Wer ist Vero

Vero – Social Media für Buchmenschen?

Wer ist eigentlich Vero?

Nicht nur in der Buchwelt sind im Augenblick alle aufgeregt und diskutieren eifrig über die neue Social Media Plattform, die irgendwie das Beste aus allen Welten in sich vereinen will.

Der Name, der bereits 2015 gelaunchten App, soll Programm sein. “Vero” heißt “wahr” und verspricht wortverspielt “True Social”, was dann auch für die ganz Langsamen noch erklärt wird: “weniger Social Media, mehr Social Life”. Vero funktioniert ähnlich wie ein Mix aus Instagram und Facebook. Ihr könnt auf dieser Plattform, die über eine App angesteuert wird, Fotos und Videos posten, aber auch Musik und Filme teilen. Und eben Bücher. Das macht Vero dann für Buchmenschen so spannend.

Das will der Vero-Frontman Ayman Hariri durch Abkehr von Algorithmen und vorsortierten Inhalten erreichen. Die App soll sich von der Konkurrenz abheben, indem sie sich unabhängig von Datensammeln, Algorithmen und Werbung auf der Website nutzen lässt. So soll alles, was uns zunehmend an Facebook und Instagram nervt, anders sein. Das klingt gut, denn immer mehr haben keine Lust auf Facebook und Co., weil man sich bevormundet fühlt, Werbung nervt, die Reichweiten für unbezahlte Posts massiv einknicken und man nicht nur sehen will, was einen selbst, sondern auch, was andere interessiert.

Was kann Vero?

Keine Werbung

Vero wirbt damit, dass keine klassischen Werbeanzeigen oder “sponsored posts” geschaltet werden und die Inhalte nach Reihenfolge und nicht nach einem vorsortierenden Algorithmus gezeigt werden. So seht ihr nur zeitlich sortiert, was von euren Freunden zuletzt gepostet wurde. Das heißt, man sieht, so man lange genug scrollt, alles, was die Freunde so bewegt.

Freunde und Kontakte

Ein Messenger, wie bei Facebook und Instagram ist bei Vero ebenfalls integriert.

Die persönliche Vero-Welt ist deutlich komfortabler zu gliedern, als z.B. bei Facebook mit den Freundeslisten, denn es wird von vornherein eine feinteiligere Gruppierung zwischen engen Freunden, Freunden, Bekannten und Followern ermöglicht. Damit kann man bequem einstellen, welche Gruppen welchen Post und welche Informationen Freunde vom eigenem Profil sehen können.

Bildsprache und Links

Wie Instagram setzt Vero auf Bild. Hochgeladene Bilder lassen sich mit Filtern bearbeiten.

Reine Textbeiträge sind wie bei Instagram nicht vorgesehen. Aber anders als dort, kann man auch Links, den aktuellen Standort und eben Produktempfehlungen zu Filmen, Serien, Musik und …. tadaaaa …. Büchern teilen. Man kann wie auf Facebook mitteilen, was man gerade macht, plant, empfiehlt (oder eben warnt). Per Klick auf einen Button oder als Kommentar. Das ist schon ziemlich cool, denn die Linklosigkeit bei Instagram nervt z.B. schon sehr. Auch für das Setzen von Links gibt es leicht bedienbare Features.

Ordnung

Die Bereiche sind in feste Kategorien eingeteilt:

  • Fotos/Videos
  • Links
  • Musik
  • Filme/TV
  • Bücher
  • Orte (z. B. Restaurants, Cafés)

Die Posts aus den verschiedenen Kategorien werden dann automatisch in sogenannte Collections sortiert. Dort findet ihr alle geteilten Beiträge von euch und euren Freunden. und könnt, wie in einem Laden, nach verschiedenen Sachen über die Suchfunktion stöbern.

Man kann dann zu einem übergeordneten Thema wie z.B. “Neuerscheinungen” Bilder, Videos und Links zu Blogposts und anderen spannenden Artikeln posten. Passend ergänzt durch Orte und Musik, eventuell kleine Videos, entsteht so eine stimmige Geschichte.

Einen einfachen Textpost kann man leider im Augenblick noch nicht absetzen. Aber man kann:

  • kommentieren
  • liken
  • Beiträge melden
  • Posts verstecken
  • eigene Posts löschen und noch einmal bearbeiten

Die Suche läuft wie bei Twitter mittels Hashtags.

Datensparsamkeit

Zudem wirbt Vero stark damit, dass eure Daten komplett sicher sind, und niemals in irgendeiner Weise weiterverwendet werden. Es gibt auch keinen Algorithmus, der für euch bestimmt, was Ihr sehen sollt, sondern ihr selbst. Ganz wie bei den Anfängen von Facebook und Instagram.

Sonst ist bei Vero nicht viel anders als auf Facebook oder Instagram, es sieht halt moderner aus, und man hat die gleichen Funktionen wie etwa das Teilen von Bildern und das Erstellen eines Status-Updates.

 

Was stört an Vero?

Die Hintermänner

Lassen wir die Gerüchte darüber beiseite, dass der Ober-Vero Hariri auf den zweiten Blick womöglich gar nicht so nett und offen ist, wie er tut. Man wird nicht Milliardär, ohne ein bisschen Bad Boy zu sein und wirklich sympathisch werden Benzo und Zuckerberg zum Beispiel nach Lektüre ihrer Vita einem auch nicht.

Funktion

Serverprobleme sollten nur vorübergehen bestehen. Vero bekommt gerade so viel Aufmerksamkeit, dass es momentan einige Probleme gibt. Zum Beispiel kann man sich aktuell nicht neu registrieren, oder selbst wenn man die App schon hat, kann sie immer wieder abstürzen. Neue Postings sind auch nicht immer möglich. Aktualisierungen dauern und die Suche hakt ein wenig. Mit so einem Andrang hat Vero also vermutlich nicht gerechnet. Aber sie sind dran. Warum das erst jetzt geschieht, wenn die App doch schon 3 Jahre alt ist, bleibt hingegen das Geheimnis der Veronen.

Kosten

Vero ist nicht kostenlos. Irgendwie müssen die ja auch Geld verdienen und wenn Werbeeinnahmen ausfallen, was bleibt? Vero setzt auf Vermittlungsgebühren bei über Vero weitergeleitete Käufer. Und auf Abo-Gebühren. Anders als die üblichen Social Media-Kanäle soll Vero auch für User etwas kosten. Wie viel weiß im Augenblick keiner, aber es geht wohl nur um ein paar Euro. Trotzdem harter Tobak. Ein Lichtblick: Die erste Million User soll lebenslang ein kostenloses Nutzungsrecht haben und auch, wenn wir da inzwsichen drüber sind, sind Neuanmeldungen noch kostenlos.

Datenschutz

Prinzipiell klingt gut, dass Vero aufgrund des Verzichts auf einen Algorithmus unsere Daten nicht braucht. Klar, denn sie sortieren den Content ja nicht. Warum aber wollen sie dann nicht nur Name und E-Mail-Adresse, was ja für die Verfolgung von rechtswidrigen Posts noch irgendwie logisch wäre, sondern auch die Handy-Nummer zur Anmeldung? Auch bleibt bei Lektüre der Datenschutzregeln ein flaues Gefühl. Denn wenn Data-Mining doch so gar nicht stattfinden soll, warum muss man dann hier alle Rechte genauso weitreichend freigeben, wie bei den übllichen Verdächtigen?

Zudem wird in den AGB angegeben, dass die Bildrechte nicht dem Unternehmen gehören und man quasi jegliches Bild ohne Angabe von Quellen posten und bearbeiten kann. Das ist relativ kritisch mit Blick auf Urheber- und Persönlichkeitsrechte.

Wenn man zum Beispiel ein Buchcover mit einer tollen Eule bei Vero entdeckt, klingt das, als dürfe man diese Eule dann auch für eigene Zwecke frei verwenden, indem man das Buchcover entsprechend der Vero-AGB frei verwendet. Leider hat der Verlag das Buchcover nur zur Bewerbung des Buchs freigegeben. Das heißt, der Blogger hätte es auf Vero nicht posten dürfen (da er hier eine erweiterte Verwendung ermöglicht) und der Verwender riskiert, vom Verlag abgemahnt zu werden, weil er sich hätte denken können, dass das Bild so weitreichend nicht frei gegeben wurde. Da ist jedenfalls bei der Weiterverwendung Skepsis angesagt. Man sollte also bei Vero-Bildern so vorsichtig wie bei allen anderen sein und umgekehrt nur posten, was einem selbst gehört.

Auf einigen englischen Seiten ist zu lesen, dass die Urheberrechts-Regelung daher stammt, an sich gut gemeint, die Unsicherheiten in Bezug auf “teilen dürfen” etc. von Online-Bildern zu beseitigen. Dass das so nicht funktioniert, weil häufig die User zwar das Recht zum Teilen, nicht aber zum Verarbeiten haben, macht es schwierig. Da muss man sehen, wie es weitergeht. Vero hat jedenfalls am 28.02.2018 schon angekündigt, hier nachzubessern.

Die Server stehen in UK. Das heißt, dass man nach dem Brexit außerhalb der EU ist. Ob man den Briten für sich zutraut, Recht und Ordnung aufrechtzuerhalten oder ob man meint, die Rechtsstandards, die der EWR, in dem sie ja bleiben, genügen – das muss jeder selbst entscheiden.

Nervig ist auch, dass reine Textposts nicht vorgesehen sind. Aber so lautstark wie das bemängelt wird, gehen wir davon auss, dass sich das ändern könnte.

Die Option für das Löschen des Accounts ist etwas versteckt im Support. Dazu muss man zum eigenen Profil gehen, eines der Fragezeichen anklicken und beim Dropdown-Menü „who might you want to contact?“ die Option „erase my record“ wählen. Erschließt sich nicht unbedingt im ersten Anlauf. 🙂

Aber auch wenn nicht alles Gold ist, das glänzt, so muss man klar sagen, dass es zumindest nicht schlechter/schurkischer als Facebook, Instagram oder Twitter ist und von daher bereits das Versprechen, mal wieder spannende Inhalte zu sehen, durchaus verlockend ist.

Woher kommt der Hype?

Keine Vorsortierung, keine Werbung? Ein Gedanke, den nun einige Instagram Influencer aufgegriffen haben – und aus welchen Motiven auch immer – höchst medienwirksam ihre Abkehr von Instagram & Co. verkündet haben, um zu Vero zu wechseln.

Ein großer Vorteil für Influencer ist, dass der lästige Algorithmus wegbleibt. In letzter Zeit wurde allerorts so intensiv an den Dingern geschraubt, dass viele User – nicht nur Influencer – gemerkt haben, dass ihre Posts immer weniger Leute erreichen. Das ist aber nicht der Sinn von Social Media.

Influencer sind die Leute, die euch sagen, was für ein Produkt ihr kaufen sollt. Und wenn es gute Influencer sind, macht ihr das auch. Bei Büchern sind das z.B. die großen Blogs, auch wenn das natürlich gemessen an Mode und Beauty nur Peanuts sind. Diese Leute bekommen Geld (oder andere Vergünstigungen) für ihre Empfehlungen. Da ist es doof, wenn die nicht mehr gesehen werden, weil Facebook dieses Geld lieber selbst über „sponsored posts“ einstreicht.

Wenn das aber bei Vero nicht geht, bleibt den Unternehmen gar nichts anderes übrig, als die Influencer zu buchen. Und darum empfehlen das die Influencer ihren Followern. Das ist eine gute und sehr logische Erklärung. Vermutlich ist auch Vero nicht dumm und hat einige Influencer für Influencer Marketing bezahlt, damit sie ordentlich Werbung für das neue Netzwerk machen. Und das hat geklappt.

Damit das alles aber überhaupt aufgeht, braucht Vero natürlich viele, viele User. Vero muss zu einem so angesagten sozialen Netzwerk werden, wie Facebook, Instagram und Snapchat. Nur dann haben auch die Influencer die Möglichkeit, auf Vero Produktplatzierung zu betreiben und damit Geld zu verdienen.

Konkurrenz für Facebook und Instagram?

Wir sind gespannt, wie sich die neue Plattform entwickelt. Da waren ja schon einige Plattformen dran und wenn sie nicht gleich gekauft wurden, wie Instagram oder WhatsApp hat Facebook technische Neuerungen wie z.B. bei Snapchat oder Livevideos schnell für seine eigenen Netzwerke übernommen. Das jedenfalls dürfte bei Vero aufgrund des völlig anderen Businessplans etwas schwieriger werden.

Lohnt sich Vero?

Wenn wir das wüssten, würden wir Lotto spielen, denn dann könnten wir in die Zukunft sehen. Es kommt ja immer mal wieder was ums Eck. Wer nutzt denn aktuell noch Threema oder Ello? Sicherlich ist Vero eine interessante Alternative, die man vielleicht auch nur deshalb unterstützen sollte, damit die etablierten Großen etwas umdenken. Das Interesse scheint groß: die Server sind durch den momentanen Hype völlig überlastet, aber das wird sich bestimmt schon in Kürze regeln.

Hier geht’s direkt zur Vero-Homepage, wo ihr die Apps für euer Smartphone herunterladen könnt!

Vero gibt an, dass das neue Netzwerk nur für die ersten eine Million User umsonst ist. Danach soll es etwas kosten. Wie genau das dann abläuft und wie teuer es werden soll, weiß man noch nicht. Ob das wirklich so stimmt, oder nicht vielleicht nur ein geschickter Schachzug ist, um den aktuellen Run auszulösen, wissen wir natürlich nicht. Solange sich nicht eine kritische Masse mit dem Netzwerk beschäftigt, solange wird es nur für eingeschworene Gemeinschaften interessant sein. Wobei das mit der Buchsuche wirklich Buchmenschen sein könnten. Allerdings berichten abends in den Nachrichten die Moderatoren mit großen Augen vom neuen Vero, und auch die Bild wurde aufmerksam.

Wir sehen uns das an. Skoutz findet ihr auf Vero übrigens als „Skoutz“

Was ist eure Meinung?

 

5 Comments

  • Nicole B.

    Testen werde ich es vermutlich… vielleicht bleibe ich da hängen, vielleicht auch nicht. Auf jeden Fall bin ich nicht abgeneigt bei einer Anwendung die mir gefällt auch mal was zu zahlen. Man kauft soviel Mist oder nutz soviel andere Sachen… ein Kaffee weniger bei Starbucks im Monat, ein Buch weniger im Quartal oder 1 -2 Monate bei KU oder Spotify Premium aussetzen… das könnte ich mir vorstellen um eine tolle Anwendung zu finanzieren.

    • Kay

      Ja, das sehen wir ähnlich – vorausgesetzt der Rest stimmt. Auf jeden Fall ist es eine interessante Alternative.

  • Michael Barth

    Prinzipiell klingt das erstmal nicht schlecht. Werde ich mir auf jeden Fall mal anschauen. Vielleicht sollte man es tatsächlich schon alleine deshalb unterstützen, um FB und Co. ein bisschen wach zu rütteln. Denn die Zustände da, werden immer schlimmer. Also vor allem was die Reichweite betrifft. Ich finde es interessant – hat eine Chance verdient. 🙂

  • Jennifer

    Sehr schön abgewogen!
    Ich habe mich gegen die App entschieden. Ich bin generell misstrauisch, was Datenschutz angeht und möchte auch nicht jeden Hype nur um des Hypes wegen mitmachen. Verweigere mich seit Jahren gegen Facebook und ziehe das auch konsequent durch (Instagramm, Whatsapp). Twitter ist bisher die einzige Social Media-Plattform, die ich nutze und bei der ich mich wohlfühle.
    Ich wäre gespannt, ob ihr einen weiteren Bericht macht, vielleicht in ein paar Wochen bzw. Monaten, wie die App sich entwickelt hat?
    VG Jennifer

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