Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten – SF von Emma Braslavsky

Der Chef-Ufologe der Jury, Vorjahressieger Cliff Allister, hat aus über 200 Büchern der Longlist Science Fiction jene Bücher aus seiner engeren Auswahl in die Midlist Science Fiction gewählt, die er unbedingt weiterlesen wollte. Details zu seinem Auswahlverfahren verrät er in seinem Bericht. Emma Braslavskys ungewöhnliche Parabel „Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten„, die im August 2019 im angesehenen Suhrkamp-Verlag erschienen ist, hätte auch auf die Midlist Contemporary oder Humor gepasst. Und doch ist sie bei der Science Fiction am besten aufgehoben. Und wir wünschen diesem Buch viel Erfolg im Kampf um den Science Fiction-Skoutz.

Lasst euch das Buch vorstellen:

Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten – Ungewöhnlicher Science Fiction Roman von Emma Braslavsky

Ein ungewöhnlicher, parabelartiger Ansatz, sich einem sehr speziellen Aspekt künstlicher Intelligenz zu widmen. Die zwischenmenschliche Ebene, über die ja durchaus nachgedacht wird, wenn Androiden z.B. in der Pflege helfen sollen. Wir waren sehr gespannt.

 

Um was geht’s in „Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten“?

Berlin, in einer nahen Zukunft. Die Stadt pulsiert dank der Hubot-Industrie: Robotik-Unternehmen stellen künstliche Partner*innen her, die von realen Menschen nicht zu unterscheiden sind; jede Art von Beziehungswunsch ist erfüllbar, uneingeschränktes privates Glück und die vollständige Abschaffung der Einsamkeit sind kurz davor, Wirklichkeit zu werden.

Doch die Zahl der Selbsttötungen hat sich verzehnfacht. Denn die neuen Wesen beherrschen zwar die hohe Kunst der simulierten Liebe, können aber keine Verantwortung für jene übernehmen, mit denen sie zusammenleben. Immer mehr Menschen gehen an sozialer Entfremdung zugrunde.

Deshalb kommt Roberta auf den Markt. Sie soll die Angehörigen der Suizidant*innen ausfindig machen, um dem Sozialamt die Bestattungskosten zu ersparen. Versagt sie, wird sie in Einzelteile zerlegt und an die Haushaltsrobotik verscherbelt. Und nicht jeder ist am Erfolg ihrer Ermittlungen interessiert.

Wie hat uns Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten gefallen?

Warum mussten wir beim Lesen an eine Matroschka-Schachtelpuppe denken? Ein Buch, dessen Botschaft zutiefst menschlich ist. Die aber in eine Geschichte verpackt ist, die eine pessismistische Weltentwicklung schildert, dass man schlucken muss. Doch in einer Sprache erzählt, die einen immer wieder zum Lachen oder doch zum Schmunzeln bringt. Und die so unaufdringlich zeigt, was uns ausmacht, was wirklich wichtig ist und was uns auch immer wieder retten kann, wenn wir uns auf der Jagd nach dem Glück verrennen sollten.

Jury-Mitglied Cliff Allister meint: Ein Roman, bei dem ich mich lange gefragt habe, ob er überhaupt auf die Longlist gehört, ob er überhaupt Science Fiction ist! Und dann ein Roman, dessen Thematik mich begeistert hat, dessen Sprache und Stil sehr einzigartig und dessen Setting und Protagonistin nicht alltäglich sind. Ein zukünftiges Berlin, in dem selbst den größten Versagern menschliche Wärme und Nähe von sogenannten HuBots vorgegaukelt wird. Einsamkeit inmitten von Maschinen. Kein Wunder, dass die Selbstmordrate in ungeahnte Höhen schnellt. Und dann kommt Roberta auf den Markt. Sie soll die Angehörigen der SuizidantInnen ausfindig machen, um dem Sozialamt die Bestattungskosten zu ersparen. Skurril und dystopisch – aber auch unrealistisch? Einen solch ungewöhnlichen Roman muss ich unbedingt weiterlesen und er gehört auf die Midlist!!

Wem verdanken wir Die Nacht war bleich, die Lichter blinkten?

Emma Braslavsky, 1971 in Erfurt geboren, ist seit 1999 als freie Autorin und Kuratorin tätig. Ihre Bücher sind vielfach preisgekrönt, was uns gar nicht wundert. Wir möchten gerne mit der in Berlin lebenden Autorin sprechen und uns mit ihr über ihre Geschichten, die ihnen innewohnende Sehnsucht und ihren humorvollen Pessimismus unterhalten.

 

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