zu Besuch bei Anna Castronovo

Im schönen München treffe ich heute Anna Castronovo, die mit ihrem Historienroman „Klosterkind“ einen der Midlist-Plätze des Skoutz-Awards 2019 ergattern konnte.  Bei meiner Recherche habe ich herausgefunden, dass die vielseitige Autorin auch als Journalistin und Übersetzerin tätig ist. Obwohl ihr letzer Roman hinter sizilianischen Klostermauern vergangener Zeiten spielt, schlägt ihr Herz für Pferde. Sie ist spezialisiert auf hippologische Fachartikel, liebt es aber auch die anmutigen Tiere in spannenden Kriminalfälle in Szene zu setzen. Fachsimpeln wird sie mit mir nicht können, da mein Pferde-Wissen „Hanni & Nanni“ oder die „Wendy“-Heftchen nicht übersteigt …

 

zu Besuch bei Anna Castronovo, die sich sehr gut mit Pferden auskennt und auch sonst ein Herz für Tiere hat …

 

In einem Wort: Was bedeutet für dich „Schreiben“?

Sein

Also mit Leib und Seele 🙂

 

Was ist der seltsamste Ort, an dem du je geschrieben hast?

An seltsamen Orten habe ich bisher noch nicht geschrieben, aber an sehr schönen.

Da werd ich neugierig … gibt es ein favorisiertes Plätzchen?

Mein Lieblings-Schreibort ist unser Haus am Meer in Sizilien, da gibt es mehrere Tische mit Meerblick.

Meerblick klingt fantastisch … 🙂

Da flutscht die Inspiration 😉

 

Wie entstehen deine Geschichten?

Ich suche nicht nach meinen Geschichten, sondern meine Geschichten finden mich.

Per Annonce? Oder im Café? Entschuldige, ich weiß, ich bin grad albern … *räusper* Vergiss einfach, was ich gesagt habe 🙂

Ohne Witz. Das klingt vielleicht etwas abgefahren, aber manchmal habe ich das Gefühl, dass es im Universum jede Menge Geschichten gibt, die erzählt werden wollen, und die nur auf der Suche nach einem passenden Autor sind. Ich habe bisher sehr unterschiedliche Bücher geschrieben, aber eines habe alle meine Storys gemein: Den wahren Kern. Und der hat jedes Mal zu mir gefunden.

Kannst du mir dazu ein paar Beispiele geben? Wie triffst du auf diese Storys?

Bei „Dark Way – Die Geschichte eines Suizids“ hat sich das gesamte Projekt so reibungslos gefügt, dass Pam Metzeler, meine Co-Autorin und die Mutter, die ihre erschütternde Geschichte erzählt, eines Tages zu mir gesagt hat: „Manchmal habe ich das Gefühl, dass Timo da oben im Himmel die Fäden zieht“.

Klingt spannend … Als wäre es Schicksal …

Auch bei den anderen Büchern war es ähnlich. Meine beiden Pferdekrimis basieren auf echte Skandale, zu denen ich als Journalistin – das ist mein Hauptberuf – recherchiert habe: In Band 1 („Black Night – Das Experiment“) geht es um das Klonen von Hochleistungspferden und in Band 2 („Stutenblut – Der Skandal“) um die Gewinnung von Hormonen aus Pferdeblut, die bei uns wiederum für die Massentierhaltung eingesetzt werden.

 Mehr dazu können die Leser auf deiner Homepage zu den Büchern finden:  www.pferdekrimi.de

Genau. Mein Sizilienroman „Klosterkind“, zu dem im übrigen auch eine Seite mit allen Zusatzinformationen existiert, erzählt die Geschichte eines kleinen Mädchens, das von seiner Mutter im Kloster abgegeben wird. Zwischen den düsteren Mauern stößt sie auf die Geschichte einer mysteriösen Nonne, die hier vor 300 Jahren gelebt und mit dem Teufel gekämpft hat. Diese Heiligenlegende ist wahr, und das Kloster steht in dem Dorf, aus dem mein Mann kommt.

Echt?

Sowohl meine Schwiegermutter als auch meine Schwägerin haben als Mädchen einige Jahre bei den Nonnen gelebt. Beim Recherchieren sind mir einige unheimliche Dinge passiert. So stand ich einmal völlig zufällig bei einer Kirchenführung in einer ganz anderen Stadt vor dem Original des „Brief des Teufels“, welchen eben jene Nonne niedergeschrieben hat. Ich schwöre, dass ich nicht wusste, wo er aufbewahrt wurde! Ein anderes Mal habe ich in einer Ruine, der früher der Lieblingsort dieser Nonne war, im Gebüsch einen Marien-Anhänger gefunden. Die ganze Zeit über hatte ich das Gefühl: Isabella – so hieß die Nonne, als sie mit 14 Jahren in die Klausur ging– möchte, dass endlich jemand ihre wahre Geschichte aufschreibt …

Ich weiß jetzt, was du meinst, wenn du sagst, sie finden dich … Wirklich außergewöhnlich und faszinierend.

 

„Es wird immer weniger gelesen“ – Wie reagierst du auf diesen Satz?

Da verdrehe ich nur die Augen und lach mir eins …

Und warum?

Es stimmt meiner Ansicht nach nämlich nicht.

 

Wie stehst du zu Schreibregeln, die bestimmen, was der 1. Satz auf keinen Fall enthalten darf, welche Worte man verwenden soll und welche zu vermeiden sind, wie lang ein Satz sein darf, etc.?

Ich bin ein großer Fan von guten Schreibratgebern, z.B. von James N. Frey oder Sol Stein. Die enthalten viele sehr gute Tipps, die man als Autor beherzigen sollte.

In dem Fall gehörst du also zu den Fürsprechern solcher Regeln?

Aber natürlich hat auch jeder seinen eigenen Stil, der nicht verloren gehen sollte.

 

Welches Buch hat dich am meisten geprägt und warum?

„Die unendliche Geschichte“ von Michael Ende.

Wahrlich ein Klassiker …

Die habe ich mir mit fünf Jahren zwei Mal komplett vorlesen lassen und sie hat mit ihrer wundervollen Sprache und der fesselnden Geschichte meine Begeisterung für Bücher entfacht. Ich kann den Anfang noch immer auswendig.

Wenn ich nicht wüsste, dass uns die Zeit davonläuft, wäre ich fast verführt … Nein, weiter im Text 🙂

 

Wenn du für einen Tag in ein Buch reisen könntest, in welches würde es dich ziehen?

In irgendein Buch über die Studentenrevolten der Siebziger.

Das kam jetzt relativ schnell, auch wenn du dich eher auf ein literarisches Feld, statt auf ein einzelnes Werk beziehst. Was reizt dich daran so sehr?

Dieses Lebensgefühl fasziniert mich total, das würde ich gerne mal erleben.

 

Bist du ein mutiger Mensch? Wann hast du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht und was war das?

Ich habe in den letzten Monaten zum ersten Mal ein großes Event für 700 Personen organisiert, mit einem ganztägigen Programm mit Referenten, Teilnehmern, Show … ein irrer Aufwand!

Allerdings … War sicher viel Arbeit und Koordination, aber mutig?

Das fand ich schon mutig.

Okay, ich lass es gelten …

Zum Glück hat alles geklappt 😉

 

 Für welches Produkt würdest du als Testimonial Werbung machen? Warum?

Für alle Gütesiegel in der Lebensmittelbranche, die für Tierwohl und artgerechte Haltung stehen.

Eine tolle Sache …

Ich finde es schrecklich, wie wir Tiere unendlich leiden lassen, nur damit wir immer noch mehr und noch billigeres Fleisch essen können. Deshalb würde ich sofort jede Marke unterstützen, die sich für mehr Tierwohl einsetzt.

 

Was machst du, wenn du eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen wärst?

Wenn mich keiner sieht?

Ist ja keiner da. Du bist allein. Die Kameras sind auch ausgeschaltet …

Sofort in der Schokoladen-Abteilung verschwinden …

😉 Ich frag nicht weiter nach …

 

 Was ist der erste Gedanke nach dem Aufstehen? Was machst du in der ersten Stunde nach dem Aufstehen?

Mein erster Gedanke: Was ich alles an Schreibideen im Kopf hätte.

Das klingt irgendwie verdächtig nach einem Aber …

Meine Realität: Kinder wecken, ihnen Pausenbrote schmieren und sie rechtzeitig losschicken.

 

  Welche Superkraft hättest du gerne?

Viel essen können, ohne davon zuzunehmen.

Da wäre ich direkt dabei 🙂

 

Welcher Irrtum kursiert über dich?

Dass ich gut vor Publikum reden kann.

Wie kommt das?

Ich habe nämlich eigentlich eine ziemlich große Klappe und bin einigermaßen eloquent …

Den Eindruck habe ich auch gewonnen … natürlich nur im positivsten Maße 🙂

Sobald ich aber auf eine Bühne muss, verwandle ich mich in einen rotgesichtigen, stotternden Angsthasen.

 

  Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich raten?

Chill mal.

*lehnt sich zurück und grinst*

*schaut irritiert*

Oh, du meintest nicht mich … *rotwerd* Ähhh … noch etwas?

Es ist alles nur eine Phase.

 

 Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Du hast nur dieses Leben. Mach was draus.

Ein tolles Schlusswort. Danke, liebe Anna Castronovo, dass du dir die Zeit genommen hast, mich zu treffen und mir meine Fragen zu beantworten. Es war toll und ich hoffe, wir haben mal wieder das Vergnügen. Deinem Roman wünsche ich für den weiteren Wettbewerb alles Gute und vielleicht sehen wir uns bereits in Frankfurt zur Verleihung des Skoutz-Awards wieder.

 

 

Mehr zu Anna Castronovo und ihren Büchern erfahrt ihr auf:

 

Skoutz-Lesetipp: Dark Way: Die Geschichte eines Suizids – von Pam Metzeler und Anna Castronovo

Erschütternd. Berührend. Echt.
Der 6. Oktober 2016 beginnt wie ein ganz normaler Tag, bis Pam Metzeler gegen 13 Uhr eine WhatsApp-Nachricht erhält: Wie geht‘s dir? Sie wundert sich, schreibt zurück: Alles wie immer, warum? Dann erfährt sie, dass im Dorf das Gerücht umgeht, ihr Sohn Timo hätte sich vor den Zug gelegt. Zwei Stunden später wird dieser Verdacht zur schrecklichen Gewissheit. Pams Welt bricht zusammen.
Wie schafft es eine Mutter, damit zurechtzukommen, dass ihr Kind sich das Leben genommen hat? Was geht in ihr vor? Wie kann sie weiterleben?
Pam erzählt ihre Geschichte mit schonungsloser Ehrlichkeit und nimmt den Leser mit auf die dunkelste Reise ihres Lebens.

Skoutz meint: Es gibt viele Worte, die dieses Buch beschreiben – tragisch, emotional, berührend … Man könnte noch viele weitere finden, die das Gefühl widerspiegeln, das man beim Lesen hat. Eine Mutter erzählt die traurige Geschichte, wie sie ihren Sohn verlor und einen Weg finden musste, mit diesem Verlust klarzukommen. Schonungslos ehrlich offenbart sie dabei ihre Gefühle, die Verzweiflung, die sie in die Dunkelheit zog, aber auch, wie sie es schaffte, diesen Schicksalsschlag zu verarbeiten. Diese Geschichte ist nicht nur ein biografischer Einblick, sondern auch der Versuch, anderen die Augen zu öffnen, auf Signale zu achten und zu sensibilisieren. Ein Buch, das definitiv unter die Haut geht und von dem wir hoffen, dass es viele Menschen erreicht und anderen dabei hilft, die mögliche Gefahr rechtzeitig zu erkennen …

 

Bei Haudegen erzählt Pam Metzeler ihre Geschichte. Schaut doch mal rein. (Zum Video)

 

Hinweis:

In ihrem historischen Roman “Klosterkind”, der im Juli 2018 von ihr im Selbstverlag veröffentlicht wurde, entführt uns Anna Castronovo auf 316 Seiten in ein sizilianisches Klosterinternat. Dieses Internat hat als Kloster eine lange Tradition und eine ganz besondere Geschichte, der die kleine Filomena bei ihrem Fluchtversuch auf die Spur kommt.

Mit ihrem spannungsgeladenen sizilianischen Historienroman konnte Anna Castronovo unseren Skoutz Juror Andreas Otter überzeugen, “Klosterkind” aus über 130 Titeln der History-Longlist zu erwählen. Sie ergatterte einen der begehrten Midlist-Plätze und damit vielleicht die Chance auf den Skoutz Award 2019.

Mehr Informationen zu diesem Roman findet ihr dann natürlich auch in der ausführlichen Buchvorstellung. (Weiterlesen)

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