zu Besuch bei: Andreas Gruber

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Andreas Gruber gehört zu den Autoren, die ich gerne lese, wenn ich mal zum Lesen komme – und das nicht nur, weil er so wie ich seine Protagonisten in München antreten lässt. Umso mehr freue ich mich, dass Andreas Adlon ihn für die Midlist Crime nominiert hat und ich die Gelegenheit bekomme, ihn jetzt einmal etwas besser kennenzulernen (und mir womöglich sogar den einen oder anderen Tipp geben zu lassen).

 

Zu Besuch bei Andreas Gruber, dem geistigen Vater der kauzigsten Profiler

 

Andreas Gruber PortraitWas ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?

Beim Walken im Wald, mit dem mp3-Player am Ohr, während ich Hörspiele höre, und im Kino, beim Lesen, beim Gespräch mit Freunden und vor allem im Urlaub, wenn ich total relaxt bin – dann ist irgendwie der Kanal zum Unterbewusstsein offen und die Ideen strömen nur so.

Ja, wenn ich mal Urlaub habe, komme ich auch plötzlich zum Schreiben. Urlaub als Schreibelixir, das gefällt mir.

Wichtig: Diese Ideen muss ich dann natürlich sofort notieren, sonst sind sie weg.

Das ist der Haken. Meine Ideen kommen bevorzugt, wenn sie mir dabei eine lange Nase drehen können.

 

Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?

Ich würde meine Ideen in einen Voice-Computer sprechen.

Die Idee hat Mella Dumont auch schon geäußert (und nicht nur sie). Moderne Technik hat da definitiv Vorteile.

Storys erfinden ist einfach alles für mich!

  :) Das nimmt dann auch gleich die nächste Frage vorweg. Aber ich frage trotzdem:

Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?

Als ich 1996 mit meinem ersten Roman über 100 (in Worten: Hundert!) Absagen von Verlagen erhalten habe. Kein Scherz! Da habe ich schon einigermaßen an mir gezweifelt und war knapp davor das Handtuch zu werfen.

Michael Ende sagte etwas anachronistisch, aber im Prinzip immer noch richtig, literarischer Erfolg sei in erster Linie eine Frage des Portos. Was hat uns deine Bücher gerettet?

Zum Glück habe ich in London bei einem Städteurlaub die Creative Writing Sachbücher entdeckt und gelernt, wie man plottet, Charaktere entwickelt, Spannung aufbaut, Dialoge schreibt, etc.

Und wieder war’s der Urlaub ….

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Jedes Mal, wenn ich den Epilog eines Romans schreibe und sozusagen Abschied von meinen Figuren nehme, die ich ein Jahr lang begleitet habe – klingt fürchterlich theatralisch, ich weiß  – aber manchmal drückt es mir da eine Träne aus den Augen. Ich bin aber auch sehr sensibel, muss ich zu meiner Verteidigung gestehen.

*Tätschel*  Ich finde das seeeeeehr sympathisch.

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Eigentlich ist alles Autobiografie. Man kann ja nur über das schreiben, was man erlebt, recherchiert oder sich zumindest in Gedanken ausgemalt hat. Und man wird inspiriert von allem, was man sieht, hört, liest oder sonst wie erlebt und erfährt.

Wow, du sprichst mir aus der Seele. Das sehe ich exakt genauso!

Der Rest ist einfach – so gut wie möglich – dazuerfunden.

Streiche „einfach“ und ich stimme dir zu.

 

Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?

Ich hatte eine schlaflose Nacht, weil ich bis fünf in der Früh gelesen habe, um zu erfahren, wie das Buch ausgeht.

Nur bis fünf? Du schreibst zu kurze Bücher!

Zweitgrößtes Kompliment: Ich habe in der U-Bahn vergessen auszusteigen, weil ich dein Buch gelesen habe.

Ha! Das ist mir auch schon mal passiert. Ich meine, als Leser.  Da passt dann auch gleich die nächste Frage:

 

Wer ist für dich dein idealer Leser?

Derjenige, der das Buch nachher guten Freunden weiterborgt und es mit Mundpropaganda auf die Reise schickt. Dafür danke ich allen.

In Neusprech also Multiplikatoren. Ja, wobei das, wenn man sein eigenes Ansehen durch eine Empfehlung mit dem Buch verbindet, das für mich persönlich größte Kompliment ist, das man einem Künstler machen kann.

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Der niederländische Profiler Maarten S. Sneijder ist eine problematische Figur, weil er so viele Ecken und Kanten hat, so kauzig und zynisch ist.

Da ging es mir beim Lesen ähnlich. An den Kerl musste ich mich gewöhnen.

Da muss ich mir für jeden weiteren Roman neue Spleens ausdenken. Das fordert!

Hahaha. Das schaffst du. Ich bin mir ganz sicher.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Wird es weitere Thriller von dir geben?

Puh! Das freut mich (und sicher nicht nur mich) zu hören.

Lieber Andreas, ich danke für das urlaubsmäßig erholsame und motivierende Gespräch. Für den weiteren Wettbewerb wünsche ich dir viel, viel Erfolg.

 

Hier könnt ihr Andreas Gruber treffen:

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Autorenhomepage von Andreas Gruber

 

Gruber Todesfrist CoverSkoutz-Lesetipp:  Todesfrist – Thriller von Andreas Gruber

Ein Serienmörder treibt sein Unwesen – und ein altes Kinderbuch dient ihm als grausame Inspiration.
»Wenn Sie innerhalb von 48 Stunden herausfinden, warum ich diese Frau entführt habe, bleibt sie am Leben. Falls nicht – stirbt sie.« Mit dieser Botschaft beginnt das perverse Spiel eines Serienmörders. Er lässt seine Opfer verhungern, ertränkt sie in Tinte oder umhüllt sie bei lebendigem Leib mit Beton. Verzweifelt sucht die Münchner Kommissarin Sabine Nemez nach einer Erklärung, einem Motiv. Erst als sie einen niederländischen Kollegen hinzuzieht, entdecken sie zumindest ein Muster: Ein altes Kinderbuch dient dem Täter als grausame Inspiration – und das birgt noch viele Ideen …

 

Skoutz meint: Ob Andreas Gruber wusste, was er mit seinem Ermittler-Duo, der ehrgeizigen Münchner Polizistin Nemes und dem kauzig-überheblichen Niederländer Sneijder, für eine Kult-Besetzung erschaffen würde, wissen wir nicht. Aber es liest sich verdammt gut, was er so über ihre Fälle berichtet. Dabei beschreibt er seine Protagonisten alle sehr nah an dem unmittelbar Erlebten, sodass man zwar ein Gefühl für sie und ihre Motive bekommt, aber dennoch ungewöhnlich viel Raum für weitere Details bleibt. So will man nicht nur in der Hoffnung auf eine weitere superspannende Geschichte unbedingt noch meeeeeeeeeehr von Andreas Grubers Figuren lesen .

 

RacheherbstHinweis:

„Racheherbst“, einen nicht minder rasanten Thriller um einen anderen Ermittler (Walter Pulaski) hat Skoutz-Juror Andreas Adlon so gut gefallen, dass er ihn für die Midlist Crime des Skoutz-Award 2016 nominiert hat.

Eine gute Wahl, wie wir fanden, nachdem wir das Buch genauer unter die Lupe genommen und natürlich auch ausführlich vorgestellt haben (weiterlesen).

So oder so hat es „Racheherbst“ mit Hilfe von Lesern und der restlichen Skoutz-Jury auf die Shortlist geschafft. Damit steht „Racheherbst“ als eines der 3 besten Bücher in seiner Kategorie im September zur Wahl, wenn es darum geht, den Crime-Skoutz 2016 zu wählen, der im Oktober feierlich dem glücklichen Sieger überreicht wird.

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