Was ist Buchmesse? Gedanken zur FBM 2017

Wie schön hätte die FBM 2017 sein können

Voller Vorfreude drängten sich die Besucher vor den noch nicht geöffneten Toren.
Macron kam.
Merkel kam.
Alles schien das nötige und angemessene Dekorum zu besitzen, das einer Buchmesse gebührt. Auch Skoutz kam voller Vorfreude zur FBM 2017.

Rund 270.000 Menschen war es die zum Teil weite Anreise und die wahrlich nicht unerheblichen Eintrittspreise zur FBM 2017 wert, um ihre Lieblingsschriftsteller zu sehen, Lesungen zu hören, andere Leser zu treffen: um Buchluft zu atmen! Denn Buchmesse, das war bisher stets klar, ist eine Oase der Kreativität und des friedlichen Miteinanders in einer Welt voller Irritationen, Gewalt und Unsicherheit.

Buchmesse ist gut.
Buchmesse ist Flucht vor dem, was uns in der Welt nicht gefällt.
Den Rechten zum Beispiel.

FBM 2017 – Ausfallschritt nach rechts?

Doch was mussten die Besucher erleben? Die Veranstalter hatten Leute eingeladen, die man auf einer Buchmesse nicht zu treffen wünscht, falls überhaupt. Und dieselben Veranstalter hatten sie so platziert, dass es fast zwangsläufig zu einer Konfrontation kommen musste.

Und sie kam (weiterlesen).

Zwei Verletzte auf Seiten der Gegner rechten Gedankenguts sind zu beklagen und dazu einige Zigtausend empörte und tief verstörte Bibliophile. Leider melden sich immer mehr zu Wort, die fassungslos erzählen, wie beängstigend die Vorfälle auf der Messe wirklich waren, wie fehlgeleitet die Reaktionen der Verantwortlichen… (zB bei Piranhapudel (weiterlesen) oder bei Kamami (weiterlesen)).

Rechts, das durfte man wieder einmal erleben, drängt sich nach vorne, schiebt sich ins Rampenlicht. Scheut vor nichts zurück.

Und genau das ist das eigentliche Problem dieses Vorfalls.

Hier bekommt jemand wieder mal eine Bühne, der einen marginalen Prozentsatz, oder noch nicht einmal ein Promille ausmacht gegen jene, die ihre Buchwelt lieben und friedlich zu ihrer Buchmesse gepilgert sind. Dazu ein Veranstalter, der in seiner Reaktion nicht nur vage und nichtssagend blieb, sondern aus dessen Worten man entnehmen kann, dass er die Schuld eher bei jenen sehen möchte, die sich gegen Rechts gestellt haben.

Gewalt, so die Veranstalter, werde man nicht dulden. Wäre es nicht so traurig, man müsste lachen. Ihr habt sie nicht nur geduldet, sondern grob fahrlässig in Kauf genommen. Ihr zündelt. Ein gefährliches Tun bei so viel Brennbarem. Doch war das Buchmesse?

NEIN!

Buchmesse ist

  • Bücher, Leser, Cosplayer und Autoren, Verleger, Lektoren.
  • fleißige Menschen hinter den Kulissen, die das vorbereiten, organisieren, aufbauen, die Toiletten putzen und Kaffee ausschenken.
  • hoffnungsvolle Nachwuchsautoren, die meist vergebens versuchten, bei Verlagen zu punkten, und Lektoren, die hofften, neue Autoren zu finden.
  • tausenderlei wunderhübsche Kinderbücher, sogar in Sprachen, von denen man vom Anschauen nicht weiß, wo sie überhaupt gesprochen werden.
  • Frankreich,
  • Poetry Slam.
  • gemeinsam was trinken gehen,
  • Partytime für ganz viele Leser und Schreiber wie die Leserparty, das Galaktische Forum, die Häppchenlesung, die Drachennacht.
  • die Vergabe von Preisen wie dem Kindle-Storyteller, dem Deutschen Buchpreis, den Skoutz-Awards und viele mehr.
  • auch Salman Rushdie, jemand, der weiß, wie es ist, wenn Menschen Terror auf andere ausüben
  • die Lesungen von Dan Brown oder Cassandra Clare aus ihrem aktuellen Werk. 
  • die Auszeichnung für Ahmet Sik, einem inhaftierten türkischen Journalisten.
  • die Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels an die wunderbare Margaret Atwood.

Das ist die Politik, die auf einer Buchmesse und um eine Buchmesse einen Platz hat und die wir zeigen wollen.

Doch all das geht in der öffentlichen Wahrnehmung unter. Nichts von dem bekommen die Millionen Zuhausegebliebenen mit, denn die Kanäle sind voll von Rechten und Empörten.

Buchmesse ist nicht unpolitisch.

Sie ist keine Flucht in eine heile Welt, in der es keine Gewalt und keine Idioten gibt. Aber noch weit weniger ist sie Austragungsort für Gewalt. Was sie gar nicht sein darf, ist eine Bühne für etwas, was wir nirgendwo haben wollen und schon gar nicht im Herzen derer, die Bücher lieben.

Lasst sie uns von der Bühne schieben und jene hinaufholen, um die es ging: Lesende und Schreibende und jene, die sie zusammenbringen!

Wir rufen euch alle auf, DIESE Dinge zu posten, denn auch das ist Widerstand. Zu zeigen, dass es keinen Platz für Rechts gibt. Das wir sie nicht brauchen und nicht wollen.

Lest zum Beispiel hier und in unseren Links, was die FBM 2017 wirklich war, und wer da war und postet bitte in die Kommentare, wo es noch mehr davon zu lesen gibt, was BUCHMESSE wirklich ist!

  • Gesamteindrücke bei völlig.verlott.at (Link) und Brösel von Brösels Bücherregal (Link)
  • Amezaliwa über den Messefreitag (Link)
  • Manjas Bücherregal über den Messesamstag (Link)
  • Fortsetzungsberichte bei Schattenwege (Link) und Literatopia (Link)
  • Bloggerkuscheln bei Lifewithsaskia (Link)

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