Skoutz-Classics: Vive la France – Liste der französischen Literatur-Klassiker
Seit die Franzosen am 14. Juli 1789 die Bastille stürmten, um sich sehr eindrucksvoll ihres Königs zu entledigen und künftig in Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit zu leben, feiert man im Nachbarland diesen Tag als Nationalfeiertag. Auch wenn in der Skoutz-Redaktion das Schulfranzösisch schon etwas eingerostet ist, wollen wir das feiern. So haben wir mal die Bücherschränke im Skoutz-Nest zu durchforsten, um ein paar der französischen Literatur-Klassiker herauszusuchen.
Immerhin ist Frankreich das Land, das mit 15 (fünfzehn!) Literaturnobelpreisträgern diese Sparte mit komfortablen Abstand anführt. (Deutschland hat als Land der Dichter und Denker im Vergleich dazu gerade mal schmalbrüstige 8 Preisträger zu bieten) Und tatsächlich sind sehr, sehr viele Trends und große Bewegungen in der Literatur und in den Genres von französischen Impulsen ausgegangen.
Seht selbst:
Vive la France – die französischen Literatur-Klassiker
Wie so oft ist eine Liste für ein Literatur-Thema viel zu kurz. Unsere Auswahl ist daher naturgemäß subjektiv und willkürlich. Wenn ihr noch Bücher ergänzt haben möchtet, meldet sie einfach in den Kommentaren.
- Eulalia-Sequenz, Verfasser unbekannt
(ca. 880) Dieses früheste Werk eines unbekannten Künstlers gilt als frühestes Beispiel französischer Literatur. Es erzählt vom Martyrium der heiligen Eulalia, die aber ironischerweise eine spanische Heilige ist. Der Sprache mehr verbunden als die etwas älteren Straßburger Eide beginnen wir mit diesem Epos unsere Liste der französischen Literatur-Klassiker.
. - Das Rolandslied, Verfasser unbekannt
(1075-1100) La Chanson de Roland ist das, was der Artus-Zyklus für die Briten und das Nibelungenlied für Deutschland ist. Das Lied besingt das Ende des überaus beliebten Ritter Roland. Der taucht übrigens auch im Nibelungenlied kurz auf und hat damit einen der ersten belegten Cameo-Auftritte.
In über 4.000 Versen besingt der unbekannte Dichter nicht nur Rolands Heldentaten, sondern auch dessen Liebe zu Frankreich. Und seine Abenteuern im multi-ethnischen Heer von Karl dem Großen auf dem Feldzug gegen die Sarazenen, die damals in Süd- und Mittelspanien saßen.
. - Erec et Enide, Chrétien de Troyes
(≈1170) Das Epos von Erec und seiner Frau Enide gehört zu den Heldenepen rund um König Artus. Erzählt werden deren Abenteuer vor dem Hintergrund der Kämpfe zwischen den Kelten und den sächsischen Eroberern. Erec hat hoch unterhaltsam zwischen Liebe und Pflicht zu entscheiden, zwischen der süßen Enide und der Ehre, an Artus Tafel zu sitzen. Als später Hartmann von Aue das Werk adaptiert, wird es zu einem frühen europäischen Exportschlager.
. - Gargantua und Pantagruel, François Rabelais
(1532-1564) Der Riese Pantagruel und sein Vater Gargantua erleben in dem fünf-bändigen Romanzyklus allerlei groteske, peinliche bis platthumorige Abenteuer. Bis heute kennt sie jeder Franzose zumindest indirekt durch die Adjektive pantagruélique („avoir un appétit pantagruélique“ – einen pantagruelischen Appetit haben) und gargantuesque („un repas gargantuesque“ – ein gargantuesker Schmaus). Womit auch diejenigen, die von ihnen noch nie gehört haben, ahnen, dass es einige legendäre Fress-Szenen in den Büchern des Autors gibt, den Hermann Hesse als „Zotenreißer, gottlosen Spötter und grotesken Dreck-Apotheker“ bezeichnet hat.
. - Der Cid, Pierre Corneille
(1636) Auch der Cid bedient sich eines Stoffs aus der spanischen Geschichte. Der des zum Volksheld gewordenen historisch belegten Söldnerführers Rodrigo Díaz de Vivar erfolgreich Spanien von den Mauren befreite.
Corneille befasst sich allerdings mehr mit Cids Dilemma zwischen Liebe zu seiner Verlobten Chimène und seiner Kriegerehre samt deren Pflichten. Die Tragikomödie erzählt, wie Chimène erst hofft, dass Cid in einem von ihr angezettelten Duell stirbt, dabei aber entdeckt, dass sie ihn liebt.
. - Clélie, Madeleine de Scudery
(1654-1660) Die Werke von Madeleine de Scudery waren die ersten, die außerhalb Frankreichs von einem breiten Publikum gelesen wurden. Deshalb gehören sie zu den französischen Literatur-Klassikern. Die überwiegend dem Adel entstammenden Damen waren völlig versessen auf die Geschichten des originalen Fräuleins von Scudery. (Nicht zu verwechseln mit E.T.A. Hoffmanns Gestalt). Vielleicht, weil es in ihnen zuverlässig um Freundschaft und die große Liebe ging? Um schöne Frauen und kühne Recken, die für die Liebe kämpften oder geistreich über sie sprachen. Das können wir heute auch noch gut verstehen, nicht wahr?
So auch Clélie, eine legendäre Figur aus den frühen Tagen des römischen Reichs. In 10 Bänden erlebt sie allerlei Liebesintrigen, politische Scharaden, gefährliche Abenteuer und Gefechte, wobei den Figuren immer Zeit bleibt, um sich über die Liebe und die Treue auszutauschen.
. - Der Misanthrop (Moliére)
(1666) Im Original hieß die Komödie „Der Menschenfeind oder der verliebte Melancholiker“, deren Hauptrolle vom Autor selbst gespielt wurde. Im Stück geht es um den extrem widersprüchlichen Charakter des Protagonisten, der selbst lieber ehrlich als höflich sein will. Mit dieser Haltung eckt er natürlich überall an. Doch so stolz er ist, frei von Heuchelei zu sein, liebt er doch zugleich eine notorische Lügnerin. Eine vergnügliche und lehrreiche Geschichte, die im Zeitalter der sozialen Medien vielfach neue Interpretationen erlaubt.
Moliére selbst hat sich weit über Frankreichs Grenzen hinaus um das Theater verdient gemacht. Seine größte Leistung besteht wohl darin, die Komödie zu einer der Tragödie gleichwertigen Gattung erhoben zu haben. Wobei seine Stücke wie auch der eingebildete Kranke, das Menschliche so perfekt darstellen, dass sie heute wie damals unterhalten. Sicher zählen alle zu den französischen Literatur-Klassikern.
. - Die Fürstin von Cleve, Marie-Madeleine, Comtesse de La Fayette
(1678) Die Autorin verfasste mit diesem Roman den wohl besten Roman des 17. Jhdts und einen französischen Literatur-Klassiker, den sie allerdings anonym herausgab.
Die Handlung spielt knapp 100 Jahre früher am Hof von Henri II und behandelt die große Liebe der jungverheirateten Princesse zum Duc de Nemours, der sie ebenfalls liebt. Dennoch weist sie ihn als verheiratete Frau der Tugend wegen zurück, und teilt diese Entscheidung auch ihrem Gatten mit, der darüber zutiefst verletzt gemütskrank wird. Doch auch als Witwe lehnt sie die Beziehung ab. Aus Angst davor, sich auf eine solche Liebe mit all ihren Unwägbarkeiten und potentiellen Enttäuschungen einzulassen.
Psychologisch feinfühlig erzählt, löste der Roman eine hitzige Debatte darüber aus, wieviel Wahrheit in einer Beziehung gut tut und ob man sein großes Glück für einen kleinen Frieden aufgeben soll, oder vielmehr in welchem Verhältnis Moral und Glück stehen.
. - Candide oder der Optimismus, Voltaire
(1759) „Wir leben in der besten aller Welten“, lässt Voltaire Candides Hauslehrer den Philosophen Leibniz zitieren. Und Candide glaubt jedes Wort, das sein Meister von sich gibt. Bis Voltaire ihn aufklärt. So brauen sich schon bald Unwetter über Candide zusammen: Weil er Kunigunde küsst, wird er aus dem Schloss geworfen. Er gerät in die Armee, muss Spießruten laufen, wird gejagt, misshandelt und betrogen. Er erleidet Schiffbruch, wird von falschen Freunden verraten und stirbt beinahe bei dem berühmten Erdbeben von Lissabon.
Genüsslich schildert Voltaire, was Menschen einander anzutun bereit sind. Und was an Pleiten, Pech und Pannen sonst noch in dieser gar nicht so guten Welt lauert. Eine bitterböse Satire, ein schwarzhumoriges Vergnügen und als Bibel aller Pessimisten bis heute unerreicht.
Voltaire hat dieses Buch erst unter Pseudonym veröffentlicht. Doch ungeachtet seines enorm vielschichtigen Werks, zählt Candide bis heute zu den bekanntesten des großen Autors, Philosophen und Historikers und ist sicherlich einer der französischen Literatur-Klassiker.
. - Julie oder die neue Heloise, Jean-Jacques Rousseau
(1761) Wie einst Abaelard sich in die beaubernde Heloise verliebte, so verfällt der junge bürgerliche Hauslehrer Saint-Preux seiner Schülerin Julie, einem Mädchen aus adliger Familie in der Schweiz. Er gesteht ihr brieflich seine Liebe, sie schreibt mit gleicher Leidenschaft zurück. Julie hofft, mit einer Schwangerschaft diese Ehe erzwingen zu können, doch als sie das Kind verliert, kommt es zum Skandal. Saint-Preux muss sich von Julie trennen und geht nach Paris. Doch ihre Liebe überlebt die Trennung und irgendwie sogar den Tod.
Rousseau war als Mensch so schwierig wie als Autor. Die Geschichte ist genial konstruiert und in der Haupthandlung faszinierend. Das Plädoyer für die Liebe, für die Forderung, Glück als hoch subjektiv anzuerkennen, ist zeitlos. Aber die immer wieder eingestreuten Abhandlungen über alle möglichen Themen, die Rosseau sonst noch interessant fand, sind beim Lesen mitunter anstrengend. Dennoch war der Roman einer der größten belletristischen Bucherfolge, fraglos einer der französischen Literatur-Klassiker des 18. Jahrhunderts und belegt Rosseaus Weltruhm als Dichter und Denker.
. - Emile oder über die Erziehung, Jean Jacques Rousseau
(1762) Und noch einmal Rousseau, einfach weil er wirklich verdammt viele Literaten beeinflusst hat.
Emile, Rousseaus Zögling, ist ein gesunder, durchschnittlich begabter Junge aus reichem Hause mit Jean-Jacques als seinem Hauslehrer. Dieser hat ihm zwei Ziele gesetzt. So soll Emile als erwachsener Mensch in der Lage sein, in der Zivilisation zu bestehen, ohne Schaden zu nehmen. Zudem soll er sich in einer Art Gesellschaftsvertrag den an ihn gerichteten Erwartungen stellen. Doch das muss Emile aus freiem Willen tun, und daher zuvor die Freiheit kennengelernt haben.
Dieser Roman gilt als richtungsweisend für die moderne Pädagogik und Rousseaus Forderungen zur Pädagogik sind bis heute Teil der Ausbildung.
. - Figaro’s Hochzeit, Pierre de Beaumarchais
(1778) Wer den Titel liest, denkt an Mozart und will losträllern.
Aber die Vorlage ist eine sozialkritische am Vorabend der franz. Revolution entstandene Komödie. Sie zieht böse über den Adel her, der sich ohne jede Grundlage gegenüber den Bürgerlichen Privilegien herausnimmt.
Figaro und Susanna wollen heiraten, doch ihr Dienstherr hat ein Auge auf Susanna geworfen. Das führt zu allerlei Verwicklungen …
. - Gefährliche Liebschaften, Pierre Ambroise Choderlos de Laclos
(1782) Dieser wohl bekannteste aller Briefromane, erzählt von mit ihrem Dasein maßlos gelangweilte Protagonisten. Sie beginnen waghalsige Verführungswetten abzuschließen, ohne sich Gedanken über die Konsequenzen zu machen. Zu seiner Zeit bereits ein Skandalerfolg wird es bis heute immer wieder adaptiert und neu interpretiert.
Das zynische Sittengemälde des Ancien Régime gilt als Hauptwerk der franz. Literatur des 18. Jhdt. und wurde übrigens sehr prominent von Heinrich Mann ins Deutsche übersetzt.
. - Die 120 Tage von Sodom, Marquis de Sade
(1785) Wenn man es mit einflussreichen Büchern ehrlich meint, darf dieses nicht fehlen. Der nur skizzenhaft ausgearbeitete Episodenroman schildert ausführlich, welche Fantasien vier zu Reichtum gelangte Männer in einem abgelegenen Schloss auslebten.
Zunächst wurde de Sade namensgebend für die dort beschriebenen sadistischen Praktiken. Zudem brachte er es zu einem der meistgelesenen französischen Autoren der Neuzeit. Vermutlich ist er nicht unbeteiligt daran, dass seither auch seriöse Autoren und Autorinnen nebenher pornografische Texte verfassen oder doch entsprechend detailreich ausgestaltete Szenen in ihren Werken verarbeiten.
. - Die Nonne, Denis Diderot
(1792) Die Nonne wurde erst durch die Veröffentlichung in Deutschland in Frankreich, Diderots Heimatland, bekannt. Der Roman beschreibt die wahre Geschichte einer unfreiwilligen Novizin, die gegen die Entscheidung ihrer Eltern klagt, in das Kloster Longchamp gegeben zu werden. Eine Art beklemmender Justizthriller, der in fast kafkaesker Manier die damalige Allmacht des Klerus offenbart.
. - Atala & René, Francois-René de Chateaubriand
(1801) Atala ist ein thematisch auch heute noch aktueller Roman. Er erzählt die Geschichte einer jungen Christin halbindianischen Ursprungs, die sich zwischen Liebe und gelobter Keuschheit nicht entscheiden kann und schließlich Selbstmord begeht.
Atala ist eines der historisch wichtigsten Werke der französischen Romantik und bedient wesentliche Merkmale wie Exotismus, Pathos und große Gefühle. Und obendrein das Bild des edlen Wilden, der ganz zufällig christlich-abendländischen Werten entspricht.Weshalb das Buch heute mit anderen Augen als im zeitgenössischen Kontext gelesen werden dürfte.
. - Rot und Schwarz, Stendhal
(1830) Erzählt wird die tragische Geschichte von Julien, der sich trotz aller Mühen nicht gegen die etablierte Oberschicht durchsetzen kann. So scheitert er ungeachtet seiner Zwischenerfolge in all seinen Bemühungen, gesellschaftlich, wirtschaftlich und auch in der Liebe.
Der im Stil des Realismus gehaltene, von einem echten Gerichtsprozess inspirierte Roman sollte eine ätzende Anklage der Bourgoise werden, wurde aber historisch von der Juli-Revolution überholt. Lesenswert ist die Geschichte trotzdem, denn das Geklüngel ging und geht ja weiter.
Wir haben das Buch bei Classics bereits ausführlich vorgestellt (weiterlesen).
. - Der Glöckner von Notre-Dame, Victor Hugo
(1831) Im Mittelpunkt steht die aufwändig geschilderte Kathedrale Notre-Dame de Paris, in der auch Quasimodo lebt.
Trotz der Adaption durch Disney konnte Quasimodo sich nicht vom Image eines der bekanntesten Monster der Weltliteratur befreien. Dabei ist seine Geschichte eigentlich ein Aufruf zu mehr Inklusion. Seiner Entstellung wegen lebt Quasimodo einsam und isoliert in der Kathedrale. Auf seinen nächtlichen Streifzügen durch die Stadt sehnt er sich nach dem Leben der anderen, bis er Esmeralda trifft und in das komplexe Beziehungsgeflecht zwischen ihr, dem regelfrommen Priester Frollo und dem Hauptmann Phöbus gerät. Mit seiner Version vom Mittelalter, einem virtuosen Mix aus Infotainment über das alte Paris und seine berühmte Kathedrale, Sex, Hexenjagd, Folter und bedingungsloser Liebe hat Victor Hugo zeitlose Weltliteratur geschaffen, die sich heute so schön wie damals liest.
. - Gamiani oder Zwei Nächte der Ausschweifung, Alfred de Musset
(1833) Die Geschichte der Gräfin Gamiani und ihrer Geliebten Fanny, die von Alcide beobachtet werden, der schließlich die Nacht mit den beiden verbringt. Ohne obszön zu werden schildert Musset in diesem anonym veröffentlichten Erotikroman die außergewöhnlichen intimen Erlebnisse der Gräfin. Hinter der Figur vermuteten übrigens viele Kritiker seine damalige Geliebte, George Sand.
. - Eugénie Grandet, Honoré de Balzac
(1834) Erzählt wird die Geschichte der wohlhabenden Familie Grandet, die ihr so herrschsüchtiger wie geiziger Patriarch dominiert. Als die junge Eugenie sich in ihren Cousin verliebt, schöpft sie etwas Lebensmut. Doch ihr Vater will den nutzlosen Fresser loswerden und schickt ihn mittellos nach Indien. Eugenie glaubt fest an seine Rückkehr, und wehrt alle Anträge ab. Erst als sie erfährt, dass Charles sie vergessen hat und mit einer anderen verheiratet ist, richtet sie ihr Leben neu aus.
Balzac ist wegen seiner schmerzlich genauen ungeschönten Milieu und Charakterstudien einer der großen Realisten, auch wenn er in der Zeit der Romantik lebte. Er gilt in Frankreich neben Molière und Victor Hugo als einer ihrer großen Autoren und Verfasser von mehreren französischen Literatur-Klassiker.
. - Die drei Musketiere, Alexandre Dumas
(1844) Der wohl bekannteste Buddy-Roman aller Zeiten dürfte das Abenteuer von d’Artagnan und seinen drei Musketieren sein. Vor einer beim damaligen Publikum sehr beliebten historischen Kulisse (Belagerung von La Rochelle 1627/28 und der Regentschaft von König Ludwig XIII und Kardinal Richelieu) entwickelt er die Geschichte der fiktiven Freunde. Gemeinsam überwinden sie alle Widrigkeiten, indem sie für Ehre, Treue und die Liebe einstehen. Ungezählte Male übersetzt, adaptiert, verfilmt und bearbeitet, kennt ihre Geschichte heute wirklich jeder. Eben einer für alle, alle für einen – so geht Popkultur lange bevor es den Begriff dazu gab.
. - Der Graf von Monte Christo, Alexandre Dumas
(1846) Als Fortsetzungsroman veröffentlicht ist der Abenteuerroman ein bis heute gut lesbarer Klassiker. Schon bei Veröffentlichung äußerst erfolgreich, wurde der Graf in unzählige Sprachen übersetzt, vielfach erfolgreich adaptiert und mehrfach verfilmt.
Die Geschichte des jungen Dante, dem seine Neider den Erfolg missgönnen und ihn unschuldig für viele Jahre in den Kerker werfen, berührt bis heute. Und man feiert, wie er sich befreien kann und als zu Reichtum gekommener Rächer zurückkommt.
. - Die Kameliendame, Alexandre Dumas (der Jüngere)
(1848) Dieser Roman aus der Feder von Dumas gleichnamigen Sohn ist in von Verdi vertonter Form als La Traviata vermutlich weit bekannter.
Armand, ein junger Mann aus gutem Hause, und Marguerite, eine gefeierte Kurtisane verlieben sich ineinander. Doch weil eine so unstandesgemäße Beziehung nicht ohne schwere Konsequenzen für Armand bliebe, trennt sich Marguerite schweren Herzens von ihm. Armand ist tief verletzt, doch kann die inzwischen schwer erkrankte Marguerite nicht vergessen.
. - Die kleine Fadette, George Sand
(1849) In diesem Roman über die beiden Bauernsöhne Landry und Sylvinet erzählt die Ikone der Emanzipation von ihren Erinnerungen an ihre Jugend im ländlichen Frankreich.
George Sand war eine der herausragenden Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. Mit ihren Werken, mehr aber noch mit ihren Taten, ihrem Auftreten und ihrem Lebensstil trat sie zeitlebens für die Emanzipation der Frau ein.
. - Madame Bovary, Gustave Flaubert
(1856) Der erste veröffentlichte Roman des Perfektionisten Flaubert war gleich ein großer Erfolg, auch wegen des Skandals, den er provozierte.
Für seine Geschichte um die aus Langeweile untreu gewordene Arztgattin, die daran zerbricht, dass sie das in ihren Romanen geschilderte perfekte Leben nicht erreichen kann, wurde Flaubert angezeigt. Das allerdings verhalf dem Buch zu Rekordauflagen. Die Handlung selbst beruht lose auf einer wahren Begebenheit, dem Selbstmord einer Arzgattin, die Flaubert zu dem Roman inspirierte. Bis heute berührt die Geschichte vom Scheitern einer Romantikerin an Materialismus und Scheinheiligkeit unserer Gesellschaft nicht nur jene, die sich mit ihr identifizieren können.
. - Die Elenden, Victor Hugo
(1862) Victor Hugo hat bei vielen Franzosen den Stellenwert, den Goethe in Deutschland hat. Wesentlicher Grund hierfür ist auch sein tragisches und hochgradig emotionales Epos, das die Geschichte des geflohenen Sträflings Valjean im Elend des Pariser Arbeitermilieus erzählt. „Les Miserables“ schildert damit in einer mit Dickens vergleichbaren Schonungslosigkeit die Lebensbedingungen dieser Zeit und appelliert sehr gekonnt an das Mitgefühl seines Publikums. In seiner Sozialkritik sicherlich zeitlos.
. - Die Ziege des Herrn Seguin, Alphonse Gaudet
(1866) Diese hübsche Parabel steht stellvertretend für viele andere, die Gaudet in der Sammlung Briefe aus meiner Mühle veröffentlicht hat. Sie erklärt Freiheit am Beispiel der Ziege, die durch das Fenster entkommt, sich lebensfroh und überglücklich ihrer Freiheit erfreut, bis sie dann im Rascheln im Gebüsch hinter sich einen Wolf vermutet … Dass Freiheit immer in Verantwortung mündet. Dass sie Risikobereitschaft benötigt, in existentieller, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht. Und damit ist sie in Zeiten, in denen wir neu lernen müssen, dass Freiheit nicht selbstverständlich ist, aktuell wie eh und je.
. - 20.000 Meilen unter den Meeren, Jules Verne
(1869-1870) Auch heute noch wird Jules Verne gern gelesen und noch lieber verfilmt. Ob das jetzt seine Reise zum von Dinosauriern bewohnten Mittelpunkt der Erde ist, die Weltreise in 80 Tagen oder eben diese fantasievolle Geschichte von Käptn Nemo und seiner Nautilus …
Der Autor, der einer der Stammväter der Science Fiction ist, dürfte der in Deutschland meist gelesene Franzose sein. Trotz dieses dauerhaften internationalen Erfolges wird Verne von anständigen Literaten weitestgehend ignoriert. Doch wirtschaftlich hat sich das Schreiben für ihn auf jeden Fall rentiert.
Vernes Reise zum Mittelpunkt der Erde haben wir übrigens bei den Skoutz.-Classics bereits besprochen (hier).
. - Heimatlos – Hector Malot
(1878) Die Geschichte des kleinen Remis, der als Säugling seiner Mutter geraubt und in Paris ausgesetzt wird, ist, wenn man so will, das französische Pendant zu Oliver Twist. Die Suche nach seinen Wurzeln führt Remis durch Frankreich und bis nach England und beschwert dem Leser sehr nachdrückliche Einblicke in die Lebensumstände im Frankreich des ausgehenden 19. Jahrhunderts.
. - Nana, Emile Zola
(1880) Gewohnt detailreich und schonungslos schildert Zola in seinem berühmten Roman den Aufstieg der aus einfachen Verhältnissen stammenden Nana zur luxusverwöhnten Mätresse eines Grafen, der aber die eigene Maßlosigkeit zum Verhängnis werden.
. - Germinal, Emile Zola
(1885) In seinem Hauptwerk beschreibt der große französische Autor das Leben der Familie Rougon-Macquart und gewährt dabei schonungslos realistische Einblicke in die unmenschlichen Verhältnisse in den Bergwerken des 19. Jahrhunderts. Der junge Germinal schlägt sich als Maschinist mehr schlecht als recht durchs Leben. Als der ohnehin miese Lohn der Kumpel noch weiter gesenkt werden soll, ruft er zum Streik auf und entfesselt eine Katastrophe …
. - Bel Ami, Guy de Maupassant
(1885) Wenn ein Buch in Kreuzworträtseln abgefragt wird, war es sehr erfolgreich. Bel Ami ist ein solches. Die Geschichte des vom Autor sichtlich nicht nur geliebten jungen Mannes aus einfachen Verhältnissen, der durch sein Glück bei den Frauen, aber auch durch Energie, Geschick und Ehrgeiz vom Provinzler und kleinen Büroangestellten zum erfolgreichen Pariser Journalisten, Schwiegersohn eines reichen Zeitungsverlegers und künftigen Politiker aufsteigt, schildert mit beißender Ironie die Gesellschaft Paris im späten 19. Jahrhundert.
. - Die Verhaftung von Arsene Lupin, Maurice Leblanc
(1905) Mit den Abenteuern des fiktiven Meisterdiebs und Gentleman Arsene Lupin schuf Maurice Leblanc das kriminelle Gegenstück zu Sherlock Holmes, zumindest, wenn es um die Gunst der Leser geht. Ähnlich wie der berühmte Brite beweist auch Arsene, wenngleich auf der anderen Seite des Gesetzes stehend, dass Überlegenheit von Überlegen kommt.
. - Das Phantom der Oper, Gaston Leraoux
(1909/1910) Die zunächst als Fortsetzungsroman veröffentlichte Variante des übrigens gleichfalls aus dem französischen Sprachraum stammenden Märchens von der Schönen und dem Biest, berührt und fasziniert mit seiner geschickten Vermischung von Theaterfiktion und Wirklichkeit seit über 100 Jahren und wurde vielfach adapiert. Am bekanntesten wohl durch Andrew Lloyd Weber im gleichnamigen Musical.
. - Die Falschmünzer, André Gide
(1912) Junge Aufsässige, die sich gegen die elterliche Welt des Pariser Großbürgertums auflehnen und in der Konsequenz eine Falschmünzerbande gründen. Klingt gut? Ist gut!
Zentrales Motiv des Romans ist die Problematik der Unterscheidung von Echtem und Falschem, von Aufrichtigkeit und – ethischer oder intellektueller – „Falschmünzerei“. Und dazu passt auch die ungewöhnliche, neuartige Erzählweise: Der sorgfältig konstruierte Roman hält sich nicht eine chronologische Handlung, sondern montiert kunstvoll eine Vielzahl von Geschichten miteinander und stellt so immer neue Bezüge zwischen den handelnden Personen her. So sind neben einem epischen Erzähler auch Auszüge aus Tagebüchern, Briefe zwischen den Beteiligten, bekannte Zitate etc. enthalten. Ein spannendes Experiment auch beim Lesen.
. - Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Marcel Proust
(1913-1927) À la recherche du temps perdu ist ein siebenteiliger Roman, der von Prousts Leben erzählt, das er mit feiner Ironie und unterschwelliger Erotik vor allem als allegorische Suche nach der Wahrheit präsentiert. Auch wenn es das Hauptwerk der französischen Romanliteratur des frühen 20. Jhdt. ist, bleibt es für viele doch ein Manifest auf höchstem Niveau beschriebener, sehr gepflegter Langeweile.
. - Die Tat der Thérèse Desqueyroux, François Mauriac
(1927) Die Protagonistin heiratet auf Drängen den Bruder ihrer besten Freundin, ohne ihn wirklich zu lieben. Mit Folgen, denn „die Tat“ besteht in der Vergiftung des Ehemanns, wobei man beim Lesen durchaus versteht, warum Thérèse diesen Plan fasst.
Der Literaturnobelpreisträger entwirft hier ein kühnes Bild von Moral und Anstand, von Schicksal und Getriebenheit, dem man sich beim Lesen nur schwer entziehen kann.
. - Maigret und Pietr der Lette, Georges Simenon
(1929) Die Geschichten des in Frankreich ansässigen Belgiers Simenon über den äußerlich behäbigen aber sehr einfühlsamen Kommissar Maigret sind in Frankreich das, was in England Agatha Christies Figuren sind.
Ebenso spannend wie unterhaltsam jagte Maigret inzwischen über 100 Mörder, wobei ihn weniger der Täter als die psychologischen Motive der Tat interessieren. Seine Fälle wurden zigfach verfilmt und entwickelten die klassischen „Whodunits“-Krimis weiter. Wir finden die französischen Literatur-Klassiker daher auch auf unserer Crime-Liste.
. - Reise ans Ende der Nacht, Louis-Ferdinand Céline
(1932) Bardamu gerät in die Wirren des ersten Weltkriegs und überlebt dessen Gräuel. In verschiedenen Jobs in Afrika und Amerika lernt er zudem die Schrecken des Kolonialismus kennen, bevor er nach Paris zurückkehrt, um Medizin zu studieren. Er arbeitet zunächst als Armenarzt und ergattert schließlich die Stelle des kommissarischen Leiters einer psychiatrischen Einrichtung.
Seine episodenhaften Beobachtungen münden in eine gnadenlose Anklage des Bürgertums, das sich die Welt schönlügt und zynisch seine Rechnungen auf Kosten der Schwächeren und Armen begleicht. Ein verstörendes Werk, in dem Armut, Hass und Niedertracht die Menschen unausweichlich in den Abgrund reißen.
Unbedingt lesenswert.
. - Das Schweigen des Meeres, Jean-Marcel Brüller
(1942) Diese Novelle erschien während der deutschen Besatzung unter dem Pseudonym Vercors und gilt als Meisterwerk der französische Resistance.
Ein Schreinermeister, der mit seiner Nichte in einem schönen Haus in der Provinz lebt, erzählt wie er die von den Besatzungstruppen auferlegte Anwesenheit eines deutschen Offiziers zwischen 1940 und 1941 erlebt hat. Der junge Offizier sei wider Erwarten anständig und lasse keine Gelegenheit aus, abends seine Gastgeber zu begrüßen, und dann von deutsch-französischer Freundschaft zu erzählen. Er hoffe, dass ihre beiden Heimaten heiraten könnten. Doch seine langen, kultivierten Monologe stoßen auf das unveränderliche Schweigen seiner Quartiergeber.
. - Der Fremde, Albert Camus
(1942) Camus hat mit seinem Protagonisten Meursault den Prototyp eines sich im Grunde selbst fremd gebliebenen Menschen geschaffen. Meursault lebt antriebslos und herausfordernd gleichgültig in den Tag hinein. Er beobachtet seine Umgebung im Algerien der 30er Jahre gut, reagiert aber nicht auf sie. Selbst den Tod seiner Mutter nimmt er unbeteiligt hin. Als er einen Menschen tötet, versteht er folgerichtig die Aufregung darum nicht. Der Prozess, der den zweiten Teil des Romans beherrscht, lässt letztlich offen, ob es Notwehr oder Mord war. Auch ob Meursault zurechnungsfähig war oder nicht, ist unklar. Gleichgültig nimmt er alles hin, einschließlich des Schuldspruchs und seiner Verurteilung zum Tod.
. - Das Sein und das Nichts, Jean Paul Sartre
(1943) Auf über 1000 Seiten entwirft der Meisterdenker seine Philosophie, die den Grundstein des französischen Existenzialismus legte. „Was ist das Sein?“ So beginnt sein Exkurs, dem er sich über die Kunst und den Zwang des Fragestellens zu nähern versucht. Sartre kommt zu dem Ergebnis, nur das Bewusstsein könne „für sich“ über die Welt und alle Dinge darin nachdenken und auch „über sich“. Doch die Existenz an sich sei grundlos, was aber nur dem Menschen auch bewusst sei. Und damit bleibt er die Antwort auf die letzte, die große, die vielleicht einzige Frage, offen: „Warum?“
. - Der kleine Prinz, Antoine de Saint-Exupéry
(1943) Auf seiner Suche nach Freundschaft und Liebe bedient der kleine Prinz mit einfachen Wahrheiten die Sehnsucht moderner Menschen nach klaren Antworten in einer zu komplex gewordenen Welt. 90 Millionen Mal hat sich das märchenhafte Büchlein verkauft und gilt damit eines der erfolgreichsten Werke aller Zeiten. Und das, obwohl der früh und unter mysteriösen Umständen verstorbene Autor sich selbst eher als einen nur nebenher schriftstellernden Berufspiloten verstand.
Wie haben diesen französischen Literatur-Klassiker in unserer Classic-Sammlung bereits ausführlich besprochen (weiterlesen).
. - Gigi, Colette
(1945) Die Geschichte der lebenslustigen Gigi, die zur Kurtisane ausgebildet werden soll, obwohl sie sich längst in den charmanten Gaston verliebt hat, wurde mit Liza Minelli 1959 als Musical verfilmt und ist mit 9 Oscars ausgezeichnet.
Zugrunde liegt ihm die Novelle der französischen Autorin und Varieté-Künstlerin Colette. Sie erhielt nach einem in jeder Hinsicht intensiven Leben als erste Frau ein französisches Staatsbegräbnis.
. - Das andere Geschlecht, Simone de Beauvoir
(1949) Ein Buch, das Bibliophile gelesen haben sollten, nicht nur, weil es bis heute als das Standardwerk der feministischen Literatur gilt, sondern vor allem, weil es dadurch zu einem der einflussreichsten Bücher der Literaturgeschichte überhaupt avancierte.
Die sozialgeschichtliche Auseinandersetzung mit dem Umgang der Geschlechter miteinander erschien in 2 Bänden und verbreitete die Gedanken der französischen Philosophin in der ganzen Welt.
. - Bonjour tristesse, Françoise Sagan
(1954) Die 17 jährige Cécile kann die neue Liebhaberin ihres Vaters nicht leiden und treibt sie mit ihren Freunden auf perfide Weise in den Tod. Eine der ganz großen Aufreger der Literaturgeschichte!
Der Roman machte seine damals 18jährige Autorin über Nacht berühmt, brachte ihr aber auch etwas ein, was man heute als Mega-Shitstorm bezeichnen würde. Die Aufregung über Unmoral und sexuelle Unzucht führte konsequent zu Rekordauflagen und mehreren Verfilmungen. Und schließlich zu einem französischen Literatur-Klassiker.
. - Die Geschichte der O, Pauline Réage (Anne Desclos)
(1954) Dieser erotische Roman der unter verschiedenen Pseudonymen veröffentlichenden Autorin war seiner detaillierten Darstellung weiblicher Unterwerfung bei seiner Veröffentlichung ein großer Eklat. Doch wie so oft etablierte sich das Skandalbuch dann als einer der bekanntesten sadomasochistischen Romane der Weltliteratur und entfaltete enormen Einfluss auf die Erotik-Literatur. Natürlich steht das Buch auf unserer Erotik-Liste und zählt fraglos zu den französischen Literatur-Klassikern.
. - Der Ruhm meines Vaters, Marcel Pagnol
(1957) Der kleine Marcel verbringt seine Zeit zurückgezogen mit seinen Büchern, bis er eines Tages in Lili einen Freund findet. Der bringt ihm die Natur, die herrliche Landschaft und die Lebensfreude näher. Dieser Auftakt von Pagnols Kindheitserinnerungen (Eine Kindheit in der Provence) ist von feinem Humor getragen, liebevoll gezeichnet und außerordentlich warmherzig. Perfekte Urlaubslektüre vielleicht?
. - Asterix der Gallier, René Goscinny und Albert Uderzo
(seit 1959) Auch wenn auch Asterix zumindest in Deutschland ins Visier der Political correctness geraten ist, darf er nicht fehlen. Immerhin hat die geniale Comic-Serie mit ihren zahlreichen ironischen Seitenhieben inzwischen mehreren Generationen begeisterter Fans Geschichte und lateinische Sprache näher gebracht. Ohne die Geschichten von Asterix, der gedopt mit dem berühmten Zaubertrank des Druiden Miraculix Caesars Truppen verkloppt, wüsste heute vermutlich kaum jemand von Vercingetorix und Alesia und viel weniger von Kleopatras Beziehung zu Caesar oder der Bedeutung von morituri te salutant.
. - Fortune de France, Robert Merle
(1977) Die Abenteuer des jungen Pierre, der im 16. Jahrhundert in den grausamen Glaubenskrieg zwischen Katholiken und Hugenotten gerät, erzählt Robert Merle ebenso unterhaltsam und spannend wie historisch detailliert. So bietet er in vielen abgeschlossenen Einzelbänden allerbeste Abenteuer-Unterhaltung, die hierzulande deutlich mehr Aufmerksamkeit verdient hätte
. - Fort Saganne, Louis Gardel
(1980) Im Saharakrieg 1911 stürzt sich der aus ärmlichen Verhältnissen stammende Offizier Saganne vom Kolonialverhalten seiner Landsleute abgesetoßen in eine Affaire mit der 16jährigen Madeleine. Deren Eltern sorgen für seine Versetzung in eine Expeditionstruppe, aus der er nach Paris flieht, wo er die Feministin Louise kennenlernt. Doch im darauffolgenden Krieg muss er erneut nach Afrika.
Daran entzündet Gardel eine schonungslose Abrechnung mit dem französische Kolonialismus und liefert einen erschütternden Kriegsroman.
. - Salz auf unserer Haut, Benoite Groult
(1988) Die weltberühmte, autobiografisch angehauchte Geschichte einer Pariser Intellektuellen, die sich leidenschaftlich in einen bretonischen Fischer verliebt und mit ihm über viele Jahre eine leidenschaftliche Affäre pflegt.
Wer dieses Buch auf einen Skandalporno reduziert, tut ihm Unrecht. Stilsicher schildert Groult das weiblichen Begehren in einer Weise, wie man bislang nur von männlichen Gelüsten sprach. Geschadet hat die Aufregung nicht. Die damit erregte Aufmerksamkeit konnte Groult erfolgreich dazu nutzen, feministischen Themen europaweit Gehör zu verschaffen.
. - Ants, Bernard Werber
(1991) Die Ameisen-Trilogie von Bernhard Werber ist eine grandiose, schwer einordenbare dystopische Fantasy, die mehr Aufmerksamkeit verdient hat. In einer komplexen Welt stellen die Ameisen die Helden und die Menschen die äußerst lästigen monstergleichen Antagonisten. Ein nerdiges und zitatereiches Lesevergnügen für alle, die sich mit skurrilen Ideen anfreunden können. Eine Reihe, die zurecht im Fandom quer durch Europa gefeiert wird und daher auch auf die Liste der französischen Literatur-Klassikern gehört.
. - Die purpurnen Flüsse, Jean-Christophe Grangé
(1998) Der düstere Thriller um den sperrigen Ermittler Pierre Niéman, der in einer Eliteuniversität ein paar seltsame Morde aufklären soll, handelt von Hochmut und Elitedenken. Und davon, wie Fanatismus unweigerlich in einer Spirale aus Gewalt mündet. Der komplexe Thriller wurde erfolgreich mit Jean Reno in der Hauptrolle verfilmt, erfuhr eine Fortsetzung und war ideengebend für eine aktuelle Thrillerstaffel.
. - Der Gott des Gemetzels, Yasmina Reza
(2006) Schon vor seiner Verfilmung durch Roman Polanski zählte das bösartige Bühnenstück zu den erfolgreichsten der letzten Jahrzehnte. Das Duell zwei biederer Ehepaare, die sich treffen, um den Streit ihrer pubertierenden Söhne aus der Welt zu schaffen, und dabei selbst gegenseitig ihre Lebenslügen zerlegen, zu den erfolgreichsten Theaterstücken der letzten Jahrzehnte.
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Bonuswissen (Klugscheiß-Modus)
Französische Literatur umfasst streng genommen nur die Literatur Frankreichs und so haben wir – anlassbezogen – auch die Liste gemacht.
Allerdings werden in den meisten Fälle auch Werke von Menschen anderer französischsprachiger Nationalitäten einbezogen. Hierzu zählen beispielsweise Belgien, die Schweiz, Kanada oder zahlreiche afrikanische Länder, in denen Französisch gesprochen wird. Deren Klassiker nehmen wir uns sicher auch noch vor. Die Fachbezeichnung für allgemein französischsprachige Literatur lautet übrigens „frankophone Literatur“.
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Hinweis
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