an genauso viel (oder wenig) wie ich als Leser wussten, damit ist man natürlich sofort dabei. Das Setting ist bildhaft und sehr plastisch beschrieben und auch, was dort passiert … Erfrischend fand ich, dass auch für Fred Ink die Geschichte Vorrang hat. Er erzählt Crossover genau so, wie es die Geschichte braucht und ignoriert dabei sympathisch ignorant vermeintliche Genre-Gesetze. Herausgekommen ist ein erfrischend anderes Buch mit unerwarteten Wendungen in einer dennoch ausgefeilten Story, mit Charakteren, die auch nicht immer tun, was man erwartet. Und damit wird man auf clevere Weise durch Gänsehaut- und Aha-Effekte bis zu einem sehr logischen Schluss bestens unterhalten. (kn)

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[Werbung] Wenn ihr wie geplant neugierig geworden seid, könnt ihr die Leseprobe über unseren Affiliate-Link* auf Amazon anschauen oder – besser noch – das Buch gleich kaufen.

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Hinter den Winkeln - Horror Shortlist 2021 - Skoutz-AwardMehr Info

Fred Ink wurde mit Hinter den Winkeln, einem Horror-Roman auf den Spuren des großen Lovecraft  für die Midlist Horror des Skoutz-Awards nominiert. Natürlich haben wir das Buch bereits gelesen und können es empfehlen (weiterlesen).

Wir sind gespannt, wie sich das Buch im weiteren Verlauf des Wettbewerbs schlagen wird, hoffen aber, dass es sich am Horror-Skoutz im Finale mit Tentakelkraft festsaugen kann.

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Hinweis:
Wenn ihr die das Buch schon kennt, würdet ihr uns, dem Autor und allen lektüresuchenden Lesern einen großen Gefallen, wenn ihr das Buch in der Skoutz-Buchdatenbank mit einer  Skoutz-Buchfieberkurve bewerten würdet. 5 Klicks statt 5 Sterne. Einfacher lässt sich eine Rezension nicht schreiben, bequemer kann man sein nächstes Buch-Date nicht finden. Und so helft ihr, dass unsere Buchfindemaschine weiter wächst.

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