Shortlist History: Marlene von Hanni Münzer
Unsere History-Jurorin Vera Buck hatte die schwere Aufgabe, aus über 150 Vorschlägen der Longlist History neun Titel für die Midlist auszuwählen. Aus diesen haben dann Leser und Jury gemeinsam ihre drei Favoriten gewählt, die nun die Shortlist des Skoutz Awards 2017 bilden.
Einer dieser History Shortlist-Titel ist Marlene von Hanni Münzer.
Natürlich haben wir vor einiger Zeit auch die liebe Hanni Münzer besucht und das charmante Interview solltet ihr euch auf keinen Fall entgehen lassen. (weiterlesen)
Unsere Jurorin Vera Buck hat den 544 Seiten starken, im September 2016 bei Piper erschienen Roman noch einmal zur Hand genommen. Sie hat die schicksalhafte Geschichte einer Frau, die den unerschütterlichen Willen besitzt, den zweiten Weltkrieg zu überleben, gelesen und für euch besprochen.
Vera Buck über Marlene von Hanni Münzer:
Das Buch
„Marlene“ ist die Fortsetzung vom 2014 erschienenen „Honigtot“, kann aber als eigenständige Geschichte gelesen werden.
Die Handlung beginnt im Jahre 2012. Marlene (die eigentlich Anna von Dürkheim heißt), ist eine alte, charakterlich ziemlich eigenwillige Frau, die sie sich nach langem Zögern dazu durchgerungen hat, ihre Biografie zu schreiben. Sie lädt Familie und Freunde in ihr Haus in Krakau ein und erzählt ihnen von einem Geheimnis in ihrem Leben, das sie nicht mit ins Grab nehmen möchte.
Tatsächlich hat Marlene eine ziemlich bewegte Vergangenheit hinter sich. Sie war Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg und eine der meistgejagten Frauen im Deutschen Reich. Im Strudel des Krieges hatte sie immer wieder ihr Leben riskiert und wurde vor ungeheure Entscheidungen gestellt.
Dieser Teil des Geschichte beginnt in München des Jahres 1944. Es ist der Tag nach dem gescheiterten Stauffenberg-Attentat. Marlene steht vor den Trümmern ihres Hauses am Prinzregentenplatz in München und ist davon überzeugt, dass ihre Freundin Deborah und deren Bruder Wolfgang tot sind. Der Leser begleitet sie auf ihrem Weg als Widerstandskämpferin gegen die Nazis. Obwohl der Krieg Marlene alles genommen hat – ihre Familie, ihr Zuhause, ihre Freunde – gibt sie nicht auf und riskiert ihr Leben – und ihre Liebe – um gegen die Nazis zu kämpfen.
Meine Meinung
Das Buch ist mir wegen seiner dichten, schönen Sprache aufgefallen. Es liest sich sehr flüssig, die Bilder sind anschaulich und die Handlung spannend. So gibt immer wieder Szenen, in denen man mit der Protagonistin mitfiebert. Einige der Figuren, geschichtliche Ereignisse und Schauplätze sind real, so dass es zu einer Verschmelzung von Realität und Fiktion kommt. Immer wieder gibt es im Buch sogenannte „Kriegssplitter“ – Zitate, Flugblatt, Brief- oder Gesprächsausschnitte aus der NS-Zeit – die dem Leser zwar einerseits die Realität des Kriegsschreckens vor Augen führen, andererseits aber auch aus der Handlung reißen. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass die Autorin einige dieser „Kriegssplitter“ ausgewählt und ins Mosaik der Geschichte eingebaut hätte, statt sie dem Leser isoliert vorzusetzen. Denn um die unglaubliche Grausamkeit der Zeit lebendig werden lassen, hätte es sie nicht gebraucht.
Sympathisch finde ich dagegen die Charakterzeichnung der älteren Marlene. Sie ist eine alte, eigensinnige, etwas verbitterte Frau – und damit ganz und gar keine typische Protagonistin. Ich mag Figuren mit Ecken und Kanten, ebenso wie ich Bücher mit Ecken und Kanten mag. Und „Marlene“ ist definitiv so ein Buch. Es hat den Platz auf der Shortlist meiner Ansicht nach mehr als verdient.
Das Buch in Zahlen:
Marlene (Band 2 der Honigtot-Saga)
Autorin: Hanni Münzer
Verlag: Piper
Format: Taschenbuch/ E-Book
Seiten: 544
Erschienen: September 2016
ISBN: 978-3492309479
Preis: 9,99€ (TB) / 7,99€ (E-Book)
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