Englische Bücher – Berührungsängste unnötig

Wenn man sich so in den Sozialen Netzwerken umsieht, hat man zunehmend den Eindruck, dass Deutsch nur noch für ein paar Füllwörter gut ist. Ob dieses Denglisch jetzt gut oder schlecht oder einfach hinzunehmen ist, muss jeder für sich selbst entscheiden. Umso erstaunlicher ist jedoch, dass doch sehr viele Menschen nach wie vor Bedenken haben, englische Texte zu lesen.

Ich bin sehr erstaunt, wenn ich geschimpft werde, weil mein frisch aus Kanada exportierter Werwolf im Vampire Beginners Guide eben gelegentlich englische Begriffe verwendet (keine übrigens, die man nicht jederzeit in der Kölner oder Münchner U-Bahn von Menschen aufschnappen würde, die garantiert noch nie in UK oder USA waren). Aber das mag ja noch mit einem gewissen Überraschungseffekt in einem deutschen Buch zu erklären sein. Egal, ich finde jedenfalls, dass es eine tolle Erfahrung ist, auch mal englische Bücher zu lesen, und darum gibt es diesen Beitrag.
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Keine Angst vor englischen Büchern

Es hat gute Gründe, warum ihr euch an diese Aufgabe herantrauen solltet. Englische Lektüre hat einige Vorteile und keine Nachteile, soweit ich das beurteilen kann.

Gute Gründe, englische Bücher zu lesen

  • Erstausgabe
    Englische Bücher englischer Autoren gibt es logischerweise früher als die deutsche Übersetzung. Wer also ein „Cliffhanger-Victim“ oder eben ein Fortsetzungs-Opfer ist, kann hier selbstbewusst und autonom seine Leidenszeit verkürzen.
  • Reihen-Abbruch 
    Es ist eine wirtschaftlich verständliche, aber für den Leser trotzdem unerfreuliche Unart der Verlage, Reihen mangels Erfolg einzustellen. Noch schlimmer ist es, wenn es sich nicht um eine Reihe aus in sich abgeschlossenen Bänden, sondern um eine Serie handelt, in der die Geschichte über mehrere Bücher verteilt fortlaufend und zusammenhängend erzählt wird.
  • Übersetzung
    Es gibt sicherlich Bücher, die durch eine geniale Übersetzung gewinnen. Meistens ist es nicht so. Das liegt zum Teil schon daran, dass man Wortspiele nicht immer genau übersetzen kann und manchmal halt auch gar nicht. Der Skoutz-Slogan für die Award-Partys ist so einer: Literally glamourous verliert in der Übersetzung als wortwörtlich glamourös den Buchbezug. Ganz schlimm ist es, wenn dann der Übersetzer wechselt und man plötzlich umlernen muss. Als ich die Bücher zu Game of Thrones gelesen habe, hieß Kingsbridge noch Kingsbridge und nicht Königsmund. Es reißt mich jedes Mal, wenn ich eine neuere deutsche Übersetzung in der Hand halte (gut, dass ich auf Englisch lese und sehe).
  • Preis
    Häufig sind ausländische Bücher deutlich günstiger. Das liegt auch, aber nicht nur an der Übersetzung. Auch gibt es im englischsprachigen Raum in der Regel die Taschenbücher zeitgleich zur Hardcover-Ausgabe, so dass die Beziehung zwischen Neugier und Geldbeutel nicht kompliziert werden muss.
  • Übung
    Nicht nur, weil die Welt zusammenwächst und Englischkenntnisse praktisch und in vielen Berufen inzwischen auch gefordert werden, ist Übung sinnvoll. Man bekommt durch die Befassung mit einer Fremdsprache auch ein besseres Gefühl für die eigene und ihre Eigenheiten.

Tipps für den Einstieg ins Lesen englischer Bücher

  • Lest in einem Format, das ihr mögt!
    Oft wird der angeschlossenen Wörterbücher wegen der Reader empfohlen, aber wer daran keine Freude hat, kann sich auch das Handy mit einer Übersetzungs-App daneben legen. Die LEO-App leistet hier gute Dienste.
    Ich habe übrigens die Erfahrung gemacht, dass der Lernerfolg beim Vokabeltraining wesentlich (!) höher ist, wenn man sich Mühe macht, ganz altmodisch in einem Wörterbuch nachzuschlagen (vermutlich löst der Mehraufwand ein „Vermeideverhalten“ in uns aus).
  • Nehmt geeignete englische Bücher!
    Ich würde jetzt nicht mit Shakespeare oder Faulkner oder einem komplexen Sachbuch anfangen, sondern eher ein Buch für den schnellen Konsum auswählen. Groschenheftchen oder Jugendbücher, die auch meist sprachlich einfacher sind, gibt es für alle Genres. Und sie sind meist auch nicht so lang, sodass man auch das Erfolgserlebnis hat, ein englisches Buch durchgelesen zu haben. 🙂
  • Genre?
    Ich lese oft, dass Contemporary (Zeitgenössische Literatur) besser als z.B. Fantasy sei. Weil in der Fantasy viele Fantasiebegriffe vorkommen, heißt es. Nun, ich finde es besser, mit dem Herzen zu lesen, was man lesen will. Hobbit ist ja zum Beispiel ein Wort, das es weder im Englischen noch Deutschen gibt, da ist man sozusagen gleichberechtigt. Und es bringt mich gleich zum nächsten Punkt:
  • Chillt euch! 
    Es ist erstaunlich, wie viele Begriffe man nicht verstehen muss, um den Text noch einigermaßen verstehen zu können. Wer jedes einzelne Wort, bei dem er auch nur unsicher ist, nachschlägt, gibt auf Seite 34 1/2 frustriert auf. Lest einfach weiter, das erschließt sich schon und wenn ihr echt abgehängt werdet, springt einen Absatz zurück oder greift zur Lexikon-App (siehe oben). Eine Technik, die ich übrigens generell auch für Fachtexte und komplizierte Werke empfehle. Es ist, als würde man neu in eine Klasse kommen. Da verwechselt man am Anfang auch noch die Leute, versteht nicht alle Jokes … aber das legt sich schnell, wenn man sich locker macht.
  • Bekannt und bewährt!
    Lest ein Buch, das ihr kennt und mögt. Da wisst ihr, um was es geht und der Einstieg fällt leichter. Wer meint, ein Buch 2x zu lesen, sei Zeitverschwendung, der ist vielleicht bei einer Reihe gut aufgehoben, wo er die Zusammenhänge schon aus den Vorbänden kennt und leichter in die Handlung findet, auch wenn die Sprache unvertraut ist.
  • Gemeinsam lesen!
    Oft ist es auch hilfreich, wenn man gemeinsam englische Bücher liest, dann kann man sich gegenseitig motivieren, unterstützen und austauschen.

Und was kann man sonst noch machen?

Bildergebnis für englisch literatur

Was ihr wollt! Schaut euch bewusst mal eine Serie auf Englisch an. Notfalls mit Untertitel. Oftmals verändern sich die Serien völlig, weil sie oft sehr frei übersetzt sind und so im Prinzip zu denselben Bildern eine in den Details doch ganz andere Geschichte erzählend. Lest auch mal einen englischen Beitrag auf einem Blog oder in den sozialen Netzwerken, auch das hilft.

Tipp: Bei den Skoutz-Classics sind übrigens viele englische Bücher dabei, die es im Internet legal kostenlos z.B. bei Projekt Gutenberg gibt.

Selbstverständlich gilt das nicht nur für englische Bücher, sondern auch für Bücher in jeder anderen Fremdsprache. 😀 

 

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