Wikipedia Geburtstag

Happy Birthday, Wiki! 20 Jahre Wikipedia

Auch wenn wir den Tag selbst verpasst haben, ist auch ein nachträglicher Gruß besser als nichts. Es ist uns in der Skoutz-Redaktion auch ein Bedürfnis, einem lieb gewordenen Freund zu gratulieren, einer großartigen Idee, einem wertvollen Helfer.
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Alles Gute zum 20. Geburtstag, Wikipedia.

Die Wikipedia, oder liebevoll Wiki, ist heute für die meisten von uns unverzichtbar. Synonym für Wissensfund so wie Google für Suche. Irgendwie weiß man heute gar nicht mehr, wie ein Leben vor Wiki war.
Wikipedia* sagt über sich selbst:

„Die Wikipedia ist ein am 15. Januar 2001 gegründetes gemeinnützigesProjekt zur Erstellung einer freien Internet-Enzyklopädie in zahlreichen Sprachen. […] Die Wikipedia bietet kostenlose und zur Weiterverbreitung gedachte, unter lexikalischen Einträgen zu findende Artikel sowie auch Portale nach Themengebieten. Das Ziel ist dem Mitgründer Jimmy Wales zufolge „eine frei lizenzierte und hochwertige Enzyklopädie zu schaffen und damit lexikalisches Wissen zu verbreiten“

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Warum wir Wikipedia lieben

Wiki ist der Hafen der Ratlosen, wo man Trost, Hilfe und fast immer wenigstens eine Spur zur Lösung bekommt. Die Idee dahinter ist gewaltig. Sie ist in ihrem Grundsatz so selbstlos wie sympathisch, Ausfluss dessen, was das Internet in seinen Ursprüngen einmal sein wollte. Ein Wissensnetzwerk, eine sich selbst anpassende, stetig wachsende, kollektive Intelligenz, die allen offen steht und zu der alle beitragen (dürfen).
Wiki ist mir oft Trost, wenn ich mich frage, wie wir einem Alien erklären können, dass wir ein Instrument wie das Internet, das wir heute dank Smartphones überall und immer dabei haben, nicht zum Probleme lösen nutzen, sondern um Pornos, Katzenvideos und Bildchen von der letzten Mahlzeit zu teilen.
Die Wikipedia bemüht sich, akademischen Ansprüchen gerecht zu werden und schlägt so eine Brücke zur Populärwissenschaft und dem Allgemeinwissen. Sie behandelt den hochkomplexen aktuellen wissenschaftlichen Diskurs ebenso wie Themen der Popkultur. Damit bildet sie so ziemlich alles ab, was in unseren wirren und weniger wirren Köpfen herumspukt. Hier sprechen auch Experten jenseits akademischer Weihen und speziell die weiterführenden Links, die Wikipedia unter ihren Einträgen bietet, möchte ich heute nicht mehr missen.
Irgendwie gelingt es der Wikipedia in einer immer schrilleren, unüberschaubareren, schnelleren und oft auch widersprüchlichen Welt unaufgeregt und ruhig zu bleiben. Das erdet uns, hilft uns, aus Eindrücken, Meinungen und Wissen zu filtern. Man mag auch hier keine Antworten auf alle Fragen bekommen, aber auf viele. Und sehr, sehr viele stimmen sogar. Irgendwie.

Und warum es noch besser geht …

Gerade an der Wikipedia sieht man drei wichtige Regeln speziell des Internetzeitalters bestens bestätigt:
  • Niemals darf man aufhören, sich ständig zu hinterfragen, zu verbessern, zu entwickeln.
  • Nie darf man ungeprüft dem ersten Eindruck glauben.
  • Niemals darf Meinung mit Fakten verwechselt werden und Meinung beginnt nicht erst dort, wo man entscheidet, wie man berichtet, sondern auch was man berichtet.

Mit anderen Worten: Die Wikipedia ist auch ein Lehrstück in Sachen Medienkompetenz. Denn wer ungeprüft die Einträge der Wikipedia übernimmt, übernimmt nicht unbedingt die Wahrheit, sondern die Wertung des Verfassers (und der Redaktion), was für berichtenswert wichtig und ausreichend belegt gehalten wird. Der Fokus des Verfassers wird so zum Fokus der User und wird so als Allgemeinwissen in die breite Masse gespült – und wirkt. Da verwischen die Grenzen der virtuellen Wirklichkeit aus dem Netz mit der tatsächlichen, realen irgendwo da draußen. Das sollte man nie vergessen und sich im Umgang im Netz wirklich gebetsmühlenartig täglich vorsagen:

Unabhängig von der Wahrheit gestalten wir aufgrund dessen, was wir (für) wahr nehmen, die Wirklichkeit, die wirkt.

Wie wichtig ist für euch Wikipedia?

Wie oft schaut ihr vorbei? Nutzt ihr sie, um beim Schreiben oder Lesen nachzuschlagen?
Vertraut ihr der Wikipedia mehr als den vielen Nachrichtenmagazinen?
Differenziert ihr zwischen der oft gescholtenen deutschen und der als verlässlicher geltenden englischen Wikipedia?

Fallen euch die Unterschiede auf?

Bei der deutschen Wikipedia merkt man den hohen Anteil an Klischee-Nerds 🙂 bei den Mitarbeitern im Guten wie im Schlechten. Speziell naturwissenschaftliche Themen sind lexikalisch vorbildlich aufbereitet, sauber und verständlich strukturiert und oft geradezu akribisch mit Quellen und weiterführenden Links belegt. Gesellschaftsrelevante Themen hingegen werden eher von der pastoralen Ebene heraus betrachtet. Schlimmer noch, wird da gerne auch an die Relevanz eine überzogene  Erwartung gestellt und mit persönlichen Einschätzungen begründet.
Was insofern problematisch ist, als ein Wikipedia-Eintrag ja durchaus relevanzstiftend ist, das Vorenthalten eines Eintrags also bereits in den Augen vieler die Irrelevanz belegt. Medienkompetenz!
Diese Abwehrhaltung ist eigentlich ziemlich dumm, denn während Quantenphysik für den Großteil der Leser keine Relevanz hat und schon gar nicht ihre Details, mag das für das aktuelle Skandalschlagersternchen durchaus anders sein, obwohl diese Nachricht die Menschheit wahrscheinlich nicht weiterbringen wird. Was eigentlich egal ist, denn anders als beim Brockhaus, als legitimen Wiki-Vorgänger ist hier der Platz ja nicht auf eine bestimmte Seitenzahl begrenzt.
Der englischen Wikipedia ist das durchaus bekannt und da findet sich dann auch zu so ziemlich jedem Gossip auch ein Eintrag. Allerdings merkt man da beim Lesen schnell den anderen Kulturkreis, der sich in Wertungen und Mutmaßungen ausdrückt, die wir als Europäer so nicht teilen wollen (was nicht heißt, dass wir nicht eigene hätten, die uns nur nicht auffallen). Medienkompetenz!

Tipps zum Umgang

Für Autoren empfehlen wir beim Coaching immer, bei Recherchefragen die „Wiki-Tiefe“ einzuhalten. Man muss, wenn man kein Fachbuch schreibt, natürlich nicht für Experten schreiben und deren Ansprüche in Detailtiefe erfüllen. Aber es soll halt auch nicht falsch sein, schon des Erziehungs- und Bildungsanspruchs wegen, den Literatur auch in der Unterhaltung an sich stellt. Ein guter Kompromiss ist dann eben die Wiki-Tiefe, also mindestens jenes Wissen zu allen Plot- und Setfragen recherchieren, die Wikipedia in ihren Einträgen bereithält.
Beim Umgang mit der Wikipedia selbst präferiere ich persönlich Artikel, die von mehreren Autoren geschrieben oder bearbeitet werden, denn da ist die Wahrscheinlichkeit von Kontrolle und Neutralität naturgemäß höher. Was nicht heißt, dass nicht zu irgendwelchen abgefahrenen Themen (z.B. Verhüttungsformen bei der Entwicklung der Schmiedekunst für die Brombeerprinzessin) auch Beiträge von detailverliebten Einzelautoren absolut wertvoll sind.
Hilfreich ist da dann auch ein Blick auf die Quellen. Sind die seriös? Sind sie differenziert (bilden also nicht nur eine Meinung ab)? Was steht zu diesem Thema in anderen, fremdsprachigen Wikis – auch das ist oft sehr erhellend.
Erzählt mal von euren Erfahrungen zur Wikipedia! Wir sind gespannt.

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