Leserunde: Vaticanum #3 (bis S. 223 / Kapitel XXXIX)

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ACHTUNG! SPOILERGEFAHR!

Willkommen im zweiten Leseabschnitt zur Leserunde von J.R. Dos Santos‘ „Vaticanum“. Die Geschichte nimmt rasant Fahrt auf und wir werden immer tiefer in die Wirren des Vatikanstaates hineingezogen. Heilig oder scheinheilig – das ist hier die große Frage!

 

Um was geht es im zweiten Leseabschnitt:

Der Islamische Staat bedroht den Papst und damit auch die katholische Kirche. Doch scheinbar geht es dabei nicht nur um ihn als Person, sondern um einen religiösen Flächenbrand. Auch ein atomarer Angriff steht als Möglichkeit im Raum und macht deutlich, wie verheerend die Folgen werden könnten.  Haben die Prophezeiungen womöglich genau dieses Szenario vorausgesagt?

Doch nicht nur von außen droht Gefahr … Mit Madame Rauch tritt eine weitere wichtige Figur auf den Plan. Sie ist die vom Papst eingesetzte Wirtschaftsprüferin, die als Vorsitzende der COSEA (Kommission zur Untersuchung der Wirtschafts- und Finanzorganisation des Heiligen Stuhls) Licht in die dunklen Machenschaften des Vatikans bringen soll. Sie ist es auch, die uns mehr Informationen zu den Hintergründen und den Zusammenhängen des Einbruchs liefert. Glücklicherweise hat sie Kopien der gestohlenen Unterlagen angefertigt. Was diese jedoch zutage fördern ist wahrlich brisant – Geldverschwendung, Geldgier und das unmoralische Verhalten der höchsten Geistlichkeit.

Und dann verschwindet auch noch der Papst und der Vatikan, bzw. der Apostolische Palast wird evakuiert. Catherine und Tomás wollen helfen, doch der unflätige Komissar hält nicht sehr viel davon. Dennoch reißen sie sich zusammen und versuchen den Tathergang zu rekonstruieren – und stehen vor einem großen Rätsel. Wie konnten die Täter unbemerkt agieren? Gibt es einen Judas im Vatikan? Wenn ja wer?

Letztlich gerät auch noch Tomás in die Fänge der Entführer. Dank einer List bekommt er wichtige Informationen und kann sich befreien. Doch der Komissar will seine Geschichte nicht glauben und verdächtigt ihn. Er lässt den Kryptologen festnehmen und ins Gefängnis des Vatikans bringen.

 

Ihr seht, in „Vaticanum“ gibt es einige Punkte, die wir dringend besprechen müssen. Bevor wir uns jedoch diesen Fragen widmen, möchten wir euch noch ein bisschen mehr über den Vatikan erzählen.

 

Ein paar Fakten über die Vatikanstadt

Blick über den Petersplatz (Quelle Pixabay)

Der Vatikanstaat ist das weltweit kleinste anerkannte Land. Der Zwergstaat hat nur knapp 1000 Einwohnern und misst lediglich eine Fläche von 0,44 Quadratkilometern, die innerhalb Roms liegt und somit als Enklave vollständig von Italien umschlossen ist. Die offizielle Amtssprache ist Latein – ebenfalls ein einmalig weltweit. Die Wahlmonarchie hat den Papst als Monarchen und wird auf internationaler Ebene vom Heiligen Stuhl vertreten.

Neben dem offiziellen vatikanischen Staatsgebiet gibt es noch etliche exterritoriale Besitzungen. So verläuft zum Beispiel die Staatsgrenze mitten durch die vatikanische Audienzhalle. Während der Papstthron noch auf vatikanischem Staatsgebiet steht, verfolgen die anwesenden Besucher die Audienz jedoch aus dem italienischen Ausland – obwohl sie sich im selben Raum befinden.

© J.R. Dos Santos / Gradiva Publicacoes

 

Seit der Unterzeichnung der Lateranverträgen 1929 (geschlossen zwischen dem Heiligen Stuhl und dem damaligen Ministerpräsidenten Moussolini) ist der Vatikanstaat souverän. Als letzte absolute Monarchie Europas besitzt der Papst als Bischof und somit Staatsoberhaupt des Vatikans die Fülle der gesetzgebenden, ausführenden und richterlichen Gewalt.

Neben der Schweizergarde verfügt der Vatikan auch über eine Polizeieinheit, aber nicht über Luft- oder Seestreitkräfte. Somit sorgt Italien durch ein bilaterales Abkommen für externe Sicherheit. Auch der Schutz des Petersplatzes obliegt einer Sondereinheit der italienischen Polizei.

Finanziell und wirtschaftlich agiert der Vatikanstaat souverän. So gibt es im Vatikan keine Mehrwertsteuer, was den Zwergenstaat zu einer Steueroase macht.

 

Einiges mehr erfahrt ihr auch in unserer Geschichte, die die Strukturen des Vatikans von verschiedenen Seiten beleuchtet – und nicht immer positiv! Wenn ihr neugierig geworden seid, könnt ihr natürlich jederzeit mit eurem eigenen Leseexemplar an unserer Leserunde teilnehmen. J.R. Dos Santos Buch “Vaticanum” bekommt ihr über diesen Affiliate-Link bei Amazon aber natürlich auch in anderen Verkaufsshops.

Aber nun möchten wir gern von euch erfahren, wie euch der Leseabschnitt gefallen hat. Was sagt ihr zu den verschiedenen Geldeinnahmequellen und deren Verwendungszwecke im Vatikan? Was glaubt ihr, wie haben die Entführer den Papst rausgeschafft? Wer könnte der Judas sein? Was haltet ihr von Catherine und die Anziehungskraft, die sie auf Tomás auswirkt? Auch dieses Mal wieder Fragen über Fragen 🙂

 

 

Hier geht es weiter zum dritten Leseabschnitt (bis S. 341 / Kapitel LXVI) VORSICHT, SPOILERGEFAHR!

 

14 Comments

  • Sarah Brombeis

    Hach, irgendwie hat mich diese altbekannte Spiel „Protagonist wird missverstanden und verhaftet“ ziemlich genervt. Das war in meinen Augen nicht logisch bzw glaubwürdig.
    Ein so hoch angesehener Professor sollte sich nicht erklären dürfen ohne verdächtigt zu werden? Na also ich weiß nicht.
    Sowas nervt mich immer sehr, macht mich ganz hibbelig.

    Überhaupt find ich diesen Band bisher am schwächsten, wenn ich ehrlich bin.
    Absolut kein Vergleich zu den Vorgängern.
    Mir ist es einfach zu durchschaubar, eher wie bei Dan Brown, wo es ziemlich schnell klar ist, wie der Plothase hoppelt.

    Aber immerhin gibt es interessante Einblicke incl. Skandale und Enthüllungen rund um den Vatikanstaat. Wenn auch nicht neu oder überraschend. Mich hat es nicht schockiert, eher das Verhalten der Kirche, die damit ja tatsächlich im echten Leben seit Jahrzehnten durchkommen. Unbegreiflich sowas.

    Für gläubige Katholiken sicher schwer zu lesen 😀

    Ich hoffe, ich spoiler nix, denn ich hab es schon fertig gelesen und find es bissel schwierig, sich in diesen Abschnitten nicht zu verirren

    • Martina Suhr

      Dieser Kommissar ging mir auch gehörig auf den Nerv. Nur am Fluchen und irgendwie ohne Sinn und Verstand.

      Aber wenn du meinst, den Plothasen zu durchschauen, was denkst du steckt dahinter? Wer ist der Judas? Oder wie hängt das alles zusammen? (Bitte aber nur antworten, wenn du das Ende noch nicht kennst, denn ich will in diesem Abschnitt nur Mutmaßungen, kein Endergebnis)

  • Clarissa Klug

    Also wenn ich mir vorstelle, dass der Papst entführt wurde, liegen die Nerven sicher bei allen Beteiligten blank. Und gerade Sicherheitskräfte können es da schon mal zu genau nehmen. Das finde ich zumindest vorstellbar.
    Die Geldverschwendung ist so eine Sache… wobei diese Verfehlungen ja weniger von „der Kirche“ als von den darin arbeitenden Menschen begangen werden. Und die sind nun mal leider anfällig für allerlei weltliche Verlockungen.
    Über FB bin ich übrigens auf ein Interview mit dem Autor gestoßen, das sich mit solchen Gedanken (Institution vs. Menschen; Institution vs. innere Werte) beschäftigt: https://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/eine-papst-entfuhrung-und-viele-skandale

    • Martina Suhr

      Ich glaube, das ist das große Problem der Kirche. Die Menschen, die hinter den Strukturen stecken. Schon von Anbeginn an wurde unter dem Deckmantel der Gläubigkeit Schindluder betrieben. Ablasshandel, Kreuzzüge und so vieles mehr.

  • Sarah Brombeis

    Für mich hat Kirche absolut gar nichts mit Glaube zu tun. Fand ich schon immer. Man raucht keine Institution um Glauben zu leben mit allem, was dazu gehört.
    Das war gerade in der katholischen schon immer krass, eine regelrechte kognitive Dissonanz für mich. Prunk und Gold aber dauernd um Geld betteln, Nächstenliebe fordern aber Menschen verurteilen, „Gott ist der einzige, den wir verehren“ aber zu Heiligen beten usw usf.
    Furchtbar.

  • Clarissa Klug

    Ich sehe gerade im Infotext hier, dass die Staatsgrenze mitten durch die vatikanische Audienzhalle verläuft. Das ist ja irre… Dinge gibt’s, die gibt’s gar nicht…!
    Was ich übrigens auch erst durch den Roman erfahren habe ist, dass der Vatikan ein eigenes Gefängnis hat. Und die Unterschiede zwischen Gendarmerie, Schweizergarde und Carabinieri waren mir auch unklar. Ich kann mir gut vorstellen, dass es da im Falle von ernsten Zwischenfällen zu ordentlichen Verwirrungen hinsichtlich der Zuständigkeiten kommt…

    • Martina Suhr

      Den Eindruck bekommt man ja auch im Buch. Der fluchende Kommissar steht von der Hierarchie eigentlich unter dem Gendarm, der Tomás verhaftet. Man gewinnt schon den Eindruck, dass in dem Fall, der mit dem größten Schandmaul und Ego das Sagen hat 🙂

  • Katrin

    Ich bin dann auch endlich soweit. Als erstes tendiere ich immer noch zu scheinheilig statt heilig, die Erfahrung hab ich auch selbst schon gemacht 😉
    Die Verschwendung der Kirche ist ein absolutes Unding, obwohl Verschwendung noch eins der geringsten Verbrechen der Kirche ist. Eigene Gefängniszellen sind da bestimmt gut zu gebrauchen.
    Dieser Kommissar ging mir von Anfang an auf den Nerv, werde irgendwie nicht warm mit ihm. Obwohl ich mich auch nur sehr langsam an den Professor gewöhne. Aber diese Verhaftung des Professors ist total daneben, irgendwie aus gekränktem Stolz, weil er dem falschen die Knarre ins Gesicht gehalten hat. Mal sehen, ob das der Grund ist.

    Die Geschichte gefällt mir bisher gut, aber die Protas sind für mich etwas schwierig. Also mal abwarten, wie sich das noch entwickelt.
    Ich glaube ja fest daran, dass die Entführung für alle ein Schock ist und jeman aus dem engeren Kreis dahintersteckt, wer kann ich noch nicht genau sagen.

  • Marion

    also, das ist ja wohl der pure Hohn mit der Bank und dem Peterspfennig und überhaupt dem ganzen Spenden – und Abrechnungsgedöns
    was eine Heuchelei!!! boah ich reg mich grad tierisch auf, mir war ja schon immer klar daß da jede Menge Schmu läuft….

    Die Story ist sehr intensiv und fordernd, etwas nervend der polternde Commisario….

    mir läuft einiges zu glatt…. mit der Entführung – und dann zaubert Tomas ratzfatz einiges an Möglichkeiten und Lösungen aus dem Ärmel … und dann der Angriff in der Kirche auf Tomas…. wie schon vom Papst angedeutet nix is wie s scheint und traue keinem….
    dann müßte der Judas eigentlich sehr nah im Spielfeld hier sich bewegen….

    bin noch etwas unsicher was ich von der ganze Geschichte halte…

    • Martina Suhr

      Liebe Marion, genau das dachte ich beim Lesen auch. Ich hab meinem Mann immer wieder Passagen vorgelesen und mich darüber aufgeregt 🙂 Irgendwie erinnert es mich an: ein Teil für die Armen 4 Teile für mich usw 🙂

      Ja, der liebe Commisario 🙂 Ein Schandmaul vor dem Herrn … im wahrsten Sinne des Wortes. Beim nächsten Italien-Urlaub könnte ich mitschimpfen 🙂

      Der Judas hat mich auch lange beschäftigt und ich muss sagen, ich schwankte immer wieder 🙂

      • Marion

        es ist ein schwieriges Thema und manchmal denke ich darüber nach inwieweit ich meine Gedanken hier wirklich einfließen lassen soll…
        es geht mir auch nicht unbedingt darum daß die, ich nenne sie mal Bedienstete der Kirche, und von mir aus auch noch die notwendigen unterstützenden Faktoren wie Haushaltshilfe, monatliche Unterhaltskosten und was auch immer nicht entlohnt werden sollen, aber muß man wirklich eine Wohnung von zig Quadratmetern sein eigen nennen? selbst wenn Besucher kommen oder sonstige Auftritte von Nöten sein sollten – ich verstehe die Unverhältnismäßigkeit nicht… und wie war der Spruch? Das letzte Hemd hat keine Taschen…. und wenn man den Faden weiterspinnt, wie vereinbart sich das mit dem Gewissen und dem Glauben?
        wobei in einem der Kommentare ja auch gefallen ist ob es nicht so gewollt wäre um die Unterschiede des Bösen und Guten zu erkennen bzw definieren…

        ich finde die verschiedenen Ansichten und Denkweisen in der Runde sehr inspirierend

        lach, ja das Schandmaul – wobei er super in die Story hineinpaßt – auffällig auf jeden Fall und prädestiniert als Magichnichtfigur 😀 insofern hat der Autor gute Arbeit gemacht

  • Katrin

    Mit dem zu glatt kenn ich auch. Siehst, den Punkt hab ich in der Rezi vergessen🙈. Der Begriff Thriller störte mich schon bei Dan Brown. Ja, ich mochte es und ich mag Thriller. Bin es aber gewöhnt, dass alles mehr Hürden hat und echt kurz vor knapp jemand gerettet wird😂. Vielleicht hätte Thomas gerettet werden sollen, kurz bevor …

  • Tina Dutge von Tina's Leseecke

    Ich muss sagen ich bin ziemlich platt. Erst die Enthüllungen über die Verschwendungssucht der Kurie und das gerade die Spenden nicht dafür genutzt werden, wofür sie vorgesehen sind. Auch die Geschichte mit dem Tabak finde ich echt heftig. Tja, wenn’s um’s Geld geht, hat Gott meist nichts zu sagen. Wie es auch im Buch gut rüber kommt.

    Dann die Entführung des Heiligen Vaters und dem mir unsympathischen Polizisten Trodela, der die Hälfte übersieht. Jetzt habe ich die Szene mit der Toilette verstanden. Schade das ich etwas gespoilert wurde.

    Zum Schluss noch die Entführung von Tomás und dem Trottel von Trodela, welcher im nicht glaubt. Auch war mir klar, dass die beiden Sanitäter nicht mehr da sind, wenn die Polizei dort eintrifft. Dann wäre das Buch ja schon beendet gewesen. Etwas übertrieben fand ich die Verhaftung, nur wegen dem gekränkten Stolz von Trodela und den fehlenden Beweisen. Was hätte Tomás von dieser Geschichte. Nichts.
    Bin gespannt wie es jetzt weiter geht, zumal die Entführung des Heiligen Vaters nun in aller Welt ist.
    Ich vermute, dass der Papst entweder noch irgendwo im Vatikan ist oder als Patient getarnt von den beiden „Sanitätern“ durch das Tunnelsystem raus geschafft wurde.

    Am liebsten wäre mir ja, wenn Trodela der Judas ist, aber irgendwie kamen mir sowohl der Kammerdiener, als auch der Sekretär merkwürdig vor, als Tomás von dem Judas erzählt hat. Warum schaue ich unsicher zu Boden, wenn so etwas gehäuerliches eröffnet wird. Vielleicht steckt auch noch der Kardinalstaatssekretär mit drin, dass die 3 ein abgekartetes Spiel hatten um den Papst alleine zu lassen. So jung ist er ja nun auch nicht mehr und dürfte somit für 2 junge Männer, welche in Kampfsport geübt sind kein Problem darstellen. Aber vielleicht liege ich auch komplett falsch und es ist am Ende Catherine. Wobei ich das eher weniger vermute. Auch wenn sie zumindest Zugang zum Safe gehabt hätte und somit einen Grund die Kopien anzufertigen. Somit wäre ihr Motiv verschleiert.
    Eigentlich bin ich sehr ratlos, wer der Judas sein könnte. Das sind nur meine ersten Gedanken.

    Zu Catherine habe ich momentan noch keine Meinung, da es meist eine Frau gibt, welche auf den Historiker eine gewisse Anziehung hat. In den Robert Langdon Romanen ist es meist auch so. Zumal Tomás ja eigentlich verlobt ist. Aber was ist mit Maria Flor, ist sie wirklich nur sauer oder steckt mehr dahinter, dass er sie nicht erreicht?

    Fragen über Fragen und ich hoffe auf baldige Aufklärung.

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