Zu Besuch bei: Brandon Q. Morris

Heute konnte ich endlich mal wieder aus den Redaktionsräumen ausbrechen und einen lieben Kollegen besuchen, den ich in anderen Zusammenhängen schon ganz oft gesprochen, wenngleich noch nie getroffen habe: Den Held der deutschen Hard-Science Fiction, den gelernten Physiker und Journalisten Brandon Q. Morris, den viele Buchmenschen auch unter seinem Klarnamen  kennen und verehren: Matthias Matting.

 

Zu Besuch bei Brandon Q. Morris – der seit jeher von fernen Welten träumt

In einem Wort: Was bedeutet für dich „Schreiben“?

Lieblingsbeschäftigung.

 

Was ist der seltsamste Ort, an dem du je geschrieben hast? 

Auf einer Toilette. Aber fragt mich bitte nicht nach der Geschichte dahinter.

Damit nimmst du mir jetzt die nächste Frage. Toll! Dabei sind wir Skoutze doch chronisch und absolut therapieresistent neugierig. Wenn du in die Shortlist kommst, komme ich auf dieses Thema nochmal zurück.

Bis dahin machen wir mal weiter … 

 

Brandon Q. Morris bei Feldstudien 🙂

Wie entstehen deine Geschichten?

Am Anfang steht bei mir ein Szenario. Etwa: wie wäre es, wenn die Menschheit bis zum Ende des Universums überlebt hätte – und nie auf anderes intelligentes Leben gestoßen wäre? 

Was heißt hier “anderes intelligentes Leben”? Ich frage mich manchmal, ob es hier sowas wie intelligentes Leben gibt. Aber tatsächlich finde ich bei deinen Büchern tatsächlich die Grundfragen immer sehr spannend. Also mich hast du jedenfalls meist schon mit dem Klappentext geködert.  Wenn du die Idee hast, wie kommst du dann zum Text? 

 

Dann kommt mir ein Protagonist in den Sinn. Ich mag ungewöhnliche Hauptpersonen. Der bringt dann seine Freundinnen und Freunde mit. 

Willkommen bei der Schreibparty. Und dann? 

Und dann passiert etwas. Ich plotte also nicht. Meist kenne ich am Anfang eines Romans auch die schlussendliche Auflösung nicht. Trotzdem ist die Handlung immer nach etwa 75.000 Wörtern zu Ende.

 Ich persönlich plotte auch nicht. Allerdings könnte ich daher auch nie vorher sagen, wann meine Geschichten zu Ende sind. Spricht aber dafür, dass du doch sowas wie ein inneres Metronom hast, das dir die Taktung deiner Geschichten vorgibt. Faszinierend … 

 

„Es wird immer weniger gelesen“
Wie reagierst du auf diesen Satz?

Papperlapapp. Es werden heute weniger Schallplatten gehört. Heißt das, dass weniger Musik konsumiert wird? Es wird nur anders gelesen. Doch Text spielt immer noch die Hauptrolle.

Da sprichst du mir aus dem Herzen. Wir Skoutze finden diesen Grabenkampf zwischen den verschiedenen Formaten, mit denen man eine Geschichte präsentieren kann, auch eher ermüdend. 

 

Wie stehst du zu Schreibregeln, die bestimmen, was der 1. Satz auf keinen Fall enthalten darf, welche Worte man verwenden soll und welche zu vermeiden sind, wie lang ein Satz sein darf, etc.? 

Schreibregeln kondensieren die Erfahrungen zahlreicher Schreibender damit, was einen guten Stil und ein gutes Buch ausmacht. Als Autor muss ich sie kennen, um sie beachten und bei Bedarf brechen zu können.

 Hier wird immer gern Picasso zitiert: “Lerne die Regeln wie ein Profi, damit du sie brechen kannst, wie ein Künstler.” Aber ich persönlich finde ein anderes, weniger bekanntes Zitat von ihm viel wichtiger: “In der Kunst muss die Praxis immer Vorrang vor der Theorie haben.”  

 

Welches Buch hat dich am meisten geprägt und warum?

Ein Bildband namens »Das Weltall«. Das Buch hat mir gezeigt, wie faszinierend unser Universum ist.

Das ist schön. Du hast das Weltall sogar zum Beruf gemacht (also nicht nur in den Büchern), nicht wahr? Immerhin hast du ja Physik studiert.

 

Wenn du für einen Tag in ein Buch reisen könntest, in welches würde es dich ziehen? 

Ich würde gar zu gern selbst eine der Expeditionen zu den Planeten unseres Sonnensystems begleiten, die ich in meinen Büchern beschreibe. Aber ein Tag reicht da nicht.

Würdest du uns mitnehmen? So wie deine Augen leuchten, bekommen der Skoutz-Kauz  und ich gleich Fernweh. 

 

Bist du ein mutiger Mensch? Wann hast du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht und was war das?

Etwas zum ersten Mal zu tun, hat für mich nichts mit Mut zu tun. 

Nicht? Ich war am ersten Schultag aufgeregter als am 142. 🙂 Aber was verbindest du dann mit “ersten Malen”? 

Es ist viel eher Spaß. Oft entsteht etwas Tolles daraus, zum Beispiel aus meinem ersten Buch ein ganzer Beruf als Schriftsteller, und manchmal gibt es Ärger, zum Beispiel als ich es in Bali mit Gleitschirmfliegen probiert habe – Fuß kaputt, Urlaub vorbei.

 

Für welches Produkt würdest du als Testimonial Werbung machen? Warum?

Cola (light) – brauche ich zum Schreiben wie andere Zigaretten oder Wein.

Ich stelle mir dich jetzt gerade in den berühmten Cola light-Werbespots vor … 

 

Was machst du, wenn du eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen wärst?

Ich würde mir alle Autorennbahnen aus der Spielzeugabteilung holen und sie zusammen zu einer riesigen Rennbahn aufbauen. 

Oh ja! Das klingt nach Spaß. Aber meinst du, dass dafür eine Nacht genügt?
Oder lassen wir uns einfach auf einem der Planeten, zu denen du reisen willst, in ein Kaufhaus sperren, da ist die Nacht vielleicht länger. 

 

Was ist der erste Gedanke nach dem Aufstehen? Was machst du in der ersten Stunde nach dem Aufstehen?

E-Mails prüfen, duschen, Kaffee trinken.

Das ist unspektakulär. Lass mich anders fragen … 

 

Welche Superkraft hättest du gerne?

Fliegen zu können wäre großartig. Das träume ich oft.

Trotz der Gleitschirmpanne? 

 

Welcher Irrtum kursiert über dich?

Viele meiner englischsprachigen Leser und sogar einige meiner deutschsprachigen halten mich für einen Amerikaner.

Echt? Weißt du warum? Am Pseudonym allein kann es ja nicht liegen. Da klingen viele sehr amerikanisch.
Ich sehe schon, wir haben reichlich Stoff für weitere Interviews. 

 

 Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich raten?

So viele Apple-Aktien wie nur möglich zu kaufen. Weiteren Rat braucht der Mann nicht.

  Okay. Aber könntest du ihn noch bitten, einer in der Nähe lebenden Jurastudentin den Tipp weiterzusagen? 

 

Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Nicht streiten – und nicht neidisch sein. Das wäre toll.

  Oh ja! 

Lieber Brandon, es ist wunderbar, sich mit dir zu unterhalten. Ich hoffe, dass wir das bald fortführen und wünsche dir und deinem Buch bis dahin viel Erfolg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs. 

Hier könnt ihr Brandon Q Morris erreichen: 

 

 

 

Skoutz-Lesetipp: Der Untergang des Universums – Clevere SF von Brandon Q Morris

Milliarden Jahre lang hat sich die unsterblich gewordene Menschheit in der ganzen Galaxis ausgebreitet. Ihre größte Enttäuschung liegt darin, dass sie keine andere vernunftbegabte Spezies gefunden hat. Jetzt aber steht die Menschheit selbst vor dem Untergang, denn das Universum stirbt einen langsamen Tod. Ihre einzige Hoffnung liegt deshalb im „Rettenden Projekt“. Es soll das Schwarze Loch im Zentrum der Milchstraße in einen Quasar verwandeln, um den Menschen auch in ihren letzten Atemzügen genug Energie zu liefern. Doch dann geschieht etwas, das niemand erwartet hätte – und die Menschheit muss sich und ihre Existenz in völlig neuem Licht betrachten.

Skoutz meint: Brandon Q Morris ist im deutschen SF eine Konstante, mit der man immer rechnen muss. Obwohl der Auftakt zu dieser neuen Reihe kein Augenmerk auf so typischen Reisen durchs All legt, ist das Buch durchaus und durchgängig spannend. Allein wie sich die verschiedenen Informationen nach und nach zu einem Gesamtbild zusammenpuzzeln lassen, macht schon beim Lesen wirklich Spaß. Und auch, dass es etwas an uns Menschen gibt, das uns eben altersunabhängig zu Menschen macht: Dass nämlich Wünschen vor Wissen gesetzt wird.
Die beiden großen Themen-  Unsterblichkeit des Menschen und Sterblichkeit des Alls – sind nun vom Grundsatz her Fragen, die man sich auch außerhalb des Genres stellt und zu denen der Autor interessante Denkanstöße gibt. Von daher ist das ein guter Einstieg in die Hard SF, die es verdient hätte, in der Öffentlichkeit mehr wahrgenommen zu werden. 

Nähere Infos über das Buch gibt es auf der Autorenseite (externer Link)

Wir würden uns freuen, wenn ihr dieses (und natürlich alle anderen Bücher) auch auf Skoutz bewerten könntet. Die Buchsuche sagt in fünf Klicks soviel mehr als fünf Sterne es können.

 

Hinweis:

Zusammen mit seinem Kollegen Cliff Allister ist Brandon Q. Morris übrigens auf der Skoutz Midlist Science Fiction 2019 vertreten.
Wir hoffen, dass dieses Interview Euch Lust auf mehr von diesem tollen Autor gemacht hat.

Ein gewaltiger Auftakt zu einem großen Weltraum-Abenteuer, das Skoutz Zukunftsforscher Markus Cremer überzeugt hat. “Helium 3” konnte sich gegen starke Konkurrenz in der Longlist Science-Fiction durchsetzen und ergatterte einen der begehrten Midlist-Plätze und damit die Chance auf den Skoutz Award 2019.

Mehr Informationen zu diesem spannenden Roman findet ihr wie immer in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

 

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