Skoutz-Wiki: Stilmittel

Das Stilmittel in Kürze

Stilmittel oder auch „rhetorische Figuren“ werden in der Literatur eingesetzt, um die Wirkung eines Textes zu erhöhen. Manchmal auch, um die Kunstfertigkeit des Autors zu beweisen. Sie sprechen dabei in jedem Fall den Leser über die reine Informationsvermittlung auf einer weiteren, z.B. bildhaften, Ebene an.

Darüber hinaus sind sie hervorragend geeignet, um Generationen von Schülern in den Wahnsinn zu treiben, indem diese von ihren Deutschlehrern genötigt werden, einen beliebigen Text buchstabengenau zu sezieren, um möglichst viele Stilmittel zu entdecken. Umgekehrt erlauben sie auch Autoren mit ihrem Wortwitz und ihrer Kreativität anzugeben. 🙂 Dies hat zur Folge, dass die Einstellung zum Einsatz von Stilmitteln bei Buchmenschen häufig etwas zwiespältig ist.

Gleichwohl möchten wir bei Skoutz einen Überblick über Sinn und Unsinn von rhetorischen Figuren in einem Text vermitteln:

 

Das Stilmittel ausführlich betrachtet:

Zweck des Stilmittels

Stilmittel sind prinzipiell sehr nützlich und können mit einer gewissen Berechtigung durchaus als das Salz in der Textsuppe bezeichnet werden. In Maßen dient es der Verbesserung, aber zuviel davon macht einen Text ungenießbar. Dieser Vergleich war übrigens auch gleich ein Stilmittel. Daran erkennt man bereits, dass Stilmittel gut geeignet sind,

  • die Aussagekraft eines Textes zu erhöhen;
  • Texte zu verdichten;
  • Texte unterhaltsamer zu machen.

Letztlich sind Stilmittel nicht nur das Handwerkszeug von Autoren, sondern vereinfacht gesagt von allen Berufen, die mit Worten und Sprache zu tun haben, z.B. in der Politik, im Journalismus oder natürlich auch im Marketing. Letztlich ist auch die Alltagssprache voll von sprichwörtlichen Redensarten und anderen Stilmitteln, mit denen eine bestimmte Aussage, schneller, einfacher, witziger transportiert werden kann. Stilmittel machen einen Text bunter und farbenfroher, sie sind – um gleich noch ein Stilmittel zu bemühen – die Acessoires. Es gibt also keinen Grund, sich vor ihnen zu fürchten. Im Gegenteil, Stilmittel machen richtig eingesetzt richtig Spaß.

Typen von Stilmitteln

Für alle, die sich für Sprache und ihre Wirkung interessieren, ist ein gewisses Grundverständnis vom Umgang mit Stilmitteln Teil des Handwerks. Dazu ist jetzt weniger erforderlich, diese mit der korrekten lateinischen oder griechischen Bezeichnung aufsagen zu können, als vielmehr ein Gespür für deren Einsatz und Wirkung. Im Grunde lassen sich die meisten Stilmittel in vier Gruppen zusammenfassen, wobei es auch – wie fast immer – Überschneidungen gibt:

  • Wortfiguren, bei denen man von dem üblicherweise zu verwendenden Wort abweicht, z.B. bei der Hyperbel (Übertreibung) oder der Metapher.
  • Satzfiguren, bei denen man von dem zu erwartenden Satzbau abweicht, meist um etwas zu betonen, z.B. bei der Anapher.
  • Klangfiguren, die wirklich mit der Sprache und dem Klang des gesprochenen Wortes an sich spielen, z.B. bei der Alliteration (Stabreime)
  • Gedankenfiguren, die den Erzählfluss durchbrechen, z.B. mit rhetorischen Fragen oder Ironie.

 

Liste der Stilmittel

Der Versuch eine umfassende Liste aller Stilmittel aufzuführen, ist unweigerlich zum Scheitern verurteilt, denn dafür ist Sprache selbst viel zu kreativ. Aber es gibt natürlich eine Reihe üblicher Verdächtiger, die deutlich häufiger vorkommen als andere. Wir waren deshalb am Skoutz-Regal und haben einmal geprüft, welche Stilmittel uns besonders häufig über den Weg gelaufen sind. Dies gilt natürlich nur für deutsche Texte. In anderen Sprachen, mit anderen Anforderungen an Grammatik, Satzbau, Wortbildung, wird diese Liste naturgemäß anders ausfallen.

 

Stilmittel Beschreibung Beispiel Wirkung
Alliteration Stabreime – kennzeichnen ist, dass die Worte mit dem selben Anfangsbuchstaben beginnen. „Kunst und Krempel“; „Frisch, fromm, fröhlich, frei.“ Alliterationen sind besonders einprägsam und werden gerne übernommen.
Anapher Wort-Wiederholung am Satzanfang (beziehungsweise auch an Versanfängen oder in Satzteilen) „Zum Golde drängt, am Golde hängt doch alles.“ Bei diesem Stilmittel werden durch die Wiederholung die Worte stark hervogehoben und betont.
Hyperbel Übertreibung. „Ich wäre vor Schreck fast gestorben“, „das machen wir seit tausend Jahren so“, „nur über meine Leiche“ Betonung der Aussage durch die Übertreibung.
Ironie Wenn man etwas anderes meint, als man dem Wortlaut nach vermuten sollte, oftmals sogar das Gegenteil. Im Text mangels Tonfall deutlich schwerer zu erkennen als in der gesprochenen Rede. „Toll! Hast du es endlich geschafft? Da bin ich aber stolz auf dich.“, Oft betonend, ggf. auch verschleiernd, insbesondere wenn dadurch der eigentliche Aussagegehalt auf eine Metaebene verlagert wird.
Klimax Steigerung (meist bei einer Reihung). „Für dich, für uns, für alle!“, „Ich will nicht ein, nicht zwei, sondern viele Kinder haben.“ Eindringlich, insbesondere auf den zuletzt in der Reihe enthaltenen Begriff.
Metapher Verbildlichung von Aussagen oder präziser Verknüpfung der Aussage mit einem (sachfremden) Bild  „Mit dem Fremdgehen hat er mir das Herz gebrochen“, „Da kannst du gleich die Nadel im Heuhaufen suchen“, „Mit dem Spruch hast du den Nagel auf den Kopf getroffen.“, „Das Leben ist kein Ponyhof“ Eine Metapher ist viel leichter zu verstehen als abstrakt zu beschreiben. Ihre einfache Art, durch prägnante Bilder etwas zu veranschaulichen, macht sie so beliebt
Neologismus Wortneuschöpfungen „Schokoholiker“, „Pubertier“, „Brunch“, „Hipster“ Eindringlich, einprägsam. weil hier durch die Kombination bekannter oder aus anderen Sprachen entlehnter Worte eine beschreibende Bezeichnung geschaffen wird.
Personifikation Vermenschlichung einer Sache. Ein Tier, ein Gegenstand oder ähnliches handelt wie ein Mensch oder weist menschliche Eigenschaften auf, wird ein abstrakter Begriff mit einer Figur gleichgesetzt, spricht man von einer Allegorie als Sonderform dieses Stilmittels. „Vater Staat und Mutter Erde“, „Der Himmel weint“, „Die Sonne lacht“, „Der Motor stottert“.
Justitzia für das Recht (Allegorie).
Veranschaulichend durch die Bildhaftigkeit
Symbol Wenn ein Gegenstand stellvertretend für eine Gruppe, einen komplexen Sachverhalt oder eine bestimmte Tätigkeit steht. Das Kreuz für die (christliche) Kirche, der Äskulapstab für die Heilkunde, die weiße Fahne für die Kapitulation, das Rote Kreuz für den Notarzt Veranschaulichend, einprägsam.
der Vergleich Wenn eine Eigenschaft einer Person oder Sache durch den Bezug auf eine andere, die diese Eigenschaft (offensichtlicher) besitzt, hergestellt wird („wie“ oder „als“-Konstruktionen) „Er hat einen Ruf wie Donnerhall“, „Sie ist so kalt wie Eis“, „Er war schneller da als wir bis drei zählen konnten.“ Anschaulich, betonend durch den Bezug auf ein vertrautes Bild.

Bonuswissen Stilmittel (Klugscheiß-Modus)

Die oben getroffene Einteilung in Typen lässt sich natürlich noch viel kleinteiliger und komplizierter darstellen:

So kann man ein Stilmittel nach der sogenannten Deviationstheorie daran erkennen, dass es von dem eigentlich zu erwartenden Begriff („verbum proprium“) bewusst abweicht („verbum translatum“). Dies kann durch

  • Erweiterungen (z.B. Geminatio/Verdopplung wie  „Mein Vater, mein Vater, jetzt fasst er mich an“ in Goethes Erlkönig),
  • Auslassungen (z.B. Ellipse; wie bei „Was (ist) nun?“) – dies ist übrigens eine der in der Umgangssprache häufigsten Sprachfiguren.
  • Vertauschungen (z.B. Hyperbaton (Umstellung/Einschub) wie „So solltet ihr, Narren, die ihr seid, glücklich euch schätzen“)
  • Ersetzungen (z.B. Metonymie (Ersetzung) wie „er fährt eine Harley“ statt ein Motorrad dieser Marke oder Firmenchefs oder Staatsoberhäupter anstelle der von ihnen vertretenen Körperschaft.

Unter „Tropen“ versteht der gebildete Literat dabei übrigens nicht ein besonders attraktives Reiseziel, sondern solche Stilmittel, die statt eines bestimmten Wortes eine Ersatzbezeichnung setzen.

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