S4S: Das Autorenfoto
Wir haben jetzt in mehreren Artikeln beleuchtet, wie wichtig es für Autoren ist, ihre (Autoren-)Personlichkeit mit ihren Büchern zu verbinden. Persönlichkeit zeigt man besonders gut durch ein schönes Autorenfoto. Das zeigt dem Leser den Autor, verleiht dem Künstler Kontur, Profil und Ausdruck und erlaubt, ein Gesicht mit der Geschichte zu verbinden.
Ein Autorenfoto ist nicht nur ein Bild. Es ist eine virtuelle Visitenkarte und ein Grundpfeiler der Autoren-Marke.
Das Autorenfoto – mehr als nur ein Portrait
Fast jeder bekannte Autor hat auf seiner Homepage ein professionell aufgenommenes Portraitfoto. Zu einer guten Öffentlichkeitsarbeit braucht es gute Bilder, die man auf Blogs, in den sozialen Medien, auf einem Buchcover und in der Zeitung zeigen kann.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte.
Wohin geht euer erster Blick, wenn ihr auf Facebook ein Profil öffnet? Richtig zum Profilfoto. Ihr wollt ein Bild zum Namen. Eine Verbindung zum Menschen.
Autorenfotos braucht ihr in euren verschiedenen Online-Profilen, für Pressemitteilungen und anderen Anfragen, und natürlich für eure Bücher. Dabei folgt ein Autoren-Foto anderen Regeln als ein Hochzeitsportrait, ein Urlaubsfoto, Bewerbungsbilder oder ein Bild für seinen Liebsten. Ein gutes Portrait erzählt eine Geschichte über euch. Macht den Betrachter neugierig auf euch und auf die Geschichten, die ihr selbst zu erzählen habt.
Es gibt keine zweite Chance für einen ersten Eindruck.
Daher ist es also ziemlich ungeschickt, mit einem schlecht beleuchtenden, verwackelten oder sonst misslungenem Bild an den Start zu gehen. Es sei denn, man setzt auf Mitleid, aber davon würden wir in den meisten Fällen abraten.
Viele Marketingberater von Verlagen sagen, der Erfolg eines Buches hinge neben Cover und Titel auch vom Autorenfoto ab – noch vor dem eigentlichen Inhalt! Die beste Geschichte hilft nichts, wenn ihr keine Chance gegeben wird, sich vorzustellen. Wenn also niemand das Buch spontan genauer anschaut. Dafür verspricht ein professionelles Foto, dass der Mensch darauf auf Qualität Wert legt und etwas zu erzählen hat.
Weniger ist mehr
Make-up
Das Bild muss zu euch passen und sollte sich nicht zu sehr von dem unterscheiden, was eure Leser dann irgendwann einmal live, auf Messen, Lesungen oder einem Meet&Greet zu sehen bekommen. Also ja zu Kamm und Puder, aber Finger weg von Filtern, schweren Stukkaturarbeiten oder sonstigen Mogeleien. Ein diskretes Make-up, damit die Haut nicht glänzt und die Augenringe kaschiert werden, ist hingegen zwingend erforderlich.
Kleidung
Ein paar Gedanken, sollten auch auf die Kleidung verwendet werden. Tragt Sachen, die zu euch passen, die eurem Stil entsprechen, aber wählt Stücke aus, die fototauglich sind. Ein paar Tipps
- Vermeidet zu grelle Farben, aber hüllt euch nicht gänzlich in schwarz oder weiß (außer vielleicht Horror-Autoren).
- Unruhige Muster wie Hawaii-Hemden oder Karos sind ungünstig, denn sie lenken von euch ab.
- Verzichtet nicht auf Logos oder Muster auf eurem Pulli. Und nicht erst seit der #Werbung-Debatte.
- Zu protziger Schmuck ist schwierig. Tragt nichts, was ihr nicht an einem normalen Bürotrag auch tragen würdet.
Haltung
Verzichtet auf die außer Mode gekommene Denkerpose mit der Hand unter dem Kinn. Es sei denn, ihr wollt so ein Doppelkinn verbergen. Gestellte Fotos am Schreibtisch, vor einem Bücherregal sind meist genauso unglücklich wie ein Autor, der verträumt an einem Baum lehnt oder sich an seiner Kaffeetasse festhält. Tatsächlich lenkt ein neutraler Hintergrund nicht von dem ab, um was es geht: Um euch.
Vermeidet langweilige Bilder, bei denen ihr mit einem „Lächelwort“ wie Cheese, Chappie oder Banane Heiterkeit heuchelt. Das führt zu durchschnittlichen, langweiligen Bildern, die auf einen Menschen schließen lassen, der nichts zu erzählen hat. Eine Katastrophe für einen Autor!
Be unique! Be yourself
Ein Autorenfoto ist gut, wenn es eure Persönlichkeit zeigt und das, was ihr (vielleicht) zu erzählen habt. Es sollte bei einer Autorin düsterer Psychothriller vielleicht etwas anderes aussehen, als bei einer Chick-Lit-Autorin. Denkt an eure Bücher und überlegt, wie ihr geistiger Schöpfer wohl auf einen Leser wirken sollte: offen, ehrlich, düster, geheimnisvoll, ernst, nachdenklich, fröhlich, verträumt …?
Checkliste für ein gutes Autorenfoto
- Professionell
Sucht euch einen Fotografen, dessen Stil euch zusagt und mit dem ihr vertrauensvoll auch über Schokoladen- und Schattenseiten sprechen könnt. Ein Autorenfoto bleibt euch jahrelang treu, nehmt euch Zeit. - Natürlich
Ihr seid toll, ihr seid einzigartig. Zeigt das, indem ihr auf gestellte 08/15-Posen verzichtet. Überlegt euch auch, wo ihr euch fotografieren lasst. Im Zweifel ist ein neutraler Hintergrund besser, aber wenn ihr eine Location habt, die wirklich zu euch (und euren Büchern) passt, sprecht mit dem Fotografen, der euch dazu beraten kann. - Styling
Gebt euch so wie ihr seid, aber eben für die Kamera optimiert.
- Foto oder Serie
Darüber, ob man mit einem Foto arbeiten sollte, das dadurch einen hohen Wiedererkennungswert erhält, oder ob es schlauer ist, je nach Sozialem Netzwerk ein anderes, jeweils zur Zielgruppe passendes Bild auszuwählen, kann man stundenlang streiten. Wer sich für mehrere Fotos entscheidet, sollte darauf achten, dass sie zusammenpassen und nebeneinandergelegt ein harmonisches Gesamtbild ergeben.
Auflösung und Bildrechte
Wer beim Fotografen war, hat noch nicht automatisch die Rechte an den dabei geschossenen Bildern. Klärt vorab ab, was ihr mit den Bildern vorhabt und dass ihr sie auf eurer Webseite, im Internet und in Druckwerken von euch und anderen verwenden dürft. Idealerweise sollten sie komplett in euren Besitz übergehen. Achtet darauf, dass ihr die Bilder in einer passenden Auflösung (min. 300 dpi) erhaltet.
Wenn ihr diese Fotos Dritten (Bloggern, Redaktionen, Verlagen) überlasst, achtet darauf, den Urhebervermerk des Fotografen zu nennen.
Kosten
Abhängig von der Nachfrage des Fotografen und den Rechten müsst ihr zwischen 200 und 350 € rechnen.
Und wenn das wirklich nicht im Budget drin ist, haben wir in der Skoutz-Redaktion ein wenig experimentiert und ein paar Tipps zusammengestellt, wie es selbst auch gehen könnte …
Das Autoren-Selfie – geht das?
Eins vorneweg: Es hat Gründe, dass Fotografen so viel Geld für Portraits verlangen können. Es ist schwer, gute zu machen und längst nicht jeder Profi-Fotograf kann gute Portraits machen. Also nehmt euch Zeit und bereitet euch gut vor.
Was macht ein gutes Bild aus? Portrait, Halbportrait oder Brustbild sind die besten Varianten, denn sie zeigen genug von eurem Gesicht – und an dem ist der Leser besonders interessiert.
- Schaut in die Kamera, denn so haltet ihr Blickkontakt mit euren Lesern
- Achtet darauf, dass euer Gesicht gut ausgeleuchtet ist, Schatten können sehr seltsame Eindrücke erwecken.
- Das Portrait sollte besonders sein, es muss zu eurer Autorenmarke und euren Büchern passen.
- Das Bild muss auch dann gut erkennbar sein, wenn es klein dargestellt wird (Thumbs!)
So, dieses Ziel vor Augen, starten wir die Operation Autoren-Selfie
Ein bisschen Vorbereitung ist vonnöten, ihr braucht Equipment und vor allem Zeit.
- Schnappt euch einen Freund oder wenigstens ein Stativ.
Im Ernst. Entgegen landläufiger Meinung sind Selfies keine guten Portraits. Freunde als Biostativ haben den großen Vorteil, dass man gelöster mit ihnen umgeht, Anregungen erhält und interagieren kann. - Schleppt das an einen Ort mit gutem Licht und einem einfachen, ruhigen Hintergrund. In geschlossenen Räumen ist es meist einfacher, denn da ist das Licht gleichmäßiger. Platziert euch am besten vor einem ruhigen einheitlich gefärbten, nicht notwendig weißem Hintergrund und mit mindestens 60 cm Abstand von eurer Lichtquelle, die idealerweise etwas oberhalb eures Kopfes sein sollte. Zwei Lichtquellen sind besser als eine. Mit nur einem Licht wird der Eindruck schnell zu dramatisch.
- Sorgt gegebenenfalls für zusätzliches Licht (speziell wenn ihr Drinnen fotografieren wollt). Das ist der wichtigste Part, Sonnenlicht ist gnadenlos hart und lässt euch zudem blinzeln. Wer unbedingt draußen fotografieren will, sollte das in einem einheitlichen Halbschatten tun, am besten so, dass man das Gesicht der Sonne zuwendet.
- Wählt einen guten Hintergrund – einen ruhigen Hintergrund, von dem ihr euch gut abhebt – vor allem mit dem Gesicht.
- Nehmt euch mindestens zwei Stunden Zeit. Lasst euch Zeit, denn Stress ist schädlich. Ihr braucht Zeit zur Vorbereitung, zum Fotografieren, zum Testen, zum nochmal Fotografieren und dann natürlich zum Sortieren.
- Organisiert euch eine vernünftige Kamera oder wenigstens ein Handy mit vernünftigen Foto-Apps. Häufig sind solche Apps besser als die Basisprogramme auf dem Smartphone. Und vergesst nicht, Speicher-Platz zu schaffen, denn ihr braucht viele Bilder. Auch bei Profifotografen sind gut 80% Ausschuss. Bei Handys ist die Rücklinse (also nicht die, mit der man sonst Selfies macht), fast immer die bessere!
- Übt ein bisschen vor dem Spiegel. Im Ernst! Das Posieren ist für alle, die nicht regelmäßig modeln, ungewohnt. Also übt, damit es nicht erst vor der Kamera ungewohnt ist. Schaut, was euch an euch gefällt, welche Haltung ihr gut findet und welche ihr (an euch) nicht mögt. Am besten werden Fotos, wenn ihr eine Haltung mit etwa 30°-Winkel zur Kamera einnehmt und dann in die Kamera schaut. Ja! Schaut in die verflixte Kamera!!
- Was wir oben zum Styling gesagt haben, gilt natürlich auch beim Selbst-Portrait. Nehmt ein paar Sachen zum Wechseln mit, nicht weil es so schweißtreibend wäre, sondern weil ein anderes Shirt wirklich auf einem Portrait eine erstaunliche Änderung hervorruft.
- Nachbearbeiten – Filter sind ein tolles Spielzeug, aber weniger ist mehr und speziell bei Filtern. Ein wenig glätten oder nachbelichten ist aber oft durchaus hilfreich.
- Auswählen ist auch nicht leicht. Und von den Millionen Fotos, die ihr geschossen habt, sucht ihr euch zwanzig aus, die ihr mögt. Und die zeigt ihr einem Freund. Einem ehrlichen, der euch seine Meinung sagt. Man kann sich selbst auf einem Foto nicht beurteilen, das bestätigen viele Studien. Ihr wollt ja Fremde überzeugen.
- Zuschneiden für den jeweiligen Zweck.
Achtet darauf, dass die Bilder für die Darstellung auf den jeweiligen Kanälen optimiert sind. Facebook will andere Maße als Instagram oder Twitter. Auchtet auf den Goldenen Schnitt. Teilt dazu euer Bild horizontal und vertikal in Drittel auf (also 3×3 Felder). Unsere Sehgewohnheiten empfinden es als angenehmer, wenn der thematische Mittelpunkt des Autorenfotos (z.B. die Augen) auf einer dieser Linie und nicht in der Mitte des Bildes liegen. Spielt damit ein bisschen, es lohnt sich. (Gilt übrigens für alle Arten von Bildern.)
Wir haben hier ein gutes Video (englisch) von Digital Photography School zur Beleuchtung aufgetan, das wir euch nicht vorenthalten wollen (externer Link):
Einen sehr ausführlichen Beitrag haben wir bei Pixolum entdeckt, wo man nicht nur noch mehr über die Details bei der Portraitfotografie erfährt, sondern auch tolle Inspirationen zu ungewöhnlichen aber trotzdem sehr professionell wirkenden Portraits bekommt: 102 Portrait-Tiipps von Pixolum.
102 Portraitfotografie Tipps | Bessere Porträts fotografieren