zu Besuch bei J.R. Dos Santos

Heute bin ich im schönen Portugal, um J.R. Dos Santos zu treffen, der erst kürzlich den Preis als „bester portugisischsprachiger Autor“ gewonnen hat. Ich bin schon ziemlich aufgeregt, denn der Portugiese, José Rodrigues dos Santos, der als Journalist, TV-Moderator und Nachrichtensprecher tätig ist und lange Zeit als Kriegsberichterstatter und Dozent für Journalistik gearbeitet hat, wurde für „Das Einstein Enigma“ weltweit mit Auszeichnungen und Preisen geehrt, u.a. mit dem Golden Globe. Das Buch erzielte eine Auflage von über 1 Mio. Exemplaren. Mal sehen, was er mir alles verraten wird, und ob ich ihm vielleicht das ein oder andere spannende Detail entlocken kann.

Doch lest selbst …

 

J.R. Dos Santos, der mit einer spannenden Mischung aus Fiktion und Fakten die Leser begeistert …

 

In einem Wort: Was bedeutet für dich „Schreiben“?

Es ist für mich wie atmen, wirklich.

Es ist also ein Teil von dir?

Ich bin seit meinem 17. Lebensjahr als Journalist tätig, und das Schreiben liegt mir im Blut. Dabei versuche ich, sehr bildhaft zu schreiben.

Bildhaft hat viele Facetten. Was bedeutet das bei dir?

Ich möchte, dass meine Leser/innen nicht die einzelnen Buchstaben oder Sätze wahrnehmen, sondern selbst in die Szene eintauchen und sich in die Charaktere und deren Krisen hineinversetzen können. Die Worte sind für mich kein Selbstzweck, sondern ein Hilfsmittel, mit dem ich eine Geschichte erzähle. Und auch die Geschichte ist für mich nicht das eigentliche Ziel, sondern ebenfalls nur ein Hilfsmittel, mit dem ich eine größere Idee vermitteln möchte.

 

 

Was ist der seltsamste Ort, an dem du je geschrieben hast?

Ich habe einmal zehn Romanseiten im Flugzeug nach China geschrieben.

Schon recht außergewöhnlich, aber gab es noch etwas Ungewöhnlicheres?

Und während eines Bombenangriffs auf Bagdad habe ich auch einige Seiten verfasst.

Okay, das wird wohl kaum jemand toppen können. Beeindruckend, dass du dabei die innere Gelassenheit hattest, um ein paar Seiten zu tippen.

 

 

Wie entstehen deine Geschichten?

Alle meine Romane beginnen mit einer Idee. Worüber will ich schreiben? Korruption im Vatikan? Gut. Sobald das Thema feststeht, beginne ich, gründlich zu recherchieren. Ich recherchiere sogar so gründlich, dass ich die Thematik quasi ein Fachmann darin werde.

Das merkt man beim Lesen. Vaticanum ist das zweite Buch, das ich von dir lese, und ich bin immer wieder beeindruckt über die vielen Details. Aber zurück zum Schreibprozess. Wie geht es nach der Idee und Recherche weiter?

Dann überlege ich mir eine Handlung, mit der ich die Kernpunkte des gewählten Themas vermitteln kann. Erst dann beginne ich mit dem Schreiben, denn das ist für mich der einfachste Teil. Ist das Manuskript fertig, lese ich es noch zweimal durch, ehe ich es meiner Frau gebe. Sie ist immer meine erste Leserin.

Sehr praktisch, wenn man eine kritische Testleserin direkt im Haus hat.

Je nachdem, was sie sagt, ändere ich noch ein paar Dinge und schicke das Manuskript dann meinem Verleger.

 

 

„Es wird immer weniger gelesen“  –  Wie reagierst du auf diesen Satz?

In Portugal waren die Buchverkäufe bis zum Beginn der Wirtschaftskrise 2008 steigend. Danach brachen sie ein und haben sich nur geringfügig erholt. Mein französischer Verleger wiederum sagt, dass in Frankreich nach wie vor viel gelesen wird. Vielleicht ist es einfach so, dass Buchleser schon immer und überall eine Minderheit waren – aber eine begeisterte Minderheit.

Da kann ich dir nur voll und ganz zustimmen.

Jedenfalls gibt es noch zahlreiche Menschen, die sehr viel und enthusiastisch lesen, auch wenn das nicht für die breite Bevölkerung gilt.

 

 

Wie stehst du zu Schreibregeln, die bestimmen, was der 1. Satz auf keinen Fall enthalten darf, welche Worte man verwenden soll und welche zu vermeiden sind, wie lang ein Satz sein darf, etc.?

Meine Grundregel lautet, dass die Leser/innen verstehen sollen, was der Autor sagen will. Wenn ein Leser in einem Buch etwas nicht versteht, ist das nicht sein Fehler, sondern der des Autors. Das scheinen etliche Autoren zu vergessen.

Gibt es noch mehr Regeln?

Meine zweite Regel lautet, interessant zu schreiben, sprich, die Leser/innen für das, was ich sagen möchte, zu begeistern. Und genau das versuche ich, in meinen Romanen umzusetzen: verständlich und interessant schreiben.

 

 

Welches Buch hat dich am meisten geprägt und warum?

Of Human Bondage („Der Menschen Hörigkeit“) von Somerset Maugham. Ein Buch mit Tiefgang und einfachem Schreibstil.

 

 

Wenn du für einen Tag in ein Buch reisen könntest, in welches würde es dich ziehen?

Vielleicht in die Geschichten von Tim und Struppi.

Damit hab ich jetzt nicht gerechnet …

Der junge Reporter Tim war der Held meiner Jugend.

 

 

Bist du ein mutiger Mensch? Wann hast du das letzte Mal was zum ersten Mal gemacht und was war das?

Was genau ist hier mit „mutig“ gemeint?

Ähm … tapfer, kühn, couragiert … mehr Synonyme fallen mir gerade nicht ein 🙂

Ich war einige Jahre lang als Kriegsberichterstatter in aller Welt unterwegs, in Israel / Palästina, Bosnien, Serbien, Libyen, Osttimor, Angola, Georgien, in der Ukraine, im Kosovo und im Irak … War ich mutig?

Das würde ich schon so sagen … Ich hätte mich das nicht getraut.

Na ja, bei manchen Bombenangriffen oder Schießereien hatte ich ganz schön Muffensausen. Andererseits erinnere ich mich an eine Bombennacht in Beirut. Ich lag schon im Bett und schlief und wollte einfach nicht wach werden. Das Gebäude bebte, die Fensterscheiben klirrten die ganze Nacht lang, aber ich weigerte mich, aufzustehen und Schutz zu suchen. War das mutig?

Aus meiner Sicht definitiv …

Es war eher verrückt. Meine Freunde und Kollegen waren sich jedenfalls einig, dass ich wohl der einzige Mensch war, der in dieser Nacht in Beirut geschlafen hat.

 

 

Für welches Produkt würdest du als Testimonial Werbung machen? Warum?

Meine Romane natürlich. *lacht*

🙂

Sie sind gut.

 

 

Was machst du, wenn du eine Nacht im Kaufhaus eingeschlossen wärst?

Ich denke, ich würde mir ein bequemes Plätzchen suchen und schlafen.

Mir würden viele andere Sachen einfallen, aber Spaß liegt ja immer im Auge des Betrachters 🙂

 

 

Was ist der erste Gedanke nach dem Aufstehen? Was machst du in der ersten Stunde nach dem Aufstehen?

Zunächst einmal rekapituliere ich meinen Traum, denn ich träume viel und in Farbe, mit Gerüchen und reichlich Handlung.

Klingt sehr aufregend …

Es ist, als sähe ich nachts einen spannenden Film. Danach dusche ich und … widme mich dem nächsten Roman.

 

 

Welche Superkraft hättest du gerne?

Ewige Gesundheit.

Das kam wie aus der Pistole geschossen …

 

 

Welcher Irrtum kursiert über dich?

Ich schreibe jedes Jahr einen Roman, manchmal sogar zwei. Und das sind nicht selten 600-Seiten-Wälzer. Ein weit verbreitetes Gerücht lautet, dass ich diese Bücher nicht selbst schreiben würde, weil das unmöglich sei.

Und wer soll sie ihrer Meinung nach geschrieben haben?

Manche glauben, meine Frau sei die Autorin. Andere denken, ein ganzes Team würde für mich recherchieren und schreiben und nur meinen Namen als Markenprodukt nutzen*, ähnlich wie bei Walt Disney. Das finde ich sehr amüsant.

* J.R. Dos Santos ist der bekannteste und beliebteste TV-Moderator und Nachrichtensprecher Portugals.

 

 

Was würdest du deinem 10 Jahre jüngeren Ich raten?

Hab Spaß! Und wenn jemand Bomben auf die Stadt wirft, in der du schläfst, geh in einen Bunker. Das ist gesünder.

Dem ist nicht hinzuzufügen … 🙂

 

 

Was wolltest du der Welt schon immer einmal sagen? Raus damit!

Als Kind war meine größte Angst, zu sterben, ohne der Welt etwas zu hinterlassen. Heute weiß ich, dass jeder von uns der Welt etwas hinterlässt, auch wenn wir es selbst nicht bemerken. Und in gewisser Weise geht es in vielen meiner Romane genau darum.

Mit diesen wirklich schönen Worten möchte ich mich von dir verabschieden und mich bedanken, dass du dir die Zeit genommen hast, mir meine Fragen zu beantworten. Wir wünschen dir viele tolle Ideen für weitere Bücher und warten gespannt darauf.

 

 

 Mehr über J.R. Dos Santos und seine Bücher erfahrt ihr auf

seiner Autoren-Homepage

oder ihr schreibt ihm eine Mail an: jrdossantos@luzarpublishing.com

 

Skoutz-Lesetipp:

Vaticanum – spannender Vaticanthriller von J.R. Dos Santos

Papst Franziskus, das letzte Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche? Die zahlreichen Prophezeiungen der Vergangenheit scheinen sich zu bewahrheiten, als ein Kommando der Organisation „Islamischer Staat“ in den Vatikan eindringt und den Heiligen Vater verschleppt. Wenig später kündigen die Entführer an, Papst Franziskus zu ermorden. Exakt um Mitternacht soll seine Hinrichtung im Internet für jedermann live zu sehen sein.

Historiker Tomás Noronha, der im Auftrag des Vatikans das Grab des Apostels Petrus erkunden soll, sieht sich umgehend in die Ermittlungen der Entführung verwickelt. Während seiner Recherchen in den Katakomben des Petersdoms stößt er auf immer mehr Hinweise, die das dunkelste Geheimnis von Vatikanstadt und die mafiösen Machenschaften der Vatikanbank offenbaren. Im Mittelpunkt steht der zunächst rätselhafte Name: Omissis. Doch diese Spur stellt bald die einzige Hoffnung dar, den Papst rechtzeitig zu befreien und eine weltweite Krise zu verhindern. Schließlich sind in Europa bereits blutige Konflikte zwischen Christen und Muslimen entbrannt. Und der Wettlauf gegen die Uhr beginnt …

Skoutz meint: Tomás Noronha konnte mich schon im Einstein-Enigma begeistern und auch in seinem dritten Fall beweist er wieder Mut und Köpfchen. Was auch dringend nötig ist, denn der Papst wurde gekidnappt und er als angesehener Kryptologe soll bei der Aufklärung des Falls helfen. Dabei werden allerdings unglaubliche Machenschaften und dunkle Geheimnisse ans Licht befördert …

Man merkt deutlich, dass der Autor vom „Fach“ ist. Eine bildreiche und angenehm zu lesende Sprache, eine Fülle an gut recherchierten Details und eine Handlung, die nicht nur aktuell und äußerst brisant ist, sondern auch extrem spannend. Die gelungene Mischung aus Fiktion und Fakten lässt einen von der ersten bis zur letzten Seite rätseln und mitfiebern. Auch wenn ich weiß, dass einiges erdacht ist, bin ich dennoch entsetzt, wie viel tatsächlich der Wahrheit entspricht. Mir war nicht bewusst, wie tief und dreckig dieser Sumpf tatsächlich ist und man betrachtet so manche Schlagzeile plötzlich mit anderen Augen.  Nichtsdestotrotz hatte ich spannende Lesestunden, in denen ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen wollte. Wer Geheimnisse, Verschwörungen, politische und geschichtliche Zusammenhänge und Intrigen mag, wird von diesem Buch definitiv begeistert sein. 

 

Wer das Buch schon kennt, kann (und soll!) es auf Skoutz.net bewerten, damit unsere Buchsuche besser werden kann (weiter).
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