Sprichwort oder Redensart

Skoutz-Wiki: Sprichwort oder Redensart

Sprachen sind bildhaft und fantasievoll, das macht einen Großteil ihrer Faszination aus. Gerade die verschiedenen Bilder sind sehr unterhaltsam und verraten viel über die Sprechenden. Sie sind einfach „kurz und gut“:  Sprichwort, Redewendung oder Redensart! Doch worin liegen ihre Unterschiede? oder ist das doch alles „Jacke wie Hose“?

Skoutz überprüft das in diesem Beitrag.

 

Sprichwort oder Redensart – die ungleichen Zwillinge

Im Alltag wird zwischen Sprichwort, Redewendung und Redensart nicht so genau unterschieden, gemeint sind mehr oder weniger allgemein feststehende bildhafte Umschreibungen, die mal mehr, mal weniger selbsterklärend sind oder sich aus dem Kontext entschlüsseln lassen. Zum Beispiel dürften die meisten überfordert sein, wenn sie das erste Mal hören, dass Susi Peter „einen Bären aufgebunden“ hat.

Das terminologische Verwirrspiel wird durch weitere, oft synonym eingesetzte Begriffe noch weiter „auf die Spitze getrieben„, denn was wir meinen, wird oft auch „stehende Wendung“, „Phrase“, „Floskel“ oder „fester Ausdruck“ genannt und ihrer leichten Verbreitung wegen als „geflügelte Worte“ bezeichnet. Literaturwissenschaftler sprechen in diesem Zusammenhang gelehrt von Phraseologismus oder Idiom. Die Spezialdisziplin „Phraseologie“ meint dabei aber schon wieder eher inkonsequent sowohl die Gesamtheit der in einer Sprache auftretenden Redewendungen als auch die sich damit befassende Wissenschaft.

Was haben sie gemeinsam?

Obwohl sie bei genauerer Betrachtung völlig unterschiedlich eingesetzt werden, gibt es durchaus auch Gemeinsamkeiten:

  • Bildlichkeit – mit einprägsamen Bildern werden typische Situationen, allgemeine Wahrheiten oder auch komprimierte Informationen wiedergegeben
  • Formelhaftigkeit – dabei ist die Wortwahl stark eingeschränkt, es handelt sich um mehr oder weniger stehende Begriffe und Wendungen, bei denen auch kleinste Abweichungen bemerkt werden
  • Der Grund dafür ist die allgemeine Bekanntheit, dieser Wendungen in genau dieser Form. Speziell dort, wo sich das Gemeinte aus dem Wortlaut oder Kontext nicht ohne Weiteres erschließt, kann eine Redensart wie auch ein Sprichwort nur wirken, wenn man es kennt.

Beide sind also dem Duden zufolge eine „feste Verbindung von Wörtern, die zusammen eine bestimmte, in der Regel bildliche Bedeutung haben“.

Was trennt sie?

Das wichtigste Unterscheidungskriterium ist die Flexibilität. Zumeist wird eine Redewendung vom Sprichwort dadurch unterschieden, dass man die Redewendung in einen Satz ein- und anpassen kann. Dagegen steht das Sprichwort als eigenständiger Satz für sich alleine. Es würde in Teilen oder einer anderen Reihenfolge gar nicht funktionieren.

Dabei sind Redewendungen auch eher Moden unterworfen und variieren in verschiedenen Gruppen, entwickeln sich aus häufigen und typischen Formulierungen und verfestigen sich schließlich zur Redewendung. Gerne werden sie auch als rhetorische Stilmittel verwendet.

 

Redensart oder Sprichwort?

Redensart im Überblick:

  • feste bildhafte Wortverbindungen
  • besteht aus Wortruinen und inhaltliche Verbindungen, die in der „normalen“ Sprache oft nichts aussagen („Lohn auf den Kopf hauen“)
  • Bestandteile sind zwar untrennbar miteinander verbunden, aber – im Gegensatz zu Sprichwörtern – in ihrer Form nicht völlig erstarrt
  • meist kein vollständiger Satz, flexible Anpassung an den jeweiligen Satzzusammenhang
  • Bedeutung muss bekannt sein, da sonst nur schwer oder nicht verständlich
  • Sinngehalt ist größer als die Summe ihrer Bestandteile

 

Sprichwort im Überblick

  • allgemein bekannte, festgeprägte, vollständige Sätze fassen eine allgemeine Erkenntnis zusammen
  • kurzer Satz, der auf langer Erfahrung beruht
  • häufig in Reimform
  • Unveränderlich in der Aussage
  • Inhalt direkt verständlich, in den meisten Fällen aus dem Bild heraus erschließbar

Eselsbrücke: Die Redewendung kann man drehen und wenden, wie man sie braucht. Das Sprichwort ist wörtlich einzusetzen.

 

Fallstricke beim Einsatz

Vorsicht beim Einsatz von Sprichwort oder Redensarten, denn oft erreicht man das Gegenteil dessen, was gewollt war. Man trägt nicht zu leichterem Verstehen bei, sondern verwirrt im Gegenteil die anderen:

Missverständnisse entstehen insbesondere, bei

  • kulturellen Unterschieden
  • unterschiedlichen Einstellungen und Wertesystemen
  • verschiedenartigen Sitten, Bräuche, Gewohnheiten und Wahrnehmungsmuster (mit anderen Augen sehen)
  • abweichenden Regeln und Normen für höfliches Benehmen, Tischsitten, Kleiderordnung, Pünktlichkeit, Verbindlichkeit etc.

Idiome bestimmen das Wesen einer Sprache viel stärker als der Wortschatz allein. Doch so faszinierend sie sind, so schwer sind sie auch zu erlernen. Während die meisten verstehen, was man meint, wenn man „ins Gras beißen“ sagt, würde „am Rasen nagen“ nur Stirnrunzeln hervorrufen. Zudem gibt es oft neben der stehenden Wendung auch eine wortwörtliche Bedeutung. „Der Ofen ist aus„, kann den Abbruch der Beziehungen ebenso beschreiben wie die Tatsache eines unbeheizten Raumes.

Weil es so faszinierend ist, werden wir unter der Rubrik „Sprichwörtlich“ in loser Reihenfolge solche Redewendungen und Sprichwörter vorstellen und erklären. Wer mag, ist herzlich eingeladen, uns Vorschläge zu machen.

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