Skoutz-Interview Veronika Rusch

Zu Besuch bei Veronika Rusch

Heute sind der Skoutz und Heike auf dem Weg zu Veronika Rusch. Ihr Titel „Der Tod ist ein Tänzer (Die schwarze Venus 1): Die Josephine-Baker-Verschwörung“ ist aus über 500 Titeln auf die Midlist Crime gewählt worden. Unsere Jurorin Kay Noa hat die gelungene Mixtur aus Geschichtsroman und Mysterythriller so begeistert, dass er auf ihrer Midlist landete.
Skoutz und ich sind also ganz aufgeregt und total gespannt, wie unser Gespräch laufen wird. Ja und jetzt sind wir schon angekommen. 

Zu Besuch bei Veronika Rusch, die gerne ihre persönliche Freiheit hat.

Hallo liebe Veronika. Wir freuen uns sehr, dass wir hier bei dir sein dürfen. Dankeschön, dass du uns deine Zeit schenkst und mit uns reden möchtest. Wir sind mächtig aufgeregt und ich würde vorschlagen, wir fangen einfach an, OK? 

Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …? 

Eine Katze.

Ja, so ein Katzenleben ist ja auch nicht schlecht. Das hören wir speziell bei der schreibenden Zunft öfter. Warum?

Mir ist meine persönliche Freiheit sehr wichtig, ich lasse mir ungern etwas vorschreiben, gehe gern meiner eigenen Wege, schätze aber auch ein warmes Plätzchen am Ofen, Streicheleinheiten und regelmäßige Leckerbissen 😊

Perfekt! Da passt dann gleich die nächste Frage. 

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Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?

Mit Ruhe, Zeit für mich, keine (Abgabe-) Termine weit und breit.

Ja, das klingt wunderbar, ich mag es auch nicht, wenn ich von Terminen be- und gedrängt werde. Lass uns mal größer denken. 

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Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?

Für uns alle, für die Welt, wünsche ich mir am meisten Frieden und Gerechtigkeit, auch Verteilungsgerechtigkeit für Nahrungsmittel etc. und eine intakte Umwelt. Wie wahrscheinlich die meisten Menschen.

Ja das wäre wirklich ein Traum! In diesen Tagen wird einem das auf die harte Tour bewusst, dass es eigentlich darauf ankommt. Hast du Tipps zur Verwirklichung?

Ich versuche, das im Kleinen umzusetzen, freundlich und fair zu den Menschen um mich herum sein, auch wenn ich sie nicht kenne, so viel wie möglich fair einkaufen, die Ressourcen schonen.

Das versuche ich auch und das ist mir auch sehr wichtig. Und für dich selbst, also im Privaten?

Privat wünsche ich mir, dass ich noch so lange wie möglich das Leben führen kann, das ich aktuell führe, weiter schreiben kann und es meiner Familie und mir gut geht, wofür ich sehr dankbar bin.

Wenn du das Schreiben erwähnst, lass uns mal zu Büchern schwenken.

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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?

Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee, ich liebe die Atmosphäre, die Sprache, die Erzählperspektive und die fast nebenbei erzählte politische Geschichte Amerikas zu der Zeit.

Oh, das kenne ich nur vom Namen her, aber leider habe ich es bisher noch nicht gelesen. Obwohl ich schon viel davon gehört habe, kam ich noch nicht dazu. Vielleicht, weil es Schullektüre ist, da bin ich irgendwie immer abgeschreckt.  Bleiben wir noch kurz beim Buchregal und drehen das mal um: 

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Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB? 

Tolstoi und Dostojewski habe ich mir mal gekauft und noch nie gelesen. James Joyces Ulysses schon oft angefangen und nie zu Ende gebracht. Sturmhöhe habe ich auch noch nie gelesen, obwohl ich es mir schon oft vorgenommen habe. Aber es gibt so viele aktuelle tolle Bücher, die lese ich im Zweifel immer lieber.

Da sagst du was, kenne ich sehr gut! Aber bei Sturmhöhe könnten wir dir wenigstens mit einer ausführlichen Besprechung helfen. Das haben wir schon im Skoutz-Classics Regal (hier). Und von Kate Bush, die gerade ein Revival erlebt, gibt es auch eine vertonte Version: Wuthering Heights.

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Und welches Buch ist hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?

Das ist schwierig, im Grunde hätte jedes Buch so viele Leser wie möglich verdient, auch wenn es nicht jedem gefällt. Ich habe gerade eine Krimireihe einer Kollegin durchgelesen, die mir super gut gefallen hat, weil sie anders war, mit vielen Erwartungen gebrochen hat, tolle Figuren und eine sehr besondere Sprache hat. Man liebt die Geschichten wahrscheinlich oder man hasst sie. Ich liebe sie: Die Hamburg Krimis von Simone Buchholz um die trinkfeste Staatsanwältin Chastity Riley. Ihr wünsche ich ganz viele Leser, weil sie so gegen den Strich gebürstet ist und aus der üblichen Krimilandschaft herausragt, finde ich. Außerdem mag ich St. Pauli.

Ah ja, die kenne ich, waren toll! Jetzt, wo wir darüber reden, fällt mir ein, eine trinkfeste Staatsanwältin könnte auch Kay gefallen. Die sagt als ehemalige Strafverteidigerin immer, man kann Strafrecht nur machen, wenn  man Alkoholiker oder Zyniker wird. Die meisten könnten sich nicht entscheiden und würden beides. 

Ein tolles Buch war auch „Der Boxer“ von Szczepan Twardoch, das mich nach Anfangsschwierigkeiten ziemlich geflasht hat, und der Nachfolgeroman, „Das schwarze Königreich“. Sie spielen in Polen vor und während des zweiten Weltkriegs und sind beide sehr ungewöhnlich und empfehlenswert.

OK, muss ich mir mal ansehen. Empfehlung ist vermerkt. 🙂 Aber kommen wir mal zu deinen Büchern…

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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?

Aus dem Bauch heraus und aus purer Lust an der Geschichte.

Das klingt super!

Daher schreibe ich unterschiedliche Genres, auch unter Pseudonym. Ich liebe es einfach, mich von Geschichten verführen zu lassen, unabhängig vom Genre.

Perfekt! Das bestätigt deinen katzengleichen Drang nach Unabhängigkeit. 

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Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?

Manchmal Dirigentin. Meistens aber die Blut-, Schweiß- und Tränenfraktion.

🙂

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Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?

Sexszenen finde ich sehr schwierig, da muss man eine gute Balance finden.

Das habe ich jetzt schon öfter gehört. Als Leser ist es leicht. Da gefällt sie, oder man meckert.  

Meistens drücke ich mich davor, man muss ja nicht alles beschreiben, aber in der Josephine-Baker-Trilogie musste es einfach sein, deshalb habe ich mich der Herausforderung gestellt. Als Vorbereitung habe ich eine Menge sehr schlechter Sexszenen gelesen (In Großbritannien wird jährlich der Bad-Sex-Award vergeben, ein Preis für die schlechteste Sexszene, da sind oft sehr renommierte Autoren dabei ), um zu wissen, wie man es nicht machen sollte 😉

Wirklich? Von dem Award hab ich ja noch nie gehört, aber den finde ich echt gut! Das muss ich googeln! Und sonst?

Actionszenen finde ich auch eher schwer zu schreiben, da geht es viel um Tempo und Choreographie, dafür mache ich mir oft gezeichnete Skizzen der Bewegungsabläufe – oder stelle sie mit meinem Mann nach.

Da würde ich bei euch gerne mal Mäuschen spielen 🙂

Was ich nicht gerne mache, sind Überleitungen von einer Szene zur nächsten, in denen nichts passiert. Aber sie sind wichtig, und manchmal passiert dann doch etwas, ohne dass man es geplant hat.

Das hören wir auch oft bei Interviews, dass sich Geschichten verselbständigen und ihre eigene Dynamik fordern. Was schon wieder zwischen Plot und Prota zur nächsten Frage führt:

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Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?

Auf eine gute Ausarbeitung der Figuren, sie müssen für mich lebendig sein, mit einer richtigen Biografie und allem Drum und Dran. Nur mit lebendigen Figuren wird der Plot gut.

Ja definitiv, das finde ich auch. Ich suche beim Lesen nach Anschluss zu den Figuren und das geht nur, wenn sie „echt“ sind.

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Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?

Vermutlich müsste man da eher meinen Mann oder meine Freunde fragen 😉

Hm … das würde nicht unbedingt zur selben Antwort führen. 

Ich würde sagen, mein Wahnsinn liegt darin, dass ich mich komplett in einer Geschichte verlieren kann und mir die Dinge dabei manchmal so gut vorstelle, dass sie mir selbst Angst machen, oder mich buchstäblich zum Lachen oder zum Weinen bringen. Auch vermisse ich meine Figuren manchmal mehr als reale Personen. Ist das wahnsinnig genug?

Ja, obwohl ich es nicht wirklich wahnsinnig finde.

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Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen!

Ist damit ein Buch gemeint, das schon erschienen ist, oder an dem ich gerade schreibe?

Erzähl uns was von dem, an dem du gerade  schreibst.

Ich schreibe gerade an einer zweibändigen Saga um die Bahnhofsmission, der erste Band („Aller Tage Hoffnung“) erscheint im März 23.

Das klingt ja spannend! Und ich sehe, man kann es schon vorbestellen. Verlage sind da wirklich immer sehr früh dran. 

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Also, drei Sätze …

Ja, bitte.

In dem Buch „Aller Tage Hoffnung“, das 1908 in Berlin spielt, geht es um zwei sehr unterschiedliche Frauen, die gut behütete, aus großbürgerlichem Haus stammende Alice, die mehr aus ihrem Leben machen will, als nur Dekoration eines Ehemannes zu sein und die mit allen Wassern gewaschene, französische Abenteurerin Natalie, die beide für die Bahnhofsmission arbeiten und junge Mädchen davor bewahren wollen, in die Kriminalität oder Prostitution abzurutschen. Dabei legen sie sich mit mächtigen Ganoven an, die sich nicht in die Suppe spucken lassen wollen. Eine Mischung aus Krimi und Gesellschaftsroman und die Liebe spielt natürlich auch eine Rolle.

Klingt interessant, hab ich mir direkt mal aufgeschrieben. Oh Mann, das wird ein teures Interview, wenn ich im Anschluss in die Buchhandlung muss.

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Was würdest du noch gerne lernen und wozu?

Ich würde gerne besser Malen und Gitarre spielen können, weil ich beides liebe.

Ich bin bei beidem leider völlig untalentiert, da würde jeder Lehrer verzweifeln.

Aber im Grunde möchte ich nie mit dem Lernen aufhören, weil Lernen an sich etwas ist, was mich glücklich macht.

Oh, das hast du schön gesagt. Das stimmt, wenn man es so formuliert. 

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Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?

Der Moment, an dem ich mich entschieden habe, meinen Anwaltsberuf an den Nagel zu hängen und nur noch zu schreiben. Das war beängstigend, hat aber große Energie freigesetzt.

Völlig verständlich!

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Was sollen deine letzten Worte sein?

Keep your heart young! Probiere immer etwas Neues, mach, wozu du Lust hast und mach es mit Hingabe. Und hör nicht auf „die Leute“!

Genau. lasse Reden! 

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Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?

Mit einem großen Dankeschön, dass es Menschen wie euch gibt, die sich der schönsten Sache der Welt mit so viel Leidenschaft annehmen: Den Büchern und den Geschichten, die darin verpackt sind.

Total gerne liebe Veronika!! Wir bedanken uns ganz herzlich für das schöne Gespräch. Wir haben es sehr genossen! Und der Skoutz und ich müssen vor Ladenschluss auch noch in die Buchhandlung. Dir noch viel Erfolg beim Skoutz-Award.

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Mehr über Veronika Rusch erfahrt ihr hier:

Skoutz – Lesetipp:

Die Spur der Grausamkeit (Die schwarze Venus 2) – Fortsetzung der Josephine Baker-Verschwörung von Veronika Rusch

Band 2 »Die Spur der Grausamkeit« spielt in Wien 1928: Bei Josephine Bakers Ankunft in der Stadt fällt ein rätselhafter Schuss. Als kurz darauf die grausam zugerichtete Leiche eines Mannes gefunden wird, begreift Tristan Nowak, dass die Verschwörer noch nicht aufgegeben haben. Mit seinem Versuch, sie zu finden, bringt er nicht nur sich selbst in Gefahr, sondern auch die Frau, die er liebt …
In ihren historischen Kriminalromanen macht Veronika Rusch die faszinierende Tänzerin und Sängerin Josephine Baker, die man auch »Die schwarze Venus« nannte, zur zentralen Figur einer groß angelegten Verschwörung. Die drei Bände führen die Leser in drei glamouröse Hauptstädte – Berlin, Wien und Paris – und von den goldenen Zwanzigern bis ins Paris des Jahres 1942: Drei Schicksale treffen wieder und wieder aufeinander, ein Mann, gezeichnet durch den Krieg, eine Frau, entschlossen, die Welt zu erobern, ein Gegner, gefährlich und unberechenbar …

Skoutz meint: Wir haben der Fortsetzung entgegengefiebert und Band 2 zusammen mit Band 3 regelrecht weggesuchtet. Warum kann Geschichte nicht öfter so präsentiert werden? Dann würde sie niemand mehr staubig und langweilig finden, sondern sich Zeitreisen wünschen. Veronika Rusch erzählt mit viel Gespür für Zeitkolorit die Geschichte einer legendären Frau, die doch ganz anders und viel mehr ist, als das, was man gemeinhin weiß. (kn).

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Hinweis:

Der Tod ist ein Tänzer - Veronika Rusch - Skoutz-AwardBand 1 der Trilogie ist für den Skoutz-Award in der Rubrik Crime nominiert und wurde dort auch besprochen (weiterlesen).

Wir hoffen natürlich, dass dieses Interview euer Interesse an dem Award, unseren Nominierten und deren Büchern geweckt hat und freuen uns über jeden skoutzifizierten Buchfan. Wer Lust hat, kann die Wettbewerbs-Titel und auch alle anderen Bücher in der Skoutz-Buchsuche mit einer Buchfieberkurve rezensieren. 5 Klicks statt 5 Sterne für einenersten Eindruck, der allen auch wirklich weiterhilft.

 

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