Faust - Goethe

Skoutz-Classics: Faust, eine Tragödie – Meisterwerk von J.W. von Goethe

Johann Wolfgang von Goethe hat mit Faust, einem epochalem Werk, das aus zwei sehr unterschiedlichen Teilen (Faust I, oder der Tragödie erster Teil, und Faust II) das nach herrschender Meinung bedeutendste und meistzitierte Werk der deutschen Literatur geschaffen. Die 1808 veröffentlichte Tragödie ist Anfang des 16. Jahrhunderts angesiedelt und greift im ersten Teil die Geschichten des historischen Doktor Faustus und der Kindsmörderin Gretchen auf und verbindet sie zu einem Werk von zeitloser Dramatik. In Faust II weitet Goethe sein Thema dann zu einer stark symbolbeladenen Menschheitsparabel aus.

 

Faust – Der deutsche Roman, der Klassiker schlechthin, aus der Feder von Johann Wolfgang von Goethe

Warum? FantasySkoutz behandelt erstaunlich moderne Themen, wenn man es sich genau betrachtet, letztlich die Geschichte einer Midlife-Crisis? Da es eben auch reichlich dämonische und magische Momente gibt, ist das Werk eindeutig auch Urban Fantasy. Und nicht zuletzt ein Historienroman, der im 19. Jahrhundert in einem Setting des 16. Jahrhunderts geschrieben wurde. Was zeigt, dass Faust auch ein Cross-Genre Meisterwerk ist.

Um was geht’s in Faust?

Faust - GoetheDer Workaholic Faust hat sein Leben beruflichem Erfolg und Wohlstand gewidmet. Doch all seine Errungenschaften machen ihn nicht glücklich. Sein unstillbares Verlangen nach immer mehr Erkenntnis und mehr Lust macht es Faust unmöglich, den Augenblick zu genießen oder sich an dem Erreichten zu erfreuen. Tief deprimiert und lebensmüde, schließt er mit Mephistopheles – dem Teufel – einen Pakt. Sollte Mephisto Faust so weit bringen, dass er einen glücklichen Augenblick festhalten wolle, dann erhält er Fausts Seele. Mephisto greift zu erstaunlich aktuellen Lockmitteln, um seine Wette zu gewinnen. Er macht Faust jünger und verhilft ihm zu einer Affäre mit einem jungen, unschuldigen Mädchen: Gretchen.

Und damit nimmt die Tragödie ihren Lauf. Denn die Affäre vernichtet Gretchens Familie, als Gretchen von Faust schwanger wird und das uneheliche Kind in ihrer Verzweiflung tötet und im Kerker landet. Faust will sie mit Mephisto vor der Hinrichtung retten, doch das erweist sich als unerwartet schwierig.

Im zweiten Teil geht es mit einer Hochgebirgsszenerie weiter. Faust wacht aus einer Art Heilschlaf auf, die ihn von seelischer Zerrüttung genesen ließ. Entsprechend positiv gestimmt folgt er ohne weiteren Bezug auf die Ereignisse im ersten Teil Mephisto an den Hof des Kaisers. Dort erklärt er, wie man mit Schuldscheinen auf zukünftige Schätze den Staatshaushalt sanieren kann und lässt sich dafür Land geben, auf dem er sein Wissen z.B. zum Deichbau sinnvoll einsetzen kann. Doch auch hier hat wieder der Teufel die Hand im Spiel und obwohl Faust sehr erfolgreich ist, ist am Ende nichts so wie es sein soll …

Wie hat uns Faust gefallen?

Ähnliches FotoFaust, der ewig Unzufriedene, der auf der Suche nach Zufriedenheit über Leichen geht, ohne es in seiner Ich-Bezogenheit auch nur zu merken, ist ein offenbar erschreckend zeitloses Thema. Nachdem er mit dem ihm zur Verfügung stehenden Mitteln nicht erfolgreich ist, geht er mit Mephisto einen teuflischen Pakt ein. Faust bekommt alle Wünsche erfüllt, bis zu dem Moment, in dem er sich wünscht, dass ein Zustand Bestand haben möge. Mit anderen Worten: Der Fortschritt zu einem Ende kommen kann, weil es so ist, wie es sein soll.

Jugendwahn, Fortschrittsglaube, Anrufung unbezwingbarer und/oder unverstandener Kräfte, Egoismus, Ethik und Moral, Grenzen des Wirtschaftswachstums … Es ist unheimlich, wie die Themen unserer Tage von Goethe vor über zweihundert Jahren in einem Setting dargestellt wurden, dass nochmal 300 Jahre früher angesiedelt ist. Das für sich genommen ist schon so spannend und mitreißend, dass das absolut bestsellertaugliche Drama zwischen Faust und Gretchen fast ins Hintertreffen gerät.

Die Wette, faustische Momente, des Pudels Kern, das Hexeneinmaleins, die Gretchenfrage – Wir zitieren im Alltag ständig aus diesem Buch. Und darum halten Faust für eine Geschichte, die man sich unbedingt in Ruhe und frei von schulischen Zwängen einmal zu Gemüte führen sollte.

Wem verdanken wir Faust?

Goethe ist der Allzeit-Superstar der deutschen Literatur schlechthin; welcher Schriftsteller kann schon von sich behaupten, eine eigene Epoche geprägt zu haben (In der Literatur spricht von der „Goethezeit“ von der Epoche etwa zwischen 1770 und 1830, die von sehr vielfältigen Strömungen geprägt war und die sich angeblich alle in Goethes Werk wiederfinden). Doch hinter diesem „Pop-Idol“ gerät der Mensch Goethe schnell aus dem Fokus.

Johann Wolfgang Goethe wird am 28. August 1749 in Frankfurt am Main in eine sehr wohlhabende Bürgerfamilie geboren. Er studiert Jura in Leipzig und Straßburg, beginnt aber früh schon mit dem Schreiben. Immer wieder auch an Faust (Urfaust), einem Thema, das er sein ganzes Leben hindurch immer wieder bearbeitet. Als er seine unglückliche Liebe zu Charlotte Buff in den Leiden des jungen Werther verarbeitet und veröffentlicht, gelingt ihm der Durchbruch.

Um den bürgerlichen Zwängen in Frankfurt zu entkommen, folgt er dem Ruf des Herzogs nach Weimar. Dort wird er bis ans Ende seines Lebens bleiben. Nicht unähnlich seinem Faust ist Goethe ein Leben lang ein Getriebener. Er studiert sehr erfolgreich Naturwissenschaften und macht hier sogar maßgebliche Entdeckungen und reformiert die Verwaltung. Doch zwischenmenschliche Beziehungen, die ihm zu viel werden, bricht er sang- und klanglos ab. Er  beendet sie per Brief oder reist bei Nacht und Nebel ab. Auf einer Italienreise entdeckt er für sich die Antike und die Malerei. In diesen Jahren leitet er mit seinen an antiken Versmaßen orientierten Dramen die Klassik ein. Wirklich glücklich wird er aber nicht.

Kurz vor einem Erschöpfungszustand, den man heute wohl Burn-out nennen würde, lernt er Friedrich Schiller kennen. Animiert von dieser nach anfänglichen Reibereien umso intensiveren Freundschaft schreibt Goethe mit Herrmann und Dorothea endlich wieder ein auch beim Publikum erfolgreiches Werk. Ein Jahr nach Schillers frühen Tod beendet Goethe endlich Faust I.

Nachdem schon seit 1827 seine Werke in einer vollständigen Ausgabe in vierzig Bänden erschienen sind, werden nach seinem Tod von 1832 bis 1842 noch zwanzig Bände Nachgelassene Werke ediert. Ein gewaltiges, in der Qualität aber unterschiedliches und an Widersprüchen reiches Gesamtwerk.

 

Weiterführende Informationen

Eine sehr ausführliche Beschreibung seines Lebens und seines Werkes gibt es natürlich auf Wikipedia.

Faust selbst findet man kostenlos an verschiedenen Stellen im Netz.

  • Bei Reclam gibt es Faust als legales PDF
  • Auch bei zeno.org kann man den Text von Faust I und II kapitelweise herunterladen
  • Und natürlich gibt es das Werk auch bei Projekt Gutenberg.
  • Auf Amazon gibt es zudem verschiedene Ausgaben, z.B. diese schöne hier über unseren Affiliate Link
  • Eine sehr informative Seite von zwei Faust-Fans, die es faustdick hinter den Ohren haben 🙂 , gibt es bei Instagram:
    https://www.instagram.com/johannfaust.de/

 

Da mit der Wette zwischen Gott und dem Teufel oder den gemeinsamen Abenteuern des Teufels Mephisto und dem Gelehrten Dr. Faustus bereits im ersten Teil reichlich fantastische Elemente wie Hexentränke und Gestaltwandler vorhanden sind, muss man – sehr zum Leidwesen der zahlreichen Fantasy-Kritiker – auch das unbestritten einflussreichste Werk der deutschen Literatur zur Fantasy zählen. Wie viel Weltliteratur es sonst noch in diesem Genre gibt, könnt ihr hier nachlesen.

 

Ein nicht minder berühmter Vorgänger:

Die tragische Historie von Doktor Faustus – Drama von Christopher Marlowe

Gut 200 Jahre bevor Goethe auch nur seine eigene „Faust“ ballte, bearbeitete ein nicht minder großer Autor die Geschichte von Dr. Faust. Der brittische Schriftsteller Christopher Marlowe ist heute Kennern als Shakespeares größter Konkurrent bekannt.

In seiner Adaption des Stoffes schildert er den von Macht- und Wissensdurst zerfressenen Titelhelden, der sich skrupellos auch mit dem Teufel verbündet, als Rebellen, der gegen die engen gesellschaftlichen und geistigen Zwänge seiner Zeit anstürmt. Der Leser bekommt damit ein Gefühl für Marlowes Zeit und im Vergleich mit der Goethe-Version, die sich mit ganz ähnlichen Themen zwischen den Zeilen befasst, auch gleich ein Gefühl für deren Wandel.

Ein spannendes Leseexperiment, dass wir allen Bildungshungrigen und Literaturforschern wirklich wärmstens empfehlen.

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