Bücher im Urlaub – Packtipps für Booknerds
Urlaub ist was Schönes, sollte man meinen. Urlaubsreisen sind noch viel schöner! Außer man reist ohnehin ständig, wenn auch nur literarisch, dann ist das mit den Urlaubsreisen … kompliziert. Natürlich kann man als echter Buchmensch wunderbar reisen. Auf den Spuren großer, oft gleichfalls abenteuerlicher Autoren und Autorinnen. An Orte, die Literatur geprägt haben, zu all den wunderschönen Bibliotheken und anderen Buchtempeln, die es zu bestaunen gilt …
Bücher im Urlaub – eine komplizierte Beziehung
Denn was macht der Booknerd mit seinen Büchern? Welche dürfen mit, welche müssen bleiben? Wie kann man sie vor Schäden schützen? Während wir uns ja mit Schutzimpfungen gegen Tropenkrankheiten wappnen und Sonnencremes gegen Sonnenbrand mitnehmen, sind unsere Buchfreunde den auf sie lauernden Gefahren völlig schutzlos ausgeliefert. Ein Reisebuch-Notfall-Set stellen wir euch in den nächsten Tagen vor.
Nun, Skoutz wäre nicht Skoutz, wenn wir euch mit diesem Problem alleine ließen.
Am Anfang war ein Koffer …
Wir befinden uns also in eurem Schlafzimmer, kurz vor dem Tripp, auf den sich eure Familie schon so lange gefreut hat. Der Koffer wurde schon aus dem Schrank geholt, nach der Corona-Pause diskret entstaubt. In den Innereien des Koffers finden sich unverdauliche Reste des letzten Abenteuers, Quittungen, Bordkarten, ein bisschen Sand, ein paar Münzen fremder Währung und ein Kaugummi, der schon bei kritischer Betrachtung in tausend Krümel zerfällt.
Nachdem der Koffer gesäubert ist, können wir für diesen Urlaub packen. Wenn wir keinen kalten Entzug riskieren wollen, weil wir unvorbereitet von unsere Lektüre getrennt werden, brauchen wir Bücher. Viele Bücher. Bücher für die Wartezeiten bei der Reise, für Fahrtzeiten und dann natürlich zum Entspannen, denn wie soll das ohne Bücher gehen?
Und ab hier wird es kompliziert. Übergepäck lassen sich die Airlines teuer, wirklich teuer, bezahlen. Und auch der Platz im Auto ist auch dann begrenzt, wenn man seine Erfahrungen aus dem Buchregal (Bücher-Tetris) auf den Stauraum (Koffer-Tetris) überträgt.
Tipp 1: Es gilt als absolut unfein vorzuschlagen, dass man den kleinen Bruder diskret vergessen könnte.
Eine Frage des Formats
E-Booknerds haben es da leichter. Damit hat man Hunderte von Büchern zur Hand – theoretisch.
Denn das E steht für Elektrizität. Wir brauchen Strom zum Lesen und das bedeutet, dass die von der Lektüre zu beschattende Nase sich längere Zeit näher am Strand als an einer Steckdose befindet. Auch hat man regelmäßig weniger Adapter als Elektrogeräte dabei und der familiäre Verteilungskampf wird von notorisch friedfertigen Booknerds erfahrungsgemäß nicht oft gewonnen.
Ganz ohne energieneutrale Bücher sollte man also nur verreisen, wenn man den Begriff Abenteuerurlaub wörtlich nimmt.
Auch ist ein E-Book selbst bei gleicher Geschichte etwas völlig anderes als ein Printbuch.
Ein E-Book ist nämlich diskret. Das heißt, Passanten können nicht einfach mit einem Blick sehen, was da gelesen wird, wohin der Booknerd völlig fasziniert abtaucht. Und das nährt die menschliche Neugier. Die Gefahr, dass man dann jäh aus seinem eigentlichen – literarischen – Urlaubsort geholt wird, ist hoch. Blöde Fragen, wie „ist Lesen nicht langweilig?“ kann man auch mit einem Printbuch nicht verhindern. Aber ein ehrlich interessiertes „Was liest du gerade?“ reißt einen halt genauso raus. Die Störungsgefahr steigt also beim Lesen mit dem Reader unseren Feldversuchen zufolge exponentiell.
Umgekehrt kann man mit der Lektüre eben auch ein Statement setzen. Bücher sind kommunikativ, selbst wenn man sie nicht liest. Habt ihr noch nie spontan einen Menschen nett gefunden, weil er völlig hin und weg in eines eurer Lieblingsbücher abgetaucht ist? Seid ihr noch nie über ein Buch mit einem Unbekannten ins Gespräch gekommen?
Aber ein Buch kann auch signalisieren: „Du willst mit mir nicht sprechen“
Tipp 2: Ein passender Schutzumschlag – „Doppelbesteuerungsabkommen im Offshore-Bereich“ etwa – verscheucht zuverlässig Störenfriede. Da gibt es eine ganze Reihe von Fake-Titeln, die je nach Umfeld mehr oder weniger zuverlässig arbeiten: „Die Rolle des Schafs im Wandel postindustrieller Realitäten“ ist ein Klassiker, der sich vielfach bewährt hat.
Bücher im Urlaub – extradimensional betrachtet
Damit sind wir wieder bei unserem ursprünglichen Platzproblem. Prüfend wandert der Blick zwischen dem leeren Koffer und dem SiuzlL (Stapel im Urlaub zu lesender Lektüre) hin und her. Man muss kein Physiker sein, um zu wissen, dass das auch dann nicht zusammenpasst, wenn man an faltbare Universen glaubt. Eine Theorie, die ich auch im Ansatz nicht verstehe, auch wenn ich schon einiges darüber gelesen habe.
Sinnvollerweise beginnen wir mit dem Unausweichlichen. Packt also zunächst mal die Kleider zusammen, die ihr wirklich unbedingt braucht. Das Mindestgepäck sozusagen.
Tipp 3: Nein, es genügt auch bei einem noch so faszinierenden SiuzlL nicht, den Textilbedarf auf Socken und einen Schlafanzug zu beschränken. Das reicht nicht. Ein paar Zugeständnisse an gesellschaftliche Konventionen sind opportun. Und es ist nie ausgeschlossen, dass man einen literarisch vielversprechenden Hot Spot entdeckt, den man besitzen will. Einen regionalen Bücherschrank etwa, eine herrliche Bibliothek, einen verträumtem Buchladen oder den Original-Schauplatz eures Lieblingsklassikers.
Mit anderen Worten: Ein paar Shirts und Hosen sollten schon sein. Badeanzug, Schuhe, Regenjacke, Handtuch und Kulturbeutel sind ebenfalls üblicherweise nicht zu verhandeln.
Tipp 4: Bitte berücksichtigt, dass das Risiko besteht, sich bei einem Buch zu täuschen. Und wenn man irgendwo in der Einöde steckt und keine Ersatzliteratur kaufen kann, oder jedenfalls nicht in einer Sprache, die man versteht, dann ist es genauso wichtig, ein Ersatzbuch wie einen Ersatzreifen dabei zu haben. Ich persönlich neige tatsächlich dazu, Re-Reads im Urlaub zu bevorzugen. Bücher, von denen ich weiß, dass ich sie mag, und die ich deshalb nochmals lesen will. Da ist das Risiko, es umsonst mitgeschleppt zu haben, einfach geringer.
Wenn das alles drin ist, ist damit der Platzbedarf endlich abschließend ermittelt und damit steht die eigentliche, über die Qualität des Urlaubs entscheidende Frage an:
Wie viele Bücher haben Platz und welche dürfen mit?
Wenn man sich – was ich persönlich clever finde – für hybrides Lesen, also einen Mix aus E-Reader und Printbuch entscheidet, dann gehört dazu die Überlegung, wann was am besten gelesen werden sollte. Hochkomplexe, konzentriertes Lesen fordernde Bücher eigenen sich nicht für die Spielstunden am Strand mit den lieben Kleinen. 1000-Seiten-Wälzer sind nichts für die Handtasche, in der man den Schatz zu Gate W schleppen muss, auch wenn er noch so spannend ist. Berufsbezogene Titel würde ich als erstes zurücklassen, das passt nicht zu Urlaub, es sei denn, man surft lieber auf Xing und LinkedIn statt auf Instagram und Twitch. Profis überlegen sich auch, welche Bücher zu welcher Stimmung passen und treffen eine, alle Eventualitäten berücksichtigende Auswahl.
Tipp 5: Egal, wie ihr euren SiuzlL zusammenstellt – ihr werdet was vergessen haben. Und spätestens im Hotel fällt euch dann auf, dass ihr vergessen habt, Unterwäsche einzupacken. Aber die könnt ihr vor Ort kaufen.
Bücher im Urlaub – Eselsohren als Souvenir?
Wie man mit solchen Erlebnisnarben umgeht, hängt in hohem Maße von der psychischen Struktur des Booknerds ab. Es gibt da im Prinzip 3 Typen, die wir euch demnächst auch noch wissenschaftlich sauber voneinander abgegrenzt inkl. Selbsttest, vorstellen werden:
- Keinohrtypen – Da muss ein Buch wie aus der Presse aussehen. Das Buch als Kunstwerk, als geliebtes Objekt. Relativierungsversuche stoßen auf taube Eselsohren! Wenn es Botox für Bücher gäbe, hätte kein einziges dieser Leute auch nur eine Leserille.
- Fundamentalisten – Nur die Geschichte zählt, und wenn man dem Medium ansieht, dass es gelesen wurde, auf Reisen war und womöglich auch mal im Atlantik baden – dann ist es halt so. Solange man die Schrift erkennt, ist alles gut.
- Memoranden – Das ist jene relativ seltene Spezies, die Bücher markiert. Ein Eselsohr an einer Stelle mit einer besonders tollen Formulierung. Leserillen wie Lachfalten als Ausdruck gelebter Lesefreuden. So wie die Memoranden älter werden, gestehen sie das auch ihren Buchfreunden zu.
Sinnvoll ist es jedenfalls, im Urlaub wertvolle Sonderauflagen, signierte Bücher oder hochpreisige Hardcover zu Hause zu lassen und sich auf flexiblere (und leichtere) Taschenbücher zu beschränken. Bücher, die man – wenn was ganz Schlimmes passiert – auch ersetzen kann!
Tipp 6: Ohne einem ausführlichen Beitrag vorzubeugen – ein 1. Hilfekasten für Bücher enthält:
- weiche, saugfähige aber nicht zu dicke Taschentücher, die man zwischen die Seiten legen und pressen kann;
- eine Büroklammer, mit der man Eselsohren ausstreichen und die Seite gegen den Falz fixieren kann;
- Lesezeichen, damit es überhaupt nicht soweit kommt;
- Löschpapier zum Wegbügeln von hartnäckigen Eselsohren
- Lineal zum Gegenwölben bei Leserillen
Wir hoffen, dass wir euch ein bisschen inspirieren konnten, und ihr mit eurer Lektüre einen superschönen Urlaub habt. Zeigt uns eure Leseorte! #skoutzontour!
Und anschließend könntet ihr die Bücher wie immer bei Skoutz bewerten. Mit der Buchfieberkurve geht das ganz einfach. 5 Klicks statt 5 Sterne zur einer vollwertigen Rezension. Damit noch mehr Menschen das für sie passende Buch finden. Hier geht es zur Buchsuche.