Skoutz-Wiki: Lesehäufigkeit (Lesestil / Leseverhalten)
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In dieser Beitragsreihe geht es uns darum, den überraschend komplexen Begriff Lesestil so unterhaltsam wie möglich, aber eben auch gründlich und zugleich wissenschaftlich aufzubereiten.
Dazu gehören verschiedene Kriterien, die unseren individuellen Lesestil beeinflussen. Einer davon ist die Lesehäufigkeit. Oder genauer gesagt, der Stellenwert, den Bücher in eurem Leben einnehmen. Die Zeit, die ihr Geschichten einräumt. Die Träume, denen ihr in diese Welt verhelft, indem ihr sie wahrnehmt.
Die Lesehäufigkeit in Kürze
Die Lesehäufigkeit ist ein Faktor, der schwer zu greifen ist. Das liegt weniger daran, dass er so kompliziert zu bestimmen wäre, als vielmehr daran, dass Eigen- und Fremdwahrnehmung hier massiv auseinanderfallen. Das mag daran liegen, dass Lesen attraktiv macht, weil man Bildung, Klugheit und andere positive Eigenschaften damit verbindet, und deshalb Befragte dazu neigen sich schön zu schwindeln. Es gibt eben gute Gründe, zu lesen.
Davon unabhängig ist die Lesehäufigkeit an zwei Kriterien festzumachen:
- Lesefrequenz: Wie regelmäßig liest man (täglich, wöchentlich, gelegentlich)?
- Lesevolumen: Wie viel liest man in einem bestimmten Zeitraum (z.B. jährlich)?
Dabei pendelt sich die in verschiedenen Studien ermittelte Zahl für den deutschen Durchschnittsleser bei 10-12 Büchern pro Jahr ein.
Die Lesehäufigkeit ausführlich betrachtet
Ausführlicher untersucht kommt man bei der Lesehäufigkeit schnell an den Punkt, an dem man Churchill zitieren will: Traue nur der Statistik, die du selbst gefälscht hast. Das liegt nicht nur daran, dass viele der im Netz und der Fachliteratur veröffentlichte Zahlen mehr oder minder offensichtlich auf ein gewünschtes Ergebnis hin gebürstet und einseitig interpretiert werden. Die Parameter sind einfach auch schwer zu bestimmen. Zählt die Lektüre von Online-Texten (auch zu Unterhaltung), Zeitschriften, Magazinen und Zeitungen auch dazu? Wie ist das mit Hörbüchern und Podcasts? Wie geht man damit um, dass ein Pixi-Buch, das man der kleinen Tochter vorliest, nur schwer mit einem 1000-Seiten-Schmöker vergleichbar ist?
Wir haben trotzdem versucht, das Thema einmal aufzubereiten:
Lesehäufigkeit – was ist das?
Zunächst einmal müssen wir allerdings den Begriff Lesehäufigkeit sauber definieren. Oder vielmehr ein bisschen abgrenzen: Wir alle lesen. Ständig.
Auch in diesem Moment, und zwar diesen Artikel (vielen Dank an dieser Stelle). Das ist jetzt gerade aber nicht gemeint. Uns geht es um das freiwillige Lesen von Texten außerhalb beruflicher/schulischer Zwänge oder der gesellschaftlichen Notwendigkeit (z.B. Fahrpläne) und moderner Kommunikationsvorgaben (WhatsApp und Co.).
Mit anderen Worten: Wie oft lesen wir freiwillig Bücher und Zeitschriften oder Onlinetexte? Wie groß ist unsere Bereitschaft, uns Hals über Kopf in Geschichten zu werfen?
Da gibt es die Gelegenheitsleser, Pausenleser, Marathonleser, Ferienleser, Einschlafleser, Genussleser, Vorleser, Querleser, Junkleser, Allesleser, U-Bahnleser …
Das allerdings ist eher eine emotionale Definition.
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Wie sieht die Wissenschaft die Lesehäufigkeit?
Am häufigsten wird in Studien zwischen Wenig-, Durchschnitts- und Viellesern unterschieden. Damit beziehen sich die Studien weniger auf die Leseregelmäßigkeit als auf das dabei bewältigte Lesevolumen.
Das ist ein bisschen wie Schnitzeljagd. Man hat jetzt zwar hübsche Vokabeln, aber immer noch keine Ahnung. Was bitte ist ein Durchschnittsleser?
Und in der Tat wird es verwirrend, denn der Durchschnitt natürlich wieder von der Bezugsgröße ab. Der Durchschnittsleser unter den Skoutzis dürfte – wir hoffen es jedenfalls – mehr als der Bundesdurchschnitt lesen. Und der immer wieder genannte Bundesdurchschnitt variiert zwischen Geschlechtern und Altersgruppen, Bildungsstand und anderen Kriterien wie Beruf, Familie, sonstige Interessen etc.
Nimmt man den echten Bundesdurchschnitt (also bezogen auf alle Bürger) so liegt Deutschland beim Ländervergleich übrigens ziemlich im Mittelfeld, wie die Studie der GfK im Auftrag des Börsenvereins* ergeben hat.
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Lesehäufigkeit im Vergleich
Wenn man nun ein wenig im Internet nach Zahlen sucht, kommt man schnell zu dem Ergebnis, dass der deutsche Durchschnittsleser so zwischen 10 und 12 Büchern im Jahr liest.
Von Viellesern wird gesprochen, wenn man die 20er Marke knackt, in besonders strengen Quellen liegt die Grenze aber auch schon einmal bei 50 Büchern im Jahr. Das ist ungefähr ein Buch in der Woche und das ist schon viel.
Für Wenigleser gibt es keine Zahlengrenzen. Wir nehmen an, dass jeder der weniger als ein Durchschnittsleser liest, aber mehr als ein Nichtleser, in diese Gruppe zählt.
Kritik
Wir sind mit dieser Statistik nicht wirklich glücklich. Nicht anders als bei der Lesegeschwindigkeit oder der korrekten Berechnung des SUB ist natürlich auch hier das „Buch“ eine etwas unglückliche Bezugsgröße:
Der Herr der Ringe, ein Buch, das so dick ist, dass es als drei veröffentlicht wurde, ist nur schwer mit einer kleinen Horror-Novelle oder einem Erotik-Quickie zu vergleichen.
Allerdings gegeben wir zu, dass die naheliegende Bezugsgröße „Seite“ angesichts verschiedener Druckbilder, Schriften, Illustrationen etc. auch nicht wirklich zuverlässig und zudem deutlich aufwändiger zu zählen ist. Entsprechende Berechnungsversuche haben wir bei der korrekten Ermittlung der Größe des SUB angestellt.
Bonuswissen: Lesehäufigkeit in der Werbung oder Leserschaftsforschung (Klugscheißmodus)
Speziell für Anzeigenwerbung ist es von großem Interesse, wie oft eine Publikation (Online-Texte, Magazine, Zeitung) unabhängig von der Auflage/Abonnements tatsächlich gelesen wird. Neben der in Blog-Kreisen bekannten Absprunggröße wird hier mittels Stichproben herausgefunden, wieviele Leser eine Ausgabe tatsächlich lesen (LpA = Leser pro Ausgabe). Diese LpA-Einheit markiert den unterschiedlichen Umgang mit dem Medium bezüglich der Regelmäßigkeit des Lesens. Die Fluktuation innerhalb der Leserschaft einer Zeitschrift ist um so größer, je kleiner der Anteil der regelmäßigen Leser ist. Je länger und intensiver sich die Leser mit einer Ausgabe befassen, desto besser ist das in Bezug auf die Werbung, denn umso höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Werbung wahrgenommen wird.