Leserunde zu Kay Noas Brombeerprinzessin 2/5

Herzlich willkommen bei der Brombeerprinzessin 2/5.

Bisher war ja alles noch recht beschaulich, was wir nun mit dem Herbstball ändern wollen. Ich hoffe doch, dass sich die Vorboten atmosphärisch schon etwas früher bemerkbar machen und speziell nach der Krankheit ihres Vaters, so während des Balls und vor allem des Tanzes eine gewisse Grundspannung aufkommt, die sich dann entlädt.

Zwischen Pflichten und Träumen

  • Wie würdet ihr reagieren, wenn eure Eltern Erwartungen in euch setzen, die ihr nicht erfüllen wollt? Das muss ja nicht gleich eine Verlobung sein, was in unserer Gesellschaft ja zum Glück nicht mehr gilt. Aber auch kleine Wünsche können einen unter Druck setzen.
  • Wie wirkt die Situation am Hof mit den rivalisierenden Prinzen auf euch?
  • Hättet ihr auch „nein“ gesagt?
  • Und was hättet ihr dann danach getan?

 

Mein Lieblingszitat aus diesem Abschnitt:

Opehlia strahlte: „Nähen kannst du auch noch? Du wirst unseren Salon bereichern.“
„Nein!“, wehrte Noir mit einem Anfall alten Aufbegehrens beides ab. „Tanta aus unserem Dorf hat mir geholfen. Ich bin mit Hammer und Nagel deutlich besser als mit Nadel und Faden …“
„Tsts“, schnalzte Ophelia ungnädig angesichts solch undamenhafter Geständnisse mit der Zunge. „Das erzählst du hier lieber nicht. Wie wirkt das denn, wenn eine Dame solch schmutzige, niedere Arbeiten verrichtet und noch damit prahlt?“
„Respektvoll gegenüber den Menschen, die diese notwendigen Arbeiten für uns verrichten, und selbständig und weniger hilflos.“ Noir straffte sich und hielt trotzig Ophelias strengem Blick stand. „Hat meine Mutter nicht von dir gelernt, dass man sich niemals für sein Können schämen soll?“
Das brachte Ophelia etwas aus dem Tritt. „Nun ja, bloß weil man sich nicht schämt, muss man ja noch nicht damit prahlen“, sagte sie dann. „So gut es ist, wenn du lernst, dich den Gepflogenheiten höfischer Gesprächsführung anzupassen, solltest du doch versuchen, dabei nicht gar so nach Prinz Liath zu klingen.“

 

Zugabe

Als Schmankerl für diesen Leseabschnitt Brombeerprinzessin 2/5  habe ich euch heute ein paar Infos zu höfischen oder auch historischen Tänzen mitgebracht, so, wie er auf der Guldenburg getanzt worden sein könnte!

Historische Tänze

Tanzen lernen hieß früher auch, sich in der Gesellschaft bewegen zu lernen. Die alten Tanztechniken waren daher nicht nur für den Tanz relevant, sie beeinflussten damals auch die Art, wie ein Mensch geht und steht – seine Präsenz im Raum, die Höflichkeit in den Referenzen. Insoweit sind die Tanzszenen – nicht nur bei der Brombeerprinzessin – sondern auch bei Aschenputtel oder der Schönen und das Biest in alter Zeit deutlich symbolträchtiger als heute. Wenn der Prinz auf seinem Ball nur mit schönen Unbekannten in den gläsernen Schuhen tanzen will, ist das für uns heute romantisch. Für Menschen z.B. im Barock war das ein handfester Skandal! Ungefähr damit zu vergleichen, wenn Prinz Harry heute mit Meghan nackt durch Windsor Castle tanzen und das auf Instagram streamen würde.

Der tanzende Körper war früher und bis ins 18. Jahrhundert hinein durch das Ausführen komplizierter Schrittfolgen in Form eines kunstvollen ‚Spaziergangs‘ sowie eine damit einhergehende auffällige Ruhe des Oberkörpers im Ideal der Sprezzatura (‚Nachlässigkeit‘) gewünscht. Dabei wurden später noch geometrische Formen beschrieben, durch die Tanzpaare die Tanzfläche nutzten. Wenn man dazu recherchiert, stößt man immer wieder auf „Maître à Danser“ (Paris 1725) des Pariser Tanzmeisters Pierre Rameau. Er beschreibt zunächst systematisch die einzelnen Körperteile (Füße, Beine, Körper, Arme – ja sogar, wohin man schauen soll) und deren Bewegungen im Tanz, um diese Einzelelemente anschließend zu Schritten sowie Schrittkombinationen zusammen zu setzen. Dabei gestaltet Rameau die Schrittkombinationen in Art eines ‚Setzbaukasten-Prinzips‘: Aus den Einzelteilen – ein mehr oder wenig fester Kanon von etwa zwanzig Schritten – lassen sich immerzu neue Kombinationen erschaffen, die in der Regel, so ähnlich wie heute noch beim amerikanischen Square Dance von einem Ansager „befohlen werden“.

Links:

Bitte kommentiert eure Meinung und Eindrücke unter diesen Beitrag. Ich bin schon sehr gespannt.

So, das war’s mit der Brombeerprinzessin 2/5. Morgen geht es dann weiter, mit der Brombeerprinzessin 3/5

 

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4 Comments

  • Antje Lüdemann

    Wenn ich was nicht will dann will ich es nicht. Da gibt es dann nichts zu diskutieren. Das ist dann Fakt. Und ich habe während des Lesens immer gedacht: Noir, sag nein!! Du willst ihn nicht heiraten, tu was dagegen. Auch wenn es zu dieser Zeit ungewöhnlich ist das man als Frau sich gegen die „Gesellschaftlichen Pflichten“ stellt, finde ich das Noir Rückgrat bewiesen hat.
    Und ich hätte es wohlauch so wie Noir gemacht, Sachen packen und weg. Und das sie sich als Junge ausgegeben hat ist einfach perfekt. Endlich kann sie beweisen das sie als Schmiedin was drauf hat..
    Ich hätte also auch definitiv NEIN gesagt.
    Tja die beiden Brüder.. diese Situation am Hof ist, denk ich, nicht ganz ungewöhnlich. Und selbst zu heutigen Zeiten gibt es sowas. Aber ob solche Rivalitäten immer von Vorteil sind wage ich zu bezweifeln.

    • Kay

      Ja, so eine gewisse Bockigkeit, mit der man dann auch seinem Bauchgefühl folgt, ist oft wirklich von Vorteil. Egal, was daraus kommt, es ist wenigstens gefühlsrichtig. Das sehe ich genauso.

  • Marion

    bjäch das mit den Erwartungen der Eltern kenne ich leider nur zu gut, und an den daraus folgenden Erlebnissen kaue ich heute als Mittelalter immer noch.
    Daher bewundere ich den Part von Noir und dass sie ihr Ding durchzieht, und ja angesichts dieser Situation wär ich auf und davon
    Ich finde die beiden rivalisierenden Prinzen wie Yin und Yang, auf jeden Fall denke ich auch dass es gang und gäbe an den Höfen war, und es sorgt für einen spannenden Strang
    hm was ich danach getan hätte? grübel….. meinem Herzen gefolgt 😉

    • Kay

      Ja, ich versuche immer nach dem Herzen zu entscheiden, weil ich dann danach auf jeden Fall weniger grüble und mit mir im Reinen bin. Aber es ist schon schwer bisweilen.

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