zu Besuch bei: Kristina Günak (Skoutz-Juror Humor 2017)
An mein erstes Interview mit Kristina Günak2 kann ich mich noch gut erinnern, einfach weil es eines der lustigsten war, die ich bis dato geführt habe. Kristina ist so ein Mensch, mit dem es leicht fällt, zu lachen. Das ist natürlich die ideale Voraussetzung für den Juror unserer Jury, der sich mit den Titeln befassen darf, die für die neue Kategorie „Humor“ vorgeschlagen wurden. Wer mag, kann ihr (und dem Rest der Jury) hier bis zum 28.02.2017 seine Vorschläge unterbreiten.
Für alle anderen sitze ich jetzt also ein zweites Mal bei Kristina Günak2 und bin schon sehr gespannt, was sie heute zu erzählen hat. In Erinnerung an unser erstes Interview habe ich dieses Mal Kekse dabei. Das kann nicht schaden.
Zu Besuch bei Kristina Günak2– der Skoutz-Jurorin für die Kategorie „Humor“ 2017.
Beschreibe dich in einem Wort!
Ich schreibe Romane. Könnte ich kurz, würde ich Werbetexte verfassen.
Das ist richtig, denn für Werbetexter hätten wir auch keinen Platz in der Jury. Also?!
Deswegen siehe Anfang der Antwort. Echt jetzt? EIN Wort?
„Ich“ Okay? Das klingt jetzt sehr nach aristotelischer Philosophie. Ich bin ich. Oder war es doch ein Liedtitel von Rosenstolz? 😀
Wer oder was hat dich zum Schreiben gebracht? Und was hat sich durch das Schreiben verändert?
Das weiß ich bis heute nicht wirklich.
Lass uns gemeinsam überlegen.
Es ist irgendwie passiert. Der erste Satz des ersten Buches war „Sie werden es nicht glauben, aber ich bin eine Hexe“, und seitdem schreibe ich. Eigentlich bin ich Mediatorin und Coach und habe daher immer um die Kraft der Worte gewusst. Die Möglichkeit, ganz in Ruhe mit Worten zu experimentieren, ihren Klang zu prüfen, ihre Wirkung auszuprobieren hat mich fasziniert. Seitdem schreibe ich immer weiter. Abgesehen davon geht es ja auch nicht anders. Ich muss das tun. Ständig tauchen Figuren auf, die mich nötigen, ihre Geschichte zu einem Buch zu verarbeiten.
Ja, das höre ich öfter. Die Protagonisten können bisweilen sehr anstrengend sein.
Wie schreibst du?
Ein Wort nach dem anderen. Klappt ganz gut. Vielleicht sollte ich ein Buch darüber schreiben?
Das wäre sicherlich ein Exot unter den Schreibratgebern, die sonst ja erst einmal ein Problem großreden, um ihre Bücher zu verkaufen und dann durch ihre weisen Betrachtungen für den Leser zu lösen..
Nein, im Ernst. Ich plotte rudimentär. Meine Bücher sind immer figurengetrieben, die Handlung ist natürlich wichtig, aber untergeordnet.
Wie darf man sich das vorstellen?
Meine Figurenprofile stehen also vorher fest, sind aber immer flexibel, weil ich mit meine Protagonisten „erschreiben“ muss. Ich kann mir die nicht alle komplett in allen Facetten ausdenken. Sie müssen erscheinen und dann den Raum haben, sich zu entwickeln.
Du bist also keine, die mit mehrseitigen Charakterfragebögen alle Eventualitäten im Vorfeld ausarbeitet.
Wie steht eigentlich dein Umfeld zum Schreiben?
Es ist mein Beruf und den nehme ich sehr ernst. Da der Nachwuchs mittlerweile ein gewisses Alter hat, gelten folgende Grundregeln im Haus: Wenn meine Bürotür geschlossen ist, darf ich nur gestört werden, wenn
- Blut fließt,
- eine Feuersbrunst droht,
- jemand unverhofft Kuchen gebracht hat.
Klingt nach einer validen Regel. Mein Vater hatte das so ähnlich formuliert, allerdings dann Nummer 1 ergänzt mit „und nach 3 Minuten nicht wieder aufgehört hat“. Mag aber an uns gelegen haben. Und funktioniert das?
Ja. Alle wissen das und halten sich dran. Einzige Ausnahme ist Herr Hund, der darf auch mal so in mein Büro. Der spricht aber auch wenig bis gar nicht.
Ja, unsere Hunde hatten auch Sonderrechte.
Was mir beim Schreiben fehlt, ist die Kaffeeküche die man mit Kollegen teilt. So ein kollegialer Schnack gegen Mittag, wenn man gerade nicht weiterkommt, kann nämlich sehr hilfreich sein. Ich habe zum Glück einige Kolleginnen, mit denen ich mich jederzeit über Projekte (und das Leben) austauschen kann. Meistens essen wir dabei Kuchen. 😉 Was auch sehr schön ist: Ich bin Mitglied bei den DELIAs, eine Vereinigung von Autorinnen und Autoren, die sich jederzeit mit Rat und Tat unterstützt. Das ist außerordentlich angenehm.
So Autoren-Clubs finde ich prinzipiell sehr angenehm. Die gibt es ja – neben DELIA für Liebesromane – auch für andre Genres Fantasy oder Crime zum Beispiel.
Wenn eine Fee dir einen perfekten Autorentag anböte, wie sähe der aus?
Sonne, viel Kaffee, keine Termine, Kuchen (mit Sahne)!
An dieser Stelle packe ich die mitgebrachten Kekse aus. Der 3. Hinweis genügt.
Welche Gefahren lauern im Alltag auf deine Manuskripte, was kann dich von deiner Geschichte trennen?
Soziale Kontakte jeglicher Art. Vorzugsweise bei Facebook und Instagram. Ich lungere da gerne rum und prokrastiniere, akzeptiere aber mittweile, dass selbst das bewusste Ablenken vom Text durchaus kreatives Potential beinhaltet. Ganz oft finde ich nämlich ein Posting, einen Artikel oder den Kommentar einer Leserin, der irgendwie zu meinem Text passt und mir den Kick gibt, weiterzuschreiben oder gleich ein ganzes Problem zu lösen. Das ist dann fast magisch und verneige mein kleines Scheiberhaupt vor dem großen Potential, dass im Prokrastinieren offenbar steckt.
Ja, damit tröste ich mich auch. Allerdings sagt dann eine kleine miese Stimme in meinem Hinterkopf, dass das Potential genützt werden muss und dass es das nicht wird, wenn ich noch weiter im Netz herumhänge…Von daher ist der Erfolg sogar gefährlich, denn er steigert meine ohnehin schon große Bereitschaft, bei FB oder neuerdings auch Instagram abzuhängen.
Wie gehst du mit Schreibblockaden (großen und kleinen) um?
Weitermachen. Satz für Satz. Ich bin blockiert, wenn es im Plottaufbau oder der Figurenentwicklung hakt.
Da warst du doch eher lax, hast du oben gesagt? Dann interpretiere ich das einfach mal so, dass deine Fans sich keine Sorgen aus der Richtung machen müssen. Gibt es sonst noch Gefahren für dein kreatives Schaffen?
Oder wenn jemand um Einlass in mein Büro ersucht und dabei die drei goldenen Grundregeln missachtet, aber das ist ein anderes Thema.
Meistens läuft es wieder, wenn ich intensiver in die jeweilige Thematik eingestiegen bin. Eine gute Freundin von mir ist Kunst-Therapeutin, oft belästige ich sie dann mit den Konflikten meiner Figuren und sie stellt mir kluge Fragen. Das hilft auch enorm.
Ja, das glaube ich. Da beneide ich dich gerade ein wenig. Ich hätte ab und an auch gerne einen Mediator zwischen meinen Protas und mir.
Welchen Anteil hat das reine Schreiben im Autorenjob und was gehört noch dazu?
Das frage ich mich auch manchmal. Ich schätze mal grob 60 %. (Bin allerdings im Schätzen eine ernsthafte Niete.) Die Vorbereitung ist maximal ein Tag, da ich ja immer eine recht ausgereifte Grundidee habe. Das Schreiben selber zieht sich dann über mehrere Wochen, die Überarbeitung dauert auch seine Zeit. Mit den Covern habe ich immer großes Glück. Bei den Verlagstitel kümmert sich entsprechend der Verlag darum, bei den SP Titel arbeite ich mit einer tollen Designerin zusammen, die sehr flexibel und nervenstark ist. 😉
Und wie geht es dann weiter?
Marketing nimmt wieder sehr viel Zeit in Anspruch. Ich mache viele Gewinnspiele, Videos aus der Schreibstube, bin auf Messen und habe Lesungen. Dann gibt es noch die Steuer zu bewältigen (Argh), Ablage, Korrespondenz (Testleser, Lektor, Verlag etc.), aber zum Glück auch noch meine Lieblingsdisziplin: Leserkontakt. Der Austausch mit meinen Leserinnen, meine Gedanken mit ihnen zu teilen, auf Feedback zu meinen Büchern antworten, mag ich wirklich gerne. Ich beantworte alle Mails und PNs selber. Manchmal dauert es wohl ein wenig, wenn ich gerade in einer aktiven Schreibphase stecke.
Wir geben unten sämtliche Kontaktdaten preis
Wie groß ist dein SUM (Stapel ungeschriebener Manuskripte) und wie gehst du mit ihm um?
Ich arbeite ungefähr sechs Monate an einem MS. Das beinhaltet dann aber auch die komplette Überarbeitung und das Lektorat. Oft überschneiden sich deshalb Projekte, während ich zum Beispiel an der Hexe schreibe, kommt die Druckfahne vom Verlagsbuch. Über das Jahr erscheinen meist ein oder zwei Verlagsbücher, die aber einen enormen Vorlauf haben und in meiner Planung viel früher dran sind, und mindestens zwei SP Projekte. Mein Jahr ist gut getaktet, und selbst für die SP Projekte halte ich mich streng an meine eigenen Abgabetermine, denn jeder Lektor gibt dir im Vorfeld einen Slot und den hast du einzuhalten. Alle müssen schließlich planen.
Das ist sehr löblich, wobei ich denke, dass das irgendwie Teil des professionellen Arbeitens ist. Leser warten ja auch.
Wie stehst du zu Bestseller-Listen und anderen Rankings?
Am Anfang war es für mich wichtig, in diesen Rankings aufzutauchen. Ich benötigte sie als „Gradmesser“, eine Orientierung, wo ich mit meinen Büchern stehe, ob sie überhaupt jemand liest. Im Laufe der Zeit habe ich aber so viel Rückmeldung von Lesern bekommen (und Bücher verkauft), dass es zwar nett ist irgendwo aufzutauchen, aber keine so große Rolle mehr spielt.
Das ist eine Luxusvariante des Desinteresses. Wow!
Anders ist es mit der Nominierung für Literaturpreise oder Awards. Da bekomme ich auch heute noch Herzklopfen. Für den Skoutz-Award oder den DELIA-Literaturpreis nominiert zu sein, ist einfach eine große Ehre. Für das Buch und mich. Und meine Karriere startete erst durch, als „Eine Hexe zum Verlieben“ für den Seraph nominiert wurde. Das bringt schon viel Aufmerksamkeit.
Dann hoffe ich, dass da noch mehr dazu kommt und auch, dass du auf der anderen Seite eines größeren Awards genauso viel Spaß und Ehre hast, als als Nominierte.
Zum Schluss: Gibt es in deinen Geschichten eine zweite Ebene zu entdecken?
O ja. Ich glaube. Und zwar an die Macht der Liebe, an die tiefe Sehnsucht der Menschen zugehörig zu sein. Ich glaube an Freundschaft und Nähe und bin fest überzeugt, dass die Natur heilende Kräfte hat. Das alles findet sich in meinen Büchern wieder und ich kann an den vielen Mails von Lesern erkennen, dass diese Werte die Menschen erreichen.
Anders könntest du ja auch nicht das größte Kompliment eingeheimst haben, dass dir laut deines ersten Interviews bereits gemacht wurde – dass deine Geschichten einer Leserin über eine Lebenskrise hinweggeholfen haben.
Und woher nimmst du diese „erbaulichen Wahrheiten“?
Grundsätzlich kommen die Figuren zu mir, und so kommen sie auch ins Buch. Egal welche Herkunft, Hautfarbe, ob mit oder ohne körperliche Behinderung, schwul, lesbisch, hetero, mit oder ohne Magie. Zack, sind sie da! Und wer da ist, macht mit.
Liebe Kristina, es war wunderschön, wieder einmal geplaudert zu haben. Ich freue mich immer, wenn der FB-Algorithmus mir etwas von dir in die Timeline spült, und noch mehr, dass wir uns in Leipzig wiedersehen.
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Skoutz-Lesetipp: Wer weiß schon, wie man Liebe schreibt – eine romantische Komödie von Kristina Günak
Bea Weidemann liebt ihren Job als Presse- und Marketingreferentin eines kleinen Verlags in Braunschweig. Sie lebt für Bücher und die Liebesroman-Autorinnen, die sie fleißig und aufopferungsvoll betreut – auch nach Feierabend und am Wochenende. Das wissen auch ihre Kolleginnen und drücken ihr prompt Tim Bergmann aufs Auge, dessen Fantasy-Roman über Nacht die Bestsellerlisten stürmte. Doch leider ist Tim so gar nicht der Typ Autor, den sich der Verlag als Aushängeschild wünscht:
Optisch zwar ein Hingucker, aber vor allem mürrisch und verschlossen pöbelt er sich durch die Talkshows und schreckt auch vor einer Prügelei mit Journalisten nicht zurück. Bea wird abgestellt, um den schwierigen Autor zur Vernunft zu bringen, obwohl Tim überhaupt nicht scharf darauf ist, auf seiner Lesereise begleitet zu werden. Doch bald schon merken beide, dass sie mehr verbindet, als sie ahnen …
Skoutz meint: IM MOMENT NOCH GAR NICHTS. Da das Buch erst im April erscheint. Aber das Risiko, das Buch „blind“ zu kaufen, ist denkbar gering. Für alle Zweifler liefern wir dann im Frühjahr nach.
Weitere Titel von Kristina Günak haben uns aber sehr gut gefallen, so etwa ihre letztes Jahr in der Kategorie Romance für die Midlist nominierte Komödie „3 Männer, Küche, Bad“ (hier weiterlesen) oder die mehrfach im Interview erwähnte Hexenreihe um Eleonore Breverent, die wir beim letzten Interview vorgestellt haben (beides hier weiterlesen).
Bitte vergesst nicht, für den diesjährigen Award abzustimmen (hier). Kristina Günak besucht uns übrigens auch am Skoutz-Stand auf der Buchmesse Leipzig (Halle 5 E 300). Kommt vorbei, seid skoutzig!