Wiki: Reihe oder Serie

 

Bücher sind grundsätzlich gesellige Wesen. In vollgestopfen Regalen fühlen sie sich besonders wohl. Bibliotheken sind ihr Biotop und auch iin elektronischer Form auf dem Reader sind sie lieber in Gesellschaft als allein. Bücher sind auch familiär. Eine Geschichte freut sich, wenn sie Nachwuchs erhält, ihre Vorgeschichte erfährt, oder eben viele, viele Geschwister und Cousins hat. Oder – literarisch ausgedrückt – in Reihe oder Serie lebt.  Nicht einfacher wird es in Zeiten grassierenden Denglischs, dass man in Englisch immer von „Series“ spricht, wenn man mehrere Bücher (Reihen, Serien, Bände oder Teile) zusammenfasst.

Wann aber spricht man von Serie und wann von Reihe? Das ist immer wieder Gegenstand hitziger Debatten ohne die Verwirrung zu beseitigen.

 

Wir haben uns das einmal näher angesehen:

Reihe oder Serie in Kürze:

Erstaunlicherweise nutzt selbst Wikipedia die Begriffe „Buchreihe“ und „Buchserie“ synonym. Vielmehr wird erklärt, „Buchreihe“ sei der unpräzise Ausdrück für die bibliothekarische „Serie“. Da bleiben wir skeptisch, sorry, Wiki. 🙂
Amazon als amerikanisches Unternehmen übersetzt „Series“ einheitlich mit „Reihe“ und hilft da auch nicht weiter. Doof. Die Diskussion scheint also eher Nerd-Status „Fortgeschritten“ zu sein.

Gleichwohl besteht durchaus das Bedürfnis, zwischen den ungleichen Brüdern eine Unterscheidung vorzunehmen. Surft man durch die verschiedenen Buchblogs scheint eine Mehrheit mit folgender Definition gut leben zu können:

  • Buchreihe: von einander unabhängig zu lesende Bücher
    Thematisch miteinander verbundene, aber in sich abgeschlossene und auch für sich allein verständliche Bücher.
  • Buchserie: aufeinander aufbauende Bücher
    Bücher, die in einer bestimmten Reihenfolge gelesen werden müssen, um verständlich zu sein. So wie man beim Briefmarkensammeln auch von einer Serie spricht, wenn man zueinanderpassende Marken vollständig und in lückenloser Abfolge hat.

Merksatz: Die Reihe ist das Freie  🙂

Reihe oder Serie ausführlich:

Reihenweise Geschichten:

Reihen findet man tatsächlich sehr häufig in bestimmten Genres, bei Crime, Fantasy und seit einigen Jahren auch bei Romance, speziell bei New Adult-Romanen. Das bietet sich auch an, wenn die Leser einen Ermittler mochten, noch von seinen weiteren Fällen zu berichten, oder eben aus einer Fantasy-Welt, in der sich der Autor und die Leser endlich häuslich eingerichtet haben. Oder auch von den Liebeswirren der anderen Figuren einer Clique, die uns im ersten Roman ans Herz gewachsen ist.

Beispiele:

  • Krimi: Agatha Cristies Miss Marple-Romane
  • Thriller: Dan Browns Robert Langdon-Romane
  • History: Peter Tremaynes Sister Fidelma-Romane oder John Maddox Roberts SPQR-Reihe (wobei beides Kriminalfälle in einem historischen Set – frühes Mittelalter oder Rom grob zur Zeit von Cäsar – sind)
  • Fantasy: Terry Pratchetts Scheibenweltromane oder Marion Zimmer Bradleys Darkover-Zyklus oder eben neueren Datums die Vampire Guides von Kay Noa.
  • Romance: Lucinda Rileys „Die sieben Schwestern“ oder neueren Datums Poppy J. Andersons Titans-Reihe, ebenso wie von Allie Kinsley die Fire and Ice-Reihe.

Es ist oft so, dass trotzdem die Einhaltung der Reihenfolge hilfreich ist, weil man Feinheiten, Anspielungen und „Insider“-Witze besser versteht, aber es ist grundsätzlich ohne Schwierigkeiten möglich, mit dem zweiten Buch anzufangen und dann erst das erste zu lesen.

Geschichten in Serie:

Bei Serien sollte man nach Möglichkeit die Bücher in der richtigen Reihenfolge lesen, da die einzelnen Bücher mehr oder minder stark aufeinander aufbauen und vom Leser eine gewisse „Vorbildung“ erwarten. Oft wird der Leser durch Cliffhanger und andere dramaturgische Kniffe von sadistischen (oder geschäftstüchtigen) Autoren förmlich gezwungen, der Serie treu zu bleiben und auch im nächsten Buch weiterzulesen.

Ein Indiz für das Vorliegen einer Serie sind prominent platzierte Nummerierungen im Titel.

Beispiele:

  • Fantasy: Peter Lawheads Artus-Zyklus, George R.R. Martins Song of Ice and Fire
  • History: Diana Gabaldons Highlander-Saga
  • Science Fiction: Douglas Adams Hitchhiker’s Guides
  • Romance: Jojo Mojos Trilogie um Lou
  • Crime: Die Whitehall Shadows Serie von Lilly Labord und Kay Noa

Reihe oder Serie? Im Einzelfall schwierig

Ein berühmtes Beispiel ist J.K. Rowlings Harry Potter. Bei Harry Potter ezählt jeder Band von einem Schuljahr. Man kann das also auch in falscher Reihenfolge lesen, weil jedes Buch alleine funktioniert. Allerdings verliert man dann soviel an Rahmenhandlung und Details, dass wir persönlich aus dem Bauch heraus finden, Harry sollte vom ersten bis zum letzten Hogwarts-Jahr in der richtigen dramaturgischen Reihenfolge begleitet werden. Streng genommen, kann man die Bücher aber auch als Reihe behandeln.

Und was sind Prequels und Sequels?

Autoren sind kreativ. Das ist prinzipiell gut und durchaus gewünscht. Leider gehört dazu oft ein gewisses Chaos, nennen wir es kreatives Chaos. Das hat zur Folge, dass die dramaturgische Reihenfolge nicht unbedingt auch die chronologische ist. Das heißt, ein Autor hüpft schon mal in der Erzählzeit zurück, oder auch nach vorne. Das hat zur Folge, dass die Reihenfolge der Ereignisse im Leben des Protagonisten (dramaturgisch) nicht unbedingt auch die Reihenfolge ist, in der die Geschichte geschrieben und veröffentlicht wurde (chronologische).

Wenn man jetzt ein Hauptwerk, egal ob Einzelband oder Serie, um einen Zusatz erweitert, der nicht unbedingt zur Geschichte gehört, aber in dramaturgischen Zusammenhang damit steht, spricht man entweder von einem „Prequel“, das die Vorgeschichte erzählt, oder von einem „Sequel“, das erzählt, wie es weitergeht.

Thomas Harris hat zu seinen berühmten Hannibal Lector-Büchern (die für sich eine Reihe sind, da sie unabhängig voneinander gelesen werden können) noch ein Prequel geschrieben, indem er die Geschichte erzählt, deretwegen „Hannibal the Canibal“ in das Hochsicherheitsgefängnis kam, in der man ihn in den Hauptbänden antrifft.

Ein Sequel ist zum Beispiel Tad Williams Hexenholzkrone, die viele Jahre nach den Ereignissen seiner berühmten Tetralogie (Serie) im Kampf um den Drachenbeinthron spielt und übrigens auf der Skoutz-Midlist Fantasy 2018 steht.

Und dann gibt es noch den Spin-off, Bücher, bei denen plötzlich Nebenfiguren eine eigene Geschichte bekommen. So zum Beispiel bei Diana Gabaldons Highlander-Saga die Geschichte von Lord John, die sich inzwischen auch schon zu einer mehrbändigen Serie auswächst.

Bonuswissen: Alternativen zu Reihe oder Serie (“Klugscheißmodus”)

Als wenn das noch nicht genug wäre, gibt es dann noch mehrteilige Werke. Geschichten, die zwar eigentlich nur eine sind, aber aus drucktechnischen Gründen auf mehrere Bücher verteilt werden müssen.Man erkennt sie daran, dass sie in der Regel prominent „Teil 1“, „Part 1“ oder „1. Halbband/Teilband“ im Titel oder auf dem Cover tragen.
Das berühmteste Beispiel ist der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien. Dieses Werk ist nämlich gerade keine Trilogie, sondern wurde lediglich aufgrund seines Umfangs auf mehrere Bücher verteilt. Wenn man im Zusammenhang von Mittelerde von einer Reihe sprechen wollte, müsste man das Simarillion und den Herrn der Ringe zusammenfassen, nicht aber die 3 Bände des Herrn der Ringe selbst.
Und was ist dann schon wieder ein mehrbändiges Werk? Das ist die absolut allgemein gehaltenste Formulierung, für alle, denen diese Unterscheidung zu doof oder zu kompliziert ist. Man kann auch bei einem einzelnen Buch von „Band“ sprechen (Wie viele Bände hast du in deiner Bibliothek?“). Wenn man von mehrbändigen Werken spricht, hält man sich also alles offen. 🙂

 

2 Comments

  • Mia caron

    Sorry, aber die Virginia Fox Smokey Mountain „Serie“ behandelt in jedem Buch ein anderes Paar und kann unabhängig voneinander gelesen werden.
    Anders als z. B. Anna Todd und ihre „After-Reihe“. Genauso werden die Bücher vom Verlag vermarktet, als Reihe, obwohl die Trilogie aufeinander aufbaut. Offenbar stimmt da einiges nicht in deiner Definition. Ich würde nach meinem Gefühl auch danach gehen, aber wenn Verlage und Autoren anders firmieren, scheint es ja keine allgemeingültige Definition zu geben.
    Sehr schade, ich wüsste gern, woran ich bin.

    • Kay

      Mia, doch die Definition ist schon richtig. Wir können hier nur sagen, wie es der Buchhandel und die Bibliotheken bei ihrer Einordnung machen und wie wir bei Skoutz das deshalb auch handhaben.
      Es ist ja oft so, dass zB eine Rezension eine literarische Gattung ist und eine umfassende Analyse des Werks selbstverständlich auch mit Spoilern verlangt, aber werbemäßig das nicht so genau genommen wird. Das ist aber dann das Problem der Autoren/Verlage. Ob sie es nicht besser wissen oder es ihnen egal ist, bleibt ein Geheimnis.

      Sicherlich ein Grund für die Verwirrung mag sein, dass im Denglisch-Schwurbel vieler Marketing-Slogans, das englische „Series“ mit den deutschen „Serien“ vermischt wird.

      Wir haben versucht, mit unseren Mitteln bei der Verwirrung aufzuklären. Mehr können wir nicht tun. Aber es freut uns, wenn wir damit auch dein Gefühl getroffen haben.

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