Zu Besuch bei Torsten Sohrman von Buchgewand

Heute bin ich unterwegs, um mich mit Torsten Sohrmann von Buchgewand über seine Arbeit als Grafiker und Cover-Designer zu unterhalten. Sehr erfolgreiche Arbeit übrigens, denn Torsten ist mit einem seiner Cover auf der Shortlist für den Cover-Skoutz 2018 gelandet.

Als bekennender Cover-Lover bin ich besonders neugierig, was er so alles zu erzählen hat. Aber lest selbst:

zu Besuch bei Torsten Sohrmann, der aus Büchern echte Eyecatcher macht …

Woher nimmst du deine Ideen für deine Buchcover?

Für die Ideen meiner Cover zapf ich Tonnen von Gedankenschmalz an. 😉

Gleich Tonnen??? Und wie geht es dann weiter?

Zur Inspiration nutze ich gern Filme oder höre Musik. Zum Großteil entwickeln sich die Ideen aber auch einfach bei der Bildrecherche für einen Auftrag oder teilweise natürlich im direkten Austausch mit dem Kunden.

Kann ich mir gut vorstellen. Und was ist das Besondere an deinem Job?

Das Schönste an meiner Arbeit ist, immer aus dem Nichts etwas Neues zu kreieren. Jeder Auftrag ist anders; hat seine Herausforderungen und bietet deshalb eine schöne Abwechslung.

Muss ein Cover-Designer ein Buchmensch sein?

Ich interessiere mich natürlich für den Inhalt der Bücher und lese sie teilweise auch – alle zu lesen schaffe ich leider nicht, dafür fehlt mir aktuell die Zeit.

Das denke ich mir …

Dennoch wird ja aus dem Exposé, dem Klappentext oder der Leseprobe ersichtlich, um was es geht, und manchmal lese ich dann auch das ein oder andere Kapitel, um mich besser hineinzuversetzen und eine Bindung aufzubauen.

 

Ich bin ehrlicherweise jedoch selber nicht der größte Buchmensch – ich freu mich dann doch eher über Hörbücher, welche man beim Autofahren oder auf dem Weg in die Stadt „einfacher“ konsumieren kann.

 

Wann ist der richtige Zeitpunkt, über ein Cover zu sprechen?

Ein richtig oder falsch gibt es für mich hier nicht.

Sondern?

Es gibt Autoren, die können erst losschreiben, wenn ein Cover steht und es gibt Autoren, die haben ein fertiges Buch und kommen dann zu mir.

Also entscheidest du von Fall zu Fall …

Für mich ist einfach wichtig, dass der Autor/die Autorin weiß, was sie sich vorstellt. Ich persönlich finde es natürlich besser, wenn der grobe Aufbau steht und ich dann die notwendigen Infos bekomme.

Kann ich mir vorstellen. Welche Tücken lauern, wenn man das Cover zuerst erstellt?

Wenn ich direkt am Anfang ein Cover erstelle, kann sich im Schreibprozess, Lektorat usw. noch einiges ändern, sodass dies ggf. später auch im Cover angepasst werden muss. Das macht sich natürlich dann im Preis bemerkbar, grundsätzlich bin ich da aber für alle Varianten offen – der Autor/die Autorin muss für sich selbst entscheiden, was für ihn/sie der richtige Zeitpunkt ist.

 

Was wünschst du dir vom Autor “deiner” Cover-Bücher?

An erster Stelle steht für mich ein umfassendes Briefing, wo klar hervorgeht, welches Genre das Buch hat, wer die Protagonisten sind, wo das Buch spielt, welche wichtigen Elemente im Buch vorkommen und was sich der Autor/die Autorin für sein/ihr Cover wünscht.

Ein grober Umriss der Geschichte also …

Optimal ist es, wenn ein Klappentext oder ein Exposé vorhanden ist. So kann ich mir einen groben Überblick verschaffen, Ideen spinnen und gut arbeiten.

Und der Kontakt mit dem Autoren oder der Autorin? Wie werden sie in den Kreativprozess einbezogen?

Ich wünsche mir vom Autor/der Autorin, dass er/sie offen für meine Anmerkungen ist. Damit mein ich nicht, dass ich deren bestehende Vorstellungen zum Cover über den Haufen werfen will, jedoch tut es ganz gut, eine Meinung zu hören, die einem vielleicht sagt, dass es an manchen Stellen Potenzial für Verbesserungen geben würde.

Gemeinsam zum Wunschergebnis …

Ich bin dankbar, wenn diese angenommen oder diskutiert werden und keine „ICH-WILL-DAS-JETZT-ABER-EXAKT-SO-MACH-DAS-GEFÄLLIGST-Mentalität“ vorherrscht. Klar, bin ich in erster Linie Dienstleister, aber dennoch habe ich eine gewisse Verantwortung der/dem Autorin/Autor gegenüber und möchte meinen Kopf auch zum mitdenken nutzen. 🙂

 

Hast du sowas wie ein Markenzeichen?

Ich denke, mich zeichnet aus, dass ich besonders wandelbar bin bzw. der Stil meiner Arbeiten.

Wie äußerst sich das genau?

Ich gehe individuell auf den Wunsch der Autoren ein und versuche, mich immer bestmöglich in die Lage der Leser zu versetzen. Meine Arbeiten sind gezeichnet von der Liebe zum Detail, umfassenden Composings und spannenden Kompositionen.

Das klingt gut. Gibt es vielleicht einen gewissen Stil oder so etwas, den man typischerweise mit dir verbindet?

Kennen wird man mich vermutlich durch Cover, welche ich im Watercolor-Stil erstelle – ich würde dies jedoch nicht als Markenzeichen betiteln, da das ein gängiger Stil ist. Ich würde lediglich sagen, dass mir dieser gut von der Hand geht.

 

Worauf bist/wärst du als Cover-Designer besonders stolz?

Jeder Coverdesigner freut sich natürlich über Awards, Buch-Platzierungen und Co. Natürlich will man, dass der Autor/die Autorin mit dem Buch erfolgreich ist und er/sie seine/ihre Leser glücklich macht.

Und was ist dir besonders wichtig?

Besonders freu ich mich aber, wenn ich das tolle Feedback der Leser einfangen kann, Autorinnen von „Schockverliebtheit“ sprechen, oder dann doch das ein oder andere Buch in den Bestsellerlisten landet.

Stolz bin ich auf alles, was ich bisher erreicht habe und dankbar für jedes „Buchbaby“ und das Vertrauen der Autoren, welches in meine Hände gelegt wird.

 

Was ist für dich das ideale Cover?

Schwierige Frage …

Danke 🙂 

Ideal wäre, wenn der potenzielle Käufer es in die Hand nimmt, der Onlineshop-Kunde es direkt in den Warenkorb legt und es in den Köpfen der Leser bleibt.

Das hört sich wirklich nach einem perfekten Cover an. Könntest du mir ein wenig mehr Details verraten?

Wichtig ist für mich dafür ein prägnanter Aufbau mit klarer Gliederung der Titelelemente, guter Lesbarkeit der Typografie, welche schnell zu erfassen sein sollte, und eine harmonische Bildkomposition, welche das Cover zu einer Einheit wachsen lässt.

 

Worin besteht für dich der Unterschied zwischen einem Premade und einem Auftragscover?

Premade-Cover sind natürlich besonders gut geeignet für Autoren mit kleinerem Geldbeutel bzw. Autoren, die vielleicht gerade am Anfang ihrer Autorenkarriere stehen und die Ausgaben vor dem Release so klein wie möglich halten wollen.

Sieht man dabei Unterschiede?

Generell sieht man bei meinen Covern keinen Unterschied, ob es sich um ein Premade oder eine Auftragsarbeit handelt – die beiden unterscheiden sich ja auch meistens lediglich in ihrer Komplexität oder Anzahl der verwendeten Grafiken. Das heißt jedoch nicht, dass bei einem Premade-Cover unsauberer gearbeitet, grober freigestellt oder mit weniger Liebe gearbeitet wird – ich habe einen hohen Anspruch an meine Cover, egal ob Premade oder Auftragscover und möchte natürlich auch, dass sich das in den Covern widerspiegelt.

Kann ich gut verstehen …

Manchmal habe ich Ideen im Kopf, die ich grafisch gern ausleben möchte. Diese verwandle ich dann in Premade-Cover, die zum kleinen Preis angeboten werden – je nachdem, wie viele Bildkäufe enthalten sind oder wie groß der Aufwand ist für 69–89 € zzgl. MwSt.

 

Wie beeinflusst ein Cover sein Buch?

Definitiv. Das Cover ist das, was ich als Erstes bei einem Buch sehe. Wenn mir das Cover nicht zusagt, lege ich das Buch wieder weg und komme nicht mal in den Genuss, den Klappentext oder überhaupt den Inhalt zu lesen, welcher mich vielleicht umgestimmt hätte.

Als bekennendes Cover-Victim stimme ich dir da voll und ganz zu …

Ich denke also schon, dass das Cover das Buch beeinflusst, im Optimalfall natürlich immer positiv. Ich bin jemand, der sehr optisch veranlagt ist, vielleicht auch berufsbedingt.

*lach* Sehr gut möglich …

Andersrum kann es aber natürlich auch sein, dass der Inhalt deutlich „besser“ ist und das Cover einfach nicht den Inhalt widerspiegelt, keine Emotionen weckt oder einfach unpassend ist. In dem Fall würde man das Buch weglegen und so auf den spannenden Inhalt verzichten. Hier macht es natürlich Sinn, das Cover nach einer Veröffentlichung neu zu gestalten bzw. zu überarbeiten. Natürlich sollte man hierbei natürlich auch auf das Feedback des Lesers eingehen und wenn dieses überwiegend negativ ausfällt, hat der Designer natürlich etwas falsch gemacht.

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Interview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Tust du gern das, was du tust?

Das merkt man. Vielen Dank, lieber Torsten, dass du dir die Zeit genommen hast, mich zu treffen und mir meine Fragen zu beantworten. Es war sehr spannend und ich drücke dir mit deinem wundervollen Cover für den weiteren Wettbewerb die Daumen.

 

Mehr über Torsten Sohrmann und seine Arbeit findet ihr auf:

 

 

Hinweis:

Hier übrigens das Cover, das unsere Leser und die Jury in die Top 3 gewählt haben und für das ab September wieder abgestimmt werden darf.

Ihr seid neugierig auf das Buch geworden? Dann schaut doch in unsere Buchvorstellung mal rein. (weiterlesen)

 

 

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