Tyll – Schelmenroman von Daniel Kehlmann
Wenn Bücher die einfachste Form von Zeitreisen sind, hat sich Vorjahres-Siegerin Anna Castronovo auf einen Streifzug durch die Jahrhunderte gemacht und uns Geschichten aus allen Zeiten mitgebracht. Die Auswahl zu Ihrer Midlist History aus den über 200 Titeln der Longlist History 2020 hat sich Anna nicht leicht gemacht und ist hochwissenschaftlich und unter Ausnutzung statistischer Daten an diese epochale Aufgabe herangegangen. Einzelheiten hierzu verrät sie uns hier.
Ein besonders gelungenes Beispiel ist Tyll, Daniel Kehlmanns Schelmenroman, der den Leser in die ereignisreiche Zeit des 30jährigen Krieges entführt, wo er auf den legendären Narren Tyll Eulenspiegel trifft. Die ungewöhnliche Idee hat das im März 2019 von Rowohlt verlegte Buch auf einen der begehrten Midlist-Plätze katapultiert und bietet allerbeste Chancen auf den History-Skoutz.
Wenn ihr wissen wollt, warum wir das glauben:
Tyll: Geniales Schelmenstück von Daniel Kehlmann
Der 30jährige Krieg – Prager Fenstersturz, Tilly, Wallenstein, Mutter Courage … Obwohl seit dem 17. Jahrhundert ein paar Tage vergangen sind, prägt dieser Krieg Europas Bild und Selbstverständnis bis heute. Genug Stoff zum Erzählen bietet er darum allemal. Dies aber aus der Sicht des wohl berühmtesten Narren aller Zeiten zu tun, ist eine geniale Idee, für die Daniel Kehlmann mit Tyll auf der Midlist History gelandet ist.
Um was geht’s in Tyll?
Tyll Ulenspiegel – Vagant, Schausteller und Provokateur – wird zu Beginn des 17. Jahrhunderts als Müllerssohn geboren. Sein Vater, ein Magier und Welterforscher, gerät mit der Kirche in Konflikt. Tyll muss fliehen, die Bäckerstochter Nele begleitet ihn.
Auf seinen Wegen durch das von den Religionskriegen verheerte Land begegnen sie vielen kleinen Leuten und einigen der sogenannten Großen. Ihre Schicksale verbinden sich zu einem Zeitgewebe, zum Epos vom Dreißigjährigen Krieg. Und mittendrin Tyll, jener rätselhafte Gaukler, der eines Tages beschlossen hat, niemals zu sterben.
Wie hat uns Tyll gefallen?
Ich bin immer beeindruckt, wenn es ein Autor versteht, historische Fakten so mit seiner Fantasie zu durchweben, dass ein neues Bild entsteht, das präziser ist, als es ein Geschichtsbuch allein wäre. Warum? Weil Geschichte so fühlbar wird. Weil unser Kopf die Fakten sieht, ordnet und sie sich (mit etwas Glück) auch merkt. Aber zum Verstehen brauchen wir das Herz. Und das fragt nicht nach dem Wann, sondern dem Warum. Und danach, wie sich Menschen damals gefühlt haben müssen. Wie gelacht, geliebt und geweint wurde. Worauf man hoffte, und was man fürchtete. Das ist Daniel Kehlmann mit seinem Kaleidoskop vorzüglich gelungen. Und dass er den Leser an die Seite einer für sich allein schon Romane füllenden Legende stellt, ist genial.
Denn so kommt man auch dem Rätsel Tyll Ulenspiegel etwas näher – Gaukler, Künstler, Alltagsphilosoph, Scharlatan, Magier, Mensch …
Jury-Mitglied Anna Castronovo meint:
Absolut ungewöhnlich und eine ganz neue Art von historischem Roman: Der Autor hat einen Narren in die Zeit des Dreißigjährigen Kriegs versetzt. Sprachgewaltig erzählt der Autor über eine legendäre Persönlichkeit und eine aus den Fugen geratene Welt: Inmitten aller historischen Figuren finden wir immer den Jongleur Tyll, einen seltsamen Mann, weise, geheimnisvoll und fast übernatürlich.
Ein tolles Buch, eine großartige Idee, sprachlich meisterhaft!
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Wem verdanken wir Tyll?
Der Münchner Daniel Kehlmann wurde für sein Werk bereits mit Preisen überhäuft. Sein Roman «Die Vermessung der Welt» ist zu einem der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit geworden. Da ist er eigentlich auf den Skoutz gar nicht mehr angewiesen. Gleichwohl hoffen wir, dass er sich trotzdem freut und auch, dass wir ihn in Corona-Zeiten interviewen können.
Wer das Buch schon kennt, kann (und soll!) es auf Skoutz.net bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).
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