Frauen der Literaturgeschichte, Skoutz-Classics

50 Berühmte Frauen der Literaturgeschichte zum Tag der Frau

Zum internationalen Tag der Frauen haben wir uns in der Skoutz-Redaktion Gedanken gemacht, welche Frauen eigentlich die  Literatur gerockt haben. Und uns sind viele, sehr viele eingefallen. So viele, dass man ganz klar sagen muss, dass die Buchwelt wirklich völlig anders aussähe, wenn sie nicht gewesen wären.

 

Literatur ist weiblich!

Schon ganz zu Beginn wird es weiblich, denn Hildegard von Bingen fasziniert mit ihrem unglaublichen Wissensdurst, Musik, Gedichten, modernen Ansprüchen genügenden wissenschaftlichen Texten und faszinierend modernen Gedanken heute noch wie vor 1000 Jahren. Mary Shelley, die viel später mit Frankenstein einen Medizin-Thriller schrieb, der bis heute Forschung inspiriert und zugleich der Wissenschaft die Ethik als Regulativ gegenüberstellte.

Doch auch Frauen sind vertreten, die mehr Aufmerksamkeit verdient haben, wie die heute fast völlig vergessene Christine de Pizan, die schon Mitte des 14. Jhdts. Karriere am Hof gemacht hat und dann Bücher über eine Welt schrieb, in der Frauen dieselben Rechte wie Männer haben (etwas, was wir auch 700 Jahre später noch nicht so recht hinbekommen). Auch Schopenhauers jüngere Schwester Adele ist schließlich so ein Fall, die hochbegabt es nie gewagt hat, aus dem Schatten ihres Bruders und seiner weltberühmten Freunde herauszutreten, was unendlich schade ist.

Frauenliteratur, und wir meinen damit Literatur von Frauen, ist erstaunlich häufig revolutionär, radikal, provokant und sehr selbstbewusst. Autorinnen haben seit Christne de Pizan maßgeblich zu unserem heutigen Anspruch auf gesellschaftliche und individuelle Gleichberechtigung beigetragen, mit George Sand und Simone de Beauvoir zeitenwendende Werke verfasst. Frauen griffen gegen das Unrecht ihrer Zeit wie Männer zur Feder und wenn man das quotal bereinigt, wohl auch viel häufiger. Harriet Becher-Stowe hat Amerika ein erstes Gespür für Rassismus vermittelt. Aphra Behn im Commonwealth selbigen angeklagt. Else Lasker-Schüler schließlich schrieb ihrer Zeit ins (Nazi-)Gewissen. Ilse Aichinger, Judith Kerr und natürlich Anne Frank legten zeitlos Zeugnis ab, in einer Sprache die direkt ins Herz geht und betroffen macht ohne je pathetisch zu werden.

Wusstet ihr dass sehr wahrscheinlich der erste Roman überhaupt von einer japanischen Hofdame Murasaki Shikibu geschrieben wurde? Die Liebesabenteuer des Prinzen Genji Monogatari haben wir euch schon mal in unseren Classics vorgestellt (weiterlesen).

Frauen und Genres

Wenig erstaunlich, dass auch in fast keinem Genre Frauen wegzudenken sind, ohne dass das Genre sich völlig verändern würde. Dieses Gedankenexperiment zeigt, dass Frauen nicht nur mitschreiben, sondern maßgeblich vorschreiben, vorausdenken und Vorbilder prägen.

Seht selbst:

Damit steht sie für Science Fiction sicherlich auf einer Stufe mit Jules Verne, der dafür aber vielmehr beachtet wird. Ursula K. Le Guin kennt man weniger für ihre großartigen und kühnen SF-Entwürfe als für ihre Fantasy und Audrey Niffenegger, die Science Fiction wunderbar romantisiert hat, ohne dass dies im Genre bemerkt worden wäre. Auch Johanna Braun, die mit dem Irrtum des großen Zauberers bewiesen hat, dass auch SF lustig sein kann, ist leider viel zu unbekannt geblieben.

Was wäre der Liebesroman ohne so unterschiedliche Autoren wie Jane Austen, Emily Bronte, Hedwig Courts-Mahler, Margaret Mitchell und Jojo Moyes, die unser Bild von zeitloser, sehnsuchtsvoller, tragischer, erfüllter oder auch unglücklicher Liebe so nachhaltig prägten?

New Adult ist übrigens, wenn man so will, eine Erfindung des Biedermeiers, nämlich der höchst geheimnisvollen Frau von W., deren Geschichten über die Gefühlswelt junger Mädchen ziemlich genau die NA-Tropes, die wir heute so gerne lesen, vorwegnehmen. Faszinierend, dass man bis heute nicht weiß, welche reale Figur hinter dem Pseudonym steckt. Ähnlich wie bei dem Klassiker der Erotik, die „Memoiren einer Sängerin“, wird zwar der damals bekannten Sängerin Wilhemine Schröder-Derivent zugeschrieben, aber sicher weiß man es nicht. Ganz generell halten und hielten Frauen auch bei der unanständigen Schwester des Liebesromans, der Erotikromane, von Anfang an problemlos mit, und adelten das Genre sogar, so etwa mit dem Heptameron, das von einer echten Königin stammt.

Die angeblich so männerdominierte Fantasy wäre ohne Ursula K. Le Guin, Marion Zimmer Bradley, Anne Rice, Stephenie Meyers und natürlich J.K. Rowling dennoch deutlich anders. Wobei die beiden erst genannten Autorinnen auch in ihren Werken ein klar divers aufgestelltes Figurenensemble vorstellen und die beiden letztgenannten den Buchhandel des letzten Jahrzehnts mehr oder minder alleine retteten.

Auch wenn wir uns das auflagenstarke moderne Genre, die Kriminalliteratur ansehen, wird es weiblich. Denn ohne Frauen wie Annette von Droste-Hülshoffs „Judenbuche“ (einem der allerersten Kriminalromane im modernen Sinn) hätte es das gar nicht gegeben und ohne Frauen wie Agatha Christie und Patricia Highsmith gar nicht ins Bewusstsein der Verlage geschafft. Das Werk von Agatha Christie ist übrigens das mit Abstand meist übersetzteste der Welt.

Bei Horror holen Frauen tatsächlich erst in neuerer Zeit auf, doch auch in den Anfängen des Genres haben mit Udolphos Geheimnisse bereits 1794 Anne Radcliffe einen für das Genre wegweisenden Beitrag über toxische bis in den Wahnsinn greifende Liebe geschaffen. Mary Shelley hat mit Frankenstein auch dieses Genre beeinflusst und ebenso  später Daphne du Maurier, die mit Werken wie „Die Vögel“ den Thriller mit Horror gekreuzt hat.

Auch bei den Kinderbuchklassikern sähe das Regal ohne Frauen ziemlich leer aus, völlig egal, ob wir in Schweden mit Selma Lagerlöff Nils Holgersson oder Astrid Lindgrens Karlsson vom Dach durch die Lüfte fliegen, in England Enid Blytons 5 Freunden folgen oder mit Anna Sewell Black Beauty reiten, wenn sie nicht mit Johanna Spyris Heidi durch die Schweizer Alpen toben.

 

50 Frauen der Literaturgeschichte, die ihr kennen solltet
(stellvertretend für viele andere)

 

  1. 1098, Hildegard von Bingen
    Hildegard von Bingen war eine deutsche Benediktiner-Äbtissin, Dichterin, Komponistin und zudem eine bedeutende natur- und heilkundige Universalgelehrte. Sie verstand es, sich vor weltlichen und kirchlichen Würdeträgern Gehör und Respekt zu verschaffen. Sie gilt als erste Vertreterin der deutschen Mystik des Mittelalters und ist zudem aus unserer Sicht eine bis heute gefragte Sachbuchautorin. Vielen gilt Hildegard daher heute als Vorkämpferin für die Emanzipation der Frau. Als bedeutendste Komponistin der Musikgeschichte ist sie vor allem in den USA, Australien und Japan bekannt. Sie ist sicherlich auch eine der wichtigsten Frauen der Literaturgeschichte.
    Hildegards ganzheitlicher Blick auf die Schöpfung gibt uns wertvolle Orientierung im Umgang mit dem Klimawandel.
  2. 1364 Christine de Pizan
    Christine de Pizan war eine wohl italienischstämmige Philosophin, die neben ihren eigenen Werken dann nach dem Tod ihres Mannes als Hofschreiber von Charles VI von Frankreich aufstieg. Damit gelang ihr eine für ihre Zeit beeindruckende Karriere. 1405 veröffentlicht sie ein erstaunliches Buch: In „Das Buch von der Stadt der Frauen“ entwirft Christine de Pizan die Utopie einer Gesellschaft, in der Frauen gleiche Rechte haben wie Männer.
    In der NZZ gibt es einen sehr lesenswerten Artikel über die Frau, die ihrer Zeit so unfassbar weit voraus war (LINK*)
  3. 1492 Margarete von Navarra
    Margarete von Navarra wurde durch 1509 Herzogin von Alençon und 1527 Königin von Navarra. Sie förderte Dichter, Künstler und Gelehrte, was sehr löblich ist, aber in unserer Liste steht sie deshalb, weil sie mit dem „Heptameron“ (eine Anspielung auf das berühmte Decameron von Boccacio) eine teils ziemlich erotische Novellensammlung geschrieben hat, die zeigt, dass Erotik-Literatur schon sehr früh geadelt wurde.
  4. 1640 Aphra Behn
    Aphra Behn war als Theaterautorin, Schriftstellerin und Übersetzerin eine der ersten Frauen, die ihren Lebensunterhalt mit dem Schreiben finanzierten. Damit war sie in der Position, sich nicht nur politisch zu engagieren, sondern auch kulturelle Schranken zu hinterfragen und dient bis heute als Vorbild vieler Autorinnen (auch wenn sie selbst gar nicht mehr so bekannt ist, sondern durch die Nachfolgerinnen wirkt, die sie beeinflusst hat, so etwa Virginia Woolf)
    Ihr bekanntestes Werk ist „Oroonoko“ (1688), in dem sie den Umgang mit Sklaven im Königreich anprangerte.
  5. 1775 Jane Austen
    Die Ikone des Regency, deren Hauptwerke „Stolz und Vorurteil“ und „Emma“ zu den Klassikern der englischen Literatur gehören und bis heute einen riesigen Fankreis begeistern und zu einem eigenen Sub-Genre des Historienromans, der Regency-Romance inspirierte.
  6. 1785 Bettina von Arnim
    Bettina von Arnim war eine deutsche Schriftstellerin, Zeichnerin und Komponistin und bedeutende Vertreterin der deutschen Romantik und sowohl zu ihrer Zeit als auch in der heutigen so bekannt, dass sie es immerhin auf einen Geldschein geschafft hat.
    Ihr Engagement speziell bei der Förderung junger Talente ist auch heute noch vorbildlich.
  7. 1797 Annette von Droste-Hülshoff
    Anna Elisabeth Freiin Droste zu Hülshoff war eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen und Schriftstellerinnen, die mit ihren Werken wie der Kriminal-Novelle „Die Judenbuche“ (1842), einem der ersten Werke dieses Genres, fester Bestandteil der deutschen Literaturgeschichte ist. Auch ihre Kurzgeschichte über den Hund „Krambambuli“ ist nicht nur eine wirklich tragische Dreiecksgeschichte, sondern so mitreißend geschrieben, dass ich in der Schule beim Vorlesen vor der ganzen Klasse in Tränen ausgebrochen bin. Was mir heute noch peinlich, aber ein großes Kompliment für die Autorin ist.
  8. 1797 Mary Shelley
    Mary Wollstonecraft Shelley ist eine Autorin, die mit ihrem Roman mehrere Genres geprägt hat, die moderne Wissenschaft inspirierte und bis heute richtig gut zu lesen ist. „Frankenstein” ist genau genommen ein sehr frühes Werk der Science Fiction, auch wenn man es heute eher als Gothic-Novel und damit eher dem Horror zuordnet. Das Werk haben wir bei den Skoutz-Classics schon vorgestellt. Aber auch als Person passt sie gut in diesen Beitrag über starke Frauen der Literaturgeschichte, denn ihre Mutter gilt als eine der Vorreiterinnen des Feminismus‘, während sie selbst als Teenager von zu Hause durchgebrannt ist, um ein freies und selbstbestimmtes Leben zu führen und zu lieben, wen sie wollte.
  9. 1804 George Sand
    Amantine Aurore Lucile Dupin, wie sie mit richtigem Namen hieß, war eine französische Schriftstellerin, die in ihren Werken sozialkritische und emanzipatorische Fragestellungen aufwarf (u. a. „Indiana“ 1823, „Consuelo“ 1842) und für ihren auch für heutige Verhältnisse höchst selbstbewussten und freiheitlichen Lebensstil mit vielen Skandalen bekannt wurde und geblieben ist.
  10. 1807 Frau von W.
    Frau von W.  war eine um 1837 auftretende deutsche Novellistin. Ihre Anonymität wurde bis heute gewahrt und ist somit eines der größeren Geheimnisse der Literatur. Gleichwohl, oder gerade deshalb erfreute sie sich zu ihrer Zeit großer Beliebtheit speziell bei Leserinnen.
    Auffallend subtil beschreibt sie das Gefühlslebens junger Frauen und Mädchen und ist damit im Rahmen der Konventionen ihrer Zeit eine Vorreiterin des New Adult. Diese sinnliche Romantik kombiniert sie mit realistischer Beobachtungsgabe und großartigen Dialogen. Ein Rätsel ist sie bis heute geblieben!
  11. 1811 Harriet Beecher-Stowe
    Harriet Beecher Stowe war eine US-amerikanische Schriftstellerin (u. a. „Onkel Toms Hütte“, 1852) und vehemente Verfechterin der Abschaffung der Sklaverei.
  12. 1816 Charlotte Brontë
    Charlotte Brontë war eine britische Schriftstellerin des Viktorianisches Zeitalters, deren unter dem Pseudonym „Currer Bell“ erschienener erster Roman „Jane Eyre“ (1847) heute zu den Standardwerken der britischen Literatur gezählt wird.
  13. 1818 Emily Brontë
    Emily Jane Brontë war die jüngere Schwester von Charlotte Brontë, deren unter dem Pseudonym Ellis Bell veröffentlichter und einziger Roman „Sturmhöhe“ („Wuthering Heights“ 1847) bis heute noch begeistert, weshalb wir das Buch schon vorgestellt haben (Link). Auch sie war eine Frau, die ihr Leben lang für ihr Unabhängigkeit kämpfte und daher verdient zu den großen Frauen der Literaturgeschichte zählt
  14. 1819 George Eliot
    Hinter dem Pseudonym steckt die englischen Autorin, Journalistin und Übersetzerin Mary Ann Evans, die zu den erfolgreichsten Autoren der viktorianischen Ära zählt.
    Ihre Romane wie „Middlemarch“ gehören zu den Klassikern der englischen Literatur. 2015 wählte ein Gremium von 82 internationalen Literaturkritikern und -wissenschaftlern Middlemarch zum bedeutendsten britischen Roman (Link*)
  15. 1827 Johanna Spyri
    Johanna Spyri war eine Schweizer Schriftstellerin, die als Erfinderin der weltweit populären Kinderbuch-Romanfigur „Heidi“ berühmt wurde („Heidis Lehr- und Wanderjahre“ 1880, „Heidi kann brauchen, was es gelernt hat“ 1881).
    Auch wenn die Geschichten heute etwas aus der Zeit gefallen sind, haben sie doch mit der Freundschaft zwischen Heidi, Klara und dem Geißen-Peter ein Thema, wie man über Standesschranken und Beeinträchtigungen hinweg gemeinsam wachsen kann.
  16. 1830 Marie von Ebner Eschenbach
    Marie von Ebner-Eschenbach war eine bedeutende österreichische Schriftstellerin des 19. Jahrhunderts, die mit sozialkritisch-psychologischen Romanen wie „Das Gemeindekind“ (1887) ein großes Publikum fand und zu einer Kultfigur des Literaturbetriebs ihrer Zeit aufstieg, als die dann sie viele nachfolgende Werke bis heute nachhaltig beeinflusste.
  17. 1831 Hedwig Dohm
    Hedwig Dohm war eine deutsche Schriftstellerin und Frauenrechtlerin aus Berlin, die sich in ihren Werken wie dem Roman „Schicksale einer Seele“ (1899) und gesellschaftspolitischen Schriften für die Gleichberechtigung von Mann und Frau einsetzte und dann sehr früh, auch im internationalen Vergleich Forderungen etwa nach dem Wahlrecht für Frauen erhob. Auch sie ist eine Frau der Literaturgeschichte, die daher sicherlich heute mehr Aufmerksamkeit verdient hätte
  18. 1843 Bertha von Suttner
    Bertha von Suttner war eine österreichische Pazifistin und Frau der Literaturgeschichte (u. a. „Die Waffen nieder!“ 1889), die man heute weniger für ihre Werke als für ihre Taten kennt. Die Ehrenvorsitzende des Internationalen Friedensbüros wurde mit dem Friedensnobelpreis 1905 ausgezeichnet.
  19. 1849 Adele Schopenhauer
    Adele Schopenhauer war nicht nur die Schwester des berühmten Philosophen und die Tochter der Schriftstellerin. Sie schrieb selbst, wagte jedoch erst zu einem späten Zeitpunkt ihres Lebens, etwas zu veröffentlichen. Tagebucheinträge zeigen außerdem ihre Zerrissenheit beim Thema Liebe.
    Als Sinnbild einer Frau, die sich nie so recht getraut hat, an sich zu glauben, die zwischen den Alphatieren Schopenhauer, Goethe und vielen anderen nicht hervorgekommen ist, muss sie als Mutmacher auf unsere Liste. Heute kennt man sie weniger für ihre Märchensammlung oder dem „Tagebuch einer Einsamen“ sondern für ihre zauberhaften Scherenschnitte, die damals wie heute (längst gemeinfrei geworden) viele Märchen- und Sagenbücher zieren.
  20. 1858 Selma Lagerlöf
    Selma Lagerlöf (Selma Ottilia Lovisa Lagerlöf) war eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen Schwedens („Die wunderbare Reise des kleinen Nils Holgersson“ 1906/1907) und 1909 die erste Frau, die den Nobelpreises für Literatur erhielt, und zwar „auf Grund des edlen Idealismus, des Phantasiereichtums und der seelenvollen Darstellung, die ihre Dichtung prägen“.
  21. 1867 Hedwig Courts-Mahler
    Ihre zahllosen Romane wie „Griseldis“ folgen alle demselben Trope: Sozial Benachteiligte überwinden Standesunterschiede durch die Liebe. Die Liebenden kämpfen gegen allerlei Intrigen und finden schließlich zueinander, erlangen Reichtum und Ansehen. Die heimliche Bestseller-Millionärin und „Königin des Groschenromans“ ist eine bis heute beeindruckend erfolgreiche, auflagenstarke Autorin, die es sich mit ihrem „Schund“ leisten konnte, literarische Schwergewichte wie Bertold Brecht zu finanzieren.
  22. 1869 Else Lasker-Schüler
    Elisabeth „Else“ Lasker-Schüler war eine deutsche Dichterin und Zeichnerin. Sie gilt mit ihrem Gedichtband „Meine Wunder“ (1911) „als herausragende Vertreterin der avantgardistischen Moderne und des Expressionismus in der Literatur. In einer Zeit, in der das Ausgefallene schon fast normal war, galt sie als besonders schillernd. 1921 erscheint „Der Wunderrabbiner von Barcelona“, in dem Else Lasker-Schüler den Antisemitismus aufs Schärfste anklagt, und damit zugleich aus dem exzentrischen Kreis weltberühmter Künstler tritt, um gegen Unrecht politisch aufzubegehren. 1933 wurde sie von Nazis tätlich angegriffen und ging ins Exil. Wikipedia bietet einen sehr schönen Artikel über diese Frau (Link*)
  23. 1873 Colette
    Sidonie-Gabrielle Claudine Colette war eine angesehene und hochdekorierte französische Schriftstellerin (u. a. Romane „∫ Vagabonde“ 1910, „Gigi“ 1944), Journalistin und Tänzerin, die als erste Frau ein französisches Staatsbegräbnis erhielt. Was zeigt, dass Frauen der Literaturgeschichte auch auf anderen Gebieten Schranken niederreißen.
  24. 1880 Helen Keller
    Helen Keller war eine bekannte taubblinde US-amerikanische Schriftstellerin (u. a. „The Story of My Life” 1903; „Nur drei Tage Augenlicht„). Sicherlich in Anbetracht ihrer Behinderung eine der faszinierendsten Persönlichkeiten der Literaturgeschichte. Ich bin ein Fan, auch weil sie wirklich wundervoll schreibt.
  25. 1882 Virginia Woolf
    Virginia Woolf war eine britische Schriftstellerin und Verlegerin, die u. a. zahlreiche Essays und Kurzgeschichten wie „Mrs. Dalloway“ (1925), „Ein eigenes Zimmer“ (1929) und „Die Wellen“ (1931) verfasste. In vielen Listen wird sie als eine wichtigsten Frauen der Literaturgeschichte geführt
  26. 1890 Agatha Christie
    Dame Agatha Christie (Agatha Mary Clarissa Christie) war eine britische Schriftstellerin, die mit vier Milliarden (4.000.000.000!!!) verkauften Exemplaren ihrer auch unzählige Male verfilmten Kriminalromane wie „Mord im Orient-Express“ (1934 mit „Hercule Poirot“) und „16 Uhr 50 ab Paddington“ (1957 mit „Miss Marple“) als erfolgreichste Buchautorin aller Zeiten und „Queen of Crime“ gilt und ganz oben auf der Liste der Frauen der Literaturgeschichte stehen muss.
  27. 1892 Djuna Banres
    Die US-amerikanische, offen bisexuelle Künstlerin und Autorin Djuna Barnes ist hierzulande weniger bekannt. Sie wird aber in den USA als Ikone der lesbischen Literatur gefeiert, deren Roman „Nightwood“ ein Klassiker der amerikanischen Literatur ist und in Schulen gelesen wurde, bevor auch dieses Buch vielerorts den „Book Bans“ zum Opfer fiel.
  28. 1897 Enid Blyton
    Der englischen Kinderbuchautorin Enid Mary Blyton verdanken wir viele Helden unserer Kindertage, wie etwa der fünf Freunde. Ihre Bücher sind seit den 1930er Jahren weltweite Bestseller und oft verfilmt. Mit Übersetzungen in mehr als 90 Sprachen hält sie ungeachtet in jüngerer Zeit aufgetretener Kritik an ihrer Person Platz 4 der Liste der meistübersetzten Autoren aller Zeiten.Damit ist sie neben der Spitzenreiterin Agatha Christie die zweite Frau in den Top 4 (neben Jules Verne und William Shakespeare).
  29. 1900 Anna Seghers
    Unter dem Pseudonym Anna Seghers verfasste die überzeugte Kommunistin Annette Rehling viele Texte, mit denen sie die Nationalsozialisten scharf kritisierte. Mit der Machtergreifung wurden ihre Bücher dann auf den Index gesetzt und verbrannt.
    Nach ihrer Flucht aus Deutschland und mehreren preisgekrönten Werken wie „Transit“ und „Das siebte Kreuz“, kehrte sie nach Berlin zurück. Sie war Gründungsmitglied der Akademie der Künste und einflussreiche Persönlichkeit im Schriftstellerverband der DDR.
  30. 1900 Margaret Mitchell
    Margaret Munnerlyn Mitchell war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Autorin. Ihr mit dem Pulitzerpreis 1937 ausgezeichneten ersten und zugleich einzigen Roman „Vom Winde verweht“ (1936) verschaffte ihr Weltruhm. Dessen Verfilmung (1939) mit bis heute ca. 500 Millionen Kinobesuchern gilt als erfolgreichster Film aller Zeiten und prägte seither den Liebesroman nachhaltig. Auch in Bezug auf sensible Neuübersetzungen machte das Werk in jüngerer Zeit von sich reden (Link).
  31. 1907 Astrid Lindgren
    Die Schwedin Astrid Anna Emilia Lindgren gehört mit einer Gesamtauflage von etwa 165 Millionen Büchern zu den bekanntesten Kinder- und Jugendbuchautoren der Welt.
    Ihre Werke wie „Pippi Langstrumpf„, „Die Kinder aus Bullerbü“ oder die „Brüder Löwenherz“ sind in aller Welt und in 106 verschiedenen Sprachen erschienen. Damit gehören ihre Werke zu den meistübersetzten überhaupt.
  32. 1907 Daphne du Maurier
    Dame Daphne du Maurier war eine englische Schriftstellerin düsterer Thriller. Viele Werke wurden von Alfred Hitchcock verfilmt (u. a. „Rebecca“ 1938, „Die Vögel“ 1952) und damit unsterblich. Auch wenn man heute nicht mehr so viel von ihr liest, die Literatur und unsere Genreerwartungen schon sehr geprägt hat.
  33. 1908 Simone de Beauvoir
    Simone Lucie Ernestine Marie Bertrand de Beauvoir war eine französische Schriftstellerin, Philosophin und Feministin. Sie engagierte sich unermüdlich speziell für die Rechte der Frauen, auch politisch. Mit ihren zahlreichen, gesellschafts- und sozialkritischen Romanen, Erzählungen und Essays gilt sie als Vertreterin des französischen Existentialismus.Bahnbrechend ist ihr feministisches Werk „Das andere Geschlecht“.
  34. 1911 Luise Rinser
    „Ich bin eine Störung“ l
    ässt Luise Rinser ihre Figur in „Der schwarze Esel“ (1974) sagen. Damit beschrieb sie zugleich sich selbst als kontroverse Figur des Literaturbetriebs im Nachkriegsdeutschland. Unberechenbar, meinungsstark und stets nur ihren eigenen Ansichten verhaftet, ist ihr gesellschaftliches Leben deutlich wendungsreicher als ihre eher den Mainstream-Geschmack bedienenden Romane. Was zeigt, wie sehr Werk und Mensch auseinanderfallen können.
  35. 1919 Doris Lessing
    Die britische Autorin, Feministin und Kommunistin Doris Lessing trat Zeit ihres Lebens persönlich wie in ihren Werken für die Freiheit des Individuums und eine freiheitliche Gesellschaft ein. Für ihr Hauptwerk „den Emanzipations-Klassiker, „das Goldene Notizbuch“ erhielt sie schließlich zu Recht den Literatur-Nobelpreis.
  36. 1921 Ilse Aichinger
    Die österreichische Autorin wurde Im Nationalsozialismus verfolgt, überlebt aber den Holocaust. Ab 1951 ist sie Mitglied der „Gruppe 47“. Sie erhält zahlreiche Preise für ihre Publikationen, wie etwa für „Die größere Hoffnung“, ein Roman, in dem sie ihre Erlebnisse der NS-Zeit in Wien verarbeitet.
  37. 1921 Patricia Highsmith
    Patricia Highsmith erlangte für ihre Psychothriller, ein Sub-Genre, das sie maßgeblich prägte, Weltruhm. Die Autorin wird auch heute noch gerne ebensogerne verfilmt wie auch gelesen. Ihr wohl bekanntestes Werk ist “Der talentierte Mr. Ripley”.
  38. 1923 Judith Kerr
    Judith Kerr war eine britische Schriftstellerin und Illustratorin deutscher Herkunft, die mit ihrer jüdischen Familie 1933 vor den Nazis nach Großbritannien flüchtete. Sie ist vor allem für ihr autobiografisches motiviertes Werk „Als Hitler das rosa Kaninchen stahl“ (1971) bekannt.
  39. 1924 Rosamunde Pilcher
    Obwohl die Engländerin Rosamunde Pilcher heute als eine der kommerziell erfolgreichsten Romanautoren gilt, kam ihr Durchbruch erst spät, nämlich 1987 mit „Der Muschelsammler“. Doch was wäre seither der Liebesroman ohne sie? Oder das ZDF mit quotenstarken gefühlvollen Geschichten vor Cornwalls Kulisse? Sowohl  ihre Auflagen als auch als ihr Beweis dafür, dass es sich lohnt, auf Erfolg zu warten, holt sie auf unsere Liste der Frauen der Literaturgeschichte.
  40. 1926 Harper Lee
    Harper Lee war eine US-amerikanische Schriftstellerin und Trägerin des Pulitzer-Preises. Ihr erster und bis ins hohe Alter einziger publizierter Roman ist „Wer die Nachtigall stört“ („To Kill a Mockingbird“ 1960). Daraus wurde mit 40 Millionen verkauften Exemplaren ein weltweiter Bestseller und erfolgreich verfilmt (1962). Er ist heute noch beliebte Schullektüre, einfach, weil er so eindringlich von Mut und Toleranz erzählt. Dinge, die wir heute auch noch dringend brauchen.
  41. 1926 Ingeborg Bachmann
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    ngeborg Bachmann, gelegentliches Pseudonym Ruth Keller, war eine österreichische Schriftstellerin und gilt als eine der bedeutendsten deutschsprachigen Lyrikerinnen und Prosaschriftstellerinnen. Ihr zu Ehren wird seit 1977 jährlich der Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen.
  42. 1929 Christa Wolf
    Christa Wolf war eine deutsche Schriftstellerin. Sie zählte zu den bedeutendsten Schriftstellerpersönlichkeiten der DDR und wurde vielfach ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis. Ihr bekanntestes Werk dürfte das DDR-kritische Werk „Der geteilte Himmel“ (1962) sein, das auch im Westen erfolgreich war.
  43. 1929 Ursula K. Le Guin
    Die Amerikanerin Ursula Kroeber Le Guin kennt man als Autorin wundervoller fantastischer Literatur. Doch sie ist auch politischer Utopien und streitbarer emanzipatorischer Schriften. Sie alle sind bis heute lesenswert und von zeitloser Klugheit. So etwa der Deren Hainish-Zyklus und die weltberühmten Fantasy-Romane des Erdsee-Zyklus.
  44. 1930 Marion Zimmer Bradley
    Marion Zimmer Bradley war eine US-amerikanische Schriftstellerin, die mit Fantasy-Romanen wie Die Nebel von Avalon oder bereits ihrem SF/Fantasy Darkover-Zyklus weltweit bekannt wurde. In ihren Werken stellt sie sowohl die weibliche, emanzipatorische Perspektive in den Vordergrund, als auch gleichgeschlechtliche oder bisexuelle Liebe. Neben ihrem eigenen Schaffen war MZB sehr engagiert in der Förderung des literarischen Nachwuchses. Sie hat vielen heute weltberühmten Talenten auf den literarischen Weg verholfen und ist daher sicherlich eine der Frauen der Literaturgeschichte. Diese Leistungen wurden jedoch von Missbrauchsvorwüfen aus ihrer Familie überschattet.
  45. 1931 Toni Morrison
    Die US-amerikanische Autorin Toni Morrison zählt zu den bedeutendsten Vertreterinnen der afroamerikanischen Literatur. Sie erhielt 1993 als erste schwarze Autorin den Literaturnobelpreis. Eines ihrer bekanntesten Werke ist „Menschenkind“.
  46. 1935 Ingrid Noll
    Ingrid Noll ist eine der bekanntesten deutschen Schriftstellerinnen. In ihren sehr populären Krimis entledigen sich Frauen mit kuriosen Methoden ihrer Opfer (u. a. „Der Hahn ist tot“ 1991, „Die Apothekerin“ 1994, „Hab und Gier“ 2014). Diese Themenwahl macht sie am Tag der Frauen also doppelt spannend und sichert ihr einen Platz unter den Frauen der Literaturgeschichte.
  47. 1939 Margaret Atwood
    Die kanadische Autorin und Dichterin Margaret Atwood wird immer wieder als Anwärterin auf den Literatur-Nobelpreis gehandelt. Sie schreibt Romane, Essays, Kurzgeschichten und Lyrik. Nicht erst durch die Verfilmung ist ihre beklemmende Dystopie „Der Report der Magd“ ihr hierzulande wohl bekanntestes Werk. Zu Recht, denn die Magd prägt sowohl die Dystopie als SF-Subgenre als auch den modernen Horrorroman maßgeblich.
  48. 1942 Donna Leon
    Donna Margaret Leon ist eine US-amerikanisch-schweizerische Schriftstellerin. In Deutschland kennt und liebt man sie für ihre Endlos-Krimireihe um den Polizisten Commissario Guido Brunetti, seine streitbare Gattin Paola und seine pfiffige Kollegin Elettra. Der Mix aus Italien-Flair, Cosy Crime, Gesellschaftskritik und starken Frauen begeistert seit Jahrzehnten.
  49. 1942 Isabel Allende
    Isabel Allende Llona ist eine chilenisch-US-amerikanische Schriftstellerin und Journalistin. Ihre Werke wurden bislang in 27 verschiedene Sprachen übersetzt und seither über 51 Millionen Exemplare verkauft. Mit ihrem bekanntesten Werk, dem autobiografisch inspirierten Generationenroman „Das Geisterhaus“ machte sie die südamerikanische Literaturgenre des „Magischen Realismus“ dann auch in Europa bekannt.
  50. 1944 Anne Rice
    Die US-Schriftstellerin Anne O’Brien Rice ist vor allem für ihre zehnbändige Romanreihe „Chronik der Vampire“ (1976–2003) bekannt. Spätestens seit dem 1994 starbesetzt verfilmten ersten Roman „Interview mit einem Vampir“ prägt sie das Bild des modernen Vampirs. Was wäre sonst aus der Fantasy der letzten Jahrzehnte ohne sie geworden?
  51. 1965 J.K. Rowling
    Joanne Rowling verdanken wir, dass mehrere Generationen zum Lesen gekommen sind. Harry Potter hat Milliarden von Menschen verzaubert und tut das – trotz der Kritik an seiner Autorin – bis heute.
  52. 1969 Jojo Moyes
    Pauline Sara Jo Moyes kennt man weltweit als Jojo Moyes. Ihr verdanken wir, dass wir seit 2002 wieder beim Lesen hemmungslos weinen dürfen. Mit dem Weltbestseller „Ein ganzes halbes Jahr“ begann ihre bis heute anhaltende Karriere. Sie erzählt von der Unsterblichkeit der Liebe selbst unter schwierigsten Verhältnissen. Und trifft damit den Nerv in unserer Zeit, in der man sich immer öfter einsam und hilflos fühlt.
  53. 1973 Stephenie Meyer
    Stephenie Meyer ist eine US-amerikanische Jugendbuchautorin, die mit ihrer Vampir-Roman-Serie „Twilight“ (2006–2010) weltweit Erfolge feiert. Sie beweist mehr als deutlich, dass auch die Mega-Seller durchaus aus Frauenhand kommen können.

Die Liste zeigt: Frauen nicht nur Engel, nicht nur Opfer, sondern auch Täter. Frauenskandale ziehen sich quer durch alle Zeiten. Aufgrund ihres Einflusses für die Literatur haben wir sie dann aber doch unabhängig von ihrer Person hier aufgeführt.

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