Skoutz Classics: Die Geschichte vom Prinzen Genji (Genji Monogatari)

Ein Buch das vor über tausend Jahren in Japan geschrieben wurde und heute noch in der deutschen Fassung auf gut 1.750 Seiten kommt, ist schon für sich beachtlich. Dass die Geschichte vom Prinzen Genji von Murasaki Shikibu nicht nur der erste Roman der Welt ist, sondern bis heute nichts an ihrer Faszination eingebüßt hat, berechtigt gleich unter mehreren Aspekten zu einem Ehrenplatz in unserer Classics-Liste.

Um was geht es in der Geschichte vom Prinzen Genji?

Genji ist der Sohn des Tenno von Japan und führt am Hof von Heian, dem heutigen Kyôtô, ein sorgenfreies Leben. Gutaussehend und charmant liegen ihm die Frauen zu Füßen und das nutzt er leidlich aus.

„Die Frauen, die ich liebe, haben zwar weder in ihrem Wesen noch in ihrer Liebe einen Makel, und trotzdem gibt es keine, von der ich sagen könnte: die und keine andere soll es sein!“

Auch wenn die Affären des asiatischen Vorgängers von Casanova nicht explizit ausformuliert werden, sind doch einige Szenen dabei, die außerordentlich heiß, teils auch aus heutiger Sicht grenzwertig sind. Genji schafft es einfach nicht, einer Frau treu zu sein und hält auch in seinem Haushalt mehrere Mädchen gleichzeitig aus, die von ihm wirtschaftlich abhängig sind. Doch dann begegnet Genji dem Mädchen Murasaki, das ihn vom ersten Augenblick an fasziniert, weil sie ihn an etwas verloren geglaubtes erinnert. Er kann sie nicht vergessen. Doch Schwierigkeiten am Kaiserhof verhindern, dass er ihr näherkommt. Genji verlässt nach dem Tode seines Vaters den Hof und kommt erst Jahre später zurück. Er nimmt Murasaki zu sich und lässt ihr eine Ausbildung zukommen. Obwohl es wegen des Altersunterschiedes eigentlich nicht in Frage kommt, hat Genji Schwierigkeiten, Murasaki nicht zu seiner Geliebten zu machen.

 

Wie hat uns die Geschichte vom Prinzen Genji gefallen?

Es handelt sich um ein Buch aus dem japanischen Hochmittelalter, einer Blütezeit der Kultur und Gelehrsamkeit. Das merkt man dem Buch an, das aus heutiger Sicht viele Details anders erzählt, als man es erwartet. Aber gerade das macht auch in der Übersetzung den Charme aus, denn Genjis Geschichte gewährt uns einen unverfälschten Blick auf das höfische Leben im alten Japan. Und ist dabei in seinen Themen schockierend aktuell, denn die Sorgen und Nöte der Menschen damals sind von unseren heute nicht so verschieden. Der Leser lernt neben Genji nämlich auch seine Frauen kennen. Sie sind alle mit eigener Persönlichkeit versehen und mit ihren eigenen Geschichten in Japans Literatur, in Liedern, Gedichten und Geschichten unsterblich geworden.

Die Geschichte vom Prinzen Genji ist zeitlos und berührt uns über Zeit und Raum hinweg. Es geht um große Emotionen, um Liebe, um verbotene, vergebliche, unerwiderte und erfüllte Liebe. Es geht um Hoffen und Bangen, um Träume, ihre Erfüllung und ihr Scheitern.

 

Was macht die Geschichte vom Prinzen Genji zum Klassiker?

Bei wenigen Büchern fallen einem sofort mehr gute Gründe ein als bei Genji. z.B. weil

  • die Geschichte der erste bekannte Roman überhaupt ist
  • Genji eine zeitlose, ja eine universelle Geschichte vom Lieben und Geliebtwerden ist
  • ein unverfälschter und persönlicher Einblick in eine fremde Epoche gewährt wird, wie es ihn in dieser Detailtiefe leider aus unserer Kultur nicht gibt
  • es ein Buch von einem männlichen Helden aus der Feder einer Frau ist
    (und damit ist der erste Roman der Welt aus Frauenhand)
  • eines der wichtigsten Werke der japanischen Literatur.

Trotz des beachtlichen Umfangs und teils ausschweifender Beschreibungen handelt es sich bei dem in einzelne Episoden unterteilten Epos um ein erstaunlich modernes Werk, das jedenfalls in seiner modernen Übersetzung vielleicht nicht ganz einfach, aber doch gut lesbar ist. Die Mühe lohnt, denn man wird hautnah in eine fremde Epoche entführt. Obendrein erhält der Leser Einblicke in die japanische Seele. Er lernt die Ideale kennen, die auch heute noch die Vorstellung der Japaner prägen. Dass sie uns darin näher sind, als man vermuten will, ist eine schöne, Toleranz und Offenheit lehrende Erfahrung.

Kurz und gut: Weltliteratur mit großen Gefühlen und immerwährenden Aussagen.

 

Wem verdanken wir die Geschichte vom Prinzen Genji?

Murasaki Shikibu stammte aus einer Dichter- und Gelehrtenfamilie stammten. Ihrer Begeisterung für Literatur verdanken wir Genji und den ausgedehnten Reisen, die sie mit ihrem Vater unternahm, die plastischen Beschreibungen des alten Japans. Als Hofdame der Kaiserin Akiko besaß sie auch detailliertes Wissen von den Vorgängen am Hof.

Die Namensgleichheit mit der Protagonistin ist nicht zufällig. Da es in der Heian-Zeit, in der Genjis Geschichte aufgeschrieben wurde, unhöflich war, Personen mit direktem Namen anzusprechen, gab man ihr den Namen ihrer Figur.

Darüber hinaus besteht in der Literaturwissenschaft Streit, ob wirklich alle Kapitel des Epos von derselben Autorin stammen. Manche vermuten, dass die letzten Kapitel von ihrer Tochter geschrieben wurden. Wobei ebenfalls unklar ist, ob die heute bekannte Fassung, die sehr abrupt endet, wirklich das Ende der Geschichte ist.

 

Mehr zur Geschichte vom Prinzen Genji:

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Doch auch Wikipedia hat dem Buch einen ausführlichen Artikel gewidmet. Leider haben wir keinen Link gefunden, der der Text oder wenigstens längere Leseproben in deutscher Sprache bereitstellt.

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