Shortlist Contemporary: Der kleine Buddha und die Sache mit der Liebe von Claus Mikosch

Der kleine Buddha und die Sache mit der Liebe von Claus Mikosch (SLCo16)

 

Contemporary IconAward Shortlist Silber IconSpeziell die Contemporary-Liste, in der neben den „zeitgenössischen Titeln“ auch all die besonderen Bücher versammelt sind, die in keine der klassischen Kategorien passen, war besonders bunt sortiert. So war die Skoutz-Redaktion seit der Vorschlagsphase für die Longlist sehr gespannt, wer am Ende den Skoutz ergattern wird. Seither ist viel Zeit vergangen. Inzwischen ist auch die Wahl zur Shortlist des Skoutz-Awards ist Geschichte. Und damit steht auch fest, welche 3 Bücher es ins Finale um den Contemporary-Skoutz 2016 geschafft haben. Weil es ihnen gelungen ist, die Herzen der Leser und der Jury gleichermaßen zu begeistern.

Der kleine Buddha und die Sache mit der Liebe von Claus Mikosch ist eines davon.

Der kleine Buddha und die Sache mit der Liebe ist ein 128 Seiten starkes, im Januar 2015 vom Verlag Herder veröffentlichtes zeitloses Motivationsbuch. Wunderbare Geschichten über Freundschaft, Neugierde auf das Leben und die Kunst, einfach nur glücklich sein zu können. Wir haben dieses aus der Konkurrenz allein durch seine Aufmachung schon herausstechende Buch anlässlich seiner Nominierung für die Midlist genauer angesehen und von unserer Reise mit dem kleinen Buddha berichtet (weiterlesen).

Damit ihr euch ein Bild von Claus Mikosch, dem geistigen Vater des Kleinen Buddha, machen könnt, hat Kay Noa ihn besucht. Herausgekommen ist ein sehr lesenswertes Gespräch mit ihm über Philosophie, Psychiater und den Sinn des Lebens (weiterlesen).

Und zum Einzug ins Finale haben wir das Büchlein nochmals herausgeholt und unseren Contemporary-Juror Jannis Plastargias gebeten, uns seine Meinung über den Kleinen Buddha zu verraten.

Doch das lest am Besten selbst…

 

Jannis Plastargias bespricht: Der kleine Buddha und die Sache mit der Liebe von Claus Mikosch.

Mein erster Eindruck …

Es war die schlimmste Zeit des Tages, die Mittagshitze brannte auf meine Stirn nieder, der Schweiß floss, doch ich wusste, dass ich noch ein paar Dinge zu erledigen hatte, bevor ich endlich Richtung Schwimmbad aufbrechen konnte. Da erblickte ich den großen, klimatisierten Buchladen, und auch wenn ich sonst eher in meine geliebte unabhängige Buchhandlung bei mir um die Ecke ging, zog er mich magisch an. Hier hatten sie das Buch von Claus Mikosch sicher vorrätig, ich müsste es sicher nicht bestellen und könnte gleich im Freibad damit beginnen zu lesen. So ging ich zur Information, sagte, dass ich den kleinen Buddha von Claus Mikosch suche, sogleich sagte mir man, dass das Buch sich im Geschenkbuch-Regal befinde. D

er Mann von der Buchhandlung begleitete mich, wir suchten es – und fanden es nicht. Die Klimaanlage funktionierte Gottseidank einwandfrei, die Menschen strömten herein, ließen sich nieder und lasen Bücher. Wir kehrten zum Infotisch zurück, der Mann telefonierte und sicherte mir eine Ausgabe im Untergeschoss. Unten angekommen jedoch bemerkte ich, dass es der falsche kleine Buddha war. Ich suchte nicht den kleinen Buddha auf dem Weg zum Glück, sondern den kleinen Buddha und die Sache mit der Liebe, der Fortsetzung des erfolgreichen ersten Bandes. Also musste ich mit der Kollegin von unten erneut zum Geschenkbuchregal und diesmal war die Suche erfolgreich. Als ich es hatte, erschien mir der Buchladen und dessen Klimaanlage nach wie vor sehr einladend und ich besorgte mir ein halbes Regal weiterer Bücher, die meisten davon Kriminalromane und Psychothriller, spannende Lektüre für die Bahn oder den Park.

Geschenkbuch?

Was ist das eigentlich? Kann dieses Buch überhaupt taugen, wenn es in diesem Regal lag? Verdient so ein Buch überhaupt einen Preis?

Irgendwo las ich die Meinung, dass dieses Buch jedem gefallen werde, der den kleinen Prinzen gerne gelesen habe…
Der Vergleich hinkt meines Erachtens nicht, aber nicht nur wegen des „kleinen“ im Namen. Die Figuren sind beide sehr offen für neue Ideen und Geschichten, sie sind neu- und wissbegierig, sie wollen etwas erfahren, etwas lernen, sich weiterentwickeln. Der kleine Buddha hat dabei noch so etwas wie einen Auftrag, den er wahrnehmen möchte. Nachdem er im ersten Teil auf dem Weg zum Glück war und dabei viele spannende Menschen und Anekdoten kennenlernte, lebt er nun bei seinem Bodhi-Baum, meditiert und bekommt regelmäßig Besuch von Menschen, die gerne Rat bei ihm suchen. Man könnte den kleinen Buddha fast weise nennen. Der kleine Buddha ist rundum zufrieden.

Ein verzweifelter Mann kommt nun eines Tages zu ihm und bittet ihm um Hilfe. Es stellt sich heraus, dass er so unglücklich ist, weil er keine Frau hat. Wozu er denn die brauche, fragt natürlich der kleine Buddha nach. Um die wahre Liebe zu finden! Das ist die Antwort des Mannes und der kleine Buddha kommt daraufhin ins Grübeln. Er fragt sich, was diese Liebe denn überhaupt sei. Daher begibt er sich erneut auf den Weg, ganz frei, ohne Plan, in der Gegenwart lebend, ohne Begrenzung. Er lässt sich treiben.

Dabei trifft er Menschen aus dem ersten Band wieder, lernt aber auch neue Menschen kennen. Er lebt ein paar Tage mit ihnen, redet mit ihnen, lässt sich Geschichten von ihnen erzählen, lernt von ihnen und zieht dann weiter. Bis zum Ende seiner Reise kriegt er einen fast umfassenden Blick zum Thema Liebe – und vielleicht ist er am Ende auch bereit dazu.

Wie hat es mir gefallen?

Das Buch liest sich leicht und flüssig. Es verführt einen über das eigene Leben und Lieben nachzudenken. Viele Dinge hat man sicherlich schon einmal irgendwo gehört oder gelesen, über das meiste nachgedacht und gewusst. Und trotzdem ist es immer wichtig, wieder an vermeintliche Kleinigkeiten erinnert zu werden, sich „Weisheiten“ zu vergegenwärtigen, in der Gegenwart leben zum Beispiel.

Es ist ein schönes, inspirierendes Büchlein, das gut verschenkt werden kann. Geschenkbuch? Deswegen vielleicht? Weil man der Ansicht ist, dass jede/r Freund/in es gelesen haben sollte? Ich kann mir gut vorstellen, über die eine oder andere Geschichte oder die eine oder andere Idee mit meinen engsten Freunden zu diskutieren.

Für mich ist der einzige Kritikpunkt, dass dieses Buch doch sehr heteronormativ geschrieben ist. Natürlich kann man alles, was hier beschrieben wird, auch auf gleichgeschlechtliche Liebe übertragen, jedoch ist jede der Figuren festgelegt auf die Mann/Frau- Liebe / Partnerschaft / Erotik. Ein anderer Blick wird nicht eröffnet. Ein Blick übrigens, der auch zwangsweise andere Aspekte von Liebe aufwirft. Aber gut, dann wäre das Büchlein vielleicht nicht mehr im Geschenkbuch-Regal zu finden.

Der Schweiß floss an mir herunter, tropfte auf das Buch, das auf meinem Handtuch lag. Meine Begleitung fragte, ob ich nicht mit ins Wasser wolle… Ich sagte: warte, nur noch eine Seite, nein, zwei Seiten, ach, ich meine das ganze Kapitel. Ein paar Augenblicke später kam meine Begleitung zurück vom Schwimmen: ich hatte mich in Gedanken und Ideen verloren …

„Es sind immer die kleinen Dinge, die das Geheimnis des Glücks ausmachen.“
Ja, das stimmt, doch welche kleinen Dinge präsentiert uns dieses Buch? Spannende Idee zu Beginn, doch die Reise geht für jeden anders aus. Weisheit?!

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