Shortlist Drama: Das Mädchen aus der 1. Reihe von Jana Crämer

Das Mädchen aus der 1. Reihe von Jana Crämer (SLD16)

Award Shortlist Silber Icon Icon DramaIn der Drama-Liste ging es – oh Wunder! – hoch dramatisch zu. Vor allem deshalb, weil sehr viele Titel für die Longlist vorgeschlagen worden waren, die eigentlich kein Drama sind. Nicht jedes Seufzen und jede Träne macht eine Geschichte zum Drama. Seither ist viel Zeit vergangen und aus den 9 Dramen der Midlist wurden wundervolle Bücher für die Shortlist nominiert. Und damit steht auch fest, welche 3 Bücher es ins Finale um den Drama-Skoutz 2016 geschafft haben, weil es ihnen gelungen ist, die Herzen der Leser und der Jury gleichermaßen zu begeistern.

Das Mädchen aus der 1. Reihe von Jana Crämer ist eines davon.

Bei Das Mädchen aus der 1. Reihe von Jana Crämer handelt es sich um ein 320 Seiten starkes, im August 2015 von Juneberry veröffentlichtes Drama übers Aufbrechen, über Konzerte, Freundschaft und Musik, Träume und Sehnsüchte und übers Ankommen bei sich selbst – auch wenn man sich dafür manchmal erst selbst überwinden muss. Anlässlich der Nominierung zur Midlist haben wir das Buch bereits hier ausführlich besprochen.

Crämer Portrait (ben wolf)Damit ihr euch ein Bild von Jana Crämer machen könnt, hat unsere Chefredakteurin Kay Noa sie besucht und uns in einem sehr persönlichen Gespräch mit ihr über Schreiben als Befreiung, das Leben und über Bücher unterhalten. (Weiterlesen)

Doch jetzt zum Finale haben wir uns das Buch noch einmal aus dem Regal geholt und unsere Skoutz-Jurorin Emma S. Rose gebeten, uns als Drama Queen im Jury-Board etwas mehr über dieses Buch zu erzählen.

 

Doch das lest ihr am Besten selbst.

Emma S. Rose bespricht: Das Mädchen aus der 1. Reihe von Jana Crämer

Das Mädchen aus der ersten Reihe - Crämer

Jana Crämers Buch „Das Mädchen aus der 1. Reihe“ hat mich auf ganz besondere Art und Weise gefordert.

Bevor jemand von euch diesen Text weiterliest – oder auch mit dem Buch beginnt – bitte ich euch, ein ganz bestimmtes Lied zu hören. Sucht im Netz nach „Batomae“. Wählt das Lied „Unvergleichlich“ aus – und lasst es auf euch wirken. Am besten mit Video.

(Redaktioneller Hinweis: Ihr könnt auch einfach diesem Link folgen!)

Als ich das getan habe, sind in vielerlei Hinsicht meine Emotionen mit mir durchgegangen – und ich musste weinen. Okay, ich bin wirklich schnell aus der Fassung zu bringen, aber dieses Lied ist wirklich eindringlich. Es geht direkt in die Seele.

Warum gerade dieses Lied? Warum Batomae? Hinter dem Buch von Crämer steckt mehr als ein zwischen zwei Buchdeckel gepresster Text. Wir bekommen ein Gesamtpaket vorgesetzt – Buch und passender Soundtrack. Und wie könnte das passender sein als bei einer Geschichte, die sich rund um die junge Lea und den Sänger einer Band handelt? Batomae hat in Lieder gepackt, was das Buch an Stimmungen zu vermitteln versucht und trifft mitten ins Herz.

Zum Buch selbst:

Aufgefallen ist mir die Geschichte bei der Auswahl für die Midlist durch die Thematik. Essstörungen gehören heute zum Alltag unserer Gesellschaft und sind dennoch sehr verpönt, da sie unschön anzusehen und unbequem sind (und das meine ich in verschiedenster Hinsicht). Gleichzeitig sind sie so schambesetzt, dass die Betroffenen oftmals alles daransetzen, ihre Erkrankung zu verstecken.

In Jana Crämers Buch, das mehr oder minder auf eigene Erfahrungen beruht, wird dem Leser schonungslos dargestellt, was es bedeutet, sich ganz einer Erkrankung unterwerfen zu müssen, die das eigene Selbstbewusstsein, die eigene Wahrnehmung so zerstört, dass Betroffene kaum noch in den Spiegel schauen können. Die Essstörung bekommt plötzlich ein Gesicht – eines, das viele vermutlich nicht kennen, sofern sie keinen Betroffenen in ihrem Bekanntenkreis haben. Es ist hart, zu lesen, wie etwas lebensnotwendiges wie Essen zu einer derartigen Waffe werden kann – und wie Lea, stellvertretend für alle Betroffenen – darunter leidet.

Die Geschichte_

„Könntest du durch meine Augen seh’n,
würdest du wie ich auch zu dir steh’n.
Jeden deiner Fehler lieben.
Jedes Detail an dir ist heilig.
Denn genauso wie du bist
bist du unvergleichlich!“

Lea steckt genau in diesem Dilemma. Sie kann nicht sehen, wie andere sie wahrnehmen, sie kennt nur ihren eigenen Selbstekel, Mobbing. Lea hat zwar eine tolle Freundin, doch da die schlank und hübsch ist, forciert sie gleichzeitig ihre eigene Ablehnung. Sie beginnt, eine wichtige Rolle im Leben eines anderen anzunehmen, und kann dies doch nicht begreifen. In vielen Inneneinsichten lernen wir im weiteren Verlauf, wie sehr Lea mit sich selbst zu kämpfen hat. Wie sehr sie kämpft.

Und gleichzeitig lernen wir, wie besonders es ist, wenn es Menschen gibt, die sich von Oberflächlichkeiten nicht beirren lassen. Wer einen typischen Groupie-Rockstar-Roman erwartet, der ist an der falschen Stelle. Wer sich mit einer schlimmen Erkrankung und einer einzigartigen Beziehung auseinandersetzen möchte, der sollte Jana Crämers Roman lesen – der hoffentlich eine baldige Fortsetzung erfährt.

Genauso wie du bist, bist du unvergleichlich. Eine Botschaft, die in der heutigen Zeit für alle Leas gilt, aber auch für alle anderen Menschen. Heute dringlicher denn je.

Das Buch hilft, dies zu verstehen.

Eine klare Leseempfehlung von meiner Seite aus!

Hier können, alle die auf Emmas Plädoyer hin neugierig geworden sind, das Buch kaufen.

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