Zu Besuch bei Stefan Cornelissen
Heute sind der Skoutz-Kauz und Ela zu Besuch bei einem Autor, den wir bisher noch nicht kannten. Doch nachdem unsere Chef-Redakteurin Kay Noa aus einer Vielzahl von tollen Büchern unter anderem das Debüt von Stefan Cornelissen, Die Volontärin, in ihre Midlist Crime 2022, gewählt hat, ist es doch Ehrensache, das zu ändern und ihm ein paar Fragen zu stellen.
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Zu Besuch bei Stefan Cornelissen – der sich um offene Augen und Ohren bemüht
Hallo Stefan, der Skoutz-Kauz und ich freuen uns, dass wir bei dir sein dürfen und auch, dass dein Debüt doch gleich auf Anhieb in die Midlist Crime geschafft hat. Respekt! Aber jetzt wollen wir natürlich ein bisschen was vom Menschen hinter dem Buch erfahren …
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Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …?
Ein Kaninchen – bei uns leben zwei im Garten – meine Tochter wäre traurig, wenn ich etwas anderes sagen würde.
Oh wie süß! Ja, sein Kind sollte man auch wirklich nicht enttäuschen. Mit so etwas macht man die Kleinen glücklich, wo wir auch schon bei der nächsten Frage wären.
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Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?
Kleine Überraschungen – ein unerwarteter Besuch, eine Fahrt an die Nordsee, von der ich nichts wusste, ein Telefonat mit einem Freund, den ich schon lange nicht mehr gesprochen habe oder ein Zeitfenster, das sich öffnet, um laufen oder Rad fahren zu gehen
Hey, dann sind wir ja genau richtig gekommen, so als Überraschung *lach*. Aber lass uns auch mal über große Wünsche reden.
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Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?
Im Moment wünsche ich mir am meisten, dass dieser unglaubliche Krieg in Europa ein Ende findet.
Oh ja, das wünschen wir uns wohl alle, doch so wie es aussieht, ist das ein sehr frommer Wunsch und solange diese Person nicht einlenkt bzw. auch bereit ist, einzulenken, wird das wohl so schnell leider nichts werden.
Mein Beitrag: schonender mit Ressourcen umgehen – u.a. Öl, Gas, Strom, etc.
Das ist vermutlich das Einzige, was wir im Moment tun können. Mit Blick auf den Krieg und für die Welt.
Doch lass uns von schönen Dingen reden, nämlich von Büchern.
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Welches Buch hat dich am meisten geprägt?
Paulo Coelho – Der Alchemist
Oh ja, was für ein tolles Buch*, das viele Menschen unserer Zeit sehr berührt hat. Lass uns doch noch kurz bei deinem Bücherregal bleiben und schauen, was da noch für Schätze stehen.
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Welcher Klassiker liegt allen Vorsätzen zum Trotz immer noch auf deinem SuB?
Erich Maria Remarque – „Im Westen nichts Neues*“ liegt immer noch auf dem Stapel, der unbedingt gelesen werden muss.
Puh … irgendwie könnte ich das im Augenblick nicht lesen. Der Erste Weltkrieg rückt gerade so verdammt nah an den Dritten. Nicht nur wegen der Kämpfe, auch wegen der ganzen Rahmenbedingungen. Wie die Stimmung in einzelnen Ländern umschwenkt, wie mächtig wirklich furchtbare Menschen plötzlich werden …
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Und welches Buch hätte deiner Meinung nach deutlich mehr Leser verdient und warum?
„Der Zopf“* von Laetitia Colombani ist eines der kraftvollsten Bücher, die ich in den letzten Jahren gelesen haben und verdient noch mehr Leser.
Wow, ein Buch das einem Hoffnung macht. Hoffnung auf die Sehnsucht nach Freiheit. Kay hat das Buch auch schon gelesen und mir empfohlen. Leider bin ich noch nicht dazu gekommen. Aber ich glaube, ich sortiere meinen SuB mal um.
Vielen Dank für den tollen Tipp.
Wechseln wir doch von der Bibliothek ins Schreibzimmer …
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Themen finden ist oft einfacher als aus den vielen Ideen, die richtige Auswahl zu treffen. Wie entscheidest du, welches Projekt du als nächstes verwirklichst?
Meist halte ich im Alltag Augen und Ohren offen.
Na das sollte man ja auch, sonst stolpert man noch *lach*. Aber wie macht das ein Autor?
In der Stadt, Gespräche mit Freunden, beim Joggen im Park, Ideen liegen überall. Ich schreibe sie mir in dann in mein digitales Notizbuch, sonst sind sie verloren.
Oh weh, da muss man in deinem Beisein wohl vorsichtig sein, was man macht oder sagt *lol*. Und wie kommt man dann als Idee vom Notizbuch in eine eigene Datei?
Habe ich eine Projektliste von drei, vier potenziellen Ideen herausgearbeitet, werden diese „leserzentriert“ bewertet. Ich lasse von 30-50 Leserinnen und Lesern bewerten, welche Ideen ihnen am besten gefallen.
Wow, so viele Fans die dir helfen, Wahnsinn, gerade bei einem Debüt-Autor. Das nenne ich mal effiziente Basis-Arbeit.
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Wo stehst du beim Schreiben einer Szene? Bist du eher der aufmerksame Beobachter und Dirigent oder mittendrin in allen Höhen und Tiefen mit Blut, Schweiß und Tränen?
Meist bin ich der Dirigent, der von außen alle Perspektiven und Ereignisse im Blick hat. Ein aufmerksamer Beobachter, der das ganze System einer Szene aufmerksam studiert.
Ah, also genau so, wie du deine Themen sammelst, nur das du sie dann eben aufschreibst und das Geschick deiner Protagonisten in die gewünschte Richtung lenkst. Das sind viele Kollegen deutlich liberaler.
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Welche Szenen fallen dir beim Schreiben am schwersten und wie meisterst du sie trotzdem?
Jede Szene hat ihre Herausforderung. Ob am Anfang beim auflösenden Ereignis oder bei einem großen Wendepunkt.
Ja. Lilly Labord sagte mir mal, die schwierigste Szene sei immer die nächste.
Da ich meine Bücher im Vorfeld sehr strukturiert „plotte“, entstehen nur selten Szenen oder Änderungen, die sich spontan ergeben.
Also Augen zu und durch. Oder vielmehr weiter nach Plan! Hat Vorteile. Aber gerade wenn man so planvoll schreibt, wo liegt dein Fokus? Oder vielmehr …
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Was ist dir beim Schreiben deiner Geschichten am wichtigsten, worauf achtest du besonders?
Emotionen, Charaktere, mit denen man mitfühlen kann, unvorhersehbare Überraschungen, das Spielen mit Hinweisen und Stereotypen.
Also all das, was ich als Leser so liebe. Perfekt.
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Es heißt, jeder Künstler muss auch ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?
Ich würde es „positiv bekloppt“ nennen.
*lach* oder so. Wir sagen so oft „Wahnsinn“ zu Sachen oder Situationen, über die wir uns freuen, dass ich es unfair fände, Wahnsinn jetzt auf eine mögliche auch negative Bedeutung zu reduzieren.
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Beschreibe dein aktuelles Buch in 3 Sätzen
Eine junge Radio-Journalistin stellt morgens vor Sendebeginn fest, dass ihr Kollege spurlos verschwunden ist. In größter Sorge macht sie sich auf die Suche und findet heraus, dass er über ein innovatives Unternehmen für Flugtaxis recherchiert hat, das in ein brisantes Netz aus Korruption und Intrigen verwickelt zu sein scheint. Als sie tiefer recherchiert, findet sie nicht nur heraus, was mit ihrem Kollegen passiert ist, sondern bringt ihr eigenes Leben in Gefahr.
Ja, mit diesem Buch hast du Kays buchbesessenes Herz erobert. Ich bin mehr als gespannt, wie weit es noch kommt. Da ist irgendwie alles drin, was heute bewegt.
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Was würdest du noch gerne lernen und wozu?
Sprachen, um lokale Kulturen besser kennenzulernen.
Ja, Sprachen … Ich würde auch gerne mehr Sprachen sprechen und verstehen können. Ich beneide da ab und an meinen Hund. Egal, wo wir im Ausland unterwegs sind – er kann sich überall verständigen, liest die lokale Baumzeitung mit demselben Interesse wie Zuhause. Das hat schon was.
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Welcher Moment im Leben hat die besonders geprägt?
Meine journalistische Ausbildung, meine Frau und meine Tochter.
Das klingt auch nach drei Meilensteinen, würde ich sagen.
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Nun geht ein schöner Nachmittag schon langsam dem Ende entgegen und wir kommen in die Schlussrunde.
Was sollen deine letzten Worte sein?
Darüber mache ich mir Gedanken, der der Zeitpunkt naht.
*daumenhoch*
Und mit welchen Worten soll dieses Interview enden?
…das hat Spaß gemacht!“
Uns hat es auch wahnsinnig viel Spaß gemacht, mit dir hier zu sitzen und zu plauschen. Wir sagen Dankeschön und hoffen auf ein Wiedersehen, bald. Lass uns bitte immer wissen, wenn es neue Bücher von dir gibt!
Mehr über Stefan Cornelissen:
Hinweis
In diesem Jahr hat die Longlist Crime die 500-Titel-Marke geknackt und Jurorin Kay Noa hatte es echt nicht leicht, ihre Midlist Crime zusammenzustellen. Umso schmeichelhafter ist es, dass Stefan Cornelissens Debüt „Die Volontärin“ dort steht.
Die Thematik dieses im August 2021 vom Autor selbst verlegten Thrillers ist brandaktuell und die Protagonistin bewegt sich erfreulich außerhalb des Mainstreams.Diese Mischung aus Dortmund als Industriestadt einerseits und High Tech- Thriller andererseits funktioniert hervorragend. Hier hat das Setting wirklich eine Protagonistenrolle. Und es ist verdammt gut besetzt!
Wir haben hierzu nach der Lektüre schon eine Buchvorstellung geschrieben.
Wer das Buch schon kennt, kann (und soll!) es bei uns natürlich auch bewerten, damit unsere Buchsuche weiter wächst.
Mit der Skoutz-Buchfieberkurve bewertet ihr mit fünf einfachen Klicks ein Buch anhand von fünf Kriterien statt fünf Sternen. So seht ihr auf einen Blick, wie das Buch wirklich ist. So schön kann Bücher suchen sein. Natürlich gibt es dort auch noch andere Bücher, Rezensionen und vieles mehr.