Metapher - Skoutz-Wiki

Stil-Wiki: Metapher

Metaphern sind vermutlich die gebräuchlichsten sprachlichen Stilmittel, ohne die auch die meisten Sprichwörter und Redensarten gar nicht funktionieren würden.  Man findet sie im Alltag ebenso wie in Fachtexten, in Reden, der Lyrik, Dramatik und Epik. Aber diese Vielseitigkeit macht sie auch so schwer greifbar, wenn man sie für Schule oder Studium exakt analysieren will.

Obwohl es in der Skoutz-Schreibschule mehr um die praktische Anwendung geht, versuchen wir uns trotzdem an einer Erklärung.

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Die Metapher in Kürze

  Metaphern sind bildhafte Gleichsetzungen, in denen die mit einem Begriff verknüpfte Vorstellung auf eine andere Situation, einen anderen Gegenstand übertragen wird. Mit anderen Worten, es werden zwei Eindrücke miteinander verknüpft, die rein faktisch nichts oder nur wenig miteinander zu tun haben. Anders als bei einem Vergleich, wo die Verknüpfung wörtlich hergestellt wird, wirkt eine Metapher durch den syntaktischen Wegfall des Vergleichspartikels („wie“) indirekt:
  • Vergleich: Bei Skoutz geht es zu wie in einem Hühnerstall …
  • Metapher: Im Skoutz-Hühnerstall …

In der Literaturwissenschaft (und auch in der Praxis) gibt es neben dem engen Metaphernbegriff auch seit Aristoteles einen liberalen weiten Ansatz, der auf bildliche Sprache allgemein abzielt und damit Vergleiche, Gleichnisse, Symbole oder Allegorien mit einbezieht.

Da solche Verbindungen an allen möglichen Stellen vorkommen und am schönsten die Verbindungen sind, die sich völlig unerwartet präsentieren, ist die Analyse einer Metapher oft gar nicht so einfach.

Da sieht man manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht, was natürlich nicht heißt, dass Metaphern nur im Forst schwer zu erkennen sind. Aber wenn wir mit Argusaugen nach Metaphern suchen, werdet ihr ein Gespür dafür entwickeln und uns fällt ein Stein vom Herzen. Was weder bedeutet, dass Skoutz-Redakteure einen Steinbruch tragen, wo andere ihr Herz haben, noch dass ihr mit Raubvogelaugen an die Texte müsst. Und natürlich heißt es nicht, dass ihr besonders reinlich auf Hygiene bedacht seid, wenn wir stolz bemerken, dass ihr mit allen Wassern gewaschen seid.

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Stift, Heu, Heuhaufen, Nadel Im Heuhaufen, IdiomMetaphern ausführlich betrachtet

Der Begriff Metapher kommt aus dem Griechischen (metà phérein) und ist mit Übertragung gut übersetzt. Man sagt ja auch statt metaphorisch oft im übertragenen Sinne. Im Deutschen spricht man auch von Bild. Was es auch ganz gut trifft.
Denn ein Bild sagt mehr als tausend Worte – und das gilt auch bei Sprachbildern. Werden Sachverhalte „bildlich“ ausgedrückt, erschließt sich das Gemeinte oft viel schneller und leichter als mit umständlichen Beschreibungen. Versucht zum Beispiel einmal den Flaschenhals ohne den Metapher-Teil „Hals“ der ja normalerweise die Anatomie eines Lebewesens beschreibt, verständlich zu bezeichnen.
Damit zählt die Metapher zu den Tropen. Darunter versteht man in der Literatur Stilmittel, die etwas anderes sagen, als sie meinen. Je nachdem, wie eng der Bezug zwischen Bild und Aussage ist, unterscheidet man zwischen verschiedenen Arten.

Vorkommen

Metaphern kann man mit so ziemlich allen Wortarten bilden:
  • Adjektive: durch die rosarote Brille sehen.
  • Verben: Die Bäume schlagen aus
  • Substantive: Der Stammbaum

Dabei fallen bei vielen Begriffen wie bei Stammbaum, Leitfaden oder auch Stuhlbein die metaphorischen Ursprünge gar nicht mehr auf.

Dabei werden Metaphern

  • mit ähnlichen Bildern (Analogie)
  • mit (auslassend) engen Bezügen (Kontiguität)
  • einer hierarchischen Beziehung, z.B. zwischen Allgemein und Besonders (Synekdoche) oder
  • mit Gegensätzen (Ironie)

gebildet.

Gründe für den Einsatz von Metaphern

So vielfältig wie die Metaphern sind, so verschieden sind auch die Gründe für ihren Einsatz.

  • Katachrese
    Am häufigsten sind solche (meist gar nicht mehr als solche wahrgenommenen) Metaphern, die verwendet werden, weil es kein bessere Wort gibt.
  • Euphemismus
    Wenn man einen Begriff als anstößig empfindet, weicht man gern auf andere aus. Das ist speziell im weiten Feld der political correctness schon fast zum Volkssport geworden.
  • Veranschaulichung
    Wenn abstrakte Begriff durch ein einfacheres Bild verdeutlicht wird, das meist knapper und eleganter ausfällt, statt in einem solchen Fall wortreich mit Kanonen auf Spatzen zu u schießen
  • Betonung
    um bestimmte Aspekte einer Sache durch indirekte Vergleiche besonders zu betonen. Wenn wir ein Teammitglied als bestes Pferd im Stall bezeichnen, dann eben, um seine Leistungsfähigkeit und -willigkeit zu loben.
    Überhaupt werden Tiere ebenso wie Gebrauchsgegenstände gerne für die Metaphernbildung eingespannt.

Ihr seht, auch die Autoren, die uns im letzten Jahr im Brustton der Überzeugung bei unseren Besuchen versicherten, sie würden einen extrem sachlichen Stil pflegen, werden unter Garantie auf die eine oder andere fest in der Sprache verankerte Metapher zurückgreifen.

Spannender wird ihr bewusster Einsatz, um auffälliger, witziger, einprägsamer zu schreiben. Oder – je nach Bedarf und Genre – rätselhafter und geheimnisvoller. Dort, wo die Kunst sich von der Umgangssprache abhebt, spricht man dann auch vornehm von Literarizität.

Metaphernanalyse

Philatelist, Briefmarkensammlung, Briefmarke, SammelnIm Deutschunterricht wird viel Mühe darauf verwendet, Metaphern zu analysieren, also nachzuforschen, was an Aussage im Text über den unmittelbaren Wortlaut hinaus enthalten sein können. Das ist eine gute Übung für besseres Handwerk, auch bei der Texterstellung. Denn alles, was herausgelesen werden kann, kann logischerweise auch hineingeschrieben werden. Es macht also gegebenenfalls durchaus einen Unterschied, wo und wie man seinen Protagonisten beschreiben lässt.

Die Verwendung von Metaphern lenkt und leitet das Publikum. Die Sozialwissenschaften sprechen speziell im umgangssprachlichen Kontext hier auch von Framing. Denk- und Deutungsmuster werden adaptiert und unkritisch, oft unbewusst übernommen. Dies kann schlecht sein, z.B. in diskriminierendem Kontext. Es kann aber auch gut sein, wenn etwa Gefahren verbildlicht werden („brandgefährlich“). Beim Schreiben ist es auf jeden Fall hilfreich, von solchen Effekten zu wissen, denn so kann der Leser mit wenigen richtig platzierten Worten in Interesse der Spannung auf die falsche oder richtige Spur gebracht werden. So lässt sich mit einzelnen Worten Suspense erzeugen.

Auch psychologisch sind Metaphern äußerst spannend. Bilder erleichtern, Unaussprechliches, schwer Erträgliches oder auch Unbekanntes durch Platzhalter (noch eine Metapher, für die es keinen sachlichen Begriff gibt) zu bezeichnen. Sie ziehen literarisch genutzt den Leser tiefer in den Text.

Polysemie

Gar nicht so selten lassen Metaphern auch mehrere Deutungen zu. Damit steht der Leser vor dem Problem, herauszufinden, welche Deutung nun die im Text Gewollte ist. Hier wird Kommunikation schwieriger. Nicht nur für Psychologen, sondern auch für die Leser-Autoren-Beziehung. Da kann es natürlich auch für Plottwists und andere gestalterische Gemeinheiten von Vorteil sein, wenn eine Metapher neben einer offenen auch eine verborgene Deutung zulässt …

Synästhesie

Bei dieser Sonderform der Metapher  werden verschiedene, eigentlich unvereinbare Sinne verknüpft.

Schau mal, da stinkt’s.  

Dafür bekommt man im Lektorat gerne Prügel, weil das ja gar nicht geht …

Meistens ist das auch richtig – aber lasst euch nicht vorschnell den Schneid abkaufen. Es gibt gar nicht so selten auch sehr gelungene Beispiele, die, zumindest saisonal immer wieder weitgehend unkritisch akzeptiert werden

Süßer die Glocken nie klingen. 

Süß wird mit dem Geschmackssinn ermittelt, wer also die Glocke nicht abschleckt, die dabei dann höchstens versehentlich klingt, wird also zu ihrer Süßigkeit gar nichts sagen können. Und trotzdem finden wir das Bild seit Jahrhunderten stark und gelungen.

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Bonuswissen (Klugscheißmodus)

Bleiben wir noch kurz bei der Synästhesie.

Denn sie ist auch ein Phänomen der Wahrnehmungspsychologie. Dann bezeichnet sie eine besondere Form der Kognition, bei der verschiedene Gehirnareale miteinander in Verbindung stehen. Das können zum Beispiel die Areale für das Hören und das Sehen sein. Aufgrund dieser Art der Wahrnehmung können Töne mit Farben verbunden werden. 4% der Menschen weltweit haben eine Form der Synästhesie.

Ihr seht, eine genauere Befassung mit Metaphern lohnt sich. Man entwickelt ein feineres Sprachgefühl, nicht nur für Worte, sondern auch für ihre Wirkung. Und das ist die Grundvoraussetzung für Kommunikation. Dass wir uns so ausdrücken, dass wir in unserer Aussage, aber besser noch in unserem Anliegen verstanden werden. Bei Geschichtenerzählen ist es unserer Meinung nach unabdingbares Handwerkszeug.

Wenn ihr noch mehr über Metaphern – und vor allem ihre sprachwissenschaftliche Behandlung wissen wollt, empfehlen wir euch den wirklich ausführlichen Wikipedia-Artikel*.

Zu Stilmitteln haben wir hier eine Übersicht aus dem Skoutz-Wiki.

Und darum werden wir euch bald schon weitere Sprachschönheiten vorstellen. Bleibt skoutzig!

 

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