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zu Besuch bei Andreas Gruber

Andreas Gruber ist, darauf sind wir sehr stolz, tatsächlich einer der Skoutz-Autoren der ersten Stunde. Umso mehr freut mich nicht nur der enorm Erfolg, den dieser Autor hat, sondern auch, dass ich ihn heute mit dem Skoutz-Kauz besuchen darf.

Grund meines Besuchs ist, dass Chefermittlerin Catherine Shepherd, Andreas‘ Buch „Die Knochennadel“ für die Midlist Crime nominiert hat, wo es trotz einer wirklich kriminell starken Konkurrenz gute Chancen auf den Crime-Skoutz 2021 hat, nachdem es auch die Shortlist 2021 und damit das Finale erreicht hat.

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Kay zu Besuch bei Andreas Gruber, der noch weiß, was man mit Legosteinen macht

Hallo Andreas, wie schön, dass es geklappt hat. Unser letztes gepflegtes Plauderstündchen ist schon viel zu lange her (mei, wie die Zeit vergeht). Ich finde es ganz wundervoll, dass du zu den Autoren gehörst, die dazu stehen, vielseitig zu sein und unter ein und demselben Namen nicht nur ein Genre bedienen sondern ganz viele. Ich habe von dir jetzt schon Thriller, Horror und neuerdings auch Jugendbücher gelesen. 

Aber lass uns, bevor wir uns über Bücher verlieren, erst mal über dich sprechen.

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Welches ist die größte Herausforderung, der man sich als Autor stellen muss?

Andreas Gruber Portrait
(c) Barbara Wild

Ohje, da gibt es so viele. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll.

Irgendwo. Ich habe Zeit.

Absagen von Verlagen oder Literatur-Agenturen und die Kritik von Lesern, denen dein Buch nicht gefallen hat, sind wohl die größten Herausforderungen, die man meistern muss.

Ich notiere: Frusttoleranz

Dann kommt noch der innere Schweinehund dazu, der lieber irgendetwas anderes tun würde, als bei schönem Wetter im Büro zu sitzen und an einem Buch weiterzuschreiben. Und schließlich kommen noch die Schreibblockaden dazu, wenn du leicht nervös und panisch merkst, verdammt, die Handlungsfäden laufen nicht wie geplant zusammen.

Ich sehe schon, das könnte man auch so zusammenfassen, wie es z.B. Jörg Fuchs Alameda und Lisa Skydla vor dir schon beschrieben haben: Durchhalten! 

Bleiben wir noch kurz beim Schreiben …

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Hast du Lieblingsworte in deinen Skripten, die vom Lektorat regelmäßig angestrichen werden?

In diesem Moment, wo ich hier hocke, mit den Achseln zucke, eine Augenbraue hebe, mit dem Unterkiefer mahle und in den Korridor starre … fällt mir ehrlich gesagt nichts ein. Nein, Lieblingsphrasen habe ich keine 🙂

Soso… 

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Was ist deine präferierte Erzählform?

Ich mag sehr gern die Ich-Form, weil ich da direkt in unterschiedliche Figuren schlüpfen kann.

Die Begründung hatten wir jetzt – obwohl sie so naheliegend ist – noch nicht. Die meisten stellen auf den Leser ab und sagen, für den wäre es „näher“.  Aber die Gruber-Bücher, die mir spontan einfallen, sind in der 3. Person geschrieben, oder? (Ich bin jetzt etwas unsicher…)

Das stimmt schon. Aber weil die erste Person auf Dauer sehr anstrengend ist und dich als Erzähler sehr einschränkt, mache ich das – abgesehen von meiner Jugendbuch-Trilogie „Code Genesis“ nur in Kurzgeschichten.

Noch mal was zum Schreiben.

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Bist du im Team Adjektiv oder bevorzugst du eher einen „schnörkellosen“ Stil?

Schnörkellos. Ich versuche Adjektive zu umgehen, indem ich stattdessen versuche, bildhaft zu schreiben, sodass die Bilder im Kopf der Leser entstehen.

Bildhaft ohne Adjektive? Wie soll das gehen? 

„Die Villa sah aus wie ein Nebelschloss aus den Karpaten.“ Danach kann man sich fünfzig Eigenschaftswörter sparen.

Okay, der Gruber’sche Komparativ als Spezialform. 🙂 

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Hast du auch einen speziellen Trick, um aus deinen Figuren echte Persönlichkeiten zu machen?

Ich versuche, die Figuren optisch von durchschnittlichen Personen abzuheben, indem ich ihnen kleine optische Nachteile oder Originalitäten auf den Leib schreibe.

Stimmt, jetzt wo du es sagst. Und sonst?

Eine eigene Sprech- und Fluchweise hilft da auch sehr. Dann kommen Macken, Ticks und nerdige Eigenschaften dazu. Zuletzt versuche ich auch noch, passende Hobbies zu den Figuren zu finden. Wenn das alles gelingt, hat man ein Unikat kreiert.

Das mit der Optik muss ich mir nochmal anschauen. Das ist sozusagen eine Bonus-Charakterisierung, denn die habe ich tatsächlich  – jedenfalls als gezielt eingesetztes Mittel – so noch nicht gehört. Ich seh schon, das Schreiben klappt. Fragen wir also mal umgekehrt …

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Welchen Fehler darf man beim Schreiben keinesfalls machen?

Keinen einzigen!

Huch?

Die Leserinnen sind gnadenlos und verzeihen dir nichts.

Echt jetzt? So schlimm?

Im Detail: Erklär nicht zu viel, beschreib nicht zu viel, lass den Lesern Freiraum für Spekulationen und die eigene Fantasie, schreib nicht belehrend, schreib nicht klugscheißerisch, mach keine Recherche-Fehler, bau keine Unplausibilitäten in dein Buch ein, überrasche deine Leser, aber nicht zu sehr, sonst wirkt es, als würdest du etwas aus dem Hut zaubern wollen, bringe alle Handlungsfäden zu Ende, und wenn du ein offenes Ende hast, dann gibt zumindest einen Ausblick, wie es weitergehen könnte.

Das sind sehr wertvolle Tipps, die ich tatsächlich in meiner Eigenschaft als bekennender Abbruchleser genau so unterschreiben würde. Denn jeder einzelne Punkt würde bei mir zu einem „Fupp“ führen, also jenem Geräusch, das entsteht, wenn ein Buch schwungvoll zugeklappt wird. Wie sieht es bei dir mit dem Lesen aus? 

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Welches Buch liegt gerade auf deinem Nachttisch?

Horror Heftromane aus den 70er Jahren, so genannte Schundliteratur.

Echt? Wie geil! 

Darin wird zwar all das geschrieben, wovor ich in der vorherigen Antwort gewarnt habe, aber gerade das entspannt mich als Leser total und ich kann mein Hirn ausschalten und in eine fiktive Welt eintauchen, endlich abschalten, ohne das Buch im Geiste zwangslektorieren zu müssen.

Ja, der innere Lektor ist auch mein Feind, der mir tatsächlich das Lesen, über das ich überhaupt erst zum Schreiben oder auch zu Skoutz gekommen bin, nachhaltig verleidet. Ich lese fast nur noch fremdsprachige Bücher, da gelingt es mir besser, ihn auszuschalten. Lass uns mal einen Moment nicht über Bücher reden. 

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Welche 3 Dinge sind dir aktuell am wichtigsten im Leben?

Meine Katze Bibbi, 9 Monate alt, die gestern fast in einer Regentonne ertrunken wäre, hätte meine Frau sie nicht rechtzeitig herausgefischt. Wir wissen nicht, wie lange sie darin verzweifelt schreiend gepaddelt hat. Ein Albtraum!

Oh ja! Das glaube ich! Wie geht es Bibbi denn?

Jetzt geht es ihr jedenfalls wieder gut.

Und sonst noch? 

Die Gesundheit der ganzen Familie.

Eins haben wir noch?

Ein hohes Alter, damit ich noch viele Bücher schreiben kann.

Das wünsche ich dir auch. Auch, aber nicht nur der Bücher wegen. 🙂

Nach so gescheiten Antworten passt die nächste Frage super.

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Wenn du wählen könntest, wärst du lieber extrem intelligent oder gut im Umgang mit Menschen?

Da ich sowieso nicht gut im Umgang mit Menschen bin – eine Eigenschaft, die ich mit meinem BKA-Ermittler Maarten S. Sneijder teile – bin ich das sowieso gewohnt und hab das schon lange akzeptiert.

Soll heißen? 

Da wäre ich dann lieber extrem intelligent.

Okay. Wobei ich mich echt immer gern mit dir unterhalte. So schlimm kann das mit dem Umgang also nicht sein.

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Wofür würdest du mitten in der Nacht aufstehen?

Wenn eine unserer Katzen in Not ist, wenn mich ein Freund anruft, der Hilfe braucht, oder wenn ich extremen Durchfall habe, weil ich das Chili vom Vortag nicht vertragen habe.

Das mit dem Chili lässt sich zum Glück steuern. Mal abgesehen von deiner Loyalität für Freunde und Felide … 

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Was ist deine größte Stärke?

Ich plane sehr gerne, nicht nur den Tag, Urlaube oder den Inhalt eines Romans, sondern gern überhaupt alles. Das ist aber auch zugleich meine größte Schwäche – es ist ein Fluch und ein Segen – denn wenn es dann nicht so, wie geplant, läuft, bringt mich das ein wenig ins Schwitzen. Ich bin kein Typ, der schnell flexibel umschalten kann.

Okay, dann nehmen wir die nächste Frage doch gleich mal als therapeutischen Ansatz …

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Wenn dein fünf-jähriges Selbst plötzlich deinen jetzigen Körper bewohnen würde, was wäre das Erste, das es tun würde?

Runter zum Bach laufen, mit all seinen Lego-Steinen, einen Staudamm bauen und Legoboote schwimmen lassen. Danach die Mama bitten, ob sie mir eine Tasse heißen Kakao und ein Nutellabrot macht. Und dann würde ich mich sehr auf die nächste Folge von „Wickie und die starken Männer“ im Fernsehen freuen.

Wickie? Hach, da sind wir im selben Team! Das habe ich so geliebt, dass ich für diese Serie sogar Dispens vom augenärztlichen Fernsehverbot bekommen habe. Mein Heulen wäre noch schädlicher gewesen. 

Mit Wickie hätten wir vermutlich keine Probleme, aber …

Welcher fiktionale Charakter ist in Buch/Serie/Film unglaublich, wäre aber in banalen alltäglichen Situationen unerträglich?

Sherlock Holmes, er könnte mit keiner Frau ein normales ungezwungenes und charmantes Gespräch führen. Da müsste schon Watson her, der ihn aus dieser für ihn peinlichen Situation rettet.

Und weil der Herr Doyle ein netter Kerl ist, hat er dem Sherlock auch den Watson gegeben. Fällt dir auch auf, dass Sherlock Holmes deinen Kriterien für einen griffigen Unikats-Protagonisten erfüllt? 

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Stell dir vor, du würdest einen Geheimbund gründen, wie würdest du ihn benennen und was wäre eure Mission?

Da unser Bund geheim wäre, dürfte ich hier nicht verraten, wie er heißt.

Das hat mir Mike Stone auch schon erklärt. Ich sehe, wir hätten die Frage subtiler stellen müssen. Lass uns aber über die Mission sprechen, ja? 

Wir würden dafür sorgen, dass die Frauen endlich begreifen, dass wir Männer niemals erwachsen werden. Wir würden heimlich, in unserem Geheimbund, Staudämme bauen, mit Schlamm werfen, uns beim Essen bekleckern, Mickey Maus Hefte lesen und über dämliche Witze lachen.

Dürften da Frauen, die auch nicht erwachsen werden wollen, mitspielen (sehrliebschauend)? Und bitte, bitte macht das „über dämliche Witze lachen“ nicht zu geheim. Ich finde, das ist das, was unserer Zeit so furchtbar fehlt. Diese Freiheit, die in der Selbstironie liegt, derer es bedarf, um über einen Witz zu lachen (oder überhaupt zu lachen), obwohl man weiß, dass es eigentlich dämlich, überzogen oder total unsachlich ist. 

Auf die nächste Frage bin ich auch schon gespannt.

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Gibt es etwas, das du kannst, die meisten anderen Menschen aber nicht?

Ich kann dir bei synchronisierten Filmen sofort sagen, welche Schauspieler dieser Synchronsprecher noch spricht. Damit nerve ich ständig meine Frau, wenn wir Filme im Fernsehen schauen. „Das ist die Stimme von Brad Pitt … das ist die Stimme von Kathy Bates … das ist die Stimme von Clint Eastwood!“

Ich glaube, da machen wir echt mal ein Online-Battle mit Fred Ink. Der kann das auch und überlegt auch schon angestrengt, wie man daraus wirtschaftlich Nutzen schlagen könnte. 

Das ist auch gleich ein hervorragender Ausblick auf künftige Aktionen, denn tatsächlich sind wir schon in der Schlussrunde angekommen! 

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Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Ich weiß, dass ich mir dadurch jetzt nicht gerade viele Freunde machen, aber mit so Dingen wie „der/die Leser/in“ oder „LeserInnen“ oder „Leser*in“ oder „Leser:in“ verstümmeln wir die Sprache und verwirren die Kinder nur, die verzweifelt versuchen, lesen und schreiben zu lernen.

Andreas, da bist du hier gut aufgehoben. Wir haben uns in der Skoutz-Redaktion mit Blick auf die vielen rezeptionsbeeinträchtigten Menschen, die Sprech-, Seh- und Höreingeschränkten, die Autisten oder auch einfach nur Fremdsprachler, die mit diesen Design-Ideen zwingend und unüberbrückbar ausgeschlossen sind, auch dazu entschlossen, vorerst beim generischen Maskulinum zu bleiben. Exklusive Inklusion kann nicht das Ziel sein. 

Genau. Versteht mich bitte nicht falsch, ich bin (!) für Gleichberechtigung und ich weiß, dass da noch viel gemacht werden muss, aber dieser Weg ist nicht zielführend.

Ja, ich persönlich fände es auch besser, wenn wir die Energien bündeln und gemeinsam nach besseren Wegen und einer sinnigeren Ausrüstung zu diesem Ziel suchen würden, das ja letztlich alle erreichen wollen. Präferabel so, dass wir als Gemeinschaft und nicht als Gegner unterwegs sind.

Lieber Andreas, vielen Dank für dieses wunderbare Interview, das mir so richtig Lust auf den nächsten Gruber auf dem Nachtkasterl macht. Ich hoffe, wir können das bald mal wiederholen.  Für ein neues Buch oder die nächste Runde im Skoutz-Award – es ist mir beides recht.

Dankeschön!

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Hier könnt ihr Andreas Gruber übrigens erreichen:

  • Homepage* von Andreas Gruber
  • Andreas Gruber auf Facebook*
  • oder auch per E-Mail: angru99@aon.at

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Skoutz-Lesetipp:

Code Genesis: Sie werden dich finden – Spannender Auftakt der Jugendbuch-Trilogie von Andreas Gruber

Code Genesis - Andreas GruberEine gnadenlose Jagd rund um den Globus

Terry West (14) ist auf den Weltmeeren aufgewachsen, an Bord des Forschungs-U-Boots Kopernikus. Die Crew: Frettchen Charlie, Terrys Onkel Simon, ihr nerdiger Cousin Ethan sowie Simons treuer Assistent, Ex-Sträfling Johann.
Ein Zwischenstopp in Miami, bei dem Terry das Haus ihrer Kindheit aufsucht, in dem sie seit dem mysteriösen Tod ihrer Mutter nicht mehr war, endet böse: Plötzlich wird Terry polizeilich gesucht und ihr Onkel des Mordes bezichtigt. Auf der Flucht über New York und die Niagara-Fälle bis ins Bermuda-Dreieck wird ihnen klar, dass sie es mit einem mächtigen Gegner zu tun haben. Jemandem, der sie überall aufspürt – wo immer sie sind …

Skoutz meint: Ich war gespannt, was mir ein Autor, den ich bisher als Autor von Horrorgeschichten oder eher harten Thrillern mit bösem Witz kenne und schätze, bei einem Jugendbuch serviert. Bekommen habe ich ein rasant durchkomponiertes, wirklich spannendes Abenteuer, das logisch und plausibel aufgezogen wird, zum Mitfiebern einlädt und richtig Lust auf die weiteren Bände macht, die nun meinen überfütterten SuB nähren. Man merkt, dass Andreas Gruber sich seine jugendliche Sicht bewahrt hat, denn so sind auch seine jugendlichen Figuren gut gelungen (kn). 

[Werbung] Wenn ihr hoffentlich nun auch neugierig geworden seid, könnt ihr euch das Buch mit Leseprobe und Folgebänden über unseren Affiliate-Link* auf Amazon genauer anschauen oder gleich kaufen.

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Hinweis:

Die Knochennadel - Shortlist Crime 2021 - Skoutz-AwardMit seinem spannenden Thriller „Die Knochenadel“ wurde Andreas Gruber von Skoutz-Jurorin Catherine Shepherd auf die Midlist Crime gewählt und hat damit beste Chancen auf den Crime-Skoutz 2021.

Wir haben das Buch schon einmal gelesen und für alle Paris-, Kunst- und Adrenalinliebhaber hier vorgestellt.

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Mehr Info

In unserer Buchsuche erfahrt ihr zudem, ob das Buch zu euch passt.

Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. So seht ihr auf einen Blick, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein.
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