zu Besuch bei: Frank W. Haubold
Ich kenne Frank von seinem sehr ungewöhnlichen Spiritual Fiction-Buch „Das Licht in der Ferne“ mit existientiellen, sehr spannenden Geschichten und Fragestellungen, das mich schwer beeindruckt hat.
Doch seht selbst …
Zu Besuch bei Frank W. Haubold, dem Großmeister der deutschen Science Ficition
Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?
Das ist nicht so leicht zu beantworten, weil Ideen ja aus unterschiedlichen Quellen stammen.
Ich stelle ja allen besuchten Autoren diese Frage und ich höre oft (mit unterschiedlich lautem Seufzen), dass sie schwer zu beantworten ist. Das mit den Quellen ist neu. Erklär uns das bitte genauer…
Es gibt solche, die der reinen Phantasie entspringen und andere, für die es einen äußeren Anlass gibt. Manchmal besteht die Idee auch darin, einen irdischen Konflikt in eine Phantasiewelt zu transportieren. Erzwingen kann man dabei nichts. Es gibt Tage, da fehlt die Inspiration völlig, und andere mit gleich mehreren Einfällen.
Oh ja, und meist gibt es mehr solche als solche.
Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?
Dann würde ich mehr Gitarre üben, um endlich „Stairway to Heaven“ oder „Dust in the Wind“ einigermaßen präsentabel spielen zu können.
Das hingegen habe ich schon öfter gehört. Meinst du es lohnt, wenn wir mal zusammenpuzzeln, wer alles musizieren würde? Mella Dumont zum Beispiel spielt Saxophon und Vincent Voss engagiert sich für Terrorjazz. Eine Band aus verkrachten Autoren? Jana Crämer wäre dann gleich eine geeignete Managerin. Ich könnte allerdings höchstens den Bandbus fahren. Als Musiker tauge ich nicht. Ich bin taktlos bis ins Mark. Was mich gleich zu einer anderen Frage bringt …
Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?
Sarkastisch könnte ich schreiben, bei jeder Tantiemenabrechnung, aber auch jenseits des Finanziellen gibt es eine ganze Reihe von Umständen (z. B. fehlende Publikumsresonanz, Ignoranz des Feuilletons), die nicht unbedingt motivierend sind,
Wenn mich jemand fragt, was die wichtigeste Eigenschaft eines Autoren ist, sage ich immer Frusttoleranz.
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Beim Schreiben selbst halten sich die emotionalen Erlebnisse in Grenzen, auch wenn es ein schönes Gefühl ist, ein Manuskript endlich abgeschlossen zu haben.
Okay… rund ums Schreiben oder im weiteren Sinne mit diesem verbunden?
Es gibt schon positive Erlebnisse, z. B. als mir die Frau eines Bekannten auf einem Con erzählte, dass die Novelle „Die Tänzerin“ sie so gefesselt und bewegt hätte, dass sie bei der Lektüre beinahe das Flugzeug verpasst hätte. Dann weiß man als Autor, dass doch nicht alles umsonst war.
Das ist ja auch perfide. Wenn sie das Flugzeug verpasst hätte, hätte sie sich zur Überbrückung der Wartezeit ja gleich das nächste Buch kaufen müssen. Ein Perpetuum mobile.
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
In den frühen SF-Geschichten und vor allem im Roman „Die Kinder der Schattenstadt“ steckt viel Autobiographisches, aber selbst in neueren SF-Texten verhalten sich die Protagonisten gelegentlich so wie ich an ihrer Stelle.
Das ist meiner Meinung nach unvermeidlich. Der Schreiber ist ja auch der erste Filter, durch den die Geschichte geklärt und auf logische Fehler hin überprüft wird.
Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?
Am meisten freut mich, wenn ein Leser die Bilder, die ich beim Schreiben vor Augen hatte, ebenfalls sieht und in sich weiterwirken lässt, so wie ich Ray Bradburys Sandschiffe auch heute noch lautlos durch die Marswüste gleiten sehe.
Geht das wirklich? Ich vertrete ja eher die Ansicht, dass niemals zwei Menschen dasselbe Buch lesen, dieselben Bilder sehen werden. Aber dennoch ist das wirklich hingebungsvolle Lesen etwas sehr Intimes, weil man quasi in den Kopf des Autors kriecht und seine Seele findet. Frank Hebben hält alle seine Geschichten für autobiografisch, weil sie aus dem Multiversum in seinem Kopf stammen.
Wer ist für dich dein idealer Leser?
Jemand, der sich nicht nur für die äußere Handlung, sondern auch für die Atmosphäre der Geschichte und die Sprache interessiert.
Quasi ein ganzheitlicher Genuss-Leser.
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Eigentlich keinen, denn letztlich sind ja auch die negativen Charaktere meine „Kinder“ und wenn ich sie als misslungen ansehen würde, hätte ich das Manuskript so nicht abgeben dürfen.
Aber zeigt ncht gerade der Vergleich mit den Kindern, dass man sie mögen und gelungen finden kann, obwohl sie schwierig sind – einfach weil sie Ecken und Kanten haben, die sich an den eigenen reiben oder auch nicht so wie gedacht in die Plotstruktur passen?
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
„Würdest du dir ein breiteres Publikum für deine Bücher wünschen?“
Das, lieber Frank, hättest du definitiv verdient und wir hoffen sehr, dass Skoutz dir hier wenigstens ein bisschen Hilfe leisten konnte. Vielen Dank für das interessante Gespräch und noch viel Erfolg im weiteren Wettbewerb.
Hier könnt ihr Frank Haubold treffen:
- Frank Haubold auf Facebook*
- Frank Haubolds Autorenhomepage*
Skoutz-Lesetipp:
Götterdämmerung 1: Die Gänse des Kapitols – Space Opera mit Krimielementen von Frank Haubold
Fünfundzwanzig Jahre nach der siegreichen Schlacht vor Joyous Gard bestimmt militärische Routine das Leben auf dem Außenposten Pendragon Base.
Als Kommandant Raymond Farr die attraktive Miriam Katana kennenlernt, ahnt er noch nicht, dass diese Begegnung sein Leben verändern wird. Es droht nicht nur die Wiederkehr eines alten Feindes, auch innerhalb der Föderation häufen sich die mysteriösen Ereignisse als Vorboten einer Konfrontation unvorstellbaren Ausmaßes …
Skoutz meint:Frank W. Haubold versteht es, durch eine flüssige Sprache den Leser auch durch ruhigere Passagen mitzunehmen und bei Laune zu halten. Die futuristische Welt, die er entwirft, hat nach wie vor mit Problemen zu kämpfen, die wir aus unserer Gegenwart gut kennen und so kann man sich mit den Protagonisten gut identifizieren und auch ohne ingenieurwissenschaftliches Studium der Handlung gut folgen. Ersichtlich ist Götterdämmerung auf mehrere Bände angelegt, da doch einige Frage offen bleiben, aber als Serienauftakt war das schon einmal … interstellar.
Hinweis:
Den dritten Band der Reihe „Das Licht von Duino“ hat Skoutz-Juror Karsten Kruschel für die Midlist Science Fiction des Skoutz-Awards 2016 nominiert.
Natürlich sind wir dann neugierig. Wir schnappen uns das Buch, um es einem gründlichen Check zu unterwerfen, bevor wir es euch ausführlich vorstellen. Wer wissen will, wie das ausgegangen ist, sollte hier weiterlesen …
One Comment
Dr. Wilhelm Dörr (älterer Herr, 1938)
Ein Freund schickte mir Ihren Artikel „Wie man ein Land in den Abgrund fährt“. Danke, ich teíle Ihre Meinung und wünschte dem doc eine große Verbreitung! Ich kann mir jedoch vorstellen, dass unsere Presse so schlagsitig ist, dass man Ihren Beitrag nicht annimmt. Wie könnte man das ändern?