Das perfekte Grau – Alltagspoesie von Salih Jamal
Jenny Bünnig hat wirklich eine Hammer-Midlist zusammengebastelt. Gut, die Longlist Contemporary 2022 hatte wirklich mit fast 200 Titeln großartige, kreative, schräge, abgefahrene und anrührende Geschichten zu bieten.
Besonders haben wir uns gefreut, als wir einen alten Bekannten entdecken durften: Salih Jamal, der in „Das perfekte Grau“ von einem Roadtrip einiger Freunde, von der Vielschichtigkeit unserer Welt und unserer Seele und den Gefühlen dazwischen erzählt. Jenny Bünning hat jedenfalls das im Januar 2021 im Septime mit einem Platz auf der Midlist auf eine weitere Reise geschickt. Eine, an deren Ende vielleicht der Skoutz-Award steht.
Seht selbst.
Das perfekte Grau – Poetischer Roadtrip von Salih Jamal
In Zeiten, als die Welt sich noch getroffen hat, haben wir uns auf der Buchmesse am Skoutz-Stand mit Salih Jamal über Freundschaft und Literatur unterhalten. Entsprechend gespannt war ich, nun sein Buch über Freundschaft zu lesen. Denn Heimat benötigt irgendwie ja auch Freunde …
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Um was geht es in „das perfekte Grau“?
Das ist die Geschichte von Novelle, Rofu, Mimi und von mir. Rofu hat nur ein Ohr und ist über das Meer gekommen. Aus Afrika. Mimi ist Engländerin. Sie hat ihren Mann umgebracht, nun versteckt sie sich unter Perücken und hinter dunklen Brillen. Novelle ist noch sehr jung. Sie liebt Mangas und die Sauferei. Manchmal fährt sie einfach aus der Haut oder sie hört Stimmen. Den komischen Namen hat sie von ihrer Mutter.
Als unsere Geschichte damals losging, wusste ich das alles noch nicht. Ich, ich heiße Ante, aber alle nennen mich Dante. Wegen des Infernos. Ich bin, genau wie die anderen, auch auf der Flucht. Ich glaube, vor mir selbst. Alles fing damit an, dass zwei Polizisten wegen Mimi in dem Hotel, in dem wir gearbeitet hatten, auftauchten. Ich könnte jetzt noch erzählen, wie Novelle verschwunden und wieder aufgetaucht ist, was wir in Berlin getrieben haben oder wie wir Erleuchtung beim Pilgern nach Altötting erlangten. Aber darum geht es in der Geschichte ja eigentlich gar nicht. Es geht nämlich darum, dass wenn wir schon vor irgendwem oder irgendetwas fliehen, wir uns besser nicht vor unseren Dämonen wegducken sollten. Weil man sonst immer ein Geflüchteter bleiben wird und niemals wo ankommt. Und es geht auch um Heimat, die wie eine Haut ist.
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Wie hat uns „das perfekte Grau“ gefallen?
Wenn Salih Jamal seine Geschichten erzählt, hat man immer das Gefühl, man säße mit ihm auf einer Bank in einem Park, mit Rotwein und Zigaretten, lesend und lauschend. Von der Welt und ihren abgründigen Geschichten. Von den Widersprüchen dieser Zeit und den Menschen und dieser Sehnsucht nach dem Ort, an dem man gehört. Gut beobachtet, mit viel Liebe analysiert und absolut faszinierend zu Lesen. Genauso ein Buch ist auch das perfekte Grau, in dem unterschwellig so viele Farben schillern.
Jurorin Jenny meint: Auf ihrem Roadtrip von der ostdeutschen Küste über Berlin in den Süden Deutschlands haben Novelle, Rofu, Mimi und Dante nicht viel Gepäck und sind doch schwer beladen. Denn die vier Menschen, die unterschiedlicher kaum sein könnten, suchen auf ihrer Reise nicht nach Abenteuern, sondern nach sich selbst. Auf wunderbare Weise erzählt Salih Jamal so von Fremdsein und Heimat, von Sehnsucht und Einsamkeit, vom Fliehen und Ankommen – und von der Möglichkeit, in Freundschaft ein Zuhause zu finden.
Wem verdanken wir „das perfekte Grau“?
Salih über sich: Ich wurde weit entfernt von dort geboren, wo ich hingehörte. So suchte ich zeitlebens meinen Weg nach Hause und gleichzeitig hinfort. Ein langer, ungewisser und wohl unmöglicher Weg, der mich zu Jobs im Fast-Food-Restaurant, in die Herrenabteilung eines Modehauses auf der piekfeinen Düsseldorfer Königsallee, als Rosenverkäufer in Bordellen oder als Kurierfahrer, der das Kanzleramt belieferte, geführt hat.
Zum Glück schreibt Salih auch. Oder erzählt. So wie bei unserem letzten Besuch bei ihm, als wir über nächtliche Streifzüge im Kaufhaus, den perfekten Bankraub und den Zauber des Jetzt geplaudert haben (weiterlesen).
Das soll uns aber nicht abhalten, ihn auch zu diesem Buch und ihren aktuellen Projekten zu befragen. Vielleicht mit einer Flasche Rotwein.
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