Zu Besuch bei Annette Oppenländer
Heute bin ich mit dem Skoutz-Kauz zu Besuch bei Annette Oppenländer, einer deutschstämmigen Autorin, die es lange Zeit nach Amerika verschlagen hat, bevor sie jetzt zurück nach Deutschland gezogen ist. Solche Lebenswege finde ich immer spannend und angesichts des Umstands, dass Annette mit „Vaterland, wo bist du?“ so bewegte Lebenswege auch thematisiert, erst recht.
Mal sehen, wohin uns die Reise heute führt.
Zu Besuch bei Annette Oppenländer, die sich einen Gandalf wünscht
Liebe Annette, vielen Dank, dass du dir Zeit für uns genommen hast. Wir freuen uns sehr, dich persönlich kennen zu lernen und wollen auch gleich anfangen …
Wie würdest du dich in einem Wort beschreiben?
engagiert
Beruf oder Berufung – was macht dir an deinem Job als Autor am meisten Spaß?
Ich habe immer Menschen bewundert, die schon mit 12 Jahren wussten, was sie mal werden wollten.
Gibt’s die? Also ich meine solche, die das auch umsetzen? Ich wollte auch mal Müllwagenfahrer werden und bin nicht böse, dass ich den Plan nicht weiterverfolgt habe. Aber das klingt, als seist du auch erst später zum Schreiben gekommen?
Ich fand erst sehr spät, also so um die Fünfzig, heraus, wie sehr mir kreatives Schreiben Spaß macht. Bis ich dann Autorin wurde, vergingen noch mal einige Jahre. Dafür kann ich aber sagen, dass meine Tätigkeit für mich eher eine Berufung ist. Zum einen liebe ich es, den Lesern Geschichte, also historische Informationen, näher zu bringen.
Das finde ich sehr richtig und auch wichtig. Wenn man sieht, wie viele Menschen sich brennend für historische Filme und Bücher interessieren, kann man gar nicht glauben, dass Geschichte in der Schule zu den meistgehasstesten Fächern gehört. Da haben wir Autoren echt einen Bildungsauftrag für die Hintertür.
Wie machst du das?
Im Gegensatz zu langweiligen Geschichtsbüchern, die uns in der Schulzeit aufgezwungen werden, möchte ich Geschichte so erzählen, dass sie nicht nur hautnah ist, sondern unter die Haut geht. Geschichte soll bewegen und hoffentlich nach der Lektüre nachklingen. Informieren muss sie natürlich auch, aber eben zwischen den Zeilen und fast unbemerkbar.
Ich kenne nun nur das Buch über die Schicksale der Kinder im Krieg von der Midlist von dir, aber da ist dir das wirklich super gelungen. Da war ich richtig traurig, dass ich niemanden hatte, mit dem ich über das Buch reden konnte. Aber da sind wir schon direkt auf dem Weg zur nächsten Frage …
Wann hast du dann dein erstes Buch veröffentlicht?
Mein erstes ‘veröffentlichtes’ Buch, ein historischer Roman über ein Militärinternat während des Vietnamkriegs, kam 2015 heraus.
Und wie lange hast du daran geschrieben?
Für ‘A Different Truth’ habe ich etwa zwei Jahre gebraucht.
Weil du das „veröffentlichen“ gerade so betont hast, scheint das aber nicht das erste Buch gewesen zu sein, das du geschrieben hast.
Das erste Buch begann ich 2002, nachdem ich meine Eltern über ihre Kriegserinnerungen interviewt hatte. Diese Geschichte war aber so kompliziert, das es 15 Jahre dauern sollte, bis sie veröffentlicht wurde.
Du meinst … ?
Ja, ich spreche von Vaterland, wo bist Du?. In der Originalversion in englisch kam ‘Surviving the Fatherland’ 2017 heraus. Es war also mein erstes Buch, aber das fünfte Veröffentlichte. Die deutsche Übersetzung erschien ja erst kürzlich.
Ich weiß, sonst wärst du ja nicht auf der Midlist und wir hätten uns nicht kennengelernt. Es hat also durchaus Vorteile, wenn etwas dauert. Gut Ding will Weile haben sagt man ja. Mir geht es bei meinem … hust … Hauptwerk genauso. Das habe ich schon ewig zu schreiben begonnen, und doch erst vor zwei Jahren veröffentlicht.
Wie läuft ein typischer Tag als Autor bei dir ab?
Ich bin nicht so ein Routinemensch. Das bemerkt man auch, wenn man meinen Schreibtisch sieht, denn der liegt immer im Chaos, egal wie sehr ich mich bemühe, Ordnung zu halten.
Das Genie beherrscht das Chaos und im Chaos liegt eine kreative Kraft. Erzähl mal noch ein bisschen …
Manchmal schreibe ich noch vor dem Aufstehen, dann erst am späten Morgen oder schon mal nachmittags. Grundsätzlich arbeite ich an der ersten Version des Manuskripts lieber morgens, da mein Hirn dann besser funktioniert.
Kannst du dich im Alltag denn so auf dein Schreiben konzentrieren oder kommt dir auch immer noch das dazwischen, was man so das normale Leben nennt?
Oh ja, ich habe auch noch einige andere Aufgaben. Mein Vater ist 91 Jahre alt und lebt noch allein in seinem Haus. D.h. ich sehe ihn regelmäßig, fahre ihn zum Einkaufen, zum Arzt, etc. Mein Mann erlitt 2017 einen Schlaganfall und benötigt ebenfalls Hilfe. Dadurch gibt es häufiger Unterbrechungen, die mich dazu zwingen, flexibel zu sein.
Das klingt in der Tat sehr beschäftigt. Meine Hochachtung vor deinem Organisationstalent. Haben sich diese Abläufe aktuell verändert?
Wie sehr beeinflusst Corona deinen (Schreib)-Alltag?
Man sollte meinen, dass der aufgezwungene Hausarrest mir mehr Zeit und Muße zum Schreiben ermöglicht. Leider ist das nicht so. Ich fühle mich eher in meinem kreativen Schaffen behindert.
Das erzählen erstaunlicherweise viele Kollegen, auch solche, die nun nicht mit Home-Schooling schlicht gar keine Zeit mehr haben. Sonja Bethke-Jehle ist nach eigenem Bekunden zunächst regelrecht in ein Loch gefallen. Woran mag das liegen?
Warum kann ich nicht genau erklären, nur dass mir die Anreize von außen fehlen und mich die Situation des Landes und der Welt, der vielen Leidenden und Sterbenden bedrückt.
Mir geht das ähnlich. Mich deprimiert, dass wir nicht in der Lage sind, offensichtlich notwendige Entscheidungen zu treffen, aus Fehlern zu lernen, vernünftig zu sein …
Aber vom Großen zum Kleinen. Wie sieht der Corona-Alltag bei dir aus?
Mein Alltag hat sich durch diese Maßnahmen kaum verändert, da ich ja hauptberuflich von zu Hause arbeite.
Und wie arbeitest du? Also beim Schreiben?
Kreativ oder doch eher regeltreu?
Ich bin sehr dafür, dass man die Regeln kennt, doch sie können gerne gebrochen werden.
Ja, ich denke auch, dass das der beste Ansicht ist. Respektvolle Ignoranz sozusagen. Hast du dann Schreibroutinen?
Ich bin eher kreativ und schreibe aus dem Bauch heraus. Zum Beispiel verfasse ich nie einen Entwurf. Meine Geschichten entwickeln sich von innen heraus und selbst die Protagonisten zeigen manchmal noch ihre geheimnisvollen Seiten, wenn sie schon lange in der Erzählung dabei sind.
Ich würde gar nicht so detailliert plotten wollen. Dann macht mir das Schreiben keinen Spaß mehr, weil ich ja schon weiß, wie es ausgeht. Protagonisten haben oft viel bessere Ideen als ihre Autoren.
Ich glaube auch fest daran, dass ich niemals so viele Einzelheiten vorab planen könnte. Sie erscheinen einfach magisch während sich die Erzählung entfaltet.
Buchmagie … jaaaa!
Welches war dein erstes selbstgelesenes Buch? Und hast du es heute noch?
Also, genau weiß ich das nicht mehr, aber ein Buch, dass ich heute noch besitze handelt vom Dr. Seidelbast, der ein krankes Mädchen mit Kräutertee behandelt. Die zweite Geschichte im Buch beschreibt den faulen Puck, der von einer Eichhörnchenfamilie aufgenommen wird, damit er im Winter nicht erfriert.
Ich nehme an, du meinst „Doktor Seidelbast“ von Helene Weilen. Das müsste aus den 60ern sein, ein Buch, das meine Tante meinen Neffen vorgelesen hat (und den Gastkindern wie mir). Ein wunderschönes Buch.
Mein Mann liest es heute manchmal, da er als Amerikaner ja deutsch lernen muss. 🙂
Das ist eine schöne Geschichte zur Geschichte. Ich liebe es, wenn Bücher zu Familienmitgliedern werden. Bleiben wir noch kurz bei Buchhelden …
Stell dir vor, du könntest eine beliebige Figur aus einem Buch zum Essen treffen. Was würde passieren?
Der Herr der Ringe ist seit vielen Jahren eine meiner Lieblingsgeschichten. Ich habe die Trilogie bestimmt schon fünf mal gelesen.
Ah noch ein Tolkien-Fan! Wie schön, auch wenn ich erst im zweiten Anlauf überzeugt wurde. 🙂 Wen würdest du denn da treffen wollen?
Gandalf wäre eine der Figuren, die ich zum Essen treffen würde. Vielleicht könnte er mir ein paar Geheimnisse über das Zaubern verraten. Oder was er in der Pfeife so raucht.
Vermutlich dasselbe wie Tolkien. Der hat ja auch auf vielen Bildern eine Pfeife dabei. Was fasziniert dich denn speziell an Gandalf so?
Für mich ist er eine geniale Figur, weil er gleichzeitig mächtig, klug und fürsorgend ist. Er lässt sich von den dunklen Einflüssen nicht einnehmen, sondern bleibt sich treu. Vielleicht hätte er einige Ideen, wie wir die heutige Welt verbessern könnten. Es gibt wahrlich genug Probleme, bei denen wir einen Gandalf gebrauchen könnten.
Oh ja! Seufz! Meinst du, dass da ein Gandalf reicht?
Und damit sind wir schon bei den schwierigen Fragen …
Auf welche Frage hattest du in letzter Zeit keine Antwort und hast du sie finden können?
Ich würde sehr gerne eine Besserung in den USA sehen. Ich bin ja noch doppelte Staatsbürgerin und zahle weiter amerikanische Steuern.
Wie siehst du dann als Insiderin die aktuelle politische Situation, die in Deutschland ja auch mit größter Sorge verfolgt wird?
Das Land wird unter Trump systematisch auseinandergenommen und regelrecht ausgeblutet – es ist auf dem besten Weg zur Diktatur.
Und wo knüpfen nun die schwierigen Fragen an?
Was kann also der einzelne Bürger dazu beitragen, diese zerstörerische Regierung zu stoppen. Selbst die Wahl ist u.U. in Frage gestellt. Eine Antwort habe ich für diese komplexe Situation nicht, sondern fühle mich eher hilflos.
Das geht, wie ich von Freunden aus Texas, Chicago und New York weiß, sehr vielen Menschen so. Und in Europa ist ja auch eher eine schlimme Entwicklung zu verzeichnen. Diktatur und Krieg sind für mich ja die Zeit meiner Großeltern, das war so abstrakt, so fern … Gerechtigkeit, Demokratie, Gemeinschaft – ich bin fassungslos, wie zerbrechlich all das war, was wir für unumstößliche Errungenschaften unserer Zeit hielten.
Lass uns lieber über alltäglichere Dinge sprechen …
Wie oft schaust du täglich auf dein Handy?
Nicht oft. Ich gehöre ja zur älteren Generation und das Handy ist zwar praktisch, regiert mich aber nicht. Es kommt auch vor, dass ich es vergesse und nur durch die WhatsApp Nachrichten daran erinnert werde.
Ich bin mir, da ich diese Frage allen Kollegen stelle, gar nicht sicher, dass das ein Generationendings ist. Eher so eine Frage der inneren Selbständigkeit. Mir sind Handybeherrscher jedenfalls sehr sympathisch.
Was darf in deinem Kühlschrank niemals fehlen?
Schokolade, am besten mit Nougat. Ist doch klar, denn ohne Schokolade geht bei mir gar nichts.
Ich steh mehr auf Nüsschen in der Schokolade, aber ansonsten stimme ich dir vorbehaltslos zu. Mal von Schokolade abgesehen …
Für welche drei Dinge in deinem Leben bist du am dankbarsten?
Meine Kinder, meinen Mann und dafür, dass ich nach über 30 Jahren wieder hier in Deutschland leben kann.
Das finde ich sehr interessant, gerade, weil hierzulande die Menschen ja sehr groß darin sind, unser Land kleinzureden und einfach alles schlecht zu finden. Das würde ich gerne nochmal mit dir vertiefen, einfach weil du eine Distanzsicht auf unsere Heimat hast. Oder wie dein Mann das sieht, der dir hierher folgt. Aber dafür brauchen wir wohl mehr Zeit.
À propos Zeit … Lass uns zeitreisen …
Bei welchem historischen Ereignis wärst du gern dabei gewesen und warum?
Ich schreibe zwar oft über Kriegsgeschehen, aber dabei sein möchte ich nicht. Die Menschheitsgeschichte ist voller Grausamkeiten, Entbehrungen und Tod.
Du darfst frei wählen und die Kollegen, die wir vor dir besucht haben, haben sich teils auch ausbedungen, das Ereignis aus sicherer Entfernung betrachten zu dürfen. Den Urknall zum Beispiel. Also… ?
Ich würde mir das Leben im Mittelalter näher anschauen, obwohl auch das heute romantisiert wird.
Oh ja, aber andererseits wird es doch auch insgesamt düsterer dargestellt als es über lange Zeit hinweg war. Das 19. Jahrhundert besteht auch nicht nur aus den Kriegen und der NS-Zeit.
Aber das Essen von damals wäre heute ungenießbar, selbst die Lords benutzen viel zu viele Gewürze, weil sie ihre Gäste beeindrucken wollten.
Du meinst die alten Mengenangaben für Pfeffergebäck zum Beispiel? 🙂
Das arme Volk bekam wenig Obst und Gemüse. Der Gestank damals muss unglaublich gewesen sein. Es gab ja keine Kanalisation, kein fließendes Wasser und die Menschen wuschen sich nicht. Es gab Ungeziefer, Ratten und schlimme Krankheiten. Trotzdem fasziniert mich diese Zeit, in der die Menschen in Burgen hausten.
Das Mittelalter umfasst in Europa ja knapp 1000 Jahre. Entsprechend unterschiedlich ging es ja auch zu. Im Frühmittelalter waren die Menschen speziell in den keltisch geprägten Gebieten meines Wissens sehr reinlich. Die Kräuterküche von Hildegard von Bingen zum Beispiel, es gibt dazu ein paar alte Rezepte, war ja durchaus schmackhaft auch für einen modernen Gaumen.
Hildegard von Bingen würde ich kennenlernen und herausfinden, wie sie damals soviel lernen und für die Nachwelt aufschreiben konnte. Das ist zwar kein Ereignis, war aber eine faszinierende Frau.
Ich würde Hildegard durchaus als Ereignis, als historischen Katalysator sehen, die sehr viel sowohl für die Wissenschaft als auch für die Rolle der Frau in ihrer Zeit bewirkt hat. Aber wenn wir hier schon so fachsimpeln …
Über welches Thema könntest du eine 30-minütige Präsentation halten, ohne jede Vorbereitung?
Ich kann jederzeit über die Kriegskinder des Zweiten Weltkriegs sprechen, weil ich mich sehr ausführlich mit diesem Thema beschäftigt habe. Zwei meiner Romane handeln vom Zweiten Weltkrieg aus ziviler Sicht, vor allem aus Sicht der Kinder und Jugendlichen.
Habe ich dir schon gesagt, wie beeindruckt ich von deiner Darstellung dieser Ereignisse gerade aus dieser Perspektive bin?
Auch über das deutsche Mittelalter kann ich gerne erzählen, denn darüber habe ich ebenfalls zwei Zeitreiseabenteuer geschrieben. Natürlich wäre das Thema ‘Leben in USA’ auch interessant und zur U.S.-amerikanischen Politik könnte ich sicherlich sehr viel kommentieren.
Da habe ich mich ja schon für ein Fortsetzungsgespräch eingeladen. Also, wenn ich darf.
Was würdest du rückwirkend ändern, wenn du die Möglichkeit dazu hättest?
Ich bin nicht so eine, die zurückdenkt und sagt, was ich hätte anders machen können. Ich gehe davon aus, dass ich Fehler gemacht habe, die heute einen Teil von mir ausmachen.
Das ist natürlich richtig. Aber so eine klitzekleine Korrektur irgendwo?
Allerdings hätte ich viel früher mit dem Schreiben begonnen, hätte ich gewusst, wie viel Spaß ich daran habe und dass meine Leser meine Geschichten so schätzen.
Das tun sie allerdings. Lass uns nach vorne schauen …
Was wünschst du dir für die Zukunft?
Ich wünsche mir, weiterhin meine deutsche Leserschaft aufzubauen und für sie weiterhin gute und wichtige Geschichten zu schreiben.
Du bist auf dem besten Weg dazu und ich wünsche dir auch noch viel Erfolg im weiteren Verlauf des Skoutz-Awards. Liebe Annette, es war wunderschön und sehr, sehr interessant, mit dir zu plaudern. Ich würde das wirklich gerne bald mal fortsetzen, vielleicht sogar bei der Übergabe des History-Skoutz.
Dankeschön!
Hier könnt ihr Annette Oppenländer erreichen?
- Homepage* von Annette Oppenländer
- Annette Oppenländer auf Facebook*
- auf Pinterest*
- und Twitter: @aoppenlander
- oder auch per Email: hello@annetteoppenlander.com
Skoutz-Lesetipp:
Erzwungene Wege – mitreißender Historienroman aus der Zeit des NS-Regimes von Annette Oppenländer
Solingen, 1943: Gerade hat die vierzehnjährige Hilda entdeckt, dass sie ihren Nachbarn Peter liebt, als er ihr freudestrahlend seine Abreise in ein Lager der KLV verkündet. Peters Klasse bezieht eine verlassene Schule in Pommern, wo die Jungen bald feststellen müssen, dass die Versprechungen von Strandurlaub und herrlichem Essen nichts als Erfindungen sind.
Kurz darauf verschlägt es Hilda mit ihrer Klasse in ein bayerisches Kloster. Unter den erbarmungslosen Augen der herrischen Oberin versucht Hilda, das Bettnässen ihrer Freundin zu vertuschen und ihr Heimweh unter Kontrolle zu bringen. Unterdessen sieht sich Peter mit dem militärischen Gebaren des pedantischen HJ-Lagerführers konfrontiert.
Für Hilda und Peter spitzt sich die Situation immer weiter zu, während sie fern der Heimat um etwas Normalität und ein Stückchen Menschlichkeit in einer unmenschlichen Welt ringen.
Skoutz meint: Ein beeindruckend recherchiertes Buch, das aus einer bislang wenig thematisierten Perspektive die menschenverachtende Fratze des NS-Regimes entlarvt. Ein großartiges Plädoyer für Menschlichkeit und Mut und gegen das Vergessen, das wahrlich nicht nur die NS-Verbrechen betrifft. Beim Lesen durchlebt man die gesamte Palette der Gefühle von beklommenen Schlucken angesichts des Alltagshorrors, Zorn über die Selbstgerechtigkeit der Erwachsenen, Freude mit der Entwicklung der Figuren… Großartig.
Hinweis:
Wie schon im Interview erwähnt, hat Annette Oppenländer es geschafft, mit ihrer einfühlsam geschriebenen Geschichte zweier Kinder aus der Zeit des 2. Weltkriegs, „Vaterland, wo bist du?„, auf die Midlist History von Skoutz-Jurorin und Vorjahressiegerin Anna Castronovo zu gelangen.
Damit haben Annette und ihr Buch allerbeste Chancen auf den History-Skoutz.
Wir haben das Buch gelesen und ausführlich besprochen (weiterlesen).