zu Besuch bei: L.C. Frey
Auf den Besuch bei L.C. Frey freue ich mich besonders. Einmal, weil ich seine Bücher mag und mich gerne auf die psychologischen Schattenspiele in seinen Leipzig-Thrillern einlasse. Und einmal, weil ich Leipzig mag, eine Stadt, in der auch viele Skoutze leben. Hier nämlich lebt der gelernte Ingenieur, schreibt, gestaltet Cover und ist auch sonst sehr kreativ.
Mal sehen, was ihm zu meinen Fragen einfällt.
Zu Besuch bei L.C. Frey, dem Psychologen der Ermittler-Thriller
Was ist dein »Sprit« beim Schreiben, woher nimmst du deine Ideen?
Menschen, Alltag und ein kleines bisschen Fantasie. Ich halte einfach im täglichen Leben die Augen auf. In fast jeder Situation lässt sich eine interessante Frage stellen.
Ah, dann lass mich mal fragen: Was sind das für Fragen?
Meistens beginnen diese mit: „Was wäre, wenn …?“. Und dieser Frage folge ich dann konsequent. Manchmal führt sie mich zu einer guten Idee, und wenn ich richtig Glück habe, zu einem ganzen Buch.
Klingt nach einem Plan…
Was würdest du tun, wenn du nicht mehr schreiben könntest?
Dann würde ich meine Geschichten vermutlich diktieren.
Ja, das höre ich öfter… Und sonst?
Oder wieder mehr Musik machen. Oder malen. Da würde mir schon was einfallen, glaube ich. Momentan schreibe ich allerdings am liebsten, keine Frage und habe auch nicht vor, allzubald damit aufzuhören.
Zu welchen Anlässen hast du schon überlegt, mit dem Schreiben aufzuhören?
Hm, deine Fragen drehen sich aber auffällig um das Thema „Aufhören“, möchtest du mir damit etwas durch die Blume sagen?
Gute Frage… Das hab ich tiefenpsychologisch noch gar nicht ergründet. Vielleicht eine Art unbewusster Konkurrenzschutz? Hm…
Nö, ich glaube wirklich, weil dabei öfter sehr spannende Antworten rauskommen. Man rührt ja an Ängsten. Nicht nur der deiner Fans, sondern vielleicht auch an deinen.
Im Ernst: Da fällt mir im Moment kein Anlass ein, zumindest kein freiwilliger.
Was war dein emotionalstes Erlebnis beim Schreiben?
Als Word abgestürzt ist und 400 fertig getippte Seiten mit sich in den Abgrund gerissen hat, das war schon ein ziemlich emotionaler Moment und anschließend musste ich mir einen neuen Laptop kaufen.
Offenbar scheint die Technik im letzten Jahr schlechter geworden zu sein. Das höre ich heuer ständig auf die Frage. Womöglich sollten wir hier eine Selbsthilfegruppe für absturzgepeinigte Autoren gründen. Daniel Spieker ging es genauso. Aber sonst so?
Davon abgesehen glaube ich, dass Schreiben immer ein emotionaler Prozess sein sollte, inklusive Höhenflügen und tiefster Verzweiflung – und jeder Menge Spaß an der Sache.
Äh ja… Nur wenn man Gefühl reinschreibt, kann der Leser Gefühl rauslesen, denke ich.
Sonst könnte man es auch bleiben lassen. Etwas, in dem kein Herzblut steckt, ist nichts wert. Ein erfahrener Leser, dessen Anspruch über, sagen wir mal, die durchschnittliche Milliardärsromanze, hinausgeht, merkt das sofort.
Hey … jetzt hier kein Kollegenbashing. Manche Autorin solcher Bücher schreibt in den Details auch viel Herzblut. Glaub mir. 🙂
Wie viel Autobiografie steckt in deinen Geschichten?
Null. Ich schreibe Fiktion zur Unterhaltung meiner Leser. Ich will niemanden mit meinem Alltag langweilen.
Erklär das mal einem Stalker… 🙂 Aber du schreibst ja sehr erfolgreich Leipzig-Thriller, als Geschichten, die zufällig in der Stadt spielen, in der du lebst. Ich glaube, da muss ich nochmal nachermitteln.
Was wäre das größte Kompliment, das man dir als Autor machen kann?
Seine Bücher zu lesen, ist das größte Kompliment, dass man einem Autor machen kann, glaube ich. Jede und jeder, der meine Bücher kauft, macht mir dieses Kompliment. Zu wissen, dass es Menschen gibt, denen meine Geschichten etwas bedeuten, und die ich damit unterhalten kann, ist ein tolles Gefühl.
Wer ist für dich dein idealer Leser?
Darüber mache ich mir ehrlich gesagt wenig Gedanken.
Bis jetzt. Versuch’s mal.
Ich biete dem Leser idealerweise eine Spielwiese für die eigene Fantasie. Wenn es mir gelingt, diese mit meinen Geschichten anzuregen, bin ich glücklich. Wenn ein Leser beim Lesen meiner Story nur halb so viel Spaß hat wie ich beim Schreiben, dann ist das ein ziemlich farier Deal, finde ich.
Jup! Klingt valide.
Bei welchem deiner Protagonisten würdest du den Beziehungsstatus mit dir als »schwierig« bezeichnen?
Da gibt es tatsächlich so ein paar, das gehört eben dazu.
Ganz meine Meinung, aber mich interessiert natürlich deine Begründung…
Schwierig endet bestenfalls in einer interessanten Figur, und ist allemal besser als „normal“ oder „langweilig“. Mit den meisten Charakteren rauft man sich im Laufe des Buches zusammen, mit manchen ist man anschließend richtiggehend „verheiratet“. Mitunter endet es aber auch darin, dass ein paar hundert Seiten Manuskript erstmal wieder in der Schublade verschwinden, weil man feststellt, dass man noch nicht so richtig bereit ist für die spezielle Figur oder ihre Geschichte. Aber es gibt ja immer ein Später, hoffentlich. Ich halte Schreiben nicht für etwas, das man irgendwann umfassend beherrscht.
Das hat zwar nicht nur mit den Protas und ihrem Umgang mit uns zu tun, aber ansonsten gebe ich dir Recht. Nur ein mit sich unzufriedener Künstler wird ein wirklich guter.
Man wird nur mit jedem Buch ein kleines bisschen besser, hoffentlich. Hürden gehören zu jedem Lernprozess, das ist ja gerade der Witz dabei.
Das ist ja immer so. Nur wer sich an seine Grenzen rantraut, kann sie auch verschieben.
Und zum Schluss: auf welche Frage in einem Autoreninterview möchtest du einfach nur mit »Ja« antworten?
„Wird es in Zukunft weitere Bücher von dir geben?“.
Ja, das hoffen wir auch. Ich.Breche.Dich jedenfalls fand ich persönlich schon mal so gelungen, dass ich mich auf den nächsten Frey freue.
Jetzt aber erst mal viel Erfolg im weiteren Verlauf des Wettbewerbs. Vielleicht führen wir ja unser nächstes Gespräch anlässlich des Crime-Skoutz 2017.
Und dir sage ich vielen Dank für das nette Interview.
Das gebe ich gern zurück. Ich freue mich schon auf unser nächstes Treffen.
Hier könnt ihr L.C. Frey kontaktieren:
L.C. Frey auf Facebook
Autorenhomepage von L.C. Frey
Skoutz-Lesetipp: Die Schuld der Engel – Band 1 der Leipzig-Thriller von L.C. Frey
Ein bizarrer Mordfall. Ein skrupelloser Killer. Eine mörderische Jagd bis zum Äußersten.
Kommissar Sauer hat Grund zur Freude: Kurz vor seiner Pensionierung gelingt es dem Ermittler, seinen letzten Fall in Rekordzeit zu lösen. Doch dann kommen Sauer Zweifel, und er rollt den brutalen Mord an einem erfolgreichen Leipziger Anwalt nochmals auf. Aber damit geraten Sauer und seine junge Kollegin Selina Gülek ins Visier eines eiskalten Psychokillers.
Die Spur des Bösen verliert sich tief in der Vergangenheit des Opfers und seines vermeintlichen Mörders, und das Töten beginnt erneut. Längst begraben geglaubte Geheimnisse zwingen das gegensätzliche Ermittlerteam auf eine nervenzerfetzenden Jagd durch halb Deutschland.
Sauer und Gülek blicken in die Abgründe menschlicher Grausamkeit und geraten dabei immer tiefer in den Sog des Bösen. Werden sie den wahren Killer stoppen können, bevor er seinen teuflischen Plan in die Realität umsetzen kann?
Skoutz meint: Das Besondere an L.C. Freys Leipzig-Thrillern im Verhältnis zu den vielen anderen Ermittler-Reihen ist die lässige Art, wie hier Thriller- und Krimielemente miteinander verwoben werden. Dabei lässt Frey seine Leser von zwei sehr nachfühlbar ausgearbeiteten Protagonisten durch die wendungsreiche und sehr spanende Story bis zum ebenso überraschenden wie logischen Finale führen.
Hinweis:
Der 3. Fall von Kommissar Sauer „Ich.Breche.Dich“ hat Daniela Arnold so gut gefallen, dass er ihn aus über 200 Titeln der Longlist in seine persönliche Auswahl der Midlist Crime gepackt und damit für den Crime-Skoutz 2017 nominiert hat.
Grund genug für uns, das Buch einmal ganz genau zu untersuchen und euch vorzustellen (weiterlesen).