zu Besuch bei Anna Basener

Heute bin ich auf dem Weg zur frisch gekrönten Putlitzer-Preis-Trägerin Anna Basener, um mit ihr bei einem Gläschen Wein ein wenig zu plaudern. Ich freue mich schon riesig auf die lebhafte und extrem kreative Autorin und Kolumnistin und bin gespannt, was mich alles so erwarten wird – ich hoffe keine Taubensuppe … 🙂

 

zu Besuch bei Anna Basener, der laut Zeit „erfolgreichsten deutschen Groschenromanautorin“

© Olivier Favre

Beschreibe dich in einem Wort!

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Sie hat nicht einmal Luft geholt … ich schwör‘ … das zählt!

 

Strukturierter Planschreiber, Bandenmitglied oder kreativer Chaot – was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?

Ich notiere im Handy, auf Post-its und in Notizbücher, das kann ganz schön chaotisch und unübersichtlich werden, besonders wenn ich mehr oder weniger gleichzeitig an vier Sachen arbeite.

Das klingt definitiv nach Multitasking-Talent!

Na ja. Multitasking kann ich eigentlich gar nicht so gut, deshalb wird es dann ja chaotisch. Man könnte sagen, ich bin irgendwas zwischen Planschreiber und kreativem Chaot. Ich arbeite viel mit Auftraggebern zusammen, die Treatments und Pläne lesen wollen. Beim Hörspiel oder Drehbuch muss ich planen, um überhaupt einen Auftrag zu bekommen. Also plane ich im Durchschnitt relativ viel.

Planst du auch, wenn es ums Buchschreiben geht?

Kaum. Bei der Omma wusste ich immer nur ungefähr, was auf den nächsten 30 Seiten passiert.

 

Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?

Die Leertaste.

Sehr klassisch, wobei ich hier schon die interessantesten Antworten hatte.

 

Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?

Zwei Stunden schreiben, eine Stunde Sport, zwei Stunden schreiben, keine Anfragen, keine Termine außer später Freude treffen. Und dann Wein trinken. Ist das noch Autorentag oder schon Feierabend?

Ähhh … 

Egal, Ausgleich ist wichtig. Wein auch.

Dionysos wird hocherfreut sein 🙂

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Mal mehr mal weniger. Bei der Omma steckt relativ viel Biografie drin, in meinem nächsten Eichborn-Roman auch.

Das klingt spannend. 

Aber ich schreibe kein Tagebuch, ich konzipiere eine Erzählerin, die bei mir selbst anfängt und fiktionalisiere dann.

 

Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?

Ich hab die Erfahrung gemacht, dass es mir den Wiedereinstieg ins Schreiben erleichtert, wenn ich vorher mitten in der Szene, im Kapitel oder sogar im Satz aufgehört habe zu schreiben.

Interessant, ich muss Dinge erst fertig machen, um den Faden nicht zu verlieren 🙂

Versteh ich auch gut. Mein Unterbewusstsein macht gern Sachen ohne mich. Es geht dann jenseits vom Schreibtisch zur Sache und am nächsten Tag habe ich gute Ideen. Wenn es sowas gibt wie eine Muse, dann lockt man sie so an. Viel arbeiten und denken, und ihr dann Zeit geben, was mit deinem Material zu machen.

 

Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?

Ein Drittel meiner Arbeit sind Lesungen, Interviews, Termine, Absprachen, Buchhaltung, Recherche.

Wow, das ist ja recht viel. Wie lange dauert das Schreiben des Romans an sich?

Das Schreiben der ersten Fassung eines Romans dauert je nach Länge zwei bis drei Monate. Im Idealfall leg ich den Text mindestens drei Monate weg und schreibe dann die endgültige Fassung.

Sicher, um wieder ein neutrales Auge zu bekommen. Und wie viel Zeit benötigst du dann noch?

Das dauert noch mal einen Monat. Aber so viel Zeit ist nicht immer. Manchmal muss ich vorher abgeben.

 

Was macht für dich ein gutes Buch aus?

Als Leserin will ich so wenig wie möglich darüber nachdenken oder definieren, was genau ein Buch zu einem guten Buch macht. Ich will es genießen oder im Zweifel weglegen.

Einfach nur entspannen beim Lesen …

Genau. Das ist der ohne-inneren-Lektor-lesen-Luxus.

 

Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?

Ich sage manchmal zu viel auf einmal zu und dann muss ich z.B. gleichzeitig ein Theaterstück, einen Roman und einen Podcast machen.

Du bist einfach begehrt 🙂

Oder ich kann nicht Nein sagen. Diese Projekte lauern dann jedenfalls aufeinander und klauen sich Zeit. Aber ich selbst prokrastiniere das Schreiben wenig. Gelegentlich bleib ich auf Facebook hängen, wenn ich eigentlich anfangen sollte, aber sobald mir das bewusst wird, fang ich einfach an.

Das nenne ich diszipliniert und zielorientiert …

 

Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?

Sport und Meditation machen den Kopf gut frei.

Ommmm 😉

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Ha ha. Sehr gute Frage.

😉 Danke 🙂 Wir sind stets bemüht und freuen uns, wenn wir Erfolg haben …

Die ist ein Treffer. Also, ich schreibe neben schrägen Eichborn-Sachen auch Genre unter Pseudonym.

Interessant … und in welchem Genre genau?

Meistens Romance, und da habe ich ein schwieriges Verhältnis zu den Hauptfiguren.

Schwierig ist immer relativ … Was belastet eure Beziehung?

Ich komme mit dem braven, humorvollen Mädchen von nebenan nicht ganz so gut zurecht. Und mit ihrem Ritter auch nicht. Mich interessieren in meinen Genrestoffen eher die Nebenfiguren.

Also wird dich in den Momenten die Hauptgeschichte zur Nebensache *lach*

 

Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?

Nicht fertig geschriebene, aber angefangene Stoffe jetzt gerade: fünf. Konkrete Ideen für später, zu denen es kaum Material und noch keinen Verlagsvertrag gibt: vier.

Recht überschaubar … noch 🙂

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Als ich für die Omma recherchiert und Prostituierte interviewt habe, war ich sehr aufgeregt und dann völlig hingerissen von den tollen Frauen mit ihren Wahnsinnsgeschichten.

Da hast du bestimmt einige krasse Geschichten zu hören bekommen …

Das hat mein Verständnis von Moral komplett verändert, ein krasses Erlebnis. Auch emotional. Und unabhängig davon: Wenn ich die letzte Szene eines Romans schreibe, weine ich immer.

*grübel* … Liegt es an der Thematik oder generell, weil ein Projekt endet?

Weil etwas zu Ende geht. Ich weine relativ schnell, aber wenn der letzte Knoten in der Geschichte sich löst, und ich alles gehen lasse, dann sitze ich heulend am Schreibtisch.

 

 

Wie definierst du Erfolg?

Ich lebe vom Schreiben, also heißt Erfolg für mich, dass ich genug Geld zum Leben habe.

Die Berufung als Beruf, da träumen viele davon …

Ich freu mich, wenn meine Sachen sich gut verkaufen und Journalisten sich dafür interessieren. Oder darüber, dass ich mit „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ den Putlitzer Preis und den Preis für den ungewöhnlichsten Buchtitel 2017 gewonnen habe.

Herzlichen Glückwunsch!

Vielen Dank. Das größte Kompliment, um noch mal zur Definition von Erfolg zurückzukommen, das kann aber natürlich nur von Lesern kommen. Wenn ich sie unterhalten und überrascht habe, dann ist das Erfolg.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Haben Sie den besten Beruf der Welt?

Da kann ich dir nur zustimmen. Vielen lieben Dank, Anna Basener, dass du dir die Zeit genommen hast, mir meine vielen Fragen zu beantworten. Bei deinem straffen Zeitplan und den vielen Projekten bedeutet es mir viel, dass du dich mit mir auf einen netten Plausch getroffen hast. Ich wünsche dir und deinem Buch „Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte“ viel Erfolg im weiteren Wettbewerb und hoffe, dass wir uns vielleicht schon in Frankfurt zur Preisverleihung wiedersehen.

 

Mehr von Anna Basener findet ihr:

 

Skoutz-Hörtipp:

Be My Match: Eine Audio-Novela von Anna Basener

Radiomoderator Jan (Richard Barenberg) wird von seinem Intendanten gezwungen, sich auf ein gewagtes Experiment einzulassen: Er meldet sich bei einem Datingportal an, um eine Frau zu suchen, die laut Dating-Algorithmus absolut kein Match ist. Das Pikante daran: Jan soll mit der Paartherapeutin Marita Hennes (Judy Winter) im Radio offen über seine Dates berichten.

So trifft Jan auf Sophie (Nora Jokhosha) – es ist Abneigung auf den ersten Blick. Zwar finden sich die beiden äußerlich anziehend, aber die verkopfte Chemikerin und der freiheitsliebende Digitalnomade können sich nicht riechen. Dennoch kann Jan Sophie dazu überreden, ihn zu daten, um der Online-Dating-Welt zu beweisen, dass man sich auch ohne kalkulierte Übereinstimmung annähern kann…

Skoutz meint: Ein unglaublich humorvoller und authentischer Hörgenuss, denn erstmals wurde ein Hörspiel direct in den besagten Location aufgezeichnet. Keine Soundmacher, alles echt und ungefiltert. Eine Liebe, die keine sein will, schlagfertige und extrem lustige Dialoge, alles untermalt von der unglaublichen Geräuschkulisse Berlins.

Wenn ihr neugierig geworden seid und nun Lust habt, dieses tolle Hörspiel selbst zu entdecken, könnt ihr euch das direkt hier unter dem Affiliate-Link herunterladen.

 

Hinweis:

“Als die Omma den Huren noch Taubensuppe kochte” wurde im März 2017 vom Eichborn Verlag veröffentlicht. Der 320 Seiten starke Roman von Anna Basener erzählt unglaublich witzig aber auch schonungslos direkt die Geschichte von Bianca und ihrer Omma, einer unerschrockenen Ruhrpottikone, deren bewegte Vergangenheit sie nach vielen Jahren plötzlich einholt.

Mit dieser ungewöhnlichen und temporeichen Komödie hat es Anna Basener geschafft, unsere Skoutz Jurorin Saskia Louis zu überzeugen. Aus über 200 Titeln der Longlist Humor konnte sie so einen der begehrten Midlist-Plätze und damit vielleicht die Chance auf den Skoutz Award 2018 ergattern.

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