Zu Besuch bei Baukowski
Heute habe ich den Skoutz-Kauz geschnappt und möchte mit ihm Baukowski besuchen. Sein Buch „Scavengers -Aasgeier“ ist auf der Midlist Horror von Nico von Cracau. Damit hat er natürlich die Chance auf den Skoutz-Award im Bereich Horror und für uns ist das ein guter Grund, ihn einmal zu besuchen.
Komischerweise wollte der Skoutz heute morgen irgendwie nicht mitkommen, keine Ahnung, warum. Dann wollte er sich krankmelden, aber nicht mit mir. Wie dem auch sei, ich sehe Baukowski schon auf uns warten und es geht gleich los. Ich bin ja auch sehr gespannt, wie er persönlich ist, gehört hat man ja schon allerlei.
Zu Besuch bei Baukowski, der uns seine Stammkneipe gezeigt hat
Hallo Baukowski, schön dass du für uns Zeit hast, wir freuen uns sehr auf unser Gespräch. Skoutzi und ich *schaut sich suchend um*, komisch, der Skoutz-Kauz ist mir abhanden gekommen, bestimmt erkundet er die Umgebung und taucht gleich wieder auf. Neugierig wie er ist, wird er auch seine Scheu vor Horror-Autoren überwinden. Darf ich mich inzwischen bei dir umsehen?
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Wo sitzen wir denn, also wo willst du uns empfangen?
Herzlich Willkommen in meiner Stammkneipe, meine Hübsche. Dieses Etablissement ist nichts für Feingeister und zartbesaitete Menschen.
Oh! Dann passen wir ja hervorragend dazu! Wir tun auch nur so nett.
Sehr gut. In dieser runtergerockten Spelunke gastiert übelstes Lumpenpack.
Ist das so?
Ich muss es ja wissen, schließlich bin ich einer von ihnen. Auf den 40 m² befinden sich gefühlte tausend Jahre Knast.
Oha!
Doch habe keine Sorge, als mein Gast wirst du nicht behelli … Moment!
»Wiesel, ein wenig mehr Respekt vor der Lady!«
Entschuldige, meine Teure. Wo waren wir stehen geblieben? Ach ja, was darf ich dir zu trinken anbieten?
Puh, alles gut. Ich nehme gerne eine Limonade.
Eine *Hüstel* interessante Wahl. Ich gönne mir ein großes Glas Whiskey-Cola, allerdings ohne Cola. Das braune Zuckerwasser ist bekanntlich ungesund.
😀 Nachdem wir jetzt häuslich eingerichtet sind. Lass uns mal zu meinen Fragen kommen.
Nach welchem Motto lebst du? Und wirkt sich das auch auf dein Schreiben aus?
Gerne würde ich den Fußballer Georg Best ins Feld führen.
Nur zu!
Er hat mal folgendes von sich gegeben: „Ich habe viel Geld für Alkohol, Frauen und Autos ausgegeben. Den Rest habe ich einfach verprasst.“ Ob sich diese Lebensmaxime aus meine Schreiben auswirkt? Hey! Ich bin fuckin‘ Baukowski!
Interessant, da müssen wir in Ruhe nochmal drüber reden aber … Hey, wie du sagst, du bist Baukowski!
Was ist dein erster Gedanke, wenn ich dich frage, was du GAR NICHT magst?
Alkoholfreies Bier!
DAS wundert mich jetzt überhaupt nicht. Nach deiner Aussage über das braune Zuckerwasser. Aber ich kenne viele, die gerne mal ein Bleifrei zischen.
Im Ernst, das ist doch wie ein BH auf der Wäscheleine. Das beste ist raus.
😀 Was jetzt auch irgendwie das Klischee vom Bösen Buben bedient … à propos …
Als Klischee wird man nicht geboren, sondern muss sich den Titel erarbeiten. Klischees sind so praktisch wie lästig. Wie gehst du persönlich mit ihnen um? Beim Schreiben wie im Leben?
Doch! Ich würde bereits als Klischee geboren und zwar mit Bier, Bart und Schiebermütze!
Da möchte ich jetzt aber gerne ein Beweisfoto! Aber das ändert auch nichts daran, dass das nur funktioniert, wenn das Klischee zuerst da war. 🙂 Außerdem nehme ich dir das so auch nicht ab. Ich muss schließlich das Klischee der Blondine widerlegen.
Natürlich bin ich soweit reflektiert, dass ich mit meinem Auftreten ein Abziehbild bin. Also habe ich es mir zu Nutze gemacht und spiele mit meinem klischeebeladenen Charakter. Parodistische Elemente oder ganz besonders das Stilmittel der Satire sind definitiv hilfreich. Ich halte es da mit dem guten alten Tucholsky, der mal meinte: „Die Satire darf alles!“
Da stimme ich dir total zu. Ich würde sogar weiter gehen und das auf Kunst ausweiten. aber dazu kommen wir noch. Jetzt erstmal was über dein Schreiben.
In welchen Genres schreibst du? Hast du dich bewusst dafür entschieden oder hast du nachher überlegt, wie du deine Geschichte einordnest?
Ein Katalogisieren geschieht bei mir erst, wenn der Verlag angeritten kommt und ein neues Buch bewerben möchte.
OK, dann setzt ihr euch zusammen und macht das gemeinsam?
Das ist bei meinen „Wundertüten“ allerdings gar nicht mal so einfach. Werke wie „Rum und Ähre“ oder „Spirituosa Sancta“ lassen sich meinetwegen unter sogenannter Bizarro-Fiction einordnen.
Ich finde, dass das größte Problem bei Genres ist, dass man verkrampft versucht, „das eine“ für ein Buch zu finden. Wenn man da entspannter wäre und Cross-Genre als Normalität akzeptieren würde, weil ein Buch eben humorvoll oder satirisch Horror verbreiten kann oder ein Krimi super in einem Fantasy-Setting funktioniert, wäre vieles einfacher. Wobei ich finde, dass Scavengers etwa schon eindeutig Horror ist, oder?
Ja. „Scavengers – Aasgeier“, „Schwarze Mambo“ oder „Bizarr 1 + 2“ fallen am ehesten unter die Rubrik Hardcore Horror, wenn auch in der augenzwinkernden, pechschwarzen Variante.
Das ist ja auch ein bisschen dein Markenzeichen, oder? So jedenfalls nehme ich dich wahr. Hast du denn noch was anderes?
„Martyrium“ hingegen ist ein lupenreiner Rape & Revenge-Thriller, während es sich bei „Außenseiter – Im Leben trifft man sich zweimal“ um ein Drama handelt.
Von wem kommt deine strengste Kritik? Und wie gehst du mit ihr um?
Pah! Über jegliche Form von Kritik bin ich erhaben! 😉
Ach wirklich?
Na gut, na gut. Rückmeldungen sind gerne Willkommen. Ich bin in der Lage Kritik anzunehmen und mich damit auseinanderzusetzen. Ich denke sogar, dass es für eine stete Entwicklung sogar unerlässlich ist. Um jetzt auch mal das Phrasenschwein zu bedienen: Der größte Kritiker bin ich selbst … allerdings erst nach meiner Lektorin.
Phrasenschwein! Ha! Das ist ein gutes Stichwort für die nächste Frage! Auch wenn sie schon fast peinlich ist, hier in dieser Umgebung.
Ein Sprichwort sagt „Ein Buch ist wie ein Garten, den man in der Tasche trägt.“ – Wie findest Du diesen Satz?
Da ich ein belesener und auch sehr naturverbundener Bursche bin, sagt mir das Sprichwort durchaus zu.
Perfekt!
Mit welchem Buch wurde deine Liebe zu Büchern geweckt?
Das ist schon ’ne Ecke her und dürfte wohl die „Die kleine Raupe Nimmersatt“ von Eric Carle gewesen sein.
Die kleine Raupe Nimmersatt – wunderbar, das war meine erste Kindergartenliebe. Wir haben uns um das Buch gekloppt. Und wie ging es bei dir dann weiter?
Meine Liebe zu Stephen King begann in jungen Jahren und hält bis heute an.
King wird oft genannt, aber da das bei dir schon eine Weile ist, liegst du da auch eher vorn.
Wenn ich so darüber nachdenke, dürfte das die einzige konstanteste Beziehung in meinem Leben sein. Bei John Steinbeck habe ich geweint wie ein kleiner Junge. Natürlich haben mich auch Autoren wie Jack London oder natürlich Charles Bukowski nachhaltig geprägt.
Die Nähe zu Bukowski merkt man deinen Büchern auch an. Das meine ich übrigens durchaus bewundernd. Auf die Ideen muss man ja erst mal kommen. Ist dein Name eigentlich eine zufällige Ähnlichkeit? Aber weder Bukowski noch Steinbeck oder London sind jetzt ausgewiesene Horror-Autoren.
Im Horror-Genre fand ich Jack Ketchum oder die Anfänge von Clive Barker herausragend. Von jüngeren Schriftstellern finde ich fast alles vom King Sohn Joe Hill recht lesenswert.
Jack Ketchum Bücher habe ich auch einige gelesen und fand sie megaspannend. Belesen wie du bist, hast du gewiss auch viele Bücher …
Wie sortierst du deine Buch-Regale?
Puh, da lasse ich ein Stück weit das Chaos walten und sortiere maximal nach Autor. Es ist schon spannend, denn meine ebenfalls exorbitante Filmsammlung ist hingegen perfekt durchstrukturiert und alphabetisch eingeordnet.
Das ist ja interessant irgendwie. Die Bücher eher chaotisch und die Filme sind strikt sortiert. Wie kommt es wohl zu dieser Unterscheidung? Ich glaube, das halten wir nochmals nach, wenn ich mich psychologisch etwas vorgebildet hätte. Aber ich hab vorhin erwähnt, dass ich nochmals auf Kunst und Freiheit zurückkommen möchte. Jetzt ist es soweit:
Die gesellschaftliche Diskussion über das, was man in der Kunst tun und lassen darf, ist zur Zeit sehr hitzig. Wie stehst du dem gegenüber und wie beeinflusst das deine eigene Arbeit?
Ich bin generell ein großer Verfechter der Meinungsfreiheit und bin nicht der Auffassung, dass erwachsene Menschen in irgendeiner Form staatlich bevormundet werden sollten.
Klare Worte. Aber auch, wenn ich dir absolut zustimme, glaubst du, dass das noch mehrheitsfähig ist?
Ich beobachte eine bedenkliche gesellschaftliche Entwicklung, die lieber stigmatisiert, als einen Diskurs zulässt. Es ist natürlich einfacher mit der PC-Keule draufzuknüppeln, als sich – auf Augenhöhe – mit Argumenten auseinanderzusetzen. Das finde ich persönlich sehr schade.
Ich halte es für brandgefährlich. Es geht ja nicht mehr darum, diesen Menschen ihre Meinung zu lassen, die sie herzlich gerne haben und auch behalten dürfen. Aber ich bemerke, dass man – aus Angst vor dem damit verbundenen Ärger, der Rechtfertigungsnot und eben auch der sozialen Beschädigung – freiwillig bestimmte, oftmals auch wichtige Themen weitgehend meidet. Wie hältst du das?
Natürlich beeinflußt es mich als Mensch und somit auch als Schriftsteller. Jeder soll das sein, was er sein möchte und seinen Stiefel durchziehen. Was ich jedoch nicht abhaben kann, wenn versucht wird, mir seine Meinung aufzuzwängen. „Spirituosa Sancta“ ist mein persönliches Statement zum Zeitgeist.
Ja, das ist ein sehr kluges Werk, das ich an dieser Stelle gerne und nachdrücklich auch jenen der Botschaft wegen empfehlen möchte, die sonst keinen Horror lesen. Der eigentliche Horror liegt ungeachtet der Handlung meiner Meinung nach hinter den Zeilen.
Wenn wir schon bei Horror sind … hier einen der ganz anderen Art, oder vielleicht auch nicht!
Chat GPT und andere KI-Apps sind gerade in aller Munde. Was hältst du davon, dass KI Geschichten, ja ganze Bücher alleine verfassen kann? Sind das für dich überhaupt richtige Werke?
Grundsätzlich verfüge ich über eine progressive Grundhaltung und bin offen gegenüber Neuem.
Grundsätzlich eröffnet aber Raum für aber …
Wie bei jeder neuen Entwicklung werden sich langfristig wohl positive und auch weniger gute Eigenschaften herauskristallisieren. Ein gutes Buch hat für mich Substanz und ich hege Zweifel daran, ob KI dazu in der Lage ist.
Ja wir müssen vermutlich abwarten, wie sich alles entwickelt. Ich würde aber der KI auch das „Herzblut“ absprechen.
Ach Mensch, die Limonade ist alle und das Interview vorbei. Bevor ich jetzt den Skoutzi suchen gehe, habe ich aber noch eine letzte Frage:
Welche Frage sollen wir dir nächstes Jahr im Interview stellen?
Bauko, Meister aller Klassen, wie schaffst du es nur auf der Spiegel Bestsellerliste alle Plätze gleichzeitig zu belegen und auch den Skoutz-Award ein zweites Mal in Folge zu gewinnen?
Mal sehen … ah, schau, wer da kommt! Skoutzi, ich hab mir echt Sorgen gemacht, du kannst doch nicht einfach abhauen!
*Skoutz flüstert*
Ach was, Wiesel hätte dir bestimmt nichts getan!
Okay, jetzt können wir in den Privat-Modus wechseln. Einmal Wasser für den Skoutz, ein Feierabendbier (also ein echtes!) für mich und noch einen Whisky für den Herrn hier!
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Hier gibt es mehr über Baukowski
Skoutz Lesetipp:
Bizarr 2: Makabrer Horror von Baukowski
Hardcore-Horror meets Bizarro Fiction!
Baukowskis neueste bizarre Anthologie beinhaltet vier Novellen. Ein Muss für alle Freunde der härteren Gangart.
- Ob es sich bei dem Grauen im Saint Lima Rose Lunatic Asylumnur um eine urbane Legende handelt oder nicht, das werden die jungen Protagonisten in Spazzer-Bitch herausfinden. 80ies-Retro-Horror at its best!
- In Wrath steht das diesjährige Weihnachtsfest der Familie Buechler unter keinem guten Stern. Christmas-Terror de luxe!
- Die Teenager in Alte Seelen werden schon sehr bald erfahren, dass nicht alles so ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Oldschool Halloween Frights!
- Das lange Warten hat endlich ein Ende, denn Amerikas Albtraum-Geschwister sind zurück. Blowhead and Shredhead strike back ist eine inzestuöse Liebeserklärung an zwei der kultigsten Figuren aus dem Baukowski-Universum. Die langersehnte Fortsetzung, die auch ohne Vorkenntnisse gelesen werden kann, ist purer Fan-Service und ein Geschenk an die Hardcore-Fraktion. White Trash forever!
Achtung: enthält drastische Gewaltszenen und sexuelle Inhalte.
Skoutz meint: Baukowski gehört zu den Autoren, die für sich schon eine Marke sind. Wo Baukowski draufsteht, ist – Überraschung! – auch Baukowski drin. Jene ganz eigene Mischung aus schockierenden Horror-Szenen, einfach aus der Freude an der Anarchie, die drastischer Gewalt innewohnt, aus dem jokergleichen Balanceakt an der äußersten Kante des Tolerablen, und überraschend tiefgehenden Gedanken und Aussagen, die das Grauen auslösen und anders als man meinen möchte, auch nachwirken. Diese nachdenkliche, clevere Zwischenebene macht Baukowskis Geschichten, von denen hier vier sehr unterschiedliche versammelt sind, über das Genre hinaus lesenswert. (kn)
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Hinweis:
Baukowski steht mit seinem Buch „Scavengers – Aasgeier“, Midlist Horror des Skoutz-Awards von Nico von Cracau.
Und wie man es von Baukowski erwartet, splatteriger Hardcore-Horror vom Feinsten. Ein Buch wie ein Alptraum, dem man sich nicht entziehen kann.
Damit hat er natürlich allerbeste Chancen auf den Horror-Skoutz. Wir haben das Buch gelesen und euch hier auch schon vorgestellt.
Und wenn ihr uns, dem Autor und vielen anderen Lesern einen Gefallen tun wollt, rezensiert die Bücher doch anschließend bei unserer Skoutz-Buchsuche. Mit 5 Klicks statt 5 Sternen entsteht eine Buchbeschreibung, die anderen hilft, das für sie richtige Buch zu finden. Also sei dabei!