Banner Buy Local

Buy Local – Gründe, vor Ort einzukaufen

Buy local! Das hört man gerade in Verbindung mit Büchern immer öfter. Das ist gut! Aber es gibt auch Gründe dagegen. Skoutz stellt beide Seiten vor und sucht nach Kompromissen.

.

Sehr viele Autoren werben in diesen Tagen mit Aufrufen, man möge ihre Bücher bitte beim lokalen Buchhändler kaufen. „Buy local„, ganz trendgemäß.  Das ist eine Idee, die wir von Skoutz gerne unterstützen. Weil Buchhandlungen einfach wundervolle Orte sind, die aktiv dazu beitragen, die Welt etwas freundlicher und besser zu machen. Weil Buchhandlungen von Menschen betrieben werden, die unsere Leidenschaft für Geschichten teilen und denen wir daher nur Gutes wünschen.

Allerdings haben Menschen, die diesem Aufruf nicht folgen, oft durchaus auch gute Gründe. Tatsächlich gibt es Argumenten für den Online-Buchhandel und auch Positionen gegen eine Förderung des stationären Buchhandels werden vertreten. Das wollen wir gar nicht verhehlen und haben uns in den letzten Wochen immer wieder mal mit der Skoutz-Community ausgetauscht, was die so zu diesem Thema zu sagen hat. Hier haben wir die Argumente sortiert und zusammengetragen.

.

.

Buy local – 5 Gründe für den Weg in die Buchhandlung

Atmosphäre

Der Besuch in einer schönen Buchhandlung kommt einem kleinen Urlaub gleich. Die Atmosphäre zwischen all den Büchern ist wundervoll. Und die Jagd nach literarischen Schätzen ist stationär einfach ganz anders als in einem Online-Shop. Weil Bücher Orte sind, wo man hinkann, wenn man nicht wegkann.

Wie viele Stunden saß ich schon in einer der Leseecken dort, oder stand, an ein Regal gelehnt, völlig versunken in fremden fantastischen Welten, während draußen der Alltag tobte?

Sinnlichkeit

In einer Buchhandlung ist Einkaufen ein Fest der Sinne. Denn wie sich die neue Lektüre in die Hand schmiegt, das Rascheln der Seiten beim Anlesen, der Geruch von Papier und spannenden Geschichten … das gibt es Online einfach nicht. Über die Leseprobe entscheidet man selbst. Ich zum Beispiel klappe immer irgendwo in der Mitte auf und lese ein, zwei Seiten. Das sagt mir persönlich mehr über die Schreibweise als der Einstieg. Auch wenn ich den bei Gefallen meist auch noch lese. Und manchmal lese ich mich dann schon in der Buchhandlung fest.

Beratung und Service!

In der Buchhandlung erwarten mich Profis, die meine Interessen teilen und mich beraten. Sie lesen selbst auch gerne und so kann aus der Frage nach der nächsten Lektüre ein wundervolles Gespräch über eine gemeinsame Leidenschaft werden. Das kann keine „Kaufte auch“-Liste.

Gemeinschaft

Man ist unter Gleichgesinnten, die verstehen, was ein Book-Hangover ist oder warum eine Leseflaute auf die Liste der gemeingefährlichen Psychosen gesetzt werden sollte. Die sich auch vor Spoilern fürchten und wissen, dass Buchhelden wie echte Menschen Freunde sind.

Umwelt

Man tut was für die Umwelt, denn es spart reichlich Verpackungsmaterial, wenn man das Buch nach dem Kauf einfach in die mitgebrachte Tasche steckt und so selbst nach Hause trägt. Und wenn eines Tages die Innenstädte öde und leer sind, kann man sagen „an mir lags nicht!“, denn so tragen wir zu deren Belebung aktiv bei.

.

Buy Local - Online KaufenBuy online – 5 Gründe, doch den Rechner anzuschmeißen

Unpersönlich

Wenn wir von Buchhandlungen träumen, dann stellen wir uns immer kleine, verwinkelte Läden vor, in denen es geheimnisvoll aus den Regalen raschelt. Diesen Retro-Charme findet man in den modernen Buchhandelsketten eher selten. Ebenso wie Bücher, denn was die modernen Lese-Supermärkte an Schreibwaren, Spielsachen und allerlei anderem mehr oder minder sinnvollen Krempel oft noch anbieten, relativiert den Titel „Buchhandlung“. Da wird gemütliches Stöbern auf der Couch nach eigenem Gusto eine Alternative.

Kein Platz für E-Books

Auch die sinnliche Freude des gedruckten Buchs ist relativ geworden. Und wer – aus welchen Gründen auch immer – E-Books liest, hat bei einem Online-Kauf den Vorteil, dass mit dem „Ich will“-Klick das Buch auch gleich auf dem Reader landet. Und hinzu kommt der große Vorteil der Online-Buchläden mit ihrer unbeschränkten Auswahl und der bequemen und (bei E-Books) sofortigen Verfügbarkeit.

Servicewüste

Ein wirkliches Plus für den Buchladen ist die Beratung. Theoretisch. Denn die ist immer nur so gut wie der Berater selbst. Und hier sind in unseren Umfragen viele Kunden sehr frustriert, weil sie nicht die gewünschte oder gar eine patzige Antwort auf ihre Fragen bekommen. Da ist dann tatsächlich eine Kaufte-auch-Liste besser.
Vielleicht behaupten sich darum auch Nischenläden wie eine Fantasy-Buchhandel, ein Romance-Bookshop oder der kleine Horror-Laden besser?

Nur Segment-Angebot

Auch das romantische Bild der Gleichgesinnten leidet in der Erlebniswelt unserer Befragten. Gleichgesinnt? Nope! Denn sehr, sehr viele Buchläden weigern sich, Selfpublisher oder Kleinverlage anzubieten oder auch nur zu bestellen. Sie scheuen den Aufwand und treiben damit den entschlossenen Interessenten zum Online-Händler, der nicht zögert, sondern liefert.
Stattdessen beklagen viele, dass in den Buchhandlungen zu viele Mainstream und Bezahltische zu finden seien. Bücher, die Überzeugungsleser entweder schon gelesen haben oder im konkreten Fall nicht lesen wollen, auch wenn man sie ihnen noch zwanzigmal unter die Nase hält.

Einige Leser kaufen daher gleich zu den mindestens ebenso unterstützungsbedürftigen (kleinen) Verlagen, die  mit ihrem Buchangebot voll ins Risiko gehen. Diese kann man über die Verlagsshops aber unmittelbar und ganz hervorragend unterstützen und mit etwas Glück ist am Ende noch eine bessere Tantieme für den Autor drin. Auch das ist dann aber ein Online-Geschäft.

Umwelt

Leider ist der Umweltaspekt ebenfalls zu relativieren, denn wenn das Buch nicht vorrätig ist, fährt man zweimal oder bekommt es eben auch mit Verpackungsmüll nachgesandt. Dabei ist in aller Regel die Fahrt des Lieferdienstes ökologisch weniger belastend als die Mehrfachfahrten von Privat. Die Fahrt in die Innenstadt nur für ein Buch wird auch das Leben nicht dorthin zurückbringen, dazu bedarf es mehr, einem Einkaufserlebnis, dass mir das Internet nicht bieten kann.

Zusammenfassung unserer Befragung:

Der Wunsch, in seinem Lieblingsbuchladen (vergleichbar der Stammkneipe) regelmäßig persönlich und vor Ort nach Lektüre zu suchen, ist durchaus weit verbreitet. Die meisten Gründe hierfür sind ein über die reine Lektürebeschaffung hinausgehender Wunsch nach einem „Erlebnis“. Visuelle Reize oder auch der Buchladen als Ort der Begegnung.

Doch weil sich das in der Praxis oft ganz anders als in der Kundenerwartung darstellt, ist es verständlich, dass dann der Online-Buchhandel mit seinem größeren Sortiment und dem Argument der Bequemlichkeit doch oft das Rennen macht. Auch für E-Books gibt es nach wie vor im stationären Buchhandel keine wirklich guten Konzepte, sodass dieser Markt eigentlich nur aus dem Online-Handel heraus bedient werden kann.

.

Buy local – was wäre richtig skoutzig?

Wir verstehen die Argumente auf beiden Seiten, was besonders unbefriedigend ist, weil man sich dann zwischen den Stühlen wiederfindet. Wir haben daher auch überlegt, was man machen könnte, um die Stühle zusammenzubringen, damit man auf beiden bequem sitzt. Buy local soll ja kein Gnadengesuch, sondern ein attraktives Angebot sein. Oder mit anderen Worten – wie sähe ein skoutziger Buchladen aus:

Besonders!

Erstaunlich viele Buchläden versuchen, auf ihrer Webseite Amazon nachzueifern. Doch die Giganten haben auf dem Feld Online-Bespaßung Mittel, die keinem anderen zur Verfügung stehen. Es braucht also Konzepte, die sich von den großen Online-Shops absetzen.

Persönlich

Ein Online-Shop ist naturgemäß unpersönlich. Hinter dem Buchladen in der Altstadt stehen Menschen. Um diesen Vorteil auszuspielen, muss die Begegnung positiv sein. So positiv, dass man den Weg gerne auf sich nimmt, sie zu besuchen.

Dazu gehört ein Service, der den Gast abholt, wenn er zur Tür reinkommt und genau dorthin bringt, wo er hinwill. Und da wird viel gerügt. Ja, es ist mühsam, außerhalb der Standardlieferungen einzeln zu bestellen, und noch aufwendiger, wenn man ein SP-Buch organisieren soll. Aber das ist dem Kunden egal und so führt kein Weg an anderen Bestell- und Lieferlösungen vorbei. Wenn das im Augenblick zu kompliziert ist, müssen wir im Buchhandel nach einfacheren Lösungen suchen. Aber wir können nicht auf eine Anfrage sagen, dass das zuviel Aufwand ist, und erwarten, dass der Betroffene sich dann mit dieser Absage gewertschätzt und verstanden fühlt und gerne wiederkommt.

Beratung

Oft wünscht man sich Beratung – Wer den Weg auf sich nimmt, möchte guten Rat haben. Die Spiegellisten sind ein erster Schritt, aber noch keine Beratung. Aber zusammen mit Kundenbewertungen und Kaufte-auch-Listen, die aushängen, vielleicht sogar kommentiert wurden, helfen offline wie online auf der Suche nach neuen Titeln unbekannter Autoren. Aber persönliche Beratung muss mehr können, auch wenn es mühsam und riskant ist. Es gibt natürlich viel zu viele Bücher, um sie alle zu kennen. Aber wenn man mir auf die Frage, welchen neuen Vampirroman man jemanden empfiehlt, der auf dem Sektor schon alles kennt, mit Bram Stoker und Stephanie Meyers antwortet, bin ich diejenige, die Blut schmeckt.

Auswahl

Zunächst geht es um die Medien: 20% des Markts hat inzwischen das E-Book. Damit ist das E-Book aus der modernen Lesewelt nicht mehr wegzudenken. Also braucht es einen Platz im skoutzigen Buchladen. Das kann ein Terminal im Laden sein, wo man das Wunschformat gleich laden kann, aber auch ein QR-Code, der vom Buchrücken des Ausstellexemplars den Link in den Online-Shop liefert.

Doch es geht auch um die Themen: Stammkunden sind für jedes Geschäft ein wichtiger Erfolgsfaktor. Was macht Stammkunden aus?  Dass sie regelmäßig kommen. Das sind also jene Menschen, die überdurchschnittlich viel und gerne lesen. Die werden mit den Top5 der einschlägigen Bestsellerlisten nicht wirklich geködert. Die kennen sie und haben sie entweder schon vor erreichen dieses Listenplatzes gelesen oder interessieren sie eben nicht. Nun ist der Platz im Laden beschränkt, anders als im Online-Shop und bei den großen Distributoren mit ihren Riesenlagern irgendwo draußen im Nirgendwo.

Warum locken wir nicht mit Aktions- und Mottowochen, wo zu bestimmten Themen Bücher außerhalb des Mainstreams angeboten werden? Vielleicht zusammen mit Veranstaltungen?

Erlebniswelt Buchladen

Warum lesen wir? Um uns zu informieren, wenn es um Sachbücher geht, aber vor allem auch um zu träumen. Wir suchen Erlebnisse! Und das ist der eigentliche uneinholbare Pluspunkt, den der Buchhandel mit buy local bietet: Vielleicht mit einem Café, wo man Ausstellexemplare probelesen kann, regelmäßige Veranstaltungen und das Gefühl, verstanden zu werden. Wo sich Leser und Autoren treffen, Verlage und Blogger vorgestellt werden, wo sich die Buchwelt trifft. Veranstaltungen für den Gemeinschaftsgedanken, der neudeutsch starken Community! Der skoutzige Buchladen ist ein Szenetreff, in den man immer reinschauen will, weil immer was geboten ist. Wie ein Vereinslokal eben. Und weil Buchmenschen alle irgendwie auch Hamster sind, werden sie nicht mit leeren Händen gehen.

.

Fazit?

Buy local, ist eine gute Sache, auch wenn es Hürden zu überwinden gilt. Darum lasst uns den Gedanken weiterverfolgen. Statt Probleme zu beschreiben, sollten wir nach Lösungen suchen.

In jedem Fall möchten wir Buchhandlungen ein Gesicht geben. Darum stellen wir gerne Buchhandlungen vor, die sich engagieren und Ideen haben.

Eine Liste der nach Ansicht des Buchhandels-Verbands besten stationären Buchhandlungen gibt es auf dieser Seite* des Börsenblatts.

Clever gedacht ist die Aktion „genial lokal„, bei der man über eine gemeinsame Online-Plattform stöbern und dann bei einer lokalen Buchhandlung des Vertrauens einkaufen kann und theoretisch auch sieht, wo das gesuchte Buch vorrätig ist. Leider ist diese von Libri organisierte Kooperation auf das klassische Barsortiment ausgerichtet, sodass die stationär so oft vermisste Artenvielfalt, die auch Kleinverlage und SP einbindet, wieder zu kurz kommt. Stöbern lohnt sich aber in jedem Fall auf der zugehörigen Webseite*

.

Was Skoutz machen möchte

Wir wollen mehr sein, als nur ein Magazin. Mehr als nur der Skoutz-Award. Uns geht es darum, die Begeisterung für Geschichten, für das Lesen, groß zu halten. Besser noch, zu vermehren. Darum arbeiten wir an der Buchfieberkurve oder unseren Download-Karten. Beides Konzepte, die auch im Buchhandel helfen könnten.

Denn die Skoutz-Buchfieberkurve kann bei der Suche und Beratung tatsächlich eine wertvolle Hilfe sein. Dafür haben wir sie nämlich entwickelt – um auf einen Blick neutral sagen zu können, was das Buch verspricht. Über den QR-Code auszulesen. So einfach kann es sein.

Über ein Terminal könnte man mit der Buchfieberkurve bequem und zielgerichtet suchen, vielleicht sogar erfahren, ob das Buch vorrätig ist.

Durch Karten mit Download-Code zum Sammeln und Verschenken würde das E-Book sinnlich, haptisch, greifbar. Wenn das System so ausgestaltet ist, dass man nicht vorher wissen muss, in welchem Format nachher gelesen wird, wäre so eine Buchkarte auch ein herrliches, in jeder Hinsicht nachhaltiges Geschenk und besser als jede Grußkarte.

Außerdem arbeiten wir an einem System, mit dem Buchhändler bequem(er) bei kleinen Verlagen und Selfpublishern bestellen können. Wer Interesse hat, hier konzeptionell mitzudenken, ist herzlich eingeladen. Meldet euch!

 

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert