Türchen 12 im Skoutz-Adventskalender 2021
Im Halbzeit-Türchen zum 3. Advent verbirgt sich ein Märchen-Klassiker. Ein Märchen aus der Grimm’schen Sammlung, das es schon auf Geldscheine geschafft hat, vielfach adaptiert und oft auch parodiert wurde.
Es ist ein Märchen, dass in unserer zynischen Zeit von einem schwer fassbaren Urvertrauen erzählt und sprichwörtlich geworden ist, wenn jemand sein letztes Hemd hergibt. Diese Geschichte gehört in vielen Familien zu Weihnachten dazu und weil es im Original so kurz ist, bringen wir es ausnahmsweise nicht als Schnipsel, sondern im Volltext.
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Türchen 12 im Skoutz-Adventskalender 2021 – Die Sterntaler
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Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben. Es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen. Kein Bettchen mehr, darin zu schlafen. Und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld. Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach »ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungerig.« Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte »Gott segne dirs,« und ging weiter.
Da kam ein Kind, das jammerte und sprach »es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.« Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin.
Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden. Da kam noch ein Kind und bat um ein Hemdlein. Das fromme Mädchen dachte »es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben.« So zog es das Hemd ab und gab es auch noch hin.
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel. Das waren lauter harte blanke Taler: und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Linnen. Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.
Zusatzinfo:
Wie so oft bei Märchen ist auch bei den Sterntalern der Hintergrund sehr spannend. Also die Frage, woher das Märchen kommt. Da dieses Märchen vor allem im Süden, im allemannischen Raum bekannt war, vermutet man, dass es auf die Funde keltischer Goldmünzen zurückgeht. Dieses sogenannten Regenbogenschälchen kamen oft beim Pflügen an die Oberfläche oder wurden bei Regen aus der gelockerten Krume ausgespült.
Man liest aber auch, dass die Geschichte durch den Preussenkönig Friedrich II inspiriert ist. Der hat nämlich echte Sterntaler, Silbermünzen mit einer Sternenprägung, in Umlauf gebracht.
Vielleicht – und das ist das Schöne und Friedvolle an Märchen – hat man auch die Geschichte zu den keltischen Funden mit der moderneren Sterntaler-Variante kombiniert. Märchen passen sich in ihrem Gewand ja immer der Zeit an, die sie erzählt. Doch die Grundaussage bleibt: Ein gutes Herz wird belohnt.
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Das war es mit dem Türchen 12 im Skoutz-Adventskalender 2021. Schaut doch morgen wieder vorbei.