Daphnis & Chloe – Liebesroman von Longos
Zwei Teenager, die auf sich gestellt in der Wildnis vor etwa 1.800 Jahren sich selbst und die Liebe entdecken.
Eine wunderschöne Geschichte über die erste Liebe und die Sinnlichkeit. Sie ist so zeitlos, dass sie bis heute immer und immer wieder in Variationen erzählt wird. Dass der geheimnisvolle Autor Longos damit den ersten Erotikroman der Literaturgeschichte geschaffen hat, ist ein Grund mehr, euch diesen Klassiker vorzustellen:
Um was geht es in Daphnis und Chloe?
Der Roman beginnt mit Daphnis, der als Säugling von einem Ziegenhirten im Wald gefunden und aufgezogen wird. Nicht anders geht es Chloe, die ein Schafhirte in einer Höhle findet. Wie es sich auf einer eher kleinen Insel nicht vermeiden lässt, begegnen sich die beiden Titelhelden schon früh. Sie begründen schon während ihrer Kindheit eine tiefe Freundschaft.
Als Chloe Daphnis beim Baden beobachtet, verwirren sie die Gefühle, die sein Anblick bei ihr auslöst. Als Chloe Daphnis bei einem Wettbewerb, den dieser gewonnen hat, zur Belohnung küsst, rühren sich auch bei Daphnis Gefühle für Chloe. Doch auch er weiß weder mit seinen Reaktionen umzugehen, noch sie zu deuten.
Als Daphnis von Piraten entführt wird, gelingt es Chloe, ihren Freund in einer dramatischen Rettungsaktion zu befreien. Etwas später erfahren sie bei einem Fest zu Ehren des Gottes Dionysos, was Liebe ist. Und wie sie sich von Erotik, der Gabe des Gottes Eros, unterscheidet.
„Denn gegen den Eros hilft kein Mittel, nicht was getrunken, nicht was eingenommen, nicht was in Zauberliedern ausgesprochen wird; keines als Kuss und Umarmung und Zusammenliegen mit nackten Leibern.“
Damit können die beiden in ihrer naiven Verliebtheit aber nicht wirklich viel anfangen und versuchen erst einmal, weiterhin freundschaftlich miteinander umzugehen. Als ein paar Jünglinge von einer Nachbarinsel auf Lesbos landen und diesmal Chloe entführen, kann Daphnis sich revanchieren und seine Liebste mit Hilfe des Hirtengottes Pan retten.
Nachdem sie sich nun ewige Liebe geschworen haben, wollen sie es auch mit dem Sex versuchen, doch das ist ohne rechte Aufklärung gar nicht so einfach und die diesbezüglichen Versuche sind so unbeholfen, dass sie frustriert abbrechen.
Lykainion, eine Bauersfrau, die heimlich in Daphnis verliebt ist, bietet ihm eine Ausbildung in Liebesdingen an, damit er sich bei Chloe nicht noch einmal blamiert. Als Lykainion erwähnt, dass Jungfrauen beim ersten Mal stark bluten, verschiebt Daphnis aber verunsichert das Vorhaben noch einmal. Er hat auch andere Sorgen, denn Chloes Vater schaltet sich nun ein.
Da Daphnis nicht der einzige ist, der Chloe begehrt, muss der sich gegen andere Freier bei ihrem Pflegevater durchsetzen.
Und so stellt sich bis zuletzt nicht nur die Frage, ob die beiden sich für ihre Traumhochzeit gegen ihre Eltern durchsetzen können, und ihre technischen Schwierigkeiten überwinden, sondern auch, ob sie das Geheimnis ihrer Herkunft lüften können.
Wie hat uns Daphnis und Chloe gefallen?
Ich liebe dieses Buch. In der mir vorliegenden Übersetzung von Steinmann liest sich der uralte Text erstaunlich modern. Vor allem, weil es so vergnüglich ist, wie die Verliebten beim ersten Mal damals wie heute in Stress geraten, wie sie alles richtig machen wollen und darum alles falsch machen. Die Verlegenheit, die Unbeholfenheit, die Freude an der Entdeckung – das alles ist so gut beobachtet, so liebenswert beschrieben, so … herzig.
All die Abenteuer, die sie mit- und füreinander erleben, dienen im Prinzip nur dazu, auf diesen Moment hinzusteuern, bei dem wir alle mit einem fröhlichen Lächeln erkennen, dass all das, was wir so unfassbar wichtig finden, eigentlich egal ist, solange man liebt und geliebt wird. Dabei ist die Geschichte niemals schlüfprig oder frivol, sondern rührend, zärtlich und so voller Leben. Jede Szene, jede Zeile zeigt, dass wir das Leben zum leben haben, und zum Lieben. Dass wir alles Unrecht, alles Leid überwinden können, wenn wir nur wollen. Auch wenn wir – wie Daphnis und Chloe – eigentlich nur ein winziges Rädchen im großen Getriebe der Mächtigen und Götter sind.
Daphnis und Chloe treten für die Natur ein, für die Natürlichkeit, für das einfache und friedvolle Leben. So hat Longos im Prinzip die ersten Hippies geschaffen.
Zeitlose Weltliteratur mit großen Aussagen und detaillierter Beobachtung des Menschlichen.
Was macht Longos‘ Meisterwerk zum Klassiker?
Wir alle erinnern uns an die erste Liebe und erinnern uns bei der Lektüre wieder. Daphnis und Chloe ist ein zeitlos anrührender Roman, der Elemente eines Entwicklungs- und Abenteuerromans gekonnt mit einer erotischen Liebesgeschichte verbindet. Ein kurzer Roman, der der Liebe und dem Leben ein Denkmal setzt und uns damals wie heute direkt aus dem Herzen spricht. Gerade weil man sich so in den Figuren wiedererkennt, hat die Geschichte etwas verbindendes, das eindrucksvoll beweist, wie ein Buch tatsächlich mühelos Zeit und kulturelle Schranken überwindet.
Heute ist Longos‘ Romanze von Daphnis und Chloe vielfach adaptiert. Ob wir ins Ballett zu Ravel gehen, für eine Operette von Offenbach ins Theater oder ins Museum, zu dem Bild von Chagall und Rodins Skulpturen – überall begegnen wir Daphnis und Chloe. Selbstverständlich wurde deren Geschichte auch erzählend vielfach adaptiert und so tragen sowohl Harry und Sally als auch die Blaue Lagune eindeutig Züge von Daphnis und Chloe.
Wem verdanken wir Daphnis und Chloe?
Das wissen wir leider nicht genau. Der Autor von Daphnis und Chloe lebte höchstwahrscheinlich gegen Ende des 2., Anfang des 3. Jahrhunderts auf der griechischen Insel Lesbos. Da wir nicht einmal sicher wissen, ob er wirklich Longos (latinisiert Longus) hieß, ist auch über sein Leben nichts bekannt.
Das ist sehr schade, denn sein Werk ist so großartig und fantasievoll erzählt, dass es auch nach 1800 Jahren noch begeistert. Gewiss war er sehr gebildet, wusste viel über die griechische und römische Kunst seiner Zeit, zu der sich viele Anspielungen im Text finden. Erkannte sich auf Lesbos gut aus, seine Angaben sind präzise. Und er war gläubig, in der Darstellung eines von den Göttern gelenkten Schicksals der Menschen. Wenn Longos sein echter Name war, spricht einiges dafür, dass er der Sohn freigelassener römischer Sklaven war. Es könnte sich aber auch um ein Pseudonym handeln, mit dem der Autor seine Identität erfolgreich verschleiert hat.
Mehr zu Daphnis und Chloe:
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