Skoutz-Wiki: Protagonist

 

Autoren sprechen oft von ihren Protagonisten oder auch liebevoll Protas. So oft, wie der Begriff fällt, lohnt es, ihm in unserem Skoutz-Wiki einen eigenen Beitrag zu widmen, um jene Hassliebe, die Protagonisten und Autoren im allgemeinen verbindet, diese hochemotionale Beziehung, die sich oftmals für beide Seiten so überraschend wie anstrengend gestaltet und den Lesern solches Vergnügen bereitet, ausführlich zu betrachten.

 

Der Protagonist in Kürze:

Der Protagonist ist der Hauptdarsteller einer Handlung oder Handlungsreihe. Meist verfolgt der Leser seine Entwicklung, die im Verlauf der Geschichte eine Wandlung zum Guten oder auch zum Schlechteren erfährt. Der Begriff ist nicht auf Romane und Erzählungen beschränkt, sondern wird bedeutungsgleich auch im Film verwendet. Er ist nicht zwingend die „eine“ Hauptfigur, so wie das im ursprünglichen Sinne gemeint war, sondern nach modernem Sprachgebrauch eine der „hauptsächlich handelnden“ Figuren.

Der Protagonist ausführlich:

Der Protagonist (von altgriechisch protagonistés „Haupt-“ oder „Erst-Handelnder“ war ursprünglich ein Element der griechischen Tragödie den Hauptdarsteller.  Damit steht er in Abgrenzung zu Deuteragonist und Tritagonist, der zweiten und dritten Hauptrolle. Sein Gegenspieler ist der Antagonist (antagonistés, wörtlich „der Gegenhandelnde“).

Typischerweise begleitet man als Leser den Protagonisten durch eine Zeit des Umbruchs und beobachtet, wie Ereignisse und Erfahrungen ihn (meist zum Guten) weiterentwickeln. Der Protagonist muss nicht mit der Titelfigur eines Werkes identisch sein, dies ist jedoch häufig der Fall.

Der Protagonist – positiver, negativer oder Titelheld

Während man früher, beim antiken Drama, wirklich nur die Hauptfigur meinte, um die sich alles dreht, ist die moderne Definition deutlich flexibler. Sie erlaubt diesen Titel jeder Figur, die aus dem Figurenensemble eines Dramas oder eines epischen Werks hervorsticht. Allerdings ist – zumindest unter literaturwissenschaftlichen Aspekten – umstritten, ob auch statt einer gleich mehrere Figuren Protagonistenfunktion haben können. Von der Antike bis zum Barock waren die Protagonisten meist positive Helden, oft Titelhelden des Dramas. Doch das änderte sich und seit dem 19. Jahrhundert rücken passive, labile Antihelden ins Scheinwerferlicht. Figuren, die sich in einer zunehmend komplexen und undurchsichtigen Welt genauso überfordert fühlen wie ihre Zuschauer. Während in der Literatur ein negativer Held nach wie vor state of the art ist, halten sich in der Trivialliteratur positive Figuren in der Protagonistenrolle. Gerade so, als müsse man sich als Figur dafür entschuldigen, wenn man lacht.

Der Protagonist und sein Autor

Das Verhältnis zwischen Autor und Protagonist ist traditionell gespalten. Je nach persönlichem Zuschnitt und Selbsteinschätzung des Autors werden zur Beschreibung dieser Beziehung Vergleiche wie „Eltern-Kind“ und „Gott-Schöpfung“, auffallend selten aber „Chef-Mitarbeiter“ bemüht. Dies zeigt bereits, dass auch dann, wenn der Autor sich mehr oder minder großen Einflusses auf seine Protagonisten berühmt, am Ende den Figuren der Geschichten auffallend große Eigenständigkeit zugestanden wird. Wir haben in der Rubrik „zu Besuch bei“ inzwischen hunderte völlig verschiedene Autorenpersönlichkeiten interviewt und nur sehr, sehr selten gehört, dass die Protagonisten auf ihre Autoren hören würden.

Aus Sicht des Protagonisten ist eine gewisse Skepsis gegenüber dem Autor sehr verständlich. Denn würdet ihr einer Person vertrauen, die zugleich Masochist und Sadist ist? Auf seine Weise liebt jeder Autor seine Figuren, in deren Erschaffung er viel Zeit und Seele gesteckt hat. Das hält ihn jedoch nicht davon ab, seine Figuren gleichwohl zu quälen. Prüft selbst – die meisten Geschichten sind überhaupt nicht angenehm, wenn man ihn ihnen feststecken würde. Der Leser ist keineswegs besser, denn er will, dass die Figur leidet, dass sie an ihre Grenzen geführt wird – und darüber hinaus – damit sie wachsen und sich entwickeln, notfalls auch daran zerbrechen kann. Der masochistische Anteil des Autors ist dabei jener, der in diesen Momenten aktiv mitleidet.

 

Bonus-Wissen: Protagonist (Klugscheißmodus):

Im übertragenen Sinn versteht man unter „Protagonisten“ auch Vorkämpfer, Ideengeber, Anführer. Oder eben besonders einflussreiche, bedeutende und herausragende Vertreter eines Standpunkts, einer Meinung oder vergleichbaren ideellen Themen.

 

Typische Protagonisten:

Weil manchmal ein Bild mehr als tausend Worte sagt und überdies wir alle Spielkinder sind … haben wir hier sehr lustig Protagonisten-Bingos für euch.

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