Shortlist SF: Mission Hoffnung von Anja Bagus
Die Longlist Science Fiction wurde lange Zeit klar dominiert von einer Handvoll vielfach vorgeschlagener Titel, die Karsten Kruschel dann auch mit erstaunlich sicherem Gespür für die Midlist nomiert hat. Dort entbrannte dann ein enges Rennen um die begehrten Plätze der Shortlist, dass in einem wahren Foto-Finish durchaus für Überraschungen gesorgt hat. Jetzt steht jedenfalls fest, welche 3 Bücher es ins Finale um den Science Fiction-Skoutz 2016 geschafft haben, weil es ihnen gelungen ist, die Herzen der Leser und der Jury gleichermaßen zu begeistern.
Mission Hoffnung von Anja Bagus ist eines davon.
Bei Mission Hoffnung handelt sich um eine 140 Seiten starke, im April 2015 von O’Connell-Press veröffentlichte Alien-Geschichte, die sich in einer verdächtig nach Gegenwart riechenden Zukunft mit hochbrisanten Fragen beschäftigt. Anlässlich seiner Nominierung für die Midlist haben wir uns Mission Hoffnung schon einmal näher angesehen und euch vorgestellt (weiterlesen).
Außerdem hat Chefredakteurin Kay Noa sich mit ihrer Autorenfreundin Anja Bagus bei einem Besuch über (ver)liebenswerte Protagonisten, Kommafehler und die Sehnsucht, die Welt zu verbessern, unterhalten (lest weiter…)
Zum Finale haben wir uns das Buch noch einmal aus dem Regal geholt und unserem Skoutz-Juror Karsten Kruschel gebeten, uns als Chef-Astronaut im Jury-Board etwas mehr über dieses Buch zu erzählen.
Doch das lest am besten selbst:
Karsten Kruschel bespricht: Mission Hoffnung von Anja Bagus
„Ein sehr kurzer, aber gerade deswegen beeindruckender Roman über Hoffnung und Moral, der sehr eindrucksvoll beweist, dass Science Fiction eben nicht von der Zukunft handelt, sondern von der Gegenwart.“
Die Zukunftswelt, in der Anja Bagus ihre Handlung spielen lässt, ist nicht gerade erstrebenswert. Die Menschheit hat es endlich geschafft, die Erde kaputtzumachen: Erdbeben, Tsunamis und Vulkanausbrüche sind an der Tagesordnung. Infolge der lange Zeit ignorierten Umweltverschmutzung mit hormonähnlichen Chemikalien sind die meisten Männer zeugungsunfähig geworden … die Liste der schlechten Neuigkeiten ist lang. Es sieht alles nach einem Ende der Welt aus.
Als dann nahezu gottgleich mächtige Aliens auftauchen und sich dazu bereiterklären, 500 Exemplare der Art Homo sapiens vor dem sehr nahen Weltuntergang zu retten, gibt es nicht nur diese moralischen Dilemmata, wer denn die Glücklichen (?) sein sollen und wer sie auswählen soll. Obendrein gerät das ganze Weltbild der Menschen ins Wanken.
Es ist nämlich nicht der erste derart rabiate Neustart der Erde, wie man hört. Und es sind auch nicht die Aliens selbst, die solche Entscheidungen fällen, sondern irgendwie gibt es Mechanismen des Universums, die zwangsläufig zu derartigen Entscheidungen führen. Die man nicht verstehen wird und auch nicht verstehen kann (das Universum funktioniert also wie eine deutsche Behörde, ein beunruhigender Gedanke).
Anja Bagus berührt nebenbei eine ganze Reihe von heute virulenten Themen und streut Informationen über pränatale Menschenoptimierung ein, die Unausweichlichkeit das Matriarchats oder den fest implantierten Internetzugang.
Dass sie es dann am Ende doch schafft, ihren gordischen Knoten zu zerschlagen und das Buch in einer Art Utopie münden zu lassen, macht “Mission Hoffnung” in der Flut der wohlfeilen Dystopien der letzten Jahre zu etwas Besonderem.
Mission Hoffnung von Anja Bagus gibt es für alle, die gleich loslesen wollen, auch im Handel, z.B. auf Amazon.