Zu Besuch bei André Wegmann
Heute sind der Skoutz-Kauz und Heike unterwegs zu André Wegmann. Sein Titel „Ardennen“ hat unseren Juror Ralf Kor so überzeugt, dass er André auf die Midlist Horror des Skoutz-Awards gesetzt hat und damit ins Rennen um den Horror Skoutz 2022 schickt.
Da habe ich es mir nicht nehmen lassen und dem Skoutz ein wenig aus Ardennen vorgelesen und jetzt ist er ein wenig ängstlich. Aber ich konnte ihn überzeugen, dass André ein ganz lieber Mensch und sehr skoutziger Autor ist und sich auf uns freut.
Heike zu Besuch bei André Wegmann der Stress und Hektik nicht mag
Hallo lieber André, wir freuen uns sehr dass wir dich heute mal wieder besuchen dürfen! Die Fahrt war angenehm und jetzt sind wir voller Tatendrang und würden am liebsten sofort anfangen dir ein paar Fragen zu stellen. Lass du einfach beginnen, OK?
Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?
Das kommt auf die Situation an.
OK auf welche?
Wenn ich Fernweh habe, wäre ich gern ein Vogel, wenn ich sauer bin ein Tiger und sonst vielleicht ein Faultier. Faultiere sind niedlich und haben ein gutes Leben.
Oh ja Faultiere sind toll! und hast du mal gesehen, was die für Klauen haben? Zur Wehr setzen können die sich auch gut, glaube ich! Und anders als ein Tiger hat ein Faultier das Überraschungsmoment auf seiner Seite!
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Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?
Mit kleinen Dingen und mit Harmonie und der Abwesenheit von Stress und Hektik.
Oh ja, das klingt super! Ein Bruder im Geiste!
Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?
Zufriedenheit, ein gewisses Maß an Erfüllung und natürlich Gesundheit, das wichtigste Gut, sind schon viel wert.
Aber sowas von! Alles ist nichts, wenn du nicht gesund bist. Und sonst?
Aus materiellen Dingen mache ich mir wenig, aber um zufrieden zu sein, arbeite ich stetig in den Bereichen an mir, die mir wichtig sind. Dazu gehört unter anderem auch das Schreiben.
Ich kann für mich sprechen: Was du schreibst, ist toll! Und im Großen?
Was die Welt angeht, gibt es einiges, was ich mir wünschen würde, denn es gibt genug Probleme. Ich zitiere da einfach mal aus meinem aktuellen Roman „Dschinn – Blutiger Sand“:
„Vielleicht konnte ein Einzelner die Welt nicht wirklich verbessern, aber möglicherweise ging es beim irdischen Dasein darum, kleine positive Akzente zu setzen, die wie Sterne in der Dunkelheit funkelten.“
So versuche auch ich es zu handhaben.
Das Zitat gefällt mir sehr gut! Und ich finde es gut, wenn man danach handelt. Damit hast du mir eine perfekte Brücke hin zu Büchern geschlagen.
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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?
Da ich seit der Kindheit viel lese, gibt es sicher zahllose Bücher, aus denen ich irgendwas mitgenommen habe. Seien es Lebenstipps oder stilistische Feinheiten für mein eigenes Schreiben. Aber ein bestimmtes Buch, das mich am meisten geprägt hat, fällt mir nicht ein.
Ich finde das auch schwer, aber schade, denn unabhängig von den Lesetipps, die wir so bekommen, sagen Lieblingsbücher doch auch was über den Lieblingsmenschen aus. 🙂
Bleiben wir noch kurz beim Buchregal. Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB?
Auch auf die Gefahr hin, dass ich als Kulturbanause gelte: Ich stehe eher weniger auf Klassiker, sondern mehr auf zeitgenössische Bücher. Von daher schaffen es viele Klassiker nicht mal auf meinen SuB. Muss ich jetzt zum Schämen in die Ecke gehen?
Halt, hiergeblieben! Es gibt schließlich auch moderne Klassiker. Ich denke, Klassiker wird man durch den Einfluss, den man entweder auf andere Autoren oder auf das Publikum direkt hat, indem man Ideen vordenkt, Vorstellungen prägt, Entwicklungen anstößt. Oft kennt man sie zu Lebzeiten kaum, Edgar Alan Poe zum Beispiel. Aber lass uns über Aktuelles sprechen:
Welches Buch hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient?
Es gibt in Kleinverlagen und auch im Selfpublishing viele Bücherperlen, die mehr Leser verdienen. Die Bestsellerlisten spiegeln oft nicht die Qualität der Bücher wider. Hier jetzt einzelne Werke zu nennen, wäre anderen gegenüber unfair, aber alleine im Redrum-Verlag, wo meine Titel erscheinen, gibt es so einige hervorragende Bücher, die mehr Leser verdient hätten.
Da stimme ich dir absolut zu, dort stöbere ich auch viel. Lass uns mal über dein Schreiben sprechen!
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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?
Ich habe kein dickes Notizbuch voller Ideen, sondern erarbeite mir die Ideen von Projekt zu Projekt.
Hört sich sehr strukturiert und kontrolliert an. Und woher kommen die Ideen?
Ich lasse mich da von Magazinen, Filmen und anderen Büchern inspirieren und wenn ich ungefähr weiß, wo es hingehen soll und ich intensiv darüber nachdenke, kommen mir auch immer mehr Ideen in den Kopf, die zu dem Projekt passen.
Das muss ein schöner Prozess sein, wie aus einem groben Gedanken nach und nach ein detailreiches Buch entsteht.
Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?
Bei den meisten Szenen tauche ich tief in das Gefühlsleben der Figuren ein.
Also mittendrin!
Ich denke, das ist auch wichtig. Wenn ich Emotionen nicht hautnah wiedergeben kann, kann ich kaum erwarten, dass die Leser Interesse oder Mitgefühl für die Figur empfinden. Emotionen zu vermitteln und hervorzurufen ist mit das Wichtigste beim Schreiben.
Und das gelingt dir sehr gut! Wie ich schon eingangs sagte, der Skoutzi war schwer mitgenommen von den Erlebnissen in den Ardennen! 🙂
Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?
Kann ich so pauschal schwer sagen. Szenen, in denen viel drumherum los ist oder in denen schwierige Sachverhalte beschrieben werden, mit denen ich mich eigentlich nicht auskenne. So etwas ist für mich schwieriger zu schreiben, als ein Dialog in einem kargen Raum zum Beispiel.
Zeigt, dass du halt jemand bist, der ganz gerne die Kontrolle hat. So wie bei der Projektwahl. 🙂 Und wie gehst du damit um?
Ich meistere sie, indem ich vor dem Schreiben über die Location oder den Sachverhalt recherchiere und die Szene visualisiere.
Also mit Fleiß und Beharrlichkeit! Lass uns nochmal eins zurück gehen, das hast du vorher so in einem Nebensatz erwähnt, aber das will ich genauer wissen:
Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?
Wie schon gesagt versuche ich die Emotionen der Figuren gut wiederzugeben. Außerdem ist mir ein bildlicher Schreibstil wichtig und in jedem meiner Bücher sind auch atmosphärische Locations enthalten, die ich so zu beschreiben versuche, als wäre der Leser mittendrin.
Das gelingt dir gut. Sowohl in Dschinn als auch bei Ardennen hatte ich ein sehr klares Bild vor Augen. Kopfkino eben! Sonst noch was, auf das du achtest?
Natürlich muss eine Geschichte von Anfang bis Ende spannend sein.
Ja klar! 🙂
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Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?
Ich kann manchmal sehr verrückt und kindisch sein. :p
Ein bisschen kennen wir dich ja schon!
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Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen
Bei „Dschinn – Blutiger Sand“ schließt sich Privatermittler Christian Harms einer Einheit der Fremdenlegion an, die im Jemen nach einer vermissten Truppe sucht. Doch im Jemen, einem der gefährlichsten Länder der Welt, lauert der Tod an jeder Ecke. Wer Lust auf spannende Action mit Monstern und Dämonen hat, kommt bei dem Roman sicher auf seine Kosten.
Definitiv!
Was würdest du noch gerne lernen und wozu?
Momentan versuche ich verstärkt das Meditieren zu erlernen, weil ich denke, dass es in vielen Lebensbereichen gute Dienste leistet.
Stimmt! Das ist vielseitig einsetzbar. Ich selbst mache gern autogenes Training. Das kann ich auch nur empfehlen.
Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?
Der Verlust meiner Mutter. Wenn ein Elternteil stirbt, ist die Kindheit endgültig vorbei.
Ja, das ist leider so. Schade, dass Trauriges viel einprägsamer als das Glück ist. Traurig ist auch, dass wir fast schon wieder durch sind. Aber bevor wir zum gemütlichen Teil übergehen, lass uns die Schlussrunde starten:
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Was sollen deine letzten Worte sein?
Lasst es euch gutgehen und viel Spaß beim Lesen!
Genau!
Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?
Danke für das nette Gespräch und danke dass „Ardennen“ auf der Midlist mit dabei ist!
Lieber André, wir haben zu danken! Für die tollen Bücher und deine Zeit! Das war ein wunderbares und angenehmes Gespräch und wir haben es sehr genossen. Bleib Skoutzig und lass uns immer wissen, wenn du was neues planst! Wir sind für alles zu haben!
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Mehr über André Wegmann erfahrt ihr hier:
Wir waren schon öfter bei André Wegmann und haben uns mit ihm zum Beispiel hier über den Fluch des Perfekten, dumme Fragen, große Aufgaben und die Gründung von BSB (Bücher statt Bomben) unterhalten.
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Skoutz – Lesetipp:
Dschinn (Christian Harms-Thriller 1) – Okkulter Horror von André Wegmann
In der weltweit größten Sandwüste lauert seit dem Anbeginn der Zeit etwas Ursprüngliches und Böses. Es wartet nur darauf, zu töten.
Kurz nach einem Urlaub im Sultanat Oman richtet ein sechzehnjähriger Teenager in einem norddeutschen Dorf ein Massaker an, in dessen Verlauf er seine Freunde, seine Familie und dann sich selbst tötet. Wenig später verschwindet eine junge Studentin. Privatermittler Christian Harms erhält den Auftrag, sie zu finden. Bald geschehen weitere bestialische Morde und Harms, der Unterstützung von einer attraktiven Nonne bekommt, sieht sich mit einer entsetzlichen Gefahr konfrontiert, die nicht nur seine Glaubensvorstellungen zerstört, sondern auch sein Leben und das vieler weiterer Menschen bedroht.
Dschinn wurde 2020 im Rahmen des Skoutz Award, den das Buch gewonnen hat, schon mal von einem Redakteur vorgestellt (hier)
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Hinweis:
Auch in diesem Jahr haben wieder viele Horror-Fans abgestimmt und vorgeschlagen und so für eine mit knapp 200 Titeln prall gefüllte Longlist Horror 2022 gesorgt. Damit waren für Skoutz-Juror Ralf Kor schlaflose Nächte Programm, denn wie sonst sollte er aus all den Schrecken und perfiden Gemeinheiten, zwischen Monstern, Aliens und Dämonen die Titel heraussuchen, die das Horror-Lesejahr 2021 repräsentieren? Irgendwie ist es geglückt und Ralfs Midlist Horror 2022 kann sich wahrlich sehen lassen. Einer der Titel dort ist Ardennen, der zweite Thriller um Christan Harms, Autor André Wegmann steht für klug konzipierten Horror wie diesen, bei dem harter Horror mit einem guten Plot und liebevoll ausgestaltete Szenen kokettiert. Wir haben das Buch (vor)gelesen und hier besprochen.
Wer die Bücher schon kennt, kann (und soll!) sie auf Skoutz bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).
Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. Auf einen Blick seht ihr dann, wie das Buch wirklich ist. So schön kann dadurch Bücher suchen sein. Denn so einfach entsteht eine aussagefähige Buchbewertung.