zu Besuch bei: Rafael Eigner
Heute bin ich zu Besuch bei einem Autor, den ich schon lange mal kennenlernen wollte, weil mir sein Debütroman so gut gefallen hat. Diese Mischung aus Humor und Arztroman lebt vor allem davon, dass der Autor eben eine männliche Sicht auf das Genre hat – und die ist erfrischend anders. Auch mit dem zweiten Band konnte er Skoutz-Jurorin Saskia Louis überzeugen, die ihn kurzerhand auf ihre Midlist Humor 2018 gepackt hat. Das ist für mich ein guter Grund, mal bei Rafael Eigner in Stuttgart vorbeizuschauen.
Zu Besuch bei Rafael Eigner, der sehr elegant Klischees wie Wellen reitet.
Beschreibe dich in einem Wort!
Unbeschreiblich.
Okay, das werden wir am Ende des Interviews nochmal kontrollieren.
Strukturierter Planschreiber, Bandenmitglied oder kreativer Chaot – was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?
Ich brauche einen Anfang und ein Ende und dazwischen schreibe ich wild durcheinander – selten chronologisch.
Das finde ich bewundernswert, ist das nicht sehr viel Arbeit, dann nachher alles zusammenzupuzzeln? Oder lässt du dir da dann helfen? Von Kollegen, Betreuern oder Plotdoktoren?
Ganz wichtig, der Austausch mit meiner genialen Co-Autorin und immer wieder mein kleines, dickes Notizbuch.
Ah … 🙂
Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?
Leertaste
Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?
Vom Rauschen des Pazifiks geweckt werden, eine Runde surfen oder tauchen gehen, frühstücken und dann auf der Veranda mit Blick aufs Meer ein paar Stunden schreiben und abends mit meinen besten Freunden und der engsten Familie Essen gehen und mit der Brandung des Meeres und dem Atmen eines geliebten Menschen im Ohr wieder einschlafen.
Ich sehe, der Freizeit… äh … Kreativteil des Autorentags nimmt einen erheblichen Teil ein.
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
Gerade so viel, dass es nicht langweilig wird.
Langweilig für wen? Das Kreativprogramm bei der Frage zuvor wirkte eher wie Feldstudien für dein nominiertes Buch Palmen und Phantomschmerz.
Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?
Die Muse muss mich besonders lieb haben. Sie küsst mich fast täglich freiwillig und ausgiebig und eine Schreibblockade hatte ich noch nie. Im Gegenteil, mir fehlt oft die Zeit, alles zeitnah in die Tastatur zu hauen.
Na, dann sei immer lieb zu ihr, damit das auch so bleibt. Von Kollegen weiß ich, dass Musen bisweilig launisch sein können. Aber das mit der Zeit kenne ich auch nur zu gut. Wenn du also einen Trick findest, wie man an mehr Zeit, vorzugsweise Schreibzeit kommt, sag mir bitte Bescheid.
Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?
Leider verschlingt das außenrum viel zu viel Zeit und nimmt Kreativität.
Ja, da haben wir es schon wieder das leidige Zeitproblem. Woher kommt das außenrum?
Ich überarbeite meine Rohtexte x-Mal, bis mich überhaupt nichts mehr stört daran, erst dann gehen die Manuskripte raus.
Gehört das nicht – gerade bei deiner sprunghaften Schreibtechnik – zum normalen Schreibporzess? Ich würde sagen, schon …
Nun ja. Ich habe schon eher eine pathologische perfektionistische Persönlichkeitsstörung.
Uh! Das ist was anderes, dafür spart man sich dann Arbeit im Lektorat. Ist auch ein Trost, oder? Und wie geht es weiter? Cover, Marketing, Groupies?
Die Cover entstehen in Zusammenarbeit mit dem Verlag und einer Designfirma – die Ideen kommen von mir. Das Marketing übernimmt zum Glück der Verlag fast ganz. Der Leserkontakt ist mir wichtig, kommt aber leider etwas zu kurz, muss ich zu meiner Schande gestehen.
Dann ist dieses Interview vielleicht ein toller Anfang, sich zu bessern? Auch auf und bei Skoutz sind unsere Autoren jederzeit gerne willkommen. Und da tummeln sich auch scharenweise Leser.
Was macht für dich ein gutes Buch aus?
Schwierig …
Kommt auf die Sicht an, oder?
Vermutlich. Ich habe vor dem Schreiben mit mehr Begeisterung und viel lockerer und unkritischer gelesen.
Kann man als Autor überhaupt noch ohne den inneren Lektor lesen?
Nein, kann man leider nicht mehr.
Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?
Eigentlich nur andere Pflichten.
Die da wären?
Mein Brotjob, die Familie, Freunde und das Finanzamt. Schreiben ist meine Leidenschaft, ich hätte gerne mehr Zeit dafür übrig.
Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?
Alles was man im, auf oder unter Wasser machen kann. Tauchen, segeln, surfen, schwimmen, am Strand sitzen und einfach so aufs Wasser schauen und nichts tun.
Ja, das kam vorhin beim perfekten Tag schon so ein klitzekleines bisschen durch … Ich beneide dich da ein wenig. Das Meer und ich – Wir führen eine Fernbeziehung. So gern ich auf dem Wasser unterwegs bin, im oder unter Wasser stelle ich fest, dass es nicht mein Element ist. Leider.
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Ich habe gerade in Palmen und Phantomschmerz jede Menge schwierige Personen entwickelt, über die ich nicht gerne schreibe.
Ah ja? Welche denn?
Am meisten hasse ich Raya Delgado Schiller und am wenigsten gerne lese ich die Kapitel mit meinem Obstmillionär Manuel Higuera, obwohl das eigentlich ein sympathischer Typ ist.
Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?
Da ich ein Buch nach dem anderen schreibe, gibt es das nicht. Mehr als ein Projekt pro Jahr schaffe ich trotzdem nicht, da ich fast 9 Monate an einem Manuskript arbeite. Die Pausen zwischendrin werden von meinen Ideen gesteuert, wenn ich mir sofort wieder eine neue Idee für ein Buch kommt, muss ich weiter machen.
Hm, aber wenn die Idee in den 9 Schreibmonaten kommt, was dann? Darf sie dann nichts ins dicke Notizbuch und es sich im „SuM“ gemütlich machen, bis du dran bist?
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Beim Schreiben selbst bin ich nicht sonderlich emotional.
Wann dann?
Was mich sehr berührt hat, war die Tatsache, als die Sprecherin meiner Hörbücher mir gestanden hat, dass sie beim Einsprechen des Schlusses von Kammerflimmern und Klabusterbeeren und des ersten Kapitels von Palmen und Phantomschmerz so weinen musste, dass die Aufnahmen beinahe abgebrochen werden mussten. Wenn mein Geschreibsel einen solchen Profi berührt, dann ist das Lob von höchster Stelle.
Ja, kann man gelten lassen. Respekt. Wobei ich persönlich deine Bücher als eher humorvoll empfand. Bin ich so hartgesotten?
Wie definierst du Erfolg?
Zu Bestsellerlisten stehe ich sehr indifferent.
Warum?
Es gibt zu viele schlechte Bücher ganz oben in den Rankings und Listen, die oft von 99 Cent-Ex-und-Hopp-Romanen beherrscht werden.
Ein unmöglich niedriger Preis für ein fertiges Buch – damit kann ich nicht konkurrieren, oder ich müsste weniger Arbeit reinstcken, was ich nicht möchte. Man hat ja Anspruch an sich selbst.
Nun, ich kenne sehr viele SP-Autoren aus der Skoutz-Liste, die das ähnlich sehen, speziell den Teil mit dem Anspruch, und dennoch zum Release mit 99 Cent starten, weil das dem Buch in verschiedenen Kanälen soviel Sichtbarkeit bringt, dass es sich trotzdem rechnet. Das liegt nun weniger an der Qualität als an der anderen Marketing-Strategie und einer bei SP massiv anderen Kalkulation. Pi mal Daumen muss ein Verlagsbuch 7mal öfter verkauft werden, um für den Autor den selben Umsatz zu bringen, als ein SP-Titel. Diese Marge kann dann in verschiedene Marketing-Maßnahmen investiert werden, ohne dass es zu einem Verlust führt.
Um Erfolg zu haben, braucht man zudem viel Glück und am besten noch einen Verlag, der einem marketingtechnisch in den Himmel hebt. Ich war mit meinem Debütroman in der BILD-Bestselllerliste und in der Kindle-Verkaufsliste bei Amazon auf Platz 4. Darauf bin ich allerdings stolz.
Das darfsts du allerdings auch sein und wir drücken dir natürlich die Daumen, dass du auch mit den Palmen und Phantomschmerz beim Skoutz-Award noch sehr weit kommen wirst.
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
Lieber Rafael Eigner, kannst du von den Einnahmen deiner Bücher sehr gut leben?
Das wünschen wir dir, auch im Namen deiner dann mit reichlich neuem Lesestoff versorgten Leser, natürlich von Herzen. Ich hoffe, wir sehen uns in Frankfurt auf der Gala zum Skoutz-Award.
Hier könnt Ihr Rafael Eigner treffen:
Rafael Eigners Homepage (inkl. Lese- und Hörproben zu allen Büchern)
Rafael Eigner auf Facebook
Skoutz-Lesetipp: Zauberer und Zwangsneurosen – Komödie von Rafael Eigner
Den smarten schwäbischen Notfallmediziner Dr. Benny Brandstätter treibt es nach der abenteuerlichen Zeit in Costa Rica zurück nach Stuttgart – im Schlepptau sein neunmalkluger Sohn Tobi. In der alten Heimat trifft er auf liebenswerte Bekannte, wie den Gitarristen Dobro, die Ex-Kollegin Fatima und natürlich Frau Winterberg, die schräge Vermieterin.
Der neue Posten in einer allgemeinmedizinischen Praxis und die Dienste im Notarztwagen bringen erneut skurrile Patientengeschichten mit sich. Der alleinerziehende Vater wäre nicht mehr er selbst, sorgten nicht Begegnungen mit der Damenwelt für Turbulenzen. Ein Trio Infernale stürzt ihn in ein Gefühlschaos. Zum Glück hat sein pragmatischer Sprössling bereits eine Entscheidung getroffen.
Skoutz meint:Benny ist erwachsener geworden und so verlagert sich der Humor ein bisschen auf Tobi, der wirklich umwerfend gezeichnet ist. Die Alltagsszenen aus dem Arztleben sind voller Details, die das Lesen zu einem sehr lebendigen Erlebnis machen und zusammen mit den Irrungen und Wirrungen in Liebesdingen auch im dritten Band für ungetrübtes Lesevergüngen sorgen.
Wenn euch das Buch interessiert, könnt Ihr es hier über unseren Amazon-Affiliate-Link oder auch überall sonst im Buchhandel beziehen.
Natürlich freuen wir uns, wenn ihr das Buch in unserer Skoutz-Buchdatenbank bewertet. 5 Klicks für euch , aber eine Riesenempfehlung für uns und den Autor (weiter)
Palmen und Phantomschmerz, der 2. Band der Reihe um den charmanten Arzt Benny, wurde von uns im Rahmen des Skoutz-Awards 2018 für die Kategorie Humor gesondert besprochen und vorgestellt.
Die im August 2017 im Verlag Tinte und Feder erschienene, über 400 Seiten umfassende Romantikkomödie nimmt auf angenehm lockere Art zugleich das Klischee vom Arztroman auf die Schippe. Humor und große Gefühle, ein bisschen Exotik und das allzeit spannende Klinikumfeld sind eine bewährte Mischung.