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zu Besuch bei Johanna Benden

 

Ich habe mich mal wieder aufgemacht und bin in den Norden der Republik gefahren, um mich mit Fantasy-Autorin Johanna Benden zu unterhalten. Neugierig, wer uns da am Sonntag, den 18.3.18 von 10.30 Uhr – 12.00 Uhr am Skoutz-Stand besucht, hab ich mich mit vielen Fragen und etwas Leckerem auf den Weg gemacht, um die Autorin der Nebelsphäre-Reihe vorab schon einmal kennenzulernen.

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Zu Besuch bei Johanna Benden, die ihre Leser in fremde Sphären entführt …

Beschreibe dich in einem Wort!

Nerd.

Ich gebe zu, ich hab mit vielem gerechnet, nur nicht damit 🙂

 

Strukturierter Planschreiber, Bandenmitglied oder kreativer Chaot – was ist dein Schreib-Erfolgs-Konzept?

Ganz klar: ich brauche andere Menschen als Sparringspartner!

Ich dachte, du schreibst 🙂 Das klingt eher nach Kampf …

Am Anfang eines jeden Romans steht bei mir ein Gefühl. Um dieses Gefühl herum baue ich die Geschichte. Die ersten Plotbausteine gären eine Weile in meinem Kopf und Bauch – meist während ich den Roman davor schreibe. Diesen Teil mache ich mit mir selbst ab. Doch irgendwann schnappe ich mir meinen Mann Maik und wir gehen Essen.

Hast du ein Lieblingsgericht, bei dem du deinem Mann deine neuen Pläne am liebsten erklärst?

Zwischen Salat und Steak präsentiere ich ihm meine Ideen. Wir diskutieren dann mehrere Stunden und wenn die Rechnung kommt, ist mir schon vieles klarer.

Mehrere Stunden???? Okay, Salat kann zum Glück nicht kalt werden 🙂

Im nächsten Schritt arbeite ich die Figuren aus: Was treibt sie an, welche Talente und Marotten haben sie, was mögen sie und was nicht? In dieser Phase schaue ich mir gern die Orte an, wo die Geschichte spielen soll und schieße Fotos als Erinnerungsstütze. Selbst dort zu sein, zu schauen, fühlen und riechen verleiht der Geschichte mehr Tiefe.

Die Bilder die du als Autorin vermittelst, werden dadurch natürlich auch lebendiger.

Falls besondere Themen behandelt werden, spreche ich, wenn möglich, mit Experten oder recherchiere im Internet.

Irgendwann habe ich die wichtigsten Zutaten zusammen, so dass es endlich losgehen kann – diesen Tag kann ich kaum abwarten. Jetzt könnte man denken, dass ich nach der Vorbereitung alles nur noch runterschreibe, aber so ist das nicht.

Ich gebe zu, das hätte ich nun auch gedacht.

Beim Schreiben überraschen mich die Figuren häufig und es passieren so viele unvorhersehbare Dinge, dass meine Bücher immer viel länger werden als beabsichtigt. Genau das liebe ich am Schreiben: Die Geschichte ist nicht planbar, sie schreibt sich quasi selbst.

Und was passiert  noch?

Die fertigen Seiten werden dann von meinen lieben Testlesern geprüft und kommentiert. Durch deren Feedback ändert sich noch einmal einiges – ohne die Mädels wäre ich echt aufgeschmissen!

 

Welche Taste ist die am meisten abgenutzte auf deinem PC?

Eindeutig das „J“ – der ehemals erhabene Haltepunkt existiert nicht mehr, so dass ich mir schon Nagelaufkleber auf die Tastatur backen muss, um weiterhin blind schreiben zu können.

Diese Reparaturanleitung hätte ich gerne! Das klingt abenteuerlich-kreativ …

 

Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?

Es gäbe ein Interview mit ungewöhnlichen Fragen (vielleicht sogar mit persönlicher Begegnung bei Kaffee und Kuchen?) und natürlich die Vorstellung meiner Nebelsphäre.

Nenn‘ mich Tinkernbell *lach* Okay, Spaß beiseite …

Besonders gefällt es mir, wenn Leser über meine Bücher sprechen und ich Mäuschen spielen darf. Jeder liest ein Buch durch seinen ganz persönlichen Filter (Erlebnisse, Wissen, Gefühle, eben das, was uns bis heute ausmacht). Wenn mir Fremde berichten, wie sie einen meiner Romane erlebt haben, entdecke ich selbst immer wieder Neues und komme auf Ideen, worauf ich als nächstes meinen Fokus richten könnte.

Eine Art Katalysator für die Fantasie … Es regt die Gedanken an und die Leser können sich dadurch vielleicht auch mit der ein oder anderen Geschichte leichter identifizieren. Das wirkt sich sicher auch positiv auf Rezensionen aus, oder?

Jede Form der Weiterempfehlung hilft Indies wie mir ungemein. Wenn die Leser nichts von meinen Büchern wissen, können sie sich auch nicht dafür begeistern. Darum bin ich für alles, was die Sichtbarkeit erhöht, sehr dankbar. Wenn das dann noch mit einer netten Begegnung bei Kaffee und Kuchen verbunden ist, umso besser ♥ .

 

Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?

Jede Menge. Viele Figuren haben einige meiner Marotten/Hobbys/Vorlieben. Und ich kann nur das schreiben, was ich selbst fühlen kann.

Ohhhh, und wie läuft das mit den Schurken????

Wenn ich einen „Bösewicht“ schreibe, bin ich manchmal selbst überrascht, wie fies ich sein kann 😉 .

Da entdeckt man Seiten an sich … 😉

 

Was ist dein Geheimrezept, um die Muse anzulocken und Schreibblockaden (große und kleine) zu überwinden?

Wichtig für meine Kreativität sind die wöchentlichen Saunabesuche.

Ich hab ja schon einiges gehört, aber damit hast du mich jetzt echt überrascht 🙂 Wie kann ich mir dieses „schöpferische Saunieren“ vorstellen?

Da „schwitze“ ich die Szenen und Dialoge förmlich aus und schreibe in den Ruhepausen eifrig alles in ein Notizbuch. 4 Stunden Sauna liefern mir Stoff für ungefähr eine Woche.

Aber Ideen überfallen mich eigentlich überall (besonders gern, wenn ich allein im Auto sitze). Darum schleppe ich immer ein Notizbuch und einen Stift mit mir herum.

Im Zweifelsfall hilft auch Schokolade. Grins.

Das Universalmittel 😉

 

Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?

Das kann ich zeitlich gar nicht so genau beurteilen.

Warum nicht?

Bislang mache ich alles selbst (mit Unterstützung meiner lieben Testleser). Wenn ein Buch fertig geschrieben ist, brauche ich fürs Überarbeiten, die Korrekturen und das Cover noch einige Wochen. Dazu kommen das Marketing, die Erstellung von Werbeartikeln, Lesungen und natürlich der Kontakt zu meinen Fans, den ich sehr genieße!

Das klingt sehr strukturiert … Wie läuft dein Tag genau ab?

Meistens schreibe ich vormittags, wenn die Kinder in der Schule sind. Der Nachmittag gehört der Familie und am Abend beantworte ich Fanpost oder bereite Posts für Facebook und Instagram vor oder bearbeite meine Homepage.

 

Was macht für dich ein gutes Buch aus?


Ein gutes Buch ist für mich eines, mit dem ich eine gute Zeit habe und etwas für mich persönlich mitnehme.

Ein spezielles Genre?

Ich liebe humorvolle Bücher. Wenn ich lauthals lachen muss, hat der Autor alles richtig gemacht.

Verständlich. Ich mag witzige Bücher auch sehr gerne …

Aber das ist kein Muss. Es gibt auch Geschichten, die nicht lustig sind, mich aber vollkommen gefangen nehmen und mich oder meine Sicht auf das Leben verändern. Davon zehre ich selbst nach dem Lesen noch eine ganze Weile.

Ich kenne dieses Gefühl auch gut. Wenn es einen nach dem Lesen noch bewegt und man irgendwie kein anderes zur Hand nehmen will, da man noch so sehr mit der Story beschäftigt ist …

Es gibt Bücher, die ich nicht weglegen kann. Da freue ich mich schon morgens beim Aufstehen auf die Lesezeit vor dem Zubettgehen. Also lange Rede kurzer Sinn: Ich mag Geschichten, die mich einsaugen und nicht mehr loslassen. Diese Kriterien versuche ich natürlich auch bei meinen eigenen Geschichten umzusetzen.

 

Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?

E-Mails, Facebook, etc. sind schlimm.

Wie viel Zeit man dabei unbemerkt verwendet … 🙂

Aber auch der normale Wahnsinn des Alltags kann mich ablenken: Handwerker (bei mir in den letzten Monaten sehr aktuell), Schule, Kindergarten, das Haus, der Garten, … seufz – es nimmt ja kein Ende.

Und wie kommen dann deine Ideen zu Papier. Die Liste der prokrastinationsfähigen Dinge ist lang …

Deshalb reserviere ich mir in der Regel den Vormittag als Schreibzeit. Da verbiete ich mir dann alles andere, was glücklicherweise ganz gut funktioniert; ist quasi wie zur Arbeit gehen 🙂 .

 

Und wenn du mal den Kopf freibekommen willst, womit beschäftigst du dich dann am Liebsten?

Das tue ich nicht am Liebsten, aber für mal eben hilft es ganz prima: Wäsche aufhängen oder abnehmen.

Ich dachte schon, du hast Hobbys 🙂 *seufz*

Das muss ich ohnehin erledigen und beim Sortieren von Socken und Co. sortieren sich auch meine Gedanken.

Am liebsten schau ich dabei fern, aber vielleicht sollte ich meinen Gedanken auch freien Lauf lassen … *Challenge accepted*

Wenn ich mehr Zeit habe, mag ich Spaziergänge oder ich puzzle im Garten herum.

 

Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?

Aktuell ist das nicht eine Person, sondern vielmehr die Beziehung von Sofie, Jan und Xavosch untereinander.

Das klingt spannend …

Da muss ich selbst erstmal meinen Kopf „weit“ machen, um mit den dreien klarzukommen. (Wie ich bereits andeutete: Ich kann nur schreiben, was ich selbst fühle.) Die drei stellen aktuell alles auf den Kopf; da muss ich raus aus meiner Komfortzone.

Ich kann mir gut vorstellen, dass dich das ganz schön fordert. Hast du schon eine Idee, wie du das schaffen wirst (oder erst mal angehst)?

Meine Oma sagt immer: „Das schüttelt sich zurecht.“ Und so ist es. In solchen Fällen mache ich ganz kleine Schritte, um hinter meinen Figuren hinterherzukommen.

 

Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?

Aktuell plane ich zwei Projekte: einen fantasyfreien Liebesroman, der in Glückstadt spielen wird (der Plot ist fertig und ich scharre schon mit den Hufen um endlich damit loslegen zu können) und eine dritte Reihe aus der Nebelsphäre (hier bin ich noch in der Findungsphase und lerne aktuell die neuen Figuren kennen).

Nachdem, was du uns zum Thema Arbeitsaufwand erzählt hast, wird dich das einige Wochen beschäftigen, aber ich bin neugierig …

 

Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?

Ich musste mal eine Figur sterben lassen.

Das mag ich nur bei Bösewichten … *schmoll*

Die entsprechenden Kapitel zogen sich über Wochen. Am Ende saß ich weinend vor dem Notebook und fühlte mich völlig ausgelaugt, als wäre ich Marathon gelaufen.

Das geht an die Substanz … Was hast du gemacht, um dich wieder aufzuheitern?

Ich zog mich an und machte einen Spaziergang. Die Sonne schien, die Luft war herrlich warm – ein großartiger Tag nach mehreren grauen Wochen.

Am Abend erzählte mir mein Mann, dass das Wetter schon seit 14 Tagen so traumhaft war. Das hatte ich nicht mitbekommen, ich war wie vor den Kopf gestoßen.

14 Tage? Das muss sich wirklich seltsam angefühlt haben … Wenn ich mir vorstelle, … nein, machen wir lieber weiter …

 

Wie definierst du Erfolg?

Ich versuche, nicht so viel auf Rankings und Bestsellerlisten zu schauen. Natürlich ist es großartig, wenn man oben dabei ist, und zugegebenermaßen freue mich wie Bolle, wenn meine Bücher im Ranking steigen. Aber sagt das wirklich etwas für die Qualität eines Buchs aus? Hmm. Ich weiß nicht…

Ich auch nicht, deshalb habe ich ja gefragt 🙂 Aber was ist dir wichtig? Was hilft dir dranzubleiben?

Wirklich glücklich macht mich Leserfeedback. Wenn sich jemand die Mühe macht, mir zu schreiben und zu erzählen, dass er/sie mein Buch nicht weglegen konnte / die Nacht durchlesen musste / in der S-Bahn so laut gelacht hat, dass sich alle nach ihm/ihr umgedreht haben / mehrere Packungen Taschentücher verbraucht hat / die Reihen zum 2./3./4./5. Mal liest – das ist für mich Motivation pur. Manchmal erzählen mir die Leute von ihrem eigenen Schicksal und berichten mir, dass die Nebelsphäre sie für ein paar Tage aus einem Tief herausgeholt hat. Das berührt mich.

Das Gefühl, andere Menschen mit meinen Büchern glücklich zu machen und ihnen eine gute Zeit zu schenken, das ist mein Applaus.

Das hast du jetzt aber wirklich schön gesagt!

 

Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?

Kannst Du vom Schreiben leben?

Darauf würde ich gern mit „Ja“ antworten (nicht mehr lange, dann klappt das auch 😉 ).

Ich wünsche es dir von Herzen.

 

Vielen Dank, liebe Johanna Benden, dass du mir deine Zeit geschenkt und mir all die Fragen beantwortet hast. Ich bin wirklich froh, dass ich mich auf den langen Weg in den hohen Norden gemacht habe, um dich kennenzulernen, und freu mich schon, dich in Leipzig wiederzusehen.

 

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