Skoutz-Interview Simone Trojahn

Zu Besuch bei Simone Trojahn

Heute ist der Skoutz-Kauz zusammen mit Ela unterwegs zu Simone Trojahn, um ihr wieder einmal einige Fragen zu stellen. Die Gespräche mit Simone sind immer sehr anregend und abwechslungsreich, da ist der kleine Skoutz-Kauz schon sehr aufgeregt.

Auch der Anlass ist erfreulich, denn auch in diesem Jahr wurde wieder ein Buch von ihr, Das tiefste Schwarz, von Jurymitglied Ralf Kor in seine Midlist Horror  für den Skoutz-Award 2022 gewählt.

 

Zu Besuch bei Simone Trojahn – von unentdeckten Tieren und Bauchgefühle

Hallo liebe Simone, lieben Dank, dass du dich unseren Fragen stellst. Wir sind schon sehr gespannt auf deine Antworten, also lass uns doch einfach gleich anfangen.

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Autorenprofil - Simone Trojahn - Skoutz Interview

Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?

Dann wäre ich ein Tier, das entweder fliegen kann oder im Meer lebt und auf diese Weise weite Strecken zurücklegt. So stelle ich mir ultimative Freiheit vor.

*lach* Ein fliegender Fisch vielleicht? Freiheitsdrang, Fernweh und Schreiben scheinen irgendwie zusammen zu gehören. Jedenfalls spielt das bei vielen Antworten auf diese Frage eine Rolle. Aber, wenn wir hier bleiben …

Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?

Mit Energy Drinks, kleinen Naschereien und guter Musik beim Autofahren.

Ah, na das trifft sich gut, hab da noch was für dich dabei. Frage mich nur, ob der Skoutz-Kauz das auch rausrückt *unterdiefedernschiel*. 

Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?

Ich wünsche mir vor allem mehr Gerechtigkeit.

Oh, das ist ein hehres Ziel. 

Davon würden wir alle profitieren und die Welt könnte zu einem besseren Ort werden.

Hast du Tipps, was wir dazu beitragen können?

Kürzlich habe ich damit begonnen, mir kleine und manchmal auch größere Wünsche zu manifestieren. Ich glaube daran, dass es eine höhere Macht gibt, die über allem steht und dafür sorgt, dass sich letztlich alles zum Guten wendet.

So ein klein wenig tu ich das auch. Aber ich denke, dass diese Mächte sehen wollen, dass wir uns auch für unsere Wünsche anstrengen. Da ist ein klarer Fokus ein echter erster Schritt.

Aber eigentlich sind wir ja gekommen, um mit dir über Bücher zu sprechen. Über das Lesen und das Schreiben. 

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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?

Stephen King’s »ES«.

Das ist aber auch echt prägend. Viele mögen seitdem wohl keine Clowns mehr. Was hat das Buch bei dir ausgelöst?

Für mich ist dieser Roman nicht nur Grusel, sondern eine der besten Geschichten über das Erwachsenwerden und die Ängste und Hoffnungen, die uns im Leben begleiten.

Oh ja, ich habe ES auch gelesen und musste es hin und wieder mal weglegen und was anderes lesen.  Seit dem Zeitpunkt war ich dann aber ein King-Fan. Als Entwicklungsroman habe ich ES bisher nicht gelesen, aber stimmt! Du hast Recht. Das muss ich Kay erzählen, die liebt solche ungewöhnlichen, seltener vorgenommenen Betrachtungsweisen. Wenn wir schon bei Klassikern sind …

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Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB?

Ich muss gestehen, dass es auf meinem SuB keine Klassiker im herkömmlichen Sinne gibt, da ich mich selten an allgemeinen Maßstäben orientiere.

Naja unter Klassiker versteht man ja auch viel und nicht nur alte Bücher/Geschichten. Auch „ES“ ist unbestritten ein Klassiker in seinem Genre. 

Und welches Buch hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?

Deutlich mehr Leser hätte meine Trilogie um den Tramper Fred Manson* verdient, weil diese Reihe die Bandbreite meines Schreibens zeigt und mich aus etwaigen Schubladen befreit, in die ich bisweilen gesteckt werde.

Schubladen sind auf der Suche nach Lektüre schon praktisch, das gebe ich zu. Darum spricht man ja auch von Autoren-Marke. Aber ich verstehe es aus deiner Sicht natürlich völlig, dass du zeigen willst, dass du viel mehr kannst. Und das ist für die Fans ja auch spannend. Also … Trommelwirbel … Seht euch unbedingt auf Amazon* die Fred-Manson-Trilogie von Simone an. Da seht ihr, was diese Frau so alles drauf hat! 

Aber, um dich und deine Arbeit besser zu verstehen, lass und doch mal darüber reden, wie du schreibst …

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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?

Solche Entscheidungen treffe ich immer aus dem Bauch heraus.

Das klingt für mich bei einer Horror-Autorin ganz anders als bei Liebesromanen. 🙂 Und das setzt sich bei der nächsten Frage fort:

Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?

Immer mittendrin. Wenn ich mal nicht spüre, was ich gerade schreibe, bin ich sehr unzufrieden.

Das erklärt auch, warum deine Szenen so unfassbar intensiv wirken. Dafür feiern dich deine Fans ja auch. 

Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?

Am schwersten fallen mir Szenen, in denen ich viel erklären muss, um bestimmte Dinge zu verdeutlichen oder notwendige Überleitungen zu schaffen. Meine Devise in solchen Momenten ist Augen zu und durch.

Kann ich gut verstehen, aber als Leser muss ich dir da dann doch sagen, wenn solche Erklärungen fehlen, kann der Sinn der Geschichte dann verloren gehen und darum Danke für die Disziplin!

Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?

Am wichtigsten ist es mir, Emotionen zu erzeugen. Ich will die Leser packen, entsetzen und ihnen den Atem rauben.

Emotionen sind der Stoff, der eine Geschichte, egal in welchem Genre, antreibt. Die Geschichte muss mich mitnehmen und das geht am Besten mit Emotionen. Während sich das Denken der Menschen über die Jahrhunderte doch verändert, ist es das Gefühl, das irgendwie Menschen über Zeit und Raum verbindet. Schnappatmung kommt übrigens bei mir durchaus vor, wenn ich einen Trojahn lese. 🙂

Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?

Ich kann sehr speziell und eigenbrötlerisch sein.

Echt jetzt? Wie das?

Manchmal verkrieche ich mich stundenlang in blutigen Recherchen, schaue brutale Filme oder Dokus und kann das Entsetzen, das ich dabei empfinde, trotzdem irgendwie genießen.

Das klingt wirklich strange. Adrenalinjunkietum mal anders. Aber für eine Horror-Autorin natürlich auch sehr praktisch.

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Da wir gerade von deinen Geschichten reden, lass uns doch mal in eine reinsehen.

Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen

Der Schauplatz des Buches, an dem ich gerade arbeite, ist der »Highway of Tears« im kanadischen British Columbia. An dieser über 1000 km langen Autobahn, die größtenteils durch die Wildnis führt, sind seit den sechziger Jahren immer wieder Menschen (vor allem Frauen) verschwunden und ermordet worden. In meinem neuen Thriller erzähle ich die fiktive Geschichte eines schizophrenen Familienvaters, der seine Opfer, wie viele echte Mörder vor ihm, an dieser Straße aufgreift und ihnen Dinge antut, die sich kein normaler Mensch vorstellen mag.

Damit hast du mich sofort gefangen. Schreib das Buch ja schnell fertig, ich will es lesen.

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Nun wissen wir ja schon mal, dass da was Neues von dir kommt. Was uns jedoch noch interessiert ist dann wieder ein wenig privater. Mal sehen ob wir da noch so einiges erfahren von dir, also weiter im Text.

Was würdest du noch gerne lernen und wozu?

Ich hätte total Lust, Psychologie zu studieren, um mein Wissen in diesem Bereich zu erweitern und noch fundierter über die Abgründe der menschlichen Psyche schreiben zu können.

Oh ja, ich könnte mir super vorstellen, dass dir das Studium sehr gut bei deinen Büchern helfen kann. 

Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?

Neben der Geburt meiner Tochter war das der Moment, als ich mit zehn Jahren zum ersten Mal ein richtiges Erwachsenenbuch in der Hand hielt und es zu lesen begann: »Stark« von Stephen King.

Der Beginn einer lebenslangen Faszination! Wie war das denn damals?

Ich kann mich noch genau an dieses spezielle Kribbeln erinnern, als ich den ersten Blick auf das Cover erhaschte und das Buch schließlich aufklappte, um in diese fremde neue Welt einzutauchen. Dieser Moment und alles, was danach kam, hat mich zu der Autorin werden lassen, die ich heute bin.

Toll, gerade wenn man auch sieht, was Stephen King aus dir gemacht hat. 🙂 

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Nun ist dieses wundervolle Gespräch mit dir, liebe Simone, leider fast am Ende, also auf in die Schlussrunde!

Was sollen deine letzten Worte sein?

Ich habe mir immer vorgestellt, dass es cool wäre, ganz zum Schluss einfach nur »Scheiße« zu sagen.

*lach* 

Was Besseres ist mir bisher nicht eingefallen. Wenig heroisch, ich weiß, aber ich halte es für unrealistisch, in einem solchen Moment noch große Reden zu schwingen. Falls ich mehr Zeit haben sollte und jemand um mich ist, den ich liebe, würde ich das der Person natürlich noch einmal sagen.

Ja, das mit den letzten Worten, die man sagt, ist wohl immer so eine Sache und schwer zu beantworten. Das habe ich nun durch die Interview-Tour festgestellt. Niemand hat da so wirklich eine Idee dazu, aber dennoch sind echt interessante Worte zusammengekommen .

Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?

Danke, hat Spaß gemacht!

Uns auch! Ich hoffe, dass wir das noch oft wiederholen können! Sag uns einfach Bescheid, wenn du neue Bücher am Start hast, wir helfen unseren skoutzigen Autoren sehr, sehr gerne dabei, gesehen zu werden. Und wir wissen auch, dass sehr viele Skoutze sich über News von Simone Trojahn immer freuen.

Mehr über Simone Trojahn:

Wir waren schon mal bei Simone Trojahn, um mit ihr über um über Kreativitätskiller, Emotionen, philosophischen Horror und Bücher zu plaudern. Hier geht es zum Interview.

 

Skoutz-Lesetipp

Selina’s Way 1 – Psychologischer Hardcore-Horror von Simone Trojahn

(2017 erstmals unter dem Titel Daddy’s Princess erschienen)

Selina`s Way - Simone Trojahn - Buchcover

Hast du Kinder? Liebst du sie? Würdest du alles für sie tun?
Wirklich alles?
Dan Meller lebte einst in einem heruntergekommenen Trailerpark, alkoholkrank, drogensüchtig und kaum in der Lage, sich um seine kleine Tochter Selina zu kümmern.
Heute ist Dan clean und hat es scheinbar geschafft: Zusammen mit seiner Frau und seinen beiden Töchtern lebt er in einem hübschen Haus am Stadtrand, hat einen Job und nur die besten Absichten. Das kleine Mädchen von damals ist jetzt fast erwachsen. Eine hübsche junge Frau.
Daddys ganzer Stolz.
Und natürlich tut er alles, um wiedergutzumachen, was er in den ersten Jahren ihres Lebens vermasselt hat. Doch Selina sieht die Dinge ein bisschen anders.
Hinter ihrer strahlenden Fassade verbirgt sich ein düsterer Abgrund, denn im Grunde ihrer kaputten Seele ist sie noch immer das verwahrloste Kleinkind von damals.
Sie braucht ihren Daddy. So sehr!
Und Dan? Er wird alles tun, um seine geliebte Tochter glücklich zu machen.
Wirklich alles!

DIESES MÄDCHEN WILLST DU NICHT ZUM FEIND HABEN!

»The favorite Girl«

Niemand weiß, wer sie ist, woher sie kommt, was damals geschah.
Du weißt nur: Sie ist wunderschön.
Ein Engel, den du besitzen willst.
Doch ihre Seele ist so schwarz wie der Tod und wenn du sie wirklich haben willst, musst du ihr alles geben.
Dafür wird sie dein Lieblingsmädchen sein.
Jetzt und für immer.
Bist du bereit, dich ihrem Willen zu beugen?
Bist du bereit für die Dunkelheit?
Dann folge dem Engel in die Hölle!

Skoutz meint: Schon das Cover ist Programm! Schwarz, dunkel, düster … Die Handlung bietet, was der Klappentext verspricht. Aber wie! Für mich eines der besten Trojahn-Bücher, das mich mit diesem Bruch zwischen Selinas bildhübschen Fassade und ihrer kaputten Seele sehr an die Erzählweise von Großmeister King erinnert. Aber neu, aufregend, psychologisch ausgereifter, vielleicht … weiblicher? Ich wüsste jedenfalls wirklich, wirklich gerne, was Stephen zu diesem Buch sagen würde. Wenn ich könnte, würde ich es ihm empfehlen! (jf)

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Hinweis:

das tiefste schwarz - Skoutz-BuchfieberkurveMit knapp 200 Titeln sorgte die Longlist Horror 2022 bei Skoutz-Juror Ralf Kor für schlaflose Nächte, denn wie sonst sollte er aus all den Schrecken und perfiden Gemeinheiten, zwischen Monstern, Aliens und Dämonen die Titel heraussuchen, die das Horror-Lesejahr 2021 repräsentieren? Irgendwie ist es geglückt und Ralfs Midlist Horror 2022 kann sich wahrlich sehen lassen.

Das tiefste Schwarz, ist Simone Trojahns Beitrag, die für viele in der Skoutz-Redaktion die Horror-Queen schlechthin ist. Sie hat einen ganz eigenen Erzählstil, der unter die Haut und in die entlegenen Winkel unseres Geistes dringt und einen nicht mehr loslässt. Konsequent, hart und sehr sehr düster. Das tiefste Schwarz eben. Wir haben das Buch gelesen und euch schon mal hier vorgestellt.

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Wer die Bücher schon kennt, kann (und soll!) sie auf Skoutz.net bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).  Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. Auf einen Blick seht ihr dann, wie das Buch wirklich ist. So schön kann dadurch Bücher suchen sein. Denn so einfach entsteht eine aussagefähige Buchbewertung.

 

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