Schreibhandwerk: Was hilft gegen Schreibblockaden?
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Um Schreibblockaden gar nicht erst entstehen zu lassen,sollte man sich mit sich selbst und dem persönlichen Arbeitsstil befassen. Das gehört zum professionellen Schreiben genauso dazu wie Kennntis der handwerklichen Anforderungen. Dann erkennt man auch schnell, ob es sich um eine Schreibblockade oder ob man sich nur gerade im Leerlauf befindet. Letztlich hilft gegen Schreibblockaden nur Schreiben. Aber es gibt viele Möglichkeiten, sich das leichter zu machen und viele Tricks, wie man einen abgewürgten Schreibmotor wieder zum Laufen bekommt. Über die Ursachen einer Schreibblockade haben wir uns bereits ausführlich unter Befragung der Skoutz-Autoren informiert und gelernt, dass es sehr verschiedene Möglichkeiten gibt, wie der schreibentschlossene Autor von allerlei Gefahren an der Arbeit gehindert wird (weiterlesen)
Hier sind – frisch geprüft durch die Skoutz-Redaktion – besonders bewährte Tipps gegen Schreibblockaden:
Nichts hilft besser gegen Schreibblockaden als Schreiben!
Aber es gibt ein paar sehr gute Tricks, wie man sich selbst das Schreiben erleichtern kann.
Tapetenwechsel
Andere Orte bieten neue Eindrücke, stimulieren anders und locken oft die Kreativität zurück. Wenn einem die Decke auf den Kopf fällt und man beim Blick aus dem Fenster nur noch heulen könnte, sind Orte wie Cafés, Parks oder Bibliotheken vielleicht der richtige Anreiz für neue Schaffenshöhen!
Fahrplanschreiben
Eine gewisse Schreibstruktur schadet – wie bei jeder anderen Reise auch – auf keinem Fall. Wo will man hin, wo will man unterwegs vorbeischauen, was sollte man einpacken? Oft helfen schon Kapitelüberschriften, Stichpunkte, was in diesem Kapitel geschieht und welche Informationen man dem Leser jetzt geben muss, damit er das nächste Kapitel versteht. Oft ist es auch hilfreich, Steckbriefe für die Charaktere zu entwerfen. Je komplizierter der Text, z.B. durch Weltenbau bei Science Fiction oder High Fantasy, durch mehrere Erzählzeiten oder Handlungsstränge ist, desto hilfreicher sind solche Vorarbeiten, die oft auch nachträglich noch helfen, einen festgefahrenen Text wieder flott zu kriegen.
Sprung ins Wasser
Man weiß manchmal ganz genau, was im zweiten Kapitel passiert, aber kommt dort nicht hin, weil das erste Kapitel eine unüberwindliche Hürde darstellt. Natürlich hat lineares Schreiben viele Vorteile. Aber manchmal muss man eben durch die Hintertür. Also Augen zu, Anlauf nehmen und einfach ins zweite Kapitel springen. Wenn das geschrieben ist, kann man entweder umdrehen und das erste Schreiben, oder es sich für den Schluss aufheben. Dann weiß man nämlich genau, welchen ersten Eindruck der Leser braucht, damit die Geschichte funktioniert. Sei es, weil er wissen muss, wie der Protagonist so tickt, sei es, weil man ihn bewusst in die Irre führen will.
Teamwork ist Arbeitsteilung
Der kreative Kopf wird – das wissen wir nicht erst seit Pixar – von verschiedenen Personen bewohnt. Da gibt es den strengen Perfektionisten, den flatterhaften Künstler, den ewig pubertierenden Rebellen, den zweifelnden Bedenkenträger und den Träumer, der wie ein Drogensüchtiger an den Stoff ran will. Und ei jeder hat seine Zeit und seine Berechtigung. Aber nicht gleichzeitig. Mindestens sollte Schreiben und Redigieren strikt getrennt werden. Der Sprung zurück stört den Schreibfluss. Redigieren ist Sache ganz anderer Teamteile als Schreiben und damit auch im Kopf von unterschiedlichen Bereichen zu leisten. Daher wird die jeweilige Arbeit besser, wenn man sie trennt.
Do not disturb
Das Einhalten bestimmter Schreibzeiten ist ungemein hilfreich. Sinnvollerweise dann, wenn man nach dem eigenen Biorhythmus auch kreativ ist, soweit das in Einklang mit dem Alltag zu bringen ist. Aber ohne Konzentration geht es nicht. Häufig muss man sich dabei weniger vor übergriffigen Haustieren und sich gegenseitig massakrierenden Kindern schützen als vor sich selbst, vor den Verlockungen des Internets und dem inneren Rebellen, der auf den Fluchtreflex-Button drückt. Wer zum Schreiben das Haus verlässt, kann auch nicht den Kühlschrank putzen. Ohne Telefon und WLAN schreibt es sich erstaunlich flüssig. Facebook ist der Feind.
Deadlines beleben
Die Skoutz-Redaktion arbeitet – sehr zum Leidwesen von Chefredakteurin Kay Noa – stets nach der 90/10-Regel: 90% der Arbeit werden in den letzten 10% der Zeit erledigt. Tatsächlich ist die Angst im Nacken seit dem Neandertal der allerbeste Motivator.
Nichts hilft besser gegen Schreibblockaden als Schreiben! Wenn man nicht mehr auskann, wenn es wirklich, ehrlich, endgültig sein muss, dann geht es auch.
Hilfreich kann daher sein, sich selbst solche Deadlines zu setzen. Letztlich ist der weltweit alljährlich ausgetragene NaNoWriMo (National Novel Writing Month) im November nichts anderes als der Beweis dieser These. Doch auch unterjährig können Schreibbattles mit Kollegen (man trifft sich alle Stunde online und vergleicht, was man zu Papier gebracht hat) oder mit sich selbst vereinbarte Belohnungen (Wenn die Szene geschrieben ist, gibt es eine Kugel Eis und die nächste Folge Game of Thrones) ungemein motivierend sein und Schreibblockaden verhindern oder überwinden.
Abwechslung
Gerade, wenn die Deadline näher rückt, neigt man dazu, Schreibmarathons anzusetzen. Das kann, wie schon gesagt, natürlich helfen, aber es kann im Übermaß auch lähmen. Das Gehirn kann nur eine bestimmte Zeit unter Volllast laufen. Zeit für eine Pause, Abwechslung wenigstens. Den Wechsel von Schreiben zu Recherche wenigstens. Hilfreich ist hier, wenn man grob Buch führt. Nicht nur zur Selbstkontrolle, dass aus der Aufgabe „historisches Rezept googlen“, eine mehrstündige Stöberaktion in der Speisekammer wurde. Auch, um zu sehen, wann man Pausen braucht.
Dazu gehört auch das Lesen anderer Texte. Wie gehen Kollegen mit dem Problem um, welche Schreibtechniken, Stilmittel, Sprachfiguren verwenden andere, um ähnliche Szenen zu schreiben. Lesen bildet und inspiriert. Oder man diskutiert mit Autorenkollegen live oder online über ein Problem, spinnt gemeinsam an wilden Assoziationen… auch das kann ungemein inspirierend sein.
Parallel schreiben kann auch helfen. An Tagen, an denen man so überhaupt nicht romantisch eingestellt ist, sollte man die Finger von Liebesszenen lassen. Vielleicht ist aber das der richtige Zeitpunkt, um sich mit der Splatterszene aus dem Parallelprojekt zu befassen?
Warm-up
Ein Motor muss warmlaufen und ein Muskel freut sich auch, wenn man nicht gleich loslegt. Genauso ist es oft auch mit dem Hirn. Man muss sich warmschreiben. Wer das, dem Perfektionisten und dem Zweifler zuliebe nicht am Haupttext machen will, kann unverkrampft mit einem kleinen Text, einer Szene aus der Mitte oder einem Blogartikel beginnen. Das überwindet die Angst vor der leeren Seite. Wer generell Probleme mit dem Anfang hat, sollte es einmal mit Free Writing versuchen. Dazu schreibst man exakt fünf Minuten lang ohne Pause, was einem spontan (!) einfällt. Zusammenhanglos und wild querbeet. Das ist völlig okay, solange man schreibt und die Worte fließen. Und es macht wirklich Spaß, sich mit dem Ergebnis danach auseinanderzusetzen. So sind schon ein paar geniale Zitate für den aktuellen Text entstanden.
Ausführliche Betrachtungen findet man überall im Netz. Schreibsuchti hat auf seinem Blog 26 Tipps zur Bekämpfung der Schreibblockade besprochen, die unsere Liste ergänzen und weiterführen. Eine gute Übersicht zur Behandlung von Schreibblockaden im wissenschaftlichen Bereich bietet die Freie Universität Berlin.
Habt ihr noch Tipps? Nur her damit! Wir freuen uns über Anregungen in den Kommentaren.